Hedwigsglas

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Hedwigsglas von der Veste Coburg (befand sich 1577 nachweislich im Besitz Martin Luthers)[1]

Als Hedwigsglas bzw. Hedwigsgläser bezeichnet man mittelalterliche, aus Ägypten stammende geschliffene, dickwandige, gelblich-grüne, graue oder gelbbraune Glasware des 11. und 12. Jahrhunderts. Die Gläser zeigen in Hochschnitt stilisierte Tiere, wie Löwen, Greifen usw. Sie sind fatimidischer Herkunft und wurden in Europa nach Hedwig von Andechs (1174–1243), der Herzogin von Schlesien, benannt, welche von der katholischen Kirche als Heilige verehrt wird und aus derem Besitz zwei solcher Glasbecher stammten. Einer der Becher gelangte später nach Krakau und der zweite nach Breslau (seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945, der sogenannten „Befreiung“, verschollen und vermutlich – wie zahllose andere Kunstschätze – von den alliierten Invasoren geraubt).

Hedwigsglas gelangte während der Kreuzzüge nach Europa. Die heute noch erhaltenen Gläser sind zwischen knapp 9 cm und etwas mehr als 15 cm hoch. Aus dem „Heiligen Land“ mitgebracht haben soll die Hedwigsgläser nach dem Dritten Kreuzzug Berthold VI., der Vater Hedwigs und Großvater Elisabeths von Thüringen, aus deren Besitz das in der Veste Coburg aufbewahrte Hedwigsglas stammt. Die Hedwigsgläser wurden von Hof zu Hof weitergegeben, und ihr Besitz sollte Gebärenden die Geburt erleichtern. In Kirchenschätzen befindliche Hedwigsgläser dienten bisweilen als Reliquienbehälter.

Einer christlichen Legende zufolge wurde ein solches mit Wasser gefülltes Glas, welches die heilige Hedwig aus Enthaltsamkeit statt Weins trinken wollte, ihrem Gemahl zu Wein, als er unerwartet aus dem Becher trank.[2]

Literatur

  • R. Schmidt: Die Hedwigsgläser und verwandte fatimidische Glas- und Kristall-Schnittarbeiten (Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift), in: Jahrbuch der Schlesischen Mus. für Kunstgew. u. Altertümer, NF VI, Breslau 1912, S. 53 ff.

Fußnoten

  1. coburg.de
  2. Vgl.: Brockhaus’ Konversationslexikon, 8. Band, S. 938, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896