Die Tat

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Tat war eine deutsche Monatszeitschrift für Politik und Kultur. Sie wurde im April 1909 gegründet und erschien bis 1938 im Verlag von Eugen Diederichs in Jena. 1939 bis 1944 wurde sie unter dem Titel Das XX. Jahrhundert fortgesetzt. Die Zeitschrift war in den einzelnen Phasen ihres Bestehens verschiedenen weltanschaulichen Strömungen unterworfen.

Freireligiös (1909–1912)

Die Zeitschrift wurde im April 1909 von dem Freireligiösen und prominenten Freimaurer Ernst Horneffer und seinem Bruder August Horneffer gegründet und erschien zunächst mit dem Untertitel Wege zu freiem Menschentum. Der Schwerpunkt in der ersten Phase der Tat lag vor allem auf dem kulturellen und geisteswissenschaftlichen Sektor. Die Intention der frühen Tat war es, "den unheilvollen Zwiespalt", welcher laut Ernst Horneffer zwischen dem inneren und äußeren Menschen bestünde, zu überbrücken. [Tat, 04/1909, S.1]

Lebensreformerisch (1912-1918)

Im Oktober 1912 übernahm der Jenaer Verleger Eugen Diederichs das Blatt, dessen Auflage zu dieser Zeit lediglich verlustbringende 1000 Exemplar betrug. Es wurde inhaltlich neu ausgerichtet, was im neuen Untertitel Eine sozial-religiöse Monatsschrift zum Ausdruck kam. Wenig später wurde dieser Untertitel erweitert und lautete Sozial-religiöse Monatsschrift für deutsche Kultur. Im April 1916 nahm Diederichs eine neue Änderung vor. Die Zeitschrift hieß nun bis auf weiteres Die Tat. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Diederichs Ziel war es, aus der Monatsschrift, ein "Forum zukünftiger Kultur" zu machen. [Fritzsche, Politische Romantik, S. 45]. Er redigierte die Zeitung, zumindest offiziell, bis zu seinem Tod im Jahre 1931.

Bildungsbürgerlich (1918-1929)

Nach dem Ersten Weltkrieg kennzeichnet eine "zum Programm erhobene Programmlosigkeit" (Hanke/Hübinger) das Blatt, es setzte aber doch besondere Akzente bei den Themen "Bildung", "Religion" und "Volk". 1928 übergab Diederichs die Schriftleitung an den Germanisten Adam Kuckhoff, der jedoch zusammen mit dem Theologen Heinrich Getzeny einen Kurs "gegen den Romantizismus" ansteuerte, der Diederichs Vorstellungen nicht entsprach. Die Zusammenarbeit dauerte daher nicht lange. Allerdings wurde zu ihrem Beginn die äußere Gestaltung in neusachlichem Stil modernisiert, und auch der Untertitel wechselte erneut, diesmal in Monatsschrift zur Gestaltung neuer Wirklichkeit.

Jungkonservativ (1929-1933)

Im September 1929 übernahm Hans Zehrer die Leitung des Blattes und machte es zusammen mit Ernst Wilhelm Eschmann, Ferdinand Fried, Giselher Wirsing zum einflussreichen Organ des jungkonservativen „Tat-Kreises“. Mit einer Auflage von knapp 30.000 Exemplaren erreichte es in dieser Zeit etwa doppelt soviele Leser wie die radikaldemokratische Wochenzeitschrift Die Weltbühne.

"Die Zeitschrift 'Die Tat'", urteilte Siegfried Kracauer 1931, "hat heute gerade unter den Intellektuellen der Mittelschichten einen starken Anhang. Er erklärt sich nicht nur daraus, daß der Tat-Kreis bewußt für die praktischen und ideologischen Interessen dieser Schichten eintritt, sondern auch aus seiner Kampfweise selber. Sie ist von einem Format, dessen die deutsche Intelligenz entwöhnt war."

Die Ziele des Tat-Kreises sind in dieser Zeit ein eigentümliches Konglomerat aus "linken" und "rechten" Positionen: Kapitalismuskritik verbindet sich mit dem Ruf nach nationaler Autarkie und der Forderung nach einer neuen Elite. Der große Zuspruch, den diese Zeitschrift erfuhr, veranlasste den Verleger Gottfried Bermann Fischer als Gegenmaßnahme, in seinem Verlag Peter Suhrkamp einzustellen. Er sollte die im S. Fischer Verlag erscheinende Zeitschrift Neue Rundschau auf einen stärker weltanschaulich gerichteten Kurs bringen und so der Tat Paroli bieten. [1]

Weitere Autoren der TAT waren ab 1929: Horst Grüneberg (Pädagoge), Helmuth Ellbrechter (Zahnarzt), Wilhelm von Oertzen (Militärpublizist). Viele andere Autorennamen der Tat-Artikel sind jedoch Pseudonyme der schon oben genannten Mitglieder des Tatkreises.

Nach der "Machtergreifung" (1933-1939)

Hans Zehrer wurde im Oktober 1933 als Herausgeber abgesetzt. Der Anpassungskurs des mittlerweile der SS beigetretenen Giselher Wirsing ließ das Blatt zur Bedeutungslosigkeit herabsinken. Im Jahre 1939 erhielt es den neuen Titel "Das XX. Jahrhundert", wurde jedoch unter den Bedingungen des Krieges 1944 endgültig eingestellt.

Literatur

  • Hans Brunzel: Die „Tat“ 1918-33, Diss. phil., Bonn 1952
  • Hans Henneke: "Ulrich Unfried" und der Tat-Kreis in: Criticón 182/183, 2004, S. 43-46
  • Edith Hanke & Gangolf Hübinger: Von der "Tat"-Gemeinde zum "Tat"-Kreis. Die Entwicklung einer Kulturzeitschrift, in: Gangolf Hübinger (Hg.): Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, München 1996, S. 299-334
  • Klaus Fritzsche: Politische Romantik und Gegenrevolution. Fluchtwege in der Krise der bürgerlichen Gesellschaft: Das Beispiel des Tat-Kreises. Frankfurt a.M. 1976
  • Kurt Sontheimer: Der Tatkreis, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 7, Heft 3, 1959, S. 229-260

Quellen

  1. Siehe dazu Peter de Mendelssohn, S. Fischer und sein Verlag, Frankfurt/Main 1986, S. 1246 f.
  • Alfred Weber: Ausgewählte Briefwechsel, (Alfred Weber Gesamtausgabe), hg. von Eberhard Demm und Hartmut Soell, Marburg 2003.
  • Eugen Diederichs: Leben und Werk. Ausgewählte Briefe und Aufzeichnungen, hg. von Lulu von Strauß und Torney-Diederichs, Jena 1936.