Kreuzzug Heinrichs VI.
Der Kreuzzug Heinrichs VI. (ab 1169 deutscher König, ab 1191 römisch-deutscher Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und von 1194 bis zu seinem Tod zugleich König von Sizilien) im Jahre 1197/98 – der auch als Deutscher Kreuzzug oder vereinzelt auch als eigentlicher Vierter Kreuzzug (je nach historischer Kreuzzugszählung) bekannt wurde – war ein von Kaiser Heinrich VI. initiierter Kreuzzug als Reaktion auf das Scheitern seines Vaters Friedrich I. Barbarossa bei dessen dritten Kreuzzug 1189–92.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf
Das Kreuzzugsheer soll das größte gewesen sein, das je unter der Fahne eines einzelnen Fürsten organisiert wurde. Der Chronist Arnold von Lübeck beziffert in seiner „Arnoldi Chronica Slavorum“ (reicht von 1171 bis 1209) das Heer auf 60.000 Kreuzfahrer (darunter 7.000 Ritter und adlige Herren bei seiner Vereinigung in Konstantinopel, für damalige Verhältnisse ein sehr großes Kreuzfahrerheer)[1] aus hauptsächlich deutschen Landen, darunter 400 Kreuzfahrer aus Lübeck. Das von Heinrich zusätzlich ausgerüstete Söldnerkontingent umfaßte wohl ca. 6.000 Mann, davon 1.500 Kreuzritter.
Tyros, Sidon und Beirut wurden erfolgreich zurückerobert und besetzt. Die deutschen Kreuzfahrer unterstützten die Kandidatur Amalrichs von Zypern für den Thron des Königreichs Jerusalem. Die folgende Krönung Amalrichs, eines Vasallen Heinrichs VI., zum König von Jerusalem stärkte den deutschen Einfluß auf das Heilige Land nachhaltig. Sie eroberten Gibelet und stellten so die Landverbindung zur Grafschaft Tripolis wieder her. Anschließend drangen sie ins Hinterland Richtung Damaskus vor, wo sie ab November 1197 die Burg Toron belagerten.
Bevor die letzten Kreuzfahrer im Juli 1198 abzogen, schlossen sie einen fünfjährigen Waffenstillstand mit dem Ayyubiden-Sultan al-Adil I., der den Kreuzfahrern, d. h. dem Königreich Jerusalem, ihre Eroberungen bestätigte. Die eroberten Ländereien wurden von König Amalrich II. von Jerusalem an lokale Adlige vergeben: Die Herrschaft Beirut wurde als Lehen an Johann I. von Ibelin vergeben. Die Grafschaft Sidon ging an deren alten Inhaber, Rainald Garnier. Die Herrschaft Gibelet, als Teil der Grafschaft Tripolis, ging an Guido I. Embriaco.
Auf seinem Rückweg in die Heimat besuchte der Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach Anfang 1198 den Fürsten Leo II. in Tarsus und krönte ihn zum ersten König von Kleinarmenien.
Mit der Unterstützung vieler Teilnehmer dieses Kreuzzuges wurde im März 1198 die 1190 während der Belagerung von Akkon von deutschen Rittern und Kaufleuten gegründete Hospitalgenossenschaft in den Ordo Teutonicus umgewandelt.
Teilnehmer
- Adolf III., Edler Herr von Schauenburg und Graf von Holstein und Stormarn: Weihnachten 1196 machte er sich erneut ins Heilige Land mit über 100 deutschen Rittern und unzähligen Hilfstruppen auf, er kehrte 1198 zurück.
- Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Reiches
- Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig: Pfalzgraf bei Rhein und ältester Sohn Herzog Heinrichs des Löwen
- Hartwig II. von Utlede, Erzbischof von Hamburg-Bremen
- Konrad von Querfurt: Bischof von Hildesheim (1194–1199), Bischof von Würzburg (1198–1202) und Reichskanzler (1194–1201)
- Heinrich von Kalden: ab 1191 bekleidete es das Amt des Reichshofmarschalls.
- Markward von Annweiler: Reichstruchsess, wurde vom Kaiser kurz vor seinem Tod 1197 als Testamentsvollstrecker eingesetzt; ab 1198 Regent des Königreiches Sizilien
- Heinrich von Brabant: Norddeutscher Baron und Heeresführer; seit 1179 Graf von Brüssel, seit 1183 Herzog von Brabant sowie seit 1190 Graf von Löwen, Markgraf von Antwerpen und Herzog von Niederlothringen
Siehe auch
Literatur
- Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge, C.H.BECK (2008), ISBN 978-3-406-39960-2
- Dagmar Jestrzemski: Katharina von Alexandrien: Die Kreuzritter und ihre Heilige, Lukas (2010), ISBN 3-86732-086-1
- Die Chronik Arnolds von Lübeck. Nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae übersetzt von Johann Christian Moritz Laurent. Mit einem Vorwort von Johann Christian Moritz Laurent. Neu bearbeitet von Wilhelm Wattenbach (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesamtausgabe Bd. 71), dritte, unveränderte Aufl., Leipzig (1940)