Heldenbuch
Unter dem Titel Heldenbuch (auch: der helden buoch) erschienen im Spätmittelalter eine Reihe von Schriften, die vom 14. Jahrhundert bis 1590 mehrmals gedruckt wurden und die Sagen von Ortnit, Wolfdietrich sowie den Rosengärten zu Worms und Laurins umfassen. Eine jüngere, zum Teil von Kaspar von der Rhön um 1472 geschriebene, aber nicht von ihm verfaßte rohe Bearbeitung enthält außerdem noch das Eckenlied, Sigenot, Dietrich und seine Gesellen, Etzels Hofhaltung u.a. Diese Sammlungen von epischen, zum Kreis der deutschen Heldensage gehörigen Gedichte, werden in ihrer überlieferten Gesamtheit auch im Plural als Heldenbücher bezeichnet.
Allerdings war der Titel Heldenbuch oder Reckenbuch auch bei Sammlungen in Gebrauch, die Ritterromane mit enthielten. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde es gebräuchlich, unter „Heldenbuch“ bzw. „Heldenbücher“ nur die Dichtungen der deutschen Heldensage (außer Nibelungenlied, Nibelungenklage und Gudrunlied) zusammenzufassen. So erschien ein „Deutsches Heldenbuch“, eine kritische Gesamtausgabe der kleineren Gedichte der Heldensage (Berlin 1866-73 in 5 Bänden), und Karl Joseph Simrock gab in seinem „Heldenbuch“ (6 Bände, 1843-49) moderne Erneuerungen dieser Dichtungen heraus.
Verweise
- Heldenbuch, in: E. Götzinger: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 394-395