Hertling, Georg von

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Prof. Dr. Dr. h. c. Graf von Hertling

Georg Friedrich Karl Freiherr von Hertling, seit 1914 Graf von Hertling (Lebensrune.png 31. August 1843 in Darmstadt; Todesrune.png 4. Januar 1919 in Ruhpolding/Oberbayern) war ein deutscher Politiker, Philosoph, Bayerischer Ministerpräsident, Preußischer Ministerpräsident, Mitglied des Reichstages, Wirklicher Geheimer Rat und vorletzter Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches.

Laufbahn

Graf von Hertlings Grab
Ruhpolding, Friedhof, Grabkapelle
Inschrift des Grabsteins

Wissenschaftliche Ausbildung und frühe politische Karriere (1843-1896)

Georg von Hertling wurde 1843 als Sohn des Hofgerichtsrats Jakob Freiherr von Hertling und seiner Frau Antonie (geb. von Guaita) in Darmstadt geboren. Er wurde von seiner Mutter katholisch-religiös erzogen und erwog deshalb auch eine Priesterlaufbahn.

Nach einem Studium der Philosophie in Münster, München und Berlin promovierte der Korporierte 1864 zum Dr. phil. in Berlin, drei Jahre später folgte die Habilitation in Bonn. 1869 heiratete er Anna von Biegeleben, aus dieser Ehe gingen fünf Töchter und ein Sohn hervor. Politisch engagierte er sich in der katholischen Zentrumspartei. Über den Wahlkreis Koblenz wurde er 1875 in den Reichstag gewählt, dem er zunächst bis 1890 angehören sollte. Gleichzeitig widmete er sich aber nach wie vor dem wissenschaftlichen Leben. 1876 war er Mitbegründer der „Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland“. Bis zu seinem Tod amtierte er als ihr Vorsitzender. Ferner wurde er 1882 zum Professor für Philosophie an der Universität München berufen, wo er sich vor allem mit der Staats- und Sozialphilosophie befaßte. Im Jahre 1890 kandidierte er nicht wieder für den Reichstag und schied aus diesem aus.

Spätere politische Karriere und Tod (1896-1919)

1896 wurde Hertling über den Wahlkreis Memmingen erneut für die Zentrumspartei in den Reichstag gewählt. Hier befaßte er sich insbesondere mit außen- und finanzpolitischen Themen. Von 1909 bis 1912 war er außerdem Führer der Reichstagsfraktion des Zentrums. Am 9. Februar 1912 wurde er vom bayerischen Prinzregenten Luitpold von Bayern mit der Leitung des Bayerischen Gesamtstaatsministeriums betraut, weshalb er den Reichstag verließ. Am 14. Juli 1917 war Hertling dann als Nachfolger des zurückgetretenen Reichskanzlers Bethmann Hollweg im Gespräch, jedoch wies er dies zurück. Als dann aber der neue Reichskanzler Michaelis noch am 31. Oktober desselben Jahres demissionierte, sah er es als seine Pflicht an, diesmal die Nachfolge anzutreten. Am 1. November wurde er zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Da Hertling dem rechten Flügel der Zentrumspartei angehörte, lehnte er eine Parlamentarisierung des Reiches entschieden ab. Allerdings wurde in seiner Amtszeit dennoch der Plan zur Einführung eines Verhältniswahlrechtes gefaßt. Nach der Ankündigung Kaiser Wilhelms II., eine parlamentarische Monarchie in Deutschland einzuführen, trat er am 30. September 1918 zurück. Sein Reichskanzleramt übernahm der von ihm selbst empfohlene Maximilian von Baden. Bereits drei Monate später verstarb er in Ruhpolding in Oberbayern.

Zitate

  • „Ja, der Kaiser ernannte im Herbst 1917 den Grafen Hertling zum Reichskanzler, der als Führer der Ultramontanen und Vorsitzender der Görres-Gesellschaft seiner ganzen Vergangenheit nach nicht geeignet war, zu gleicher Zeit, leitender Beamter des Deutschen Reichs und Hauptvertreter des politischen Katholizismus zu sein. Der Erfolg? Die römische Kurie und ihre Leibgarde, das Zentrum, erwiesen sich nicht als »Stützen des Thrones«.“ [1]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1882 zum ordentlich Professor für Philosophie an die Universität München berufen
  • Lebenslänglicher Reichsrat der Krone Bayerns seit 1891
  • Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seit 1896/99
  • Ehrendoktor: Dr. rer. pol. h. c.
  • Großkreuz vom Päpstlichen Piusorden, 1914
  • Die Georg-Hertling-Medaille des Kartellverbands katholischer deutscher Studentenvereine (KV) wurde nach ihm benannt, u. a. 1991 an Kardinal Joseph Ratzinger verliehen

Schriften (Auswahl)

  • Naturrecht und Socialpolitik (1893) (PDF-Datei)
  • Kleine Schriften zur Zeitgeschichte (1897) (PDF-Datei)
  • Recht, Staat und Gesellschaft (1907) (PDF-Datei)
  • Historische Beiträge Zur Philosophie, Diplomica Verlag 1914
  • Erinnerungen aus meinem Leben (1919) (Band 1, Band 2 PDF-Dateien)

Literatur

  • Karl von Hertling: Ein Jahr in der Reichskanzlei Erinnerungen an die Kanzlerschaft meines Vaters (1919) (PDF-Datei)

Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Preußischer Ministerpräsident Georg Michaelis 1917-1918 Max von Baden
Deutscher
Reichskanzler
Georg Michaelis 1917-1918 Max von Baden

Fußnoten

  1. Heinrich Wolf: Angewandte Geschichte - Eine Erziehung zum politischen Denken und Wollen (1920) S. 446