Irlinger, Max

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Landrat Dr. Max Irlinger.jpg

Max Irlinger (Lebensrune.png 17. Februar 1913 in München; Todesrune.png 5. April 1969 in Starnberg) war ein deutscher Jurist, Kommunalpolitiker, Regierungsrat der NSDAP sowie SS- und SD-Führer.

Leben

Chronologischer Werdegang

  • Besuch des Neuen Realgymnasiums in München
  • 1931 Eintritt in die SS (Mitgliedsnr: 44.138)
  • Im Frühjahr 1932 Beginn des Jurastudiums an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Am 1. Juni 1932 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr.: 975.802) und den NSDStB
  • 1. Juristisches Staatsexamen am 10. August 1935
  • Am 20. April 1936 Beförderung zum SS-Untersturmführer
  • Am 20. April 1937 Beförderung zum SS-Obersturmführer
  • Ab 1. April 1938 SS-Führer im SD-Hauptamt (Leitung einer Auslandsabteilung-Abwehr)
    • Zu Irlingers Aufgaben gehörte die Überwachung des Gegenspionage-Referates III F (Spionageabwehr; ab August 1939 unter Karl Süß) bei der Abwehrstelle München Ast VII (Abwehrstelle VII), hierfür unterstanden im zahlreiche Agenten und Spitzel. Für den SD und die Abwehr in München haben u. a. der jüdische Journalist Ascher (Kanton Zürich), Dr. Erich Müller (Bregenz) und Pater Hermann Keller vom Kloster Beuron Hohenzollern, der aus der Kirche ausgetreten ist, um SS-Funktionör zu werden (später Paris SD) gearbeitet. Dr. Müller wurde eingezogen, nachdem er in Sonthofen (laut SD-Akten gemeinsam mit Dr. Irlinger) einen Juden gegen 5000 RM befreiten. Müller wurde bei St. Anton verhaftet, erhielt 6 Monate Haft, nach einem Monat zur Frontbewährung ausgesetzt. Welche Aufgabe Irlinger in Sonthofen hatte, ist unbekannt, in den Akten wird jedoch keinerlei Bestrafung vermerkt, so daß er ggf. im Auftrag der Leitstelle handelte.
  • Am 10. Dezember 1939 Beförderung zum SS-Hauptsturmführer (Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD München)
  • 1939 Promotion zum Dr. jur. an der Universität Innsbruck mit dem Thema „Die Rechte des Führers und Reichskanzlers als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches nach dem Gesetz vom 1. August 1934“ (Innsbruck, R.- u. staatswiss. Diss., 1939)
  • 2. Juristisches Staatsexamen am 15. Mai 1940 mit gleichzeitiger Ernennung zum Regierungsassessor
  • Zur Zeit seines SS-Heiratsgesuches (August 1941) bereits am Landratsamt Starnberg tätig
  • Mit Wirkung vom 1. Juni 1942 Beförderung zum Regierungsrat
  • Landrat des Landkreises Starnberg vom 20.06.1942 bis 15.1.1943 sowie vom 22.11.1944 bis 8.5.1945
  • 2. Mai 1945 Irlinger wird, zusammen mit Bürgermeister sowie SS-Oberführer Dr. med. Hans Deuschl, im Zuge des sogenannten „automatic arrest” vom VS-amerikanischen CIC festgenommen. Die Amerikaner gingen dabei von einem vereinfachten Schema aus, derart, daß „die Mitgliedschaft und/oder ein bestimmter Funktionärsrang in der Partei oder bestimmten Spezial-Organisationen des NS-Regimes [...] den Verdacht oder Tatbestand des Aktivismus für die verbrecherischen Ziele des Nationalsozialismus” begründete.
  • Irlingerwurde bei den ersten Landratswahlen in Bayern als Kandidat der SPD zum ersten Nachkriegslandrat von Starnberg mit einer Stimme Mehrheit gewählt; schließlich durchgehend vom 4.6.1948 bis zu seinem Tod am 5.4.1968 Starnberger Landrat.
  • 18. Oktober 1948 Spruchkammerverfahren vor der Starnberger Spruchkammer gegen Hans Deuschl, als wichtiger Entlastungszeuge (einer der Hauptentlastungszeugen) trat Dr. Max Irlinger auf.

Landrat

  • 20. Juni 1942 bis 15. Januar 1943 als Nachfolger von Albert Hastreiter; sein Nachfolger wurde dann Theobald Graf Khuen
  • 22. November 1944 bis 8. Mai 1945 (am 2. Mai 1945 vom feind gefangengenommen)
  • 4. Juni 1948 bis 5. April 1969
    • Mitgründer und Vorsitzender des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München
    • Neubau des Kreiskrankenhauses an der Oßwaldstraße
    • Beginn der Ringkanalisation um den Starnberger See mit der zentralen Kläranlage in Starnberg
    • Ankauf von Teilen des Schlosses Garatshausen zur Einrichtung des Kreisaltenheimes
    • Der Entwicklung des Schulwesens galt seine besondere Sorge

Endkampf 1945

Am 27. April 1945 rief Irlinger durch angeschlagene Plakate die Bürger, Bürgermeister und Gendarmerieposten des Kreises Starnberg dazu auf, den Widerstand gegen den Feind zu unterlassen. Der Krieg war verloren, die Panzerarmee der VS-Amerikaner sollten die Stadt nicht unnötig zerstören. Die Bevölkerung sollte eine, des deutschen Volkes würdige Haltung zur Schau tragen, und sie sollte von Denunziationen Abstand nehmen. Auch erklärte er dabei eigenmächtig den „Werwolf“ für aufgelöst. Am Samstag, den 29. April 1945, nachdem Irlinger eingelagerte Waffen für den „Werwolf“ in Pöcking beschlagnahmen ließ, wurde er von Frontsoldaten der Waffen-SS, Angehörige einer Division befanden sich in der Stadt, in Söcking auf Schloß Kastell der Gräfin Kastell (Agentin des SD) festgenommen. Er wollte, wie das internationale Kriegsrecht das vorsah, als Verräter erschossen werden. Irlinger schaltete schnell, erzählte von einem Sonderauftrag und verlangte, daß Bürgermeister und SS-Führer Hans Deuschl hinzugezogen wird. Er wurde aus Stranberg geholt und konnte den vermeintlichen Sonderauftrag bestätigen, Irlinger war gerettet, und in der Internierungshaft sollte er seine Schuld gegenüber deuschl begleichen.

Zwischen 14 und 17 Uhr kam es dann zwischen Dr. Deuschl, Dr. Irlinger und dem SS-Divisionskommandeur in der Bernstorff-Villa in der Hanfelder Straße zu einer entscheidenden Besprechung. Dr. Irlinger wurde anschließend offiziell auf freien Fuß gesetzt und am Abend des 29. April und in der Nacht zum 30. April 1945 verließ die Waffen-SS Starnberg, denn wie in so vielen Fällen in den letzten Tage des Krieges, lenkte die Waffen-SS edelmutig ein, verschonte Volk und Vaterland gegenüber den westalliierten, wo es nur ging. Gegen die rote Armee, dagegen, wurde bis zur letzten Minute und danach gekämpft, wohlwissend, was dem Land und den Kameraden an der Kriegsfront bevorstand. Auch der Volkssturm wurde nicht mehr aufgeboten. Am 30. April 1945 fielen VS-amerikanische Truppen in Starnberg ein, zuvor hatte es noch außerhalb Widerstand gegeben, u. a. wurde die Würmbrücke bei Percha gesprengt.

Kriegsgefangenschaft

Irlinger erlebte die unmenschlichen Bedingungen im Kriegsgefangenenlager der Alliierten – obschon Deuschl und Irlinger Glück hatten, da sie der Barbarei der Sieger durch Entschwinden in das Leger der Wehrmacht entkommen konnten.[1]

„Zur gleichen Zeit saß Dr. Irlinger zusammen mit Dr. Deuschl, dem Bürgermeister der Stadt Starnberg, eingesperrt in einem Zimmer in Wolfratshausen. Vor drei Stunden hatte man sie hierher gebracht. Im Nebenzimmer ging es hoch her. Die Amerikaner kreischten und grölten und feierten ihren Sieg. Den beiden Gefangenen wurde es etwas unbehaglich. Betrunkene sind immer unberechenbar, gleich welcher Nation sie angehören. [...] Auch für die Männer in Wolfratshausen ging die Nacht allmählich ihrem Ende zu. Gegen morgen kamen zwei Amerikaner. Sie waren nüchtern und nicht besonders unhöflich. In einem Jeep brachten sie die beiden Männer nach Gauting. Dort hatten die Amerikaner ein großes Waldgebiet mit einem Stacheldraht umzäunt. Eine Unmenge Soldaten und Zivilisten waren bereits dort festgehalten. Es waren 25 000. Auch Dr. Irlinger und Dr. Deuschl wurden hineingebracht und ihrem Schicksal überlassen. Dr. Irlinger hatte seinen alten Mantel an, Deuschl aber hatte nur seinen Anzug an. Es gab keinen Unterstand, nur den nackten Boden. Menschen über Menschen. Die Soldaten hatten manchmal eine Zeltplane, mit der sie sich schützen konnten. Der Tag war kalt und es begann etwas zu schneien. Irlinger und Deuschl versuchten eine kleine Mulde in den Boden zu graben und dann setzten sie sich hinein und bedeckten sich mit Irlingers altem Mantel. Jeden Tag einmal kamen Amis mit Kübeln, die mit einer dünnen Suppe angefüllt waren. Die Soldaten hatten ihre Essgeschirre, die Zivilisten aber mußten warten, bis ein Soldat ihnen das Geschirr gab und sehen, was sie dann noch zu essen bekamen. Es vergingen Tage. [...] Es handelte sich hier schon um ein ausgebautes Gefangenenlager. Quadrate von etwa 50 mal 50m waren mit hohen Drahtzäunen umgeben. Etwa vier oder sechs solcher Quadrate waren wieder mit einem weiteren Drahtzaun von etwa 2,5 m umgeben. An den Ecken standen hohe Wachtürme, aus denen Posten mit Gewehren die Gefangenen beobachteten. Eine Flucht war ausgeschlossen. Einer dieser Käfige, wie sie genannt wurden, war mit doppelt so starkem und weit höherem Zaun umgeben als die anderen. Es handelte sich um das Gefangenenlager für SS-Leute. Dort waren nun auch Dr. Deuschl und Dr. Irlinger. Jeden Tag wurden Gefangene in eine Baracke geführt, um dort vernommen zu werden. Sie kamen immer blutverschmiert und manche mit gebrochenen Gliedern zurück. Am schlimmsten waren Kriegsversehrte daran. Ein Beinamputierter hüpfte auf seinem einen Bein in die Vernehmungsbaracke. Seine Krücken hatte man ihm weggenommen. Als er heraus kam, hatte er schon eine gebrochene Nase. Nun aber mußte er noch eine Art Spalier von amerikanischen Soldaten durchlaufen, bis er in seinen Käfig zurückkam. Diese schlugen mit ihren Gewehrkolben auf ihn ein, bis der Unglückliche endlich schwerverletzt im Lager zusammenbrach.” — Maria Katharina Irlinger

Nach etwa drei Monaten erhielt Frau Irlinger erste Post von ihrem Mann aus dem Lager Ludwigsburg. Zu diesem Zeitpunkt befand sich auch Deuschl noch dort. Im März 1946 wurden beide Männer nach Kornwestheim verlegt. Nachdem in den Lagern sogenannte Spruchkammern eingerichtet worden waren, begann sich Irlinger als gelernter Jurist dadurch ein Zubrot zu verdienen, daß er allen, die es wünschten, anbot, ihnen eine juristische Entlastungsschrift zu formulieren, was auch zusätzliche Verpflegung einbrachte. Maria Irlinger versuchte derweil vergeblich, das Verfahren ihres Mannes vor der Starnberger Spruchkammer zur Verhandlung zu bringen, aber Zivilisten wurden von den Besatzern noch nicht für Gerichtsverfahren freigegeben. Sie schrieb später in ihrem Manuskript über den Winter 1946/1947:

„Auch in Kornwestheim war dieser Winter besonders schrecklich wegen seiner großen Kälte. Die Kasernen waren nur ganz wenig geheizt, gerade genug um nicht zu erfrieren. Dr. Max Irlinger hatte viel zu tun, da man darangegangen war, endlich kleine Parteigenossen zu entlassen. Nun sollte Irlinger versuchen aus dem geringen Entlastungsmaterial, das die Leute hatten, für jeden einzelnen soviel herauszuholen, was nur irgend ging. Er erlebte Sorgen und Qualen, entsetzlich viel menschliches Leid und viel Schwäche und Verlogenheit. Er staunte und konnte es kaum glauben, fast keiner wollte ein Anhänger Hitlers gewesen sein. Er versuchte vergeblich den Leuten klarzumachen, daß sie vor ihm doch die Wahrheit sagen könnten, ja müßten, sollte er ihnen helfen können. Aber es war vergeblich. Das erschwerte seine Arbeit und verringerte seine Lust an dieser Tätigkeit. Von Seiten der Amerikaner erlebte er Haß und Angst, vor allem Angst. Ein amerikanischer Offizier sagte zu ihm: ‚Gib einem Deutschen ein Stück Blech und er macht eine Waffe daraus. Die Leute von der SS brauchen keine Waffe, sie beißen einem Feind die Kehle durch.’”

Durch frühere SD-Kontakte konnte der kluge Dr. Irlinger eine Blanko-Entnazifizierungsurkunde, wurde aus der Internierung entlassen und soll anschließend für einen VS-amerikanischen Offizier des Geheimdienstes „CIC“ gearbeitet haben. Im Juni 1948 gehörte der einstige SS-Offizier der SPD an und wurde Landrat.

Tod

Traueranzeige, Maria Irlinger, 6. August 2010.jpg

SS-Hauptsturmführer und Regierungsrat a. D. Landrat Dr. Max Irlinger verstarb plötzlich am Karsamstag 1969. Er ruht auf dem Friedhof in Feldafing (Kreis Starnberg), seit 2010 mit seiner Gemahlin Maria. In einem Nachruf des Landkreises für Max Irlinger heißt es:

„Als verantwortungsbewußter und erfahrener Kommunalpolitiker war oberster Leitsatz seines Handelns Gerechtigkeit. Mit großem persönlichen Mut, aber auch mit viel Herzensgüte, ausgleichender Verhandlungsführung und dem ihm nie verlassenden versöhnlichen altbayerischen Humor hat er mit sicherer Hand die Geschicke des Landkreises durch so viele Jahre gelenkt. Vor der Übernahme seines Wahlamtes war er unermüdlich bemüht, den Landkreis nach dem Zusammenbruch wieder zu einem geordneten Gemeinwesen zu gestalten. Und dies ist ihm in hervorragender Weise gelungen.“

Familie

Am 11. September 1941 heiratete Dr. Irlinger seine Verlobte Maria Katharina Maier (Lebensrune.png 25. Januar 1914), es handelte sich dabei um eine SS-Trauung. Seine Gemahlin schrieb nach Irlingers Tod die Lebensgeschichte in einem unveröffentlichten Manuskript mit dem Titel „Eine Hand voll Freunde“ auf. In einem Brief an Hans Deuschls Witwe Sara Deuschl in Schweden, die beiden Frauen standen auch nach Kriegsende in regem Briefverkehr, schrieb sie Weihnachten 1971:

„Es wird Dich und Deine Familie sehr interessieren. Dein lieber Mann und Du selbst bist dort verewigt. Ich fand es notwendig, dass unsere Kinder einmal aus authentischem Munde hören, wie es damals war. In dieser Fassung glaube ich nicht, daß ich das Buch, von dem ich noch einen dritten Teil schreiben werde, veröffentlichen kann. Man muß wahrscheinlich die Namen alle ändern. Für Dich aber ist die unverfälschte Wahrheit wichtig. Du siehst, daß ich sehr viel an Dich denke. Wie könnten wir je diese Zeit vergessen! Auch wollte ich meinem Mann ein Denkmal setzen.”

Ob der SS-Sturmbannführer Wilhelm Irlinger (24. Oktober 1895 in München; SS-Nr.: 59.165) mit Dr. Max Irlinger verwandt ist, ließ sich nicht erforschen, erscheint aber wahrscheinlich.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. „Da die amerikanischen Posten nachts wahllos in die Menge schossen, sobald sie auch nur die geringste Bewegung unter den Gefangenen sahen, schoben sich die beiden Männer Meter für Meter auf dem Bauch liegend immer näher an den Zaun, der das Lager der SS von denen der Wehrmacht trennte. Mit ihren bloßen Händen gruben sie nun eine Mulde unter den Zaun. Um Mitternacht war es so weit. Dr. Irlinger konnte Deuschl in das andere Lager hinüber schieben. Für ihn war das Loch noch zu klein, aber auch ihm gelang es noch in dieser Nacht hinüberzukommen. Sie robbten sich nun Zentimeter für Zentimeter in das Innere des Lagers, um dort unterzutauchen, was ihnen auch gelang.“ (Vgl.: Dissertation Zur Person und Bedeutung des Arztes Dr. Hans Deuschl (1891–1953) unter besonderer Berücksichtigung seiner Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus von Wilhelm Boes, Seite 174