Kunze, Richard

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Richard Kunze (1872-1945)

Richard Kunze (Lebensrune.png 5. Februar 1872 in Sagan; Todesrune.png Mai 1945) war ein deutscher Lehrer, Publizist und völkisch-nationalsozialistischer Politiker.

Leben

Jugend

Richard Kunze war Schlesier und wurde am 5. Februar 1872 in Sagan geboren. Er besuchte die Präparandenanstalt und das Lehrerseminar zu Sagan, wurde Volksschullehrer, Nach seine Mittelschullehrerprüfung war er an der Knabenmittelschule in Schöneberg tätig und studierte unterdessen Englisch, Französisch, Philosophie und Nationalökonomie an der Berliner Universität. 1907 bis 1909 war er Stadtverordneter in Schöneberg. 1909 verließ er den Schuldienst und war von da an hauptsächlich politisch und publizistisch tätig. Während des Ersten Weltkrieges leitete Kunze ein Kriegsgefangenenlager in Gardelegen.

Weimarer Republik

1918 war Kunze kurzfristig auf Betreiben von Kuno von Westarp beim Kriegsministerium aus dem Heeresdienst entlassen worden. Im Königreich Sachsen fungierte er als Generalsekretär der Deutschkonservativen Partei und war als Redakteur bei deren Zeitschrift Vaterland angestellt. Beim Wahlkampf der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zur Wahl zur Deutschen Nationalversammlung im Januar 1919 war Kunze von Oskar Hergt zum Generalsekretär der DNVP und Leiter der Abteilung Vortragswesen beim Parteivorstand ernannt worden. 1919 wurde Kunze wiederum Stadtverordneter in Schöneberg und gründete im selben Jahr in Berlin das „Deutsche Wochenblatt“ (Untertitel: „Unabhängige Zeitung für das geknechtete Volk“), seit 1924 als Die Neue Zeitung im Tageszeitungsformat erscheinend. Seit 1920 gab er zudem das „Deutsche Witzblatt“ heraus, die in den ersten Jahren nach dem ersten Weltkriege die einzigen Blätter Berlins waren, die ungeschminkt den Bonzen des Systems die Wahrheit zu sagen wagten. Zahlreiche Verbote vermochten diese Wahrheit nicht zu unterdrücken, brachten aber Richard Kunze, der sein ganzes Vermögen in den Dienst seiner Sache gestellt hatte, wirtschaftlich an den Rand des Ruins. Richard Kunze gründete 1919 die „Deutschsoziale Partei“ (DtSP) und fand insbesondere in der Jugend, in der schon damals das Sehnen schlummerte nach einer Verbindung der Begriffe „national“ und „sozialistisch“, sehr bald Anklang und Gefolgschaft. Aber auch in den marxistischen Parteien fand er manchen Anhang, insbesondere bei denen, die auf das sozialistische Programm nicht verzichten wollten, die aber die Verlogenheit des Begriffes „international“ deutlich genug erkannt hatten. Am 19. und 21. Februar 1920 hielt Kunze Reden zum Thema „Staatsbankrott“ in München auf vom Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund ausgerichteten Veranstaltungen mit insgesamt etwa 5.000 Teilnehmern. 1922 bei den Stadtverordnetenwahl gelang es Richard Kunze, mit seiner Deutschsozialen Partei in Berlin, in der Provinz Brandenburg, in Schlesien, Ostpreußen und Sachsen nicht unerhebliche Erfolge zu erringen. Besonders stark hatte seine Partei und ihr Programm in der schlesischen Bevölkerung Widerhall gefunden. 1924 konnte er mit drei weiteren Deutschsozialen in den Reichstag einziehen. Jene Welle äußerer Begeisterung, die damals im Anschluß an den Hitler-Prozeß durch die deutsche Jugend ging, hatten zu seinem Erfolge sicher nicht wenig beigetragen. Ende 1924 allerdings war diese Welle verebbt und nun begann auch in Norddeutschland wieder der zähe und unerbitterlicher Kampf der NSDAP. Diesem Tempo war Richard Kunze nicht mehr gewachsen, er erkannte, daß nur unter Adolf Hitlers Führung diesen Kampf erfolgreich geführt werden kann und so steckte er schließlich 1928 die Waffen. Er trat bald darauf in die NSDAP ein und löste die Reste seiner Deutschsozialen Partei auf. Nach der Auflösung der Partei betätigte sich Kunze unter anderem als Wirt eines Lokals in der Landsberger Straße im Berliner Bezirk Friedrichshain. Dieses Lokal diente zeitweise dem SA-Sturm von Horst Wessel als „Sturmlokal“. Ab 1930 trat Kunze für die NSDAP als Reichsredner auf. Die NSDAP machte ihn 1932 zum Mitglied des Preußischen Landtages, dem er bis zur Auflösung angehörte.

Drittes Reich

Von November 1933 bis 1945 hatte er erneut ein Mandat im dem Reichstag. Zu Kunzes 70. Geburtstag erschienen in der nationalsozialistischen Presse zahlreiche Würdigungen, in denen Kunzes Rolle als Wegbereiter bei der Propagierung nationalen Gedankengutes hervorgehoben wurde. Richard Kunze lebte im Dritten Reich wieder still seine Berufsarbeit. Nach der Besetzung Berlins im Mai 1945 wurde Kunze verhaftet und gilt seitdem als verschollen. Wilhelm Heinz Schröders BIORAB-Online gibt den Monat Mai als Todesdatum an.

Werke

  • Die Schuldigen. Ein Wegweiser für alle, die nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Deutschnationale Schriftenvertriebsstelle Berlin 1919.
  • Das Schicksal unserer gefangenen Brüder. Ein Weckruf an das deutsche Gewissen. Deutschnationale Schriftenvertriebsstelle Berlin 1919.
  • Die Germanen in der antiken Literatur. Eine Sammlung der wichtigsten Textstellen. Freytag, Leipzig und Tempsky, Wien 1920
    • Bd. 1: Römische Literatur
    • Bd. 2: Griechische Literatur
  • Im neuen Deutschland! Ein Bilderbuch für Erwachsene. Erschienen im Selbstverlag, Berlin 1929.
  • Die ungeheure Schuld der Novemberlinge und ihrer Mitläufer. Erschienen im Selbstverlag, Berlin 1931.
  • Der Weg zur Rettung. Erschienen im Selbstverlag, Berlin 1932.
  • Hau-Ruck! Der Westwall steht. Ein launiges Buch von den Männern mit Schippe und Hacke. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Arbeitsfront, Gauwaltung Saarpfalz. Saardeutsche Verlagsanstalt, Saarbrücken 1939.