Tresckow, Hans von

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Hauptmann d. R. Kriminalkommissar Hans von Tresckow, Berlin im April 1910

Karl August Ernst Wilhelm Hans von Tresckow (auch: Ernst August Wilhelm Karl Hans; Lebensrune.png 3. Mai 1863[1][2] in Neiße, Provinz Schlesien; Todesrune.png 3. April 1934 in Rinteln) war ein deutscher Reserveoffizier und Kriminalbeamter. Als solcher zeichnete er sich viele Jahre in der Päderastenabteilung der Berliner Polizei aus. Er behielt dabei die humane Haltung seines Vorgängers Leopold von Meerscheidt-Hüllessem (1849–1900) den Homosexuellen gegenüber bei, blieb aber auch ein Streiter des Gesetzes, wie sein Amtseid es verlangte. Der an sich fortschrittliche Kriminalkommissar von Tresckow beklagte dabei, daß Lesben, deren sexuelle Praktiken nicht weniger als bei Schwulen wider die Natur waren, „inkonsequenter Weise“ nicht mit Strafe bedroht würden. Sein Kampf gegen diese Ungleichbehandlung machte ihm nicht nur Freunde. Er wirkte als Kontaktmann zwischen der Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) und Polizei fast zwanzig Jahre lang.

Werdegang

  • 1883 Abitur auf dem Gymnasium in Darmstadt
  • 1883–1884 Einjährig-Freiwilliger
  • Studium der Rechtswissenschaft und der Nationalökonomie, finanziert durch ein Familienstipendium, zunächst in Königsberg, dann an der Universität Berlin, wo ihn ein einflußreicher Onkel in die höchsten Kreise einführte.
  • 1889 erfolgreiche Bewerbung bei der Polizei
  • 1892 nach Beendigung der Ausbildung Überweisung in die Kriminalpolizei
    • nebenher gab er Privatunterricht und schrieb Kriminal- und Jagdgeschichten unter dem Pseudonym „Hans von Buckow“ für verschiedene Zeitschriften wie „Westermanns Monatshefte“
  • 1896 Kommissar in der Inspektion B
    • Diese Inspektion war auch für die Straftaten im Zusammenhang mit Homosexualität zuständig, im Wortlaut für „Päderastie und hiermit in Verbindung stehende Erpressung“.
      • „Es war […] meine Pflicht, mich mit dieser Materie, die mir persönlich als normal empfindenden Menschen nur unsympathisch sein konnte, näher zu beschäftigen.“
    • In Berlin fanden „Päderastenbälle“ mit teilweise mehr als 1000 Teilnehmern statt und wurden von der Polizei geduldet. Die Schwulenbewegung stand mit der Inspektion B in engem Kontakt, so dass Opfer von damals häufig vorkommenden Erpressungen im Zusammenhang mit § 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, geraten wurde, sich an dieses Kommissariat zu wenden. Von Tresckow erhielt sogar eine jährliche Sonderzuwendung für ein separates Büro in seiner Wohnung, wo er nach Feierabend Opfer beriet.
    • Andererseits stieg die Zahl der von der Polizei erfaßten Päderasten und Erpresser, die später sogenannte „Rosa Liste“, von 1900 bis 1918 auf über 1000 Personen. Die Opfer kamen aus allen Gesellschaftsschichten, und die Erpressungen endeten häufig mit deren Suizid. In Tresckows Amtszeit fielen unter anderem die Skandalprozesse im Rahmen der Harden-Eulenburg-Affäre (1907–1909). Im Mordfall Friedrich Ferdinand Mattonet trat er vor Gericht als Sachverständiger auf.
  • 1904 bis 1910 Leiter der Zentralpolizeistelle zur Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels, die auf internationaler Ebene agierte
  • 1914 bis 1919 Kriegsfreiwilliger Offizier im Ersten Weltkrieg; Kommandeur des II. Ersatz-Bataillons/2. Schlesisches Jäger-Bataillon Nr. 6
  • 1919/1920 trat von Tresckow in den Ruhestand, zog mit seiner Familie nach Rinteln an der Weser und schrieb 1921 seine Memoiren, die 1922 im Fontane-Verlag in Berlin veröffentlicht und in hoher Auflage von Exemplaren verkauft wurden. Den Ruhestand scheint er jedoch nicht lange ausgehalten zu haben, denn er wurde noch einmal aktiv. Im Dezember 1924 besuchte er als Zuschauer den Haarmann-Prozeß in Hannover. Tresckow schrieb in einem Beitrag für die Schwulenzeitung „Blätter für Menschenrecht“, daß der Haarmann-Fall der Sache der Homosexuellen sehr geschadet habe. An den befreundeten Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld schrieb er 1922 einschränkend:
    • „Daß bei der Beurteilung der Homosexuellen ich einen weniger günstigen Standpunkt einnehme, wie Sie, beruht wohl auf dem Umstand, daß Sie als Arzt mehr wertvolle Persönlichkeiten kennengelernt haben wie ich als Polizeibeamter. In meiner Stellung war es natürlich, daß ich auf viele minderwertige Erscheinungen stoßen mußte.“
  • Auf Einladung des „Bundes für Menschenrecht“ (BfM) hielt er 1924 auch einen Aufklärungsvortrag in Hamburg. In einem Aufsatz für „Blätter für Menschenrecht“, der Zeitschrift des BfM, schrieb er 1926:
    • „[…] in späteren Zeiten werden wir uns vielleicht ebenso darüber wundem, daß man Homosexuelle mit Strafen verfolgt hat, wie wir uns heute darüber wundem und entrüsten, daß man im Mittelalter Hexenprozesse angestrengt hat.“
  • Mehrere Aufsätze und Interviews veröffentlichte er zwischen 1924 und 1931 in Homosexuellenzeitschriften und nahm einen deutlichen Standpunkt gegen den § 175 ein.
  • Als der Reichstag 1929 über die Abschaffung des § 175 beriet, empfahl Dr. Hirschfeld, Hans von Tresckow als Sachverständigen heranzuziehen.

Familie

Hans war der Sohn des Generalleutnants Friedrich Wilhelm Ernst Christian Karl von Tresckow (1829–1889) und dessen Frau Anna Henriette von Tresckow (1831–1919), Tochter des Generalleutnants Karl Wilhelm Ferdinand von Tresckow (1788–1874). Er hatte sieben Geschwister.[3]

Ehe

Hans von Tresckow heiratete am 24. April 1894 in Berlin seine Verlobte Clara Gertrude Reiser (Lebensrune.png 8. Mai 1874 in Berlin), aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen:

  • Margarete Anna Klara Elise (Lebensrune.png 5. April 1895 in Berlin
  • Hildegard Gertrude Dorothee (Lebensrune.png 26. Dezember 1896 in Berlin)
  • Hans-Joachim (Lebensrune.png 1. Dezember 1898 in Berlin)

Auszeichnungen (Auszug)

Hans von Tresckow als Reserveoffizier des 2. Schlesischen Jäger-Bataillons Nr. 6, in: Deutscher Ordens-Almanach, 1908

Schriften (Auswahl)

  • Von Fürsten und anderen Sterblichen − Erinnerungen eines Kriminalkommissars, Berlin 1922

Fußnoten

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch , Uradelige Häuser 1941, Gotha 1941, S. 553
  2. Deutscher Ordens-Almanach, 1908, S. 1559
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, 1904, S. 833