Heinkel He 70

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Die Heinkel He 70 „Blitz“ war ein Schnellverkehrsflugzeug, das von Siegfried Günter konstruiert und ab 1932 von den Ernst Heinkel Flugzeugwerken in Rostock im Auftrag der Lufthansa gebaut wurde. Es war zeitweise die schnellste Verkehrsmaschine der Welt (Spitzengeschwindigkeit 362 km/h). Ihr erster Flug fand am 1. Dezember 1932 statt, nur fünf Monate nach dem Entwurf.

Das Schnellverkehrs- und Postflugzeug Heinkel He 70 (1935)

Geschichte

Die Heinkel He 70 war ein Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte, denn ihre aerodynamische Linie war der Zeit weit voraus. Zudem war sie das erste europäische Flugzeug bzw. das erste Verkehrsflugzeug der Welt mit einziehbarem Fahrwerk. Die He 70 stellte insgesamt acht Rekorde auf, was ihr den Beinamen „Blitz“ einbrachte.

Das Flugzeug konnte bis zu fünf Passagiere befördern und hatte lediglich einen Piloten als Besatzung. Ein Passagierplatz war direkt hinter dem Pilotensitz; die übrigen vier Plätze waren quer zur Flugrichtung (links zwei und rechts zwei).

Einige Exemplare wurden auch exportiert (Ungarn: 18 Maschinen 1937/38, Spanien: sechs Flugzeuge 1937, Großbritannien: ein Flugzeug 1936, Japan: ein Flugzeug 1935). Eine Maschine wurde von der englischen Firma Rolls-Royce gekauft und intensiv studiert. 1938 konnte mit der He 70 (angetrieben von einem Rolls-Royce Peregrine-I-Triebwerk) eine Spitzengeschwindigkeit von 481 km/h erreicht werden. Sie lieferte Ergebnisse, die die Entwicklung der Supermarine Spitfire ermöglichten (unter anderem die Tragflächen- und Heckflossenform). Die Maschine war auch Vorbild für die Entwicklung der zweimotorigen Heinkel He 111, anfangs in Anlehnung an die He 70 „Doppelblitz“ genannt. In die Heinkel He 112 flossen ebenfalls Ergebnisse aus der Entwicklung der He 70 mit ein.

Neben der zivilen Ausführung wurden auch militärische Versionen entwickelt. Bei der deutschen Luftwaffe war die He 70 als Behelfs-Aufklärer, später als Reise-, Luftdienst- und Verbindungsflugzeug bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz. 28 Maschinen wurden mit der Legion Condor in den Spanischen Bürgerkrieg entsandt, wo sie „Rayo“ („Blitz“) genannt wurden. In Spanien wurde sie als schneller Aufklärer bei der Aufklärungsgruppe 88 von La Sénia aus eingesetzt.

Versionen

Mustermaschine He 70d, Verkehrsflugzeug der Lufthansa
  • He 70a
    • Der erste Prototyp der He 70, die He 70a, startete am 1. Dezember 1932. Das erstmals bei einem deutschen Passagierflugzeug verbaute Einziehfahrwerk war noch ohne Verkleidung und lag somit offen in den Tragflächen. Als Antrieb kam ein flüssigkeitsgekühlter BMW VI 6,0 Z mit 637 PS Startleistung zum Einsatz. Bei der Zulassung durch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt 1933 wurde für das Flugzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 377 km/h gemessen.
  • He 70b
    • Der zweite Prototyp der He 70, die He 70b, war die Mustermaschine für die Lufthansa und flog unter der Kennung D-3. Sie hatte zwei Mann Besatzung und Platz für vier Passagiere. Das Einziehfahrwerk hatte Klappen, welche den Fahrwerksschacht im Flug verschlossen. Als Antrieb kam erneut ein flüssigkeitsgekühlter BMW VI 6,0 Z mit 637 PS Startleistung zum Einsatz.
  • He 70c
    • Die He 70c war die erste Mustermaschine für eine militärische Verwendung. Sie flog unter der zivilen Registrierung D-UHYS. Die Pilotensitzabdeckung war bei dieser Version im hinteren Teil zurückschiebbar und konnte als B-Stand bewaffnet werden.
  • He 70d
    • Die He 70d war eine verbesserte Mustermaschine für die Lufthansa und trug die Kennung D-UBIN. Wesentlicher Unterschied zur He 70b war der stärkere Antrieb mit BMW VI 7,3 Z mit 750 PS Startleistung.
He 70 F, Aufklärer der Legion Condor
  • He 70e
    • Die He 70e war die zweite militärische Mustermaschine und entsprach der He 70c, hatte aber den stärkeren Antrieb mit dem BMW VI 7,3 Z mit 750 PS Startleistung.
  • He 70 F
    • Dies war die militärische Serienausführung als Mehrzweckflugzeug. Die Besatzung bestand, je nach Umbauten, aus zwei bis drei Mann. Es wurden 296 Stück gebaut, einige für Ungarn als He 170
  • He 70 G
    • Die He 70 G war die zivile Serienausführung als Schnellverkehrs- und Postflugzeug. Es wurden 28 Maschinen gebaut, von denen eine 1936 nach Großbritannien (Kennung G-ADZF) verkauft wurde.

He 170/He 270

  • He 170
    • Die Heinkel He 170 entstand 1937 als Exportausführung des Fernaufklärers He 70 F für Ungarn mit einem in Lizenz gebauten Gnôme-Rhône 14K Mistral-Major-Motor. Weitere konstruktive Unterschiede waren ein verstellbarer Metalldreiblattpropeller und ein starres verkleidetes Spornrad gegenüber dem einziehbaren Kufensporn der He 70 F. Im Hinterrumpf befand sich ein nach unten ausfahrbarer Abwehrstand (Topf). Es wurde eine kleine Serie für Ungarn gebaut und geliefert.
  • He 270
    • Die He 270 war eine Weiterentwicklung der He 70 F. Die Änderungen betrafen im Wesentlichen den neuen Motor, einen Daimler-Benz DB 601 mit 864,2 KW (1.175 PS) mit einem verstellbaren Metalldreiblattpropeller mit 3,20 m Durchmesser und das unverkleidete nicht einziehbare Spornrad. Die Besatzung bestand, wie bei allen He-70-Militärversionen, aus drei Mann. Nur ein Prototyp wurde 1938 gefertigt. Er trug das zivile Kennzeichen D-OEHF.

Literatur

  • Heinz J. Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933–1945, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1993, ISBN 3-7637-5464-4 (Gesamtwerk), ISBN 3-7637-5466-0 (Band 2)
  • Heinkel – Chronik und Typenblätter der Firma Heinkel-Flugzeugbau, Nachdruck, Aviatic Verlag, 2. Auflage, ISBN 3-925505-08-3.