Thoma, Hans

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Hans Thoma.jpg
Hans Thoma’s Grab
Karlsruhe, Hauptfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Hans Thoma (Lebensrune.png 2. Oktober 1839 in Oberlehen bei Bernau im Schwarzwald; Todesrune.png 7. November 1924 in Karlsruhe) war ein deutscher Maler. Er war ein Unterzeichner des Aufrufs an die Kulturwelt am Beginn des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland.

Leben

Hans Thoma wurde am 2. Oktober 1839 in Oberlehen bei Bernau geboren. Mit 15 Jahren verlor er seinen Vater, seine Mutter erkankte schon früh das Talent ihres Sohnes und förderte es. Da der Trieb zum kritzeln und Zeichnen schon in früher Jugend mit kindliche Leidenschaft sich bekundete, gab man den Knaben Thoma bei einen Baseler Lithographen in die Lehre. Aber der städtische Betrieb schlug dem Naturkind nicht an; auch ein Aufenthalt in der Lehre eines Uhrenmalers Furtwangen war nicht von Dauer.

So blieb Thoma bis zu seinen neunzehnten Jahre eigentlich zwecklos in Bernau, aber schließlich ward man doch in seinen kleinen Kreise auf ihn aufmerksam, einige einflußreiche Personen brachten Proben von ihm an die Karlsruhe Kunstakademie, deren Direktor damals der Historienmaler Johann Wilhelm Schirmer war; und dank dieser Gönner, unter denen selbst der badische Großherzog war, gelang es Hans Thoma im Jahre 1859 als Schüler die Karlsruher Akademie zu beziehen. Damit begann seine ordentliche Künstlerlaufbahn.

Sechs Winter studierte Thoma in Karlsruhe., teils in der Malklasse, teils in Schirmers Atelier; und jedesmal verbrachte er den aufschließen Sommer in der Bernauer Heimat, auf eigene Faust arbeitend als Schüler der Mutter Natur. Was ihn diese schaffen lehrte, ward oft von jenen Meistern ausgelacht. Aber schon damals bewährte sich an Thoma die glückliche Gabe des humorumwitterten Selbstvertrauens, des Glaubens an die eigene Welt und eines von jeder Überheblichen freien Stolzes, den kein Lob noch Tadel verwunden kann. Er fühlte, daß er die Bahn, die ihm die Akademie vorzeichnete, nicht gehen konnte, und so beschloß er 1866 auf eigene Faust seinen Weg zu machen. Der vorübergehenden Versuch, in Basel eine Lehrstelle zu bekommen, mißlang; aber in Düsseldorf schienen ihm die Verhältnisse günstig zu liegen. Dort setzte er sich fest – doch auch wieder ohne Erfolg. Launig erzählte Thoma aus dieser Zeit

„In einem kleinen Atelier arbeitete ich in Düsseldorf nun recht fleißig,, mit dem guten Gefühl, in einer richtigen Malerstadt zu sein; ich stellte auch einiges aus, aber die Bilder waren Fremdlinge, und die Kunsthändler wußten nichts damit anzufangen – sie bewegten sich so gar nicht auf die Linie Aschenbach – Bautier. Die Karlsruher Empfehlungen versagten auf eine fast komisch zu nennende Art. Die Situation wurde Ernst – sehr ernst – ich hat einen befreundeten Maler, daß er einen Winkelkunsthändler, der so genannten Kitsch für ein paar Taler in den Ateliers kaufte, zu mir schicken sollte,. Eine ganze Reihe kleiner Bilder wurden aufgestellt, als er kam; er sah sie lange an, ich stand erwartungsvoll dahinter – wie wichtig war mir die zu erwartende Kritik – endlich sagte er ‚Ich kann ihre Bilder nicht brauchen für das Publikum, mit dem ich meine Geschäfte mache – das sind gute Bilder, aber nicht verkäuflich, ich kann sie nicht brauchen.‘
Ich wollte auf jeden Preis eingehen, den er mir bieten wolle, er zog sich zurück, indem er sagte: ‚Ihre Bilder sind zu gut für mich und mein Publikum.‘ Ich rief ihn unter der Tür noch nach, daß meine Bilder so schlecht seien wie irgendwelche – aber es half nichts. Wie so oft im Leben, kam die Hilfe in der Not von ganz unerwarteter Seite; von einem Unbekannten wurde ein bei einer Kunsthandlung aufgestelltes Bild für 150 Taler gekauft – da war ich schön heraus.“[1]

In Düsseldorf schloß Thoma Freundschaft mit dem aus Frankfurt gebürtigen Maler Otto Scholderer, einer feingebildeten vornehmen Natur, deren delikate Portraits durch die Jahrhundertausstellung ans Licht gerückt worden waren.

An Otto Scholderer schloß sich Thoma an und ließ sich von ihm bewegen, mit ihm 1868 eine Reise nach Paris zu unternehmen. Vor den Bildern des

Henri-Edmond Delacroix, Jean-François Millet und vor allem Gustave Courbet wurde er von einer beruhigenden Freude erfaßt; er fühlte zum erstenmal, daß sein künstlerisches Streben ohne Vorbild, ohne Anleitung einem Ziele zudrängte, das auch das Ideal großer und gefeierte Meister war. So schuf er rüstig weiter Bild um Bild und ließ sich schließlich von Karlsruher Freunden überreden, wieder an der alten Stätte seinen Wohnsitz aufzuschlagen, um im dortigen Publikum Wurzel für seine äußere Existenz zu fassen. Damit sollte er aber gar schlecht ankommen; seine Bilder wurden im Kunstverein nicht nur ausgelacht, sondern viele Mitglieder stellten 1869 sogar den förmlichen Antrag, diesen Herrn Thoma in Zukunft das Ausstellen in im Karlsruhe Kunstvereine doch ein für allemal zu verbieten. Wie mag wohl der selbe Hans Thoma, der später in der selben Stadt Direktor der Gemäldegalerie, Mitglied der Ständekammer, Ehrendoktor in seinen weißen Bart gelächelt haben, als er anno 1909 bei der Ovation zu seinen 70. Geburtstag um vierzig Jahre zurückdachte. –

1870 brach Thoms wieder seine Zelte ab, verließ diese Stätte seiner Wirkungslosigkeit und ging nach München. Nun begann seine Stern aufzugehen, wenn auch vorerst nur mit flackendem bescheidenen Lichte. Denn in München lebte damals schon eine größerer Kreis von Künstlern und Kunstfreunden, deren Verständnis hoch über das Banale erhaben war. An Emil Lugo, Wilhelm Leibl, Arnold Böcklin, Viktor Müller, Louis Eysen, den Kunsthistoriker Adolf Bayersdorfer und den Philosophen Carl du Prel schlossen sich Thoma an; aber beim größeren Publikum hatte er zunächst eben so viel Pech wie jene Freunde. Über diese Zeit erzählte Thoma folgendes:

„Als Mitglied des Kunstvereins hatte ich das Glück, ein kleines Genrebild zu gewinnen, dass auf 300 Gulden bewertet war, ich machte mir nichts daraus und stelle es gleich umgekehrt an die Wand. Die Gewinnliste wird veröffentlicht, und so vermutete ich auch gleich, warum der Kunsthändler folgenden Tages bei mir eintrat und sagte, er wolle sich doch einmal bei mir umsehen, ob nicht etwas für ihn habe, ich dachte den Kunstvereinsgewinn um und sagte: „Hier!“ – Er sah es mit einem Seitenblick an und sagte: ‚Das ist nicht von Ihnen, ich will wirklich was von ihnen haben.‘ Nun stand auf der Staffelei ein mittelgroßes Bild fertig – ich nannte einen mäßigen Preis, er ging wieder nach dem Genrebildchen, und endlich wurden wir einig, daß er mir für mein Bild und das Kunstvereinsbild zusammen 400 Gulden zahlte. Da habe ich gelacht, denn ich bildete mir ein, für ein Bild von mir endlich einmal 400 Gulden gelöst zu haben, den Kunstvereinsgewinn konnte ich ja, da ich ihm keinen Wert beilegte, außer Rechnung lassen. Aber meine Freude dauerte nicht lange – nach kurzer Zeit kam der Kunsthändler wieder, ich freute mich schon und dachte, der will noch mehr, aber er sagte: ‚Ja, Herr Thoma, ich kann das Bild, das ich von Ihnen gekauft habe, nicht behalten. Sie müssen es wieder zurücknehmen‘, und als ich ihm sagte, daß ich nicht in der Lage sei, verkaufte Bilder wieder zurückzunehmen, erklärte er, dann müsste er das Bild in der Rumpelkammer stellen, denn im Salon könnte er es nicht lassen, weil jeder, der zu ihm komme, darüber lache. Das ärgerte mich nun doch, und wir wurden handelseinig, daß ich ihm 100 Gulden gab und er mir wieder mein Bild. Meine Selbstbetrug war zerstört, nur 100 Gulden war mein Bild wert, der Kunstvereinskitsch aber 300.“[1]

Hans Thoma sprach von dem Bild „Frühlingsidyll“, daß die Dresdner Galerie 1897 angekauft hatte.

In diesem Münchner Jahren entstand auch eine der schönsten und populärsten aller Thomaschen Schöpfungen: sein „Kinderreigen“, der in farbige Nachbildung in vielen Tausenden deutschen Kinderstuben am Anfang des 20. Jahrhunderts hingen. Das Original hatte Thoma der Karlsruher Kunsthalle überlassen.

Auch in München hätte sich Thoma kaum über Wasser halten können, wenn nicht ein Engländer namens Thomas Tee zwei Jahre hintereinander mehrere Bilder von ihm gekauft hätte. Doch vermittelte ihm der Münchner Aufenthalt mancherlei Bekanntschaften und Verbindungen, die ihm wichtig wurden und seinen Ruhm vorbereitet halfen. Ein Frankfurter Arzt, Dr. Otto Eiser, lud ihn ein nach Frankfurt zu kommen und gab ihn gleich einige Aufträge. So vergingen die nächsten Jahre wechseln zwischen Frankfurt und München, dazwischen kam 1874 die erste italienische Reise in Gesellschaft des Malers Albert Lang. Dieser italienische Aufenthalt währte vier Monate; in Rom traf Thoma in der deutschen Künstlekneipe mit allerlei bramarbasierenden deutschen Malern zusammen.

„In einer abendlichen Weinkneipe wurde heftig darauf hingewiesen, daß es mit der modernen Kunst nicht gut kommen könne, bis die alte Kunst beseitigt sei und man kam überein, daß es gut wäre, den Vatikan und alle anderen Sammlung zu verbrennen – den Tag darauf eilte ich, die Sammlungen noch zu sehen, da ich nun doch einmal in Italien war.“[1]

Endlich 1877 blühte für Thoma ein neues Leben; es führte seine Liebe zum Traualtar und siedelte mit Frau, Mutter und Schwester nach Frankfurt endgültig über. Seine Frau Cella war ihm 25 Jahre in Glück verbunden gewesen und hatte neben ihm ihr schönes malerisches Talent in geschmackvoll Stillleben ausgeübt. Sie war von kraftvolle Anmut und einen merkwürdigen italienischen Typus. So hatte er sie in dem schönen Bild der Giardiniera verewigt, gemalt wurde dieses Portrait 1881 in Frankfurt kurz nach Heimkehr von einer gemeinsamen Italienreise.

Italiens Wunderwelt hatte Hans Thoma seit seiner ersten Reihe 1874 tief ins Herz geschlossen und viel durchwandert. Im ganzen hatte er fünf italienische Reisen gemacht und jedesmal reiche malerische Ausbeute heimgetragen.

Gegen Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts begann Thoma’s Ruhm. In München gingen plötzlich dem Publikum die Augen auf (zu vergessen sei nicht, daß schon 1884 in Liverpool eine Gesamtaufstellung seiner Werke mit Anerkennung stattfand); in Henry Thode, den Schwiegersohn Richard Wagners, lebte ihn ein unermüdlich in Wort und Schrift begeisternder wirkender Apostel; seine Bilder fingen an, galeriereif zu werden. Nun gingen auch die breiteren Volksschichten mit. Was ehedem unbeholfen – hölzerne, gänzlich verzeichnete grasse Pinseleien waren, wurde nun plötzlich als tiefdeutsche Poesie, innerlichste Innigkeit, gesund – einfache Technik gefühlt und gepriesen. Thoma selbst hatte seine Freude an dieser weiten Wirkung und verlegte sich darauf, durch Steindruck und Holzschnitt fliegende Blätter für das Volk zu schaffen, so wie sie einst zu Dürers Zeiten.

Seit 1899 stand Thoma in Amt und Würden. Der Großherzog, dessen Gunst ihm schon am Anfang seiner Laufbahn geleuchtet hatte, berief ihn 1899 als Direktor an die Spitze der Karlsruhe Kunsthalle, und dort hatte er auch sein Atelier.

1890 stellte er erstmals seine Werke erfolgreich im Münchner Kunstverein aus und schloß sich der Münchner Sezession an. 1899 wurde er als Galeriedirektor nach Karlsruhe berufen und erhielt gleichzeitig eine Professur an der dortigen Kunstschule. Zu seinem 70. Geburtstag wurde das Hans-Thoma-Museum als Anbau der Karlsruher Kunsthalle eröffnet. Hans Thoma hatte seine Erinnerung, seine Aufsätze und seine Reden gesammelt und unter dem Titel „Im Herbst des Lebens“ im Verlag der „Süddeutschen Monatshefte“ in München erscheinen lassen.

Bildergalerie (Auswahl)

Werke (Auswahl)

Hans Thoma - Hüter des Tales.jpg
  • Bilderbuch für mein Pathchen Johannes Arthur Minoprio, Original-Handschrift auf Papier, 1882 (PDF-Datei) enthält eine Reihe von Tierbildern und das Märchen von Schneeweißchen und Rosenrot
  • Das deutsche Malbuch. Serie B Der Landschaftsmaler. Ein Malbuch für Kinder, 1904 (PDF-Datei)
  • Allerlei Möglichkeiten, Betrachtungen von Hans Thoma (Handschriftliches Manuskript um 1914) (PDF-Datei)
  • Im Winter des Lebens; aus acht Jahrzehnten gesammelte Erinnerungen (1919) (PDF-Datei)

Literatur

  • Henry Thode:
    • Thoma. Des Meisters Gemälde in 874 Abbildungen (1909) (PDF-Datei)
    • Hans Thoma und seine Kunst. Vortrag, gehalten zum sechzigsten Geburtstage des Meisters am 2. Oktober 1899 im Saalbau zu Frankfurt am Main von Henry Thode, und Rede Hans Thoma's bei der Abendfestlichkeit desselben Tages (1899) (PDF-Datei)
    • Hans Thoma. Sein Leben und seine Kunst, 1909 (HTML-Version)
  • Künstler-Monographien XLVI.: Thoma. Mit 106 Abbildungen nach Gemälden, Zeichnungen und Radierungen, 1900 (PDF-Datei)
  • Franz Hermann Meissner: Hans Thoma (1899) (PDF-Datei)
  • Joseph August Beringer: Hans Thoma (1922) (PDF-Datei)
  • Otto Julius Bierbaum: Hans Thoma (1908) (PDF-Datei)
  • Karl Josef Friedrich: Das Hans Thoma Buch; Freundesgabe zu des Meisters 80. Geburtstage (1919) (PDF-Datei)
  • J. Friz: Zum Sehen geboren; Hans Thoma der Mensch und der Künstler. Mit zahlreichen, zum Teil noch unveröffentlichten Radierungen des Meisters (1915) (PDF-Datei)
  • Hermann Eris Busse: Hans Thoma, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hrsg.): Die großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Vier Bände, Propyläen Verlag, Berlin 1935–1937, Bd. 4, S. 355–373

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 Gustav Kirstein: Hans Thoma – Zehn farbige Wiedergaben seiner Bilder, Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1910