Juniklub

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Der Juniklub (auch: Juni-Klub) war zur Zeit der Weimarer Republik ein Diskussionskreis der Jungkonservativen in Deutschland. Der von Hans Roeseler gegründete und von Arthur Moeller van den Bruck dominierte Kreis gilt als bedeutendste antidemokratische Ideenzentrale. Er benannte sich nach dem Monat der Unterzeichnung des Versailler Diktates im Juni 1919. Publizistisches Organ war die Wochenzeitschrift „Das Gewissen“, ab 1927/28 der „Der Ring“[1] (bis 1943). Inhaber des „Ring-Verlages“ (ab 1922) war Heinrich von Gleichen-Rußwurm. Auf Einladung Rudolf Pechels trat Adolf Hitler 1922 im Klub auf, konnte jedoch (an diesem Tag, an dem viel weniger Gäste als sonst anwesend waren) keinen der Teilnehmer für die NSDAP gewinnen. Enge Kontakte bestanden zu Karl Haushofer.

Die Gründung des Juniklubs

Im März 1919 wurde bei einer Zusammenkunft zwischen Hans Roeseler (Mitglied des „Vereins Deutscher Studenten“ [VDSt] und des „Vereins Kriegerhilfe Ost“ [VKO]), Max Hildebert Boehm, Arthur Moeller van den Bruck und Heinrich von Gleichen-Rußwurm im „Weihenstephan“ an der Potsdamer Brücke der Zusammenschluß der Solidarier mit dem VKO und damit die Gründung eines neuen Klubs beschlossen. Der Gründungskreis bestand – neben den vier oben genannten – aus weiteren neun Personen, die Akademiker der jüngeren Generation waren und sich zum größten Teil journalistisch betätigt hatten. In der ersten Zeit traf man sich in der Wohnung Heinrich von Gleichen-Rußwurms in der Potsdamer Privatstraße 121i, weswegen es zunächst zu der Namensgebung „I-Klub“ kam. Jedoch aus Protest gegen die Unterschreibung des Versailler Schandvertrags am 28. Juni 1919 und als Gegengewicht zum linksorientierten Berliner Novemberklub benannte man sich drei Monate nach der Gründung der Vereinigung in „Juniklub“ um. In Max Hildebert Boehms Buch „Ruf der Jungen“ spricht dieser sogar von einer im Namen enthaltenen chiffrierten Programmatik. So stehe die Buchstabenfolge für „Juvenum Unio Novum Imperium“.

Der Juniklub und seine Publikationen

Man traf sich zunächst täglich in einem engen Kreis in von Gleichen-Rußwurms Wohnung und veröffentlichte als erste publizistische Gemeinschaftsarbeit ein politisches Wörterbuch, in welchem auch die Anschauungen der Gruppe festgehalten wurden. Kurz nach der Gründung wurde unter Mitarbeit Moeller van den Brucks ein Programm in Form von Dreiunddreißig Sätzen formuliert, in welchem sich der Klub als eine Gemeinschaft definiert. Zum Sprachrohr des Juniklubs wurde am 1. Januar 1920 die Wochenzeitschrift „Das Gewissen“, welche seit 9. April 1919 von dem ehemaligen Frontoffizier Werner Wirth unter dem Namen „Das Gewissen, unabhängige Zeitung für Volksbildung“ veröffentlicht wurde. Schon vor dem Erwerb dieser Zeitung durch den Juniklub wurde der Großteil der journalistischen Arbeit für die Zeitung von Mitgliedern des Juniklubs verfaßt. Als Zielgruppe sah man die konservativ gesinnte Jugend. Hauptsächlich war Arthur Moeller van den Bruck als Journalist beim „Gewissen“ tätig und veröffentlichte ausführliche Artikel, die „Wochenchronik“ und die „Kritik der Presse“, doch trug er ebenfalls die Hauptlast der Redaktion, da der Herausgeber Eduard Stadtler oft aufgrund langer Vortragsreisen abwesend war. Durch seine vielen Veröffentlichungen in Zeitungen und Büchern wurde Moeller van den Bruck schnell zur weltanschaulichen Führungsfigur und galt innerhalb der Vereinigung als „heimlicher König“. Publikationen gab es ebenfalls über die verbandseigene Zeitung hinaus in fast allen anderen konservativen Zeitschriften, so z. B. in „Deutsches Volkstum“, „Die Deutsche Rundschau“ und „Die Hochschule“. Der Juniklub konzentrierte sich auf seine inneren Diskussionsrunden und publizistischen Arbeiten. Lediglich Eduard Stadtler und einige weitere Mitglieder (u. a. Max Hildebert Boehm) traten ans Rednerpult und erzielten damit Erfolge für ihre politische Organisation.

Die Mitgliedschaft

Ende 1920 siedelte der Juniklub in das Haus des „Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslanddeutschtum“ in die Motzstraße 22 in Berlin-Schöneberg um. Seitdem wurde das Klubleben straffer organisiert – u. a. traf man sich nun zu festen Terminen und es wurden offizielle Mitgliedskarten ausgeteilt. Es seien meist etwa 120 bis 150 Mitglieder und geladene Gäste gewesen, die sich zu den Veranstaltungen an den Dienstagabenden des Juniklubs trafen. Die Mitglieder bestanden aus einer erlesenen Elite, die von der wilhelminischen Epoche und dem Weimarer „Parteienstaat“ enttäuscht waren. Eine Mitgliedschaft zu erwerben gestaltete sich sehr schwierig, da schon in den Dreiunddreißig Sätzen und später in der Klubsatzung festgeschrieben wurde, daß für den Erwerb der Mitgliedschaft das Vertrauen aller Angehörigen des Juniklubs nötig sei. Sprach auch nur einer begründet sein Mißtrauen aus, war die Mitgliedschaft ausgeschlossen. Die Mitglieder kamen insbesondere aus Kreisen Intellektueller und Journalisten, aber auch aus dem Militär, der höheren Beamtenschaft und der Industrie. Frauen nahmen nicht teil.

Die Auflösung des Juniklubs

Am 24. April 1924 trafen sich die Mitglieder zu einer Versammlung über die Auflösung des Klubs. Es gab dafür mehrere Gründe. Zum einen konnte die innere Geschlossenheit aufgrund von unterschiedlichen Standpunkten nicht mehr aufrechterhalten werden. Heinrich von Gleichen-Rußwurm verfolgte eine Umwandlung des Juniklubs in einen Herrenklub, was auf starken Widerstand bei Arthur Moeller van den Bruck stieß, da ihm schon die Namensgebung reaktionär erschien. Auch fehlte eine Richtschnur für das konkrete politische Handeln, was unweigerlich zu Kollisionen führte und die Krise damit verstärkte. Bis 1924 wuchs die Mitgliederzahl des Klubs auf 1.000 Personen an. Die Exklusivität ging damit verloren, was eine abnehmende Integrationskraft des Klubs zur Folge hatte.[2]

Viele arrangierten sich mit dem System der Weimarer Republik, wodurch dem Klub die Basis genommen wurde. Der wohl entscheidende Punkt zur Auflösung des Juniklubs war die Erkrankung und der darauffolgende Freitod von Moeller van den Bruck 1925, womit der Juniklub sein Gesicht verlor. Viele Mitglieder organisierten sich mit der Auflösung des Juniklubs in anderen Vereinigungen. Heinrich von Gleichen-Rußwurm gründete im Dezember 1924 den „Deutschen Herrenklub“ und Max Hildebert Boehm im April 1926 das „Institut für Grenz- und Auslandsstudien“. Im Frühjahr 1927 wurde ein Versuch gestartet, die frühere Einigkeit wieder aufzubauen, was jedoch mißglückte.

Mitglieder waren unter anderem:

Zitat

  • „Übereinstimmend wurde […] von ehemaligen Mitarbeitern des Juni-Klubs berichtet, daß zu den beglückenden Erlebnissen aus dieser Zeit die Tatsache zähle, daß soziale, konfessionelle und auch weltanschauliche Schranken im Klub fielen, so daß sich Männer der verschiedensten gesellschaftlichen Stellung und Gesinnung hier zu angeregten, sachlichen Gesprächen treffen konnten. Vornehmlich im ersten Jahre seines Bestehens begegneten sich bei den politischen Abenden des Klubs Männer, die sich später nicht selten als politische Gegner befehdeten.“ — Hans-Joachim Schwierskott[3]

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Von 1927 bis 1931 lautete der vollständige Titel der Zeitschrift Der Ring. Politische Wochenschrift, ab 1931 wurde der Untertitel geändert, so dass das Organ bis 1934 zeitweise als Der Ring. Konservative Wochenschrift firmierte. In den letzten Jahren ihres Erscheinens hieß die Zeitschrift Wirtschafts-Ring.
  2. In seiner klassischen Monographie „Kulturpessimismus als politische Gefahr. Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland“ (1961, dt.: dtv, 1986) schrieb Fritz Stern über die letzte Phase im Leben von Arthur Moeller van den Bruck: „In den letzten Monaten vor seinem Tod hatte er neue Enttäuschungen hinnehmen müssen: Er war verzweifelt über das schwache Echo, das sein letztes Buch fand, verzweifelt über die Annahme des Dawes-Plans und Stresemanns darauffolgende Politik einer finessierenden Verständigung. Der politische Opportunismus seines früheren Gefährten [Heinrich von Gleichen ?] war für ihn eine Enttäuschung.“ (dtv-Ausgabe, S. 316)
  3. a.a.O., S. 59 f.