Karstadt

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Karstadt AG)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Karstadt Warenhaus GmbH, 2008.png
Werbung von 1936
Werbung von 1941

Die Karstadt Warenhaus GmbH ist ein Traditionskaufhaus des Einzelhandels mit Sitz in Essen, das am 14. Mai 1881 von Rudolph Karstadt gegründet wurde. Es unterhält in der Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl von Filialen und beschäftigt rund 17.000 Mitarbeiter. Eigentümer vom Juni 2010 bis zum August 2014 war der jüdische Finanzoligarch und Spekulant Nicolas Berggruen. Im November 2018 fusionierte das Unternehmen mit der deutschen Kaufhauskette Galeria Kaufhof zu einem Gemeinschaftsunternehmen.

Geschichte

Im April 2005 übernahm der damalige Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff die Leitung des Unternehmens. Er verkaufte im Februar 2006 die Warenhausimmobilien und mietete die Häuser zurück. Größter Vermieter wurde der Fonds Highstreet von Goldman Sachs. Vier Warenhausimmobilien gehörten schon zuvor den Oppenheim-Esch-Fonds. Im September 2008 kam es zu akuten Finanznöten, weil die Banken Kredite nicht verlängern wollten. Die Privatbank Sal. Oppenheim sprang als Investor ein. Sie wurde größter Einzelaktionär, die Kredite wurden kurzfristig verlängert. Middelhoff trat 2009 zurück. Im Mai 2009 bemühte sich der neue Konzernchef Karl-Gerhard Eick um eine Bürgschaft der Bundesregierung, ohne die die Banken die Kredite nicht verlängern wollten.

Als weder eine Bürgschaft, noch ein Rettungskredit genehmigt waren, mußte Eick, zusammen mit dem Mutterkonzern Arcandor, zu dem auch das traditionsreiche Versandhaus Quelle gehörte, Insolvenz anmelden. Am 9. Juni 2009 ordnete das Amtsgericht Essen die vorläufige Vermögensverwaltung und Sicherungsmaßnahmen an und bestimmte Klaus-Hubert Görg zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Zu Karstadt gehörten damals unter anderem das größte deutsche und gleichzeitig zweitgrößte europäische Warenhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin mit 60.000 m² Verkaufsfläche und das Alsterhaus in Hamburg mit 24.000 m². Goldman Sachs hielt zu der Zeit 51 Prozent am Vermieterkonsortium Highstreet (Karstadt-Immobilien).[1]

Entwicklung seit der Insolvenz

Berggruen im Jahr 2010 mit seiner Bewunderin Ursula von der Leyen, damals in ihrem Job als Verwalterin des Bundesarbeitsministeriums

Nicolas Berggruen bereichert sich

Mit Vertrag vom 8. Juni 2010 erwarb der jüdische Finanzoligarch Nicolas Berggruen Karstadt mit 120 Warenhäusern und 25.000 Mitarbeitern und führte das Unternehmen in eine Holding ein. Er zahlte für den gesamten insolventen Karstadt-Konzern 1 Euro und für die Namensrechte an der Traditionsmarke Karstadt 5 Millionen Euro.[2]

Seit der Übernahme durch Berggruen zweifelten sachkundige Beobachter, ob Berggruen die angeschlagene Kaufhauskette in eine tragfähige Zukunft überführen wolle. Am 14. März 2012 schließlich setzte sich die ZDF-Fernsehreportage Mister Karstadt? – Der rätselhafte Nicolas Berggruen kritisch mit der unternehmerischen Rolle von Berggruen bei Karstadt auseinander.[3] Die Autoren der ZDF-Dokumentation kamen zu dem Schluß, daß Berggruen vielleicht doch kein Menschenfreund, sondern bloß ein gewöhnlicher Finanzinvestor sei.[4]

Am 16. Juli 2012 ließ Berggruen die Streichung von 2.000 Arbeitsplätzen bekanntgeben.[5]

Im Dezember 2012 veräußerte Berggruen das Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens) und 16 weitere Immobilien für mehr als 1,1 Milliarden Euro an das Immobilienunternehmen SIGNA. Karstadt blieb zunächst Mieter.

Es folgte im September 2013 der Verkauf der Teile von Karstadt, die allgemein als „Filetstücke“ angesehen wurden. Für den Kaufpreis von 300 Millionen Euro gingen von der „Berggruen Holding“ 75,1 Prozent der „Premium Group“ sowie von „Karstadt Sports“, insgesamt 28 Läden, gleichfalls an das Immobilienunternehmen SIGNA über. Hierzu gehörten das KaDeWe, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Die wenig profitablen klassischen Warenhäuser blieben einstweilen im Besitz der „Berggruen Holding“.[6]

Berggruen räumte SIGNA, bei welcher der jüdische Oligarch Beny Steinmetz[7] seit Anfang 2013 bereits Inhaber von 37,55 Prozent der Anteile von Karstadt Premium und Sport war, die Option ein, für 1 Euro 75,1 Prozent der (verbliebenen) Karstadt-Stammgesellschaft zu übernehmen.[8]

In einem ausführlichen Dossier zeichnete das „Manager-Magazin“ in der Titelgeschichte vom Dezember 2013 die Entwicklung der Warenhauskette nach („Das Karstadt-Komplott“) und kam, abgesehen von tiefergehenden Gründen, die sich im strategischen Kassemachen Berggruens gezeigt hatten, ihn betreffend zu der Aussage:

„Der Finanzjongleur … brachte die Firma durch Geiz und Nichtstun abermals an den Rand der Pleite.“[9]

In der Geschäftsführung von Karstadt folgte im Februar 2014 auf den Engländer Andrew Jennings, den Berggruen eingesetzt hatte und dessen Vertrag Ende 2013 abgelaufen war, die Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt, zuvor Managerin im IKEA-Konzern. Die Medien stellten die Eigenschaften – Frau und „international“ – als Qualifikation und Vorzug hin. Tatsächlich sprach die Managerin bei ihrer Berufung nicht nur — wie bereits Jennings — kein Deutsch, sondern brachte auch keine Kenntnisse des schwer umkämpften deutschen Einzelhandelsmarkts mit.[10] Sjöstedt übernahm die Verantwortung für die verbliebenen 83 Filialen und erreichte, daß der Umsatz des Konzerns in den ersten sechs Monaten des Jahres 2014 sank. Am 7. Juli 2014 ließ sie die Presse wissen, sie habe als Geschäftsführerin ihren Dienst quittiert. Die Medien berichteten, der Grund liege wohl in fortgesetzt fehlender Investitionsbereitschaft Berggruens.[11]

Im August 2014 überließ Berggruen dem österreichischen Geschäftsmann René Benko (Unternehmen SIGNA) nach der Premium- und Sportgruppe sämtliche Karstadt-Filialen für 1 Euro Kaufpreis. Berggruen trennte sich auch von seinen Minderheitsanteilen an den Premium- und Sporthäusern sowie an den Karstadt-Immobilien, die er über seine Berggruen Holding besaß.[12] Im Ergebnis investierte Berggruen nicht in die aus der Insolvenz übernommene Firma, sondern ließ sich von Karstadt für die Nutzung des Namens „Karstadt“ (und der Eigenmarken) Lizenzgebühren zahlen.[13] Hieraus nahm er zwischen 40 und 50 Millionen Euro ein – die Markenrechte hatte Berggruen separat für sich erworben.[14]

Am 24. Oktober 2014 wurde Stephan Fanderl als neuer Konzernchef berufen. Gleichzeitig erging die Ankündigung, daß sechs Handelshäuser geschlossen würden.

Zusammenschluß mit Kaufhof

Karstadt fusionierte im November 2018 mit der Kaufhauskette Galeria Kaufhof zu einem Gemeinschaftsunternehmen. Es gehört zu 49,99 Prozent dem kanadischen Handelskonzern HBC und zu 50,01 Prozent der österreichischen Signa-Holding des Investors René Benko.

Zitat

  • "Wenn man Traditionsunternehmen wie Karstadt oder Quelle umtauft in Arcandor und Primondo, muß man schlicht und ergreifend eine Meise haben." (23. Oktober 2009: Die ehemalige Blockparteifunktionärin und frühere Quelle-Betriebsrätin Renate Schmidt (SPD) über Fehler, die das Traditionsunternehmen Quelle in den Ruin getrieben hätten.)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. BILD, 25. Juli 2010: Goldman-Sachs-Chef verkündet endgültige Rettung von Karstadt
  2. bild.de, 4. Juli 2010: Berggruen zahlt für Karstadt nur einen Euro
  3. Image und Wirklichkeit eines Investors
  4. Film zeigt Wahrheit über Nicolaus Berggruen
  5. Neue Unruhe bei Karstadt - 2000 Arbeitsplätze werden gestrichen
  6. Robert Diehl: Der „gute“ Kapitalist Zuerst! (zuerst.de), 25. Oktober 2013
  7. Beny Steinmetz (geb. 1956 in Netanya, Israel) ist ein israelischer Oligarch mit internationalem Wirkungskreis. Das Magazin Forbes (forbes.com) gab sein Vermögen im März 2013 mit 4,1 Milliarden Fed-Dollar an [1]. Er erbte von seinem Vater den in Genf ansässigen Konzern Steinmetz Diamond Group, der heute vorwiegend die Geschäftsfelder Diamantenhandel, Immobilien, Investments, Minen, Öl, Erdgas hat. Die Bild-Zeitung (bild.de) fragte sich am 23. November 2013: „Und welche Rolle spielt der mysteriöse Diamantenhändler Beny Steinmetz?
  8. „Milliardär steigt bei Karstadt ein - Bereitet Berggruen seinen Rückzug vor?“, Handelsblatt (handelsblatt.com), 21. November 2013
  9. „Das Karstadt-Komplott“, Manager-Magazin (Druckausgabe) 12/2013, S. 38. Siehe auch „Diamanten-Milliardär steigt bei Karstadt ein“, manager-magazin.de, 21. November 2013
  10. „Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt als letzte Hoffnung“, Tagesspiegel (tagesspiegel.de), 11. Dezember 2013
  11. [„Karstadt-Chefin geht – Berggruens Albtraum“], Handelsblatt (handelsblatt.com), 7. Juli 2014
  12. „Karstadt ist Berggruen los“, FAZ (faz.net), 14. August 2014
  13. „Berggruens Rendite“, FAZ (faz.net), 17. August 2014
  14. „Berggruen hat mit Karstadt bisher 40 bis 50 Millionen Euro verdient“, sagte Karstadt-Aufsichtsrat und Verdi-Vertreter Arno Peukes gegenüber der Wirtschaftswoche.„Berggruen hat bis zu 50 Millionen Euro verdient“ Wirtschaftswoche (wiwo.de), 16. August 2014