Michaelis, Georg
Georg Michaelis ( 8. September 1857 in Haynau/Schlesien, 24. Juli 1936 in Bad Saarow/Brandenburg) war ein deutscher Politiker (DNVP) und Jurist.
Inhaltsverzeichnis
Laufbahn
Frühe Karriere und politischer Aufstieg
Georg Michaelis wurde 1857 als Sohn des Richters Paul Michaelis und seiner Frau Henriette (geb. von Tschirschky-Boegendorff) in Haynau (Schlesien) geboren. Er wuchs jedoch in Frankfurt an der Oder auf. Sein Vater starb bereits 1866 an der Cholera. Von 1876 bis 1879 studierte er Rechtswissenschaft in Breslau, Leipzig und Würzburg. 1879 begann er ein Referendariat in Frankfurt/Oder und leistete dort seinen Militärdienst ab. Seine Referendarzeit beendete er jedoch bei der Staatsanwaltschaft in Berlin. Ohne eine Dissertation wurde er 1884 in Göttingen promoviert, seit 1885 lehrte er auf Einladung der japanischen Regierung an der "Schule deutscher Rechtswissenschaften" in Tokio Staats- und Verwaltungsrecht. Schließlich kehrte er nach Berlin zurück und nahm eine Stelle als unbesoldeter Assessor bei der Staatsanwaltschaft an. In den folgenden Jahren stieg er kontinuierlich im preußischen Justizdienst, danach im inneren Verwaltungsdienst auf. Er war dabei in den preußischen Westprovinzen, in Breslau und in Liegnitz tätig. Erst mit der Berufung zum preußischen Unterstaatssekretär 1909 kehrte Michaelis nach Berlin zurück. 1914 - nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges - erhielt er den Vorsitz im Aufsichtsrat einer Kriegsgetreide-Gesellschaft, 1915 ging diese Gesellschaft in der Reichsgetreidestelle auf. Am 4. März desselben Jahres übernahm Michaelis die Führung dieser Reichsgetreidestelle als Reichskommissar mit erweiterten Vollmachten zur Beschlagnahme und Zwangsverwaltung von Getreide. Im Jahre 1917 wurde er preußischer Staatskommissar für Volksernährung.
Reichskanzlerschaft
Nachdem der unbeliebte Theobald von Bethmann Hollweg durch die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) abgesetzt worden war, wurde Michaelis am 14. Juli 1917 zum ersten nichtadligen Reichskanzler ernannt. In seine Regierungszeit fiel eine Resolution des Reichstages, die einen Frieden ohne Annexionen forderte. Michaelis fügte dem hinzu: "Wie ich sie auffasse." Bezüglich der Friedensnote des Papstes Benedikt XV. vom 1. August vermied er eine klare Stellungnahme vor allem hinsichtlich des belgischen Problems. Innenpolitisch lehnte er eine Reform des preußischen Dreiklassenwahlrechts ab. Schon nach kurzer Zeit hatte Michaelis das Mißfallen des Reichstages auf sich gezogen, so daß dieser seinen Rücktritt forderte. Zwar versuchte er, wenigstens den Posten des preußischen Ministerpräsidenten für sich zu behalten, doch am 31. Oktober mußte er vom Amt des Reichskanzlers sowie dem des Ministerpräsidenten zurücktreten. Ein Angebot seines Nachfolgers Graf Hertling, ein Amt in dessen Kabinett zu übernehmen, wies er zurück.
Weitere politische Tätigkeit
Am 1. April 1918 wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Pommern mit Sitz in Stettin ernannt. Nach Kriegsende arbeitete er auch mit den örtlichen Arbeiter- und Soldatenräten zusammen. Erst am 31. März 1919 wurde er von der Revolutionsregierung in Berlin abgesetzt. Danach widmete er sich insbesondere der Wirtschaftsförderung der deutschen, vor allem der Berliner Studentenschaft und der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung. Außerdem war er Mitglied der Generalsynode und des Kirchenrates der Altpreußischen Union. Seit 1919 gehörte er der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an. Im Jahre 1921 veröffentlichte er seine Memoiren unter dem Titel "Für Staat und Volk. Eine Lebensgeschichte". Am 24. Juli 1936 starb er in Bad Saarow in Brandenburg.
Literatur
- Rüdiger Graf von der Goltz: Deutschlands Köpfe der Gegenwart über Deutschlands Zukunft, Eigenbrödler Verlag, 1928
Amt | Vorgänger | Regierungszeit | Nachfolger |
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Preußischer Ministerpräsident | Theobald von Bethmann Hollweg | 1917 | Georg Graf von Hertling |
Deutscher Reichskanzler |
Theobald von Bethmann Hollweg | 1917 | Georg Graf von Hertling |