Riemann, Heinrich Arminius

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Nach einem Gemälde in der Landesbibliothek Eutin

Heinrich Arminius Riemann, eigentlich: Heinrich Her[r]mann Riemann, mitunter fälschlich: Heinrich Armin Riemann (* 5. Dezember 1793 in Ratzeburg (Domhof); † 26. Januar 1872 in Friedland (Mecklenburg)) war ein Theologe und Burschenschafter.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

In der Burschenschaft hatte sich damals die gläubige Jugend Deutschlands zum Kampf für Freiheit und Einheit gesammelt. In diese Worte, die so leicht verzerrt werden konnten, legte die Jugend einen geradezu heiligen Inhalt. Der Theologiestudent Riemann war unter den Gründern des neuen Bundes. Ehre, Freiheit und Vaterland hatten die Burschen auf ihre Banner geschrieben; sie selber verpflichteten sich zu einem Leben des Vorbilds, der inneren Zucht, der Unbedingtheit zu ihrem deutschen Wollen. Metternich hat sie verfolgt, als ob sie dem Staat den Untergang drohten. Doch galt ihre Verschwörung einzig dem starren, reaktionären Treiben der kleinstaatlichen Zwingsherren. Der tiefe Grund, aus dem der Quell der Begeisterung brach, war Glaube. Nicht war es so, daß sich Phantasien die Köpfe berauschten: vielmehr mühte der ewige deutsche Jüngling sich wieder um seine Gestalt, voll Sehnsucht und Traum, von mancher Hoffnung geblendet, in manchen rosigen Vorurteile befangen - und dennoch ein Träger der Zukunft, weil er zum Opfer bereit war und aus des Herzens lebte.[1]

Leben

Er wurde am 5. Dezember 1793 als Jüngster von fünf Kindern in Ratzeburg geboren. Riemann war seit Ostern 1808 Schüler der Domschule zu Ratzeburg bis Ostern 1811. Er verließ die Domschule, nachdem er in einem öffentlichen Schulakte eine lateinische Abschiedsrede gehalten und damit nach der damaligen Sitte seine Reife für das Universitätsstudium nachgewiesen hatte. Von da an bis Michaelis 1812 war er Schüler der Prima des Katharineums zu Lübeck. In Schönberg erlebte Heinrich Arminius Riemann 1806 und 1807 die Einquartierung der Franzosen im Pfarrhaus während der Napoleonischen Besatzung, als nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt die Reste der preußischen Truppen unter Blücher um Lübeck eine letzte Widerstandslinie aufzurichten versuchten.

Riemanns beide Großväter waren Pfarrer, so gehörte es sich, daß auch er nach dem erfolgreichen Schulabschluß diesen Weg einschlug und 1812 ein Theologiestudium in Jena begann. Er geriet gleich in den Strudel der antifranzösischen Bewegung unter den Studenten, die durch den Freiheitskampf der Tiroler Bauern und dem vergeblichen Versuch Ferdinand von Schills, Preußen zum Kampf gegen Napoleon aufzurufen, wieder heftig aufflammte. Schon im ersten Jahr seiner Studentenzeit wurde er von der französischen Besatzung in den Karzer gesperrt, weil er gejodelt hatte. Die Franzosen sahen darin eine Sympathiekundgebung für Andreas Hofer.

Am 17. März 1813 erließ der preußische König den „Aufruf an mein Volk“; mit der „Verordnung über die Bildung von Freiwilligen Jägerkorps“ wurde die Bevölkerung in den deutschen Landen zu den Waffen gerufen. Auch die Jenaer Studenten fühlten sich diesem Aufruf verpflichtet; 21 von 26 Mitgliedern der „Vandalia“ meldeten sich freiwillig. Viele traten 1813 in das Jägerkorps des Majors Adolf von Lützow ein. 1813 zog Riemann sofort nach Gründung des Lützower Freicorps mit anderen Studenten durch das französisch besetzte sächsische Gebiet nach Breslau, um an der Seite Friedrich Ludwig Jahns, seines Vorbildes, in den Kampf für die Freiheit Deutschlands zu ziehen. Nach dem Friedensschluß blieb Riemann noch eine zeitlang bei den Waffen und kehrte erst Michaelis 1814 nach Jena zurück.

Die Freiheitskriege haben Riemann immer wieder beschäftigt und zum Schreiben angeregt. So erschien von ihm in späteren Jahren ein Buch über die Völkerschlacht bei Leipzig. In den Feldzügen 1813/15 lernten Deutschlands Studenten die Kraft geeinter, für ein großes Ziel kämpfender Volksmassen kennen. Sie waren unter den Ersten, die gegen den Verrat der deutschen Fürsten an der von ihnen versprochenen Einigung Deutschlands protestierten.

Da Napoleon inzwischen im März 1815 aus Elba zurückgekehrt war trat Riemann deshalb kurz nach Ostern 1815 wieder in die Reihen der Kämpfenden ein. In der Schlacht bei Ligny am 16. Juni 1815 wurde er bei der Verteidigung einer Brücke an Schulter und Schenkel verwundet; trotzdem blieb er, den Arm in der Binde, bei der Truppe. Das hinderte ihn auch nicht, am 18. Juni in der Schlacht bei Belle Alliance mitzukämpfen. Für seine Tapferkeit wurde er mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet und erhielt die Offizier-Epauletten als Leutnant. Er setzte Ostern 1816 sein Theologiestudium in Jena fort. Auf Anregung von Friedrich Ludwig Jahn wurde 1816 vor allem durch Riemann und seine Studienkollegen Horn und Dürre das offizielle Turnen in Jena eingeführt.

Die Universität Jena und hier vor allem Heinrich Arminius Riemann mit seinen Freunden war eines der Zentren der Burschenschaft, das sich besonders für die Herstellung eines einigen Deutschlands einsetzte. Die Studenten gaben sich mit dem Schacher der Fürsten in Wien, mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses, der die Macht der deutschen Fürsten festigte, nicht zufrieden. Sie träumten von einem aufgeklärten mittelalterlichen Kaiserreich und riefen zur Herstellung eines einigen Deutschlands auf. Sie suchten nicht den Weg, der durch die Französische Revolution vorgezeichnet worden war, sondern wandten sich der kaiserlichen Vergangenheit zu, um Deutschlands Weg zu einem deutschen Nationalstaat zu finden.

Von Jena ging auch im Oktober 1817 der Ruf zum Wartburgfest aus. Riemann hielt im Rittersaal der Wartburg vor etwa fünfhundert Studenten seine epochemachende Festrede, in der er Luther als protestantischen Kämpfer für den freien Gedanken würdigte. Er forderte in begeisterten Worten die Studenten auf, festzuhalten an den Idealen ihrer Jugend und zu kämpfen für Vaterland, Freiheit und Recht.

Das Hauptanliegen des Wartburgfestes umriss er mit den Worten:

„Zu Beginn (...) ist es nötig, daß wir uns verständigen über den Zweck unserer Zusammenkunft, der nach meiner Ansicht dieser ist und kein anderer sein kann: Daß wir gemeinschaftlich das Bild der Vergangenheit uns vor die Seele rufen, um aus ihr Kraft zu schöpfen für die lebendige Tat in der Gegenwart! Daß wir gemeinschaftlich uns beraten über unser Tun und Treiben, unsere Ansichten austauschen, das Burschenleben in seiner Reinheit uns anschaulicher zu machen suchen und endlich, daß wir unserem Volke zeigen wollen, was es von seiner Jugend zu hoffen hat."


Die Rede Riemanns auf der Wartburg:


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Der Traum eines vereinten Deutschen Reichs ging jedoch nicht in Erfüllung und Riemann wurde am 11. März 1818 exmatrikuliert. Er mußte aus Sicherheitsgründen, ohne einen Abschluß erlangt zu haben, die Universität verlassen und eine Stelle als Hauslehrer in Boizenburg annehmen. In Anschluß verbrachte Riemann den größten Teil seines Lebens und Wirkens als Pastor und Lehrer in Friedland.

Als die Revolution von 1848 heranreifte, sah er die Möglichkeit, nunmehr ein demokratisches Deutschland zu bilden. Als auch in Mecklenburg Wahlen zu einem gesetzgebenden Landtag für Mecklenburg ausgeschrieben wurden, wurde Riemann im 3. Wahlkreis Alt-Strelitz für diesen Landtag gewählt.

Das Jahr 1866 brachte durch Bismarcks geniale Staatskunst die schmerzhafte, aber durchaus nötige Operation am deutschen Staatskörper, das vorläufige Ausscheiden Österreichs und die Gründung des Norddeutschen Bundes. Als nun Vertreter der Bundesstaaten zum Reichstag gewählt werden sollten, trat auch Riemann trotz seiner 73 Jahre wieder auf den Plan. Aus Neubrandenburg erging an ihn die Anfrage, ob er das Amt eines Abgeordneten übernehmen würde, er antwortete freudig bejahend.

1871 wurde Deutschland durch Bismarck geeinigt; Riemanns großer Traum ging damit in Erfüllung. An dem vorangegangenen Krieg gegen Frankreich nahmen zwei Söhne aus dem Friedländer Pfarrhaus teil. Am 19. Juni 1871 kehrten die Kämpfer aus Frankreich nach Friedland heim. Vor dem Neubrandenburger Tor befand sich rechts das Gartenhaus Riemanns. Tor und Gartenhaus waren zum feierlichen Empfang der Krieger bekränzt. Auf einer Leiter am Gartenzaun empfing der 78-jährige stehend die heimkehrenden Söhne seiner Stadt.

Mehr als 47 Jahre verbrachte Heinrich Arminius Riemann in Friedland. Als Lehrer, Pastor und Seelsorger war sein Leben eng mit dieser Stadt verbunden. Im Nachruf der „Friedländer Zeitung“ heißt es:

„Nicht bloß im engeren Kreise, nicht bloß in unserer Stadt, nein, weit durch das ganze deutsche Vaterland weiß man seine ehrenwerte Gesinnung, sein kräftiges Auftreten für Wahrheit und Recht zu würdigen“.

Schriften

  • Vollständige Anweisung zum Stoßfechten nach Kreußlers Grundsätzen. (Leipzig, 1834).
  • Der Unteroffizier im Regimente Colberg Sophia Dorothea Friederike Krüger, Ritter des eisernen Kreuzes und des russischen Georgen-Ordens, aus Friedland in Meklenburg-Strelitz : keine Novelle, sondern ein Lebensbild ; nach Urkunden gezeichnet. (Berlin, 1865). (HTML-Version)
  • Rechtfertigung eines verleumdeten Burschenschafters. (1865).

Verweise

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden , 1937 Lehmanns-Verlag München