Mäe, Hjalmar

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Dr. Hjalmar Mäe

Dr. Hjalmar Mäe (Lebensrune.png 24. Oktober 1901 in Tuhala im Kreis Harju, Estland; Todesrune.png 10. April 1978 in Graz) war ein estnischer Politiker. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Leiter der estnischen Selbstverwaltung.

Leben

Hjalmar Mäe besuchte das Jakob Westholm Gymnasium in Tallinn und studierte danach Philosophie, Naturwissenschaften und Jura in Berlin, Wien, Innsbruck und Graz, wo er 1927–30 in zwei Fakultäten (Physik und Jura) promoviert wurde (dr. phil. und dr. rer. pol.).[1]

Mäe war Propagandaleiter (und später der letzte Leiter) im nationalistischen Estnischen Bund der Freiheitskämpfer (EVL). Diese Organisation wurde später verboten und die führenden Männer inhaftiert. Mäe wurde 1934 verhaftet und 1935 zu zwei Jahre haft auf Bewährung verurteilt. 1936 wurde er ernäut zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Jedoch 1938 wurde er unter einer Amnestie freigelassen. 1938-1940 war er als Unternehmer aktiv. Im Juli 1940 flüchtete er vor der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion nach Deutschland. Als bevollmächtigter des letzten Präsidenten der Estnischen Republik nahm er dort Kontakt auf mit der deutschen Regierung. Im Mai 1941 reiste er von Deutschland nach Helsinki weiter, wo er zu den Gründern des „Estnischen Befreiungskomitees“ (Eesti Vabastamise Komitee, EVK) gehörte.[2] Im Juni 1941 kehrte Mäe nach Berlin zurück.

Noch am Tag des Angriffs der Wehrmacht auf die Sowjetunion richtete er einen Brief an Ribbentrop, in dem er um die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Estland sowie um die Freilassung von Kriegsgefangenen estnischen Soldaten der Roten Armee bat.[3] Mäe wurde im Juli 1941 von Franz von Roques, OB-Rück der Heeresgruppe Nord als Leiter der estnischen Administration eingesetzt. Am 5. Dezember 1941 wurde Estland vom rückwärtigen Heeresgebiet an die Zivilverwaltung abgegeben und unterstand somit dem Reichskommissariat Ostland. Dort hatte Mäe von 1941 bis 1944 das Amt des Generaldirektors für innere Angelegenheiten der Estnischen Selbstverwaltung inne. Mit diesem Ressort war er gleichzeitig der informelle Leiter der gesamten Estnischen Selbstverwaltung und hatte damit eine ähnliche Rolle wie Oskars Dankers in Lettland und Petras Kubiliūnas in Litauen.

Am 18. September 1944 wurde die Arbeit der Estnischen Selbstverwaltung beendet und Mäe reiste zuerst nah Danzig und von dort weiter nach Österreich. Am 4. Januar 1945 wurde er als Leiter der Estnischen Selbstverwaltung entlassen. Im Mai 1945 reiste Dr. Mäe nach Bamberg zu General Patton und forderte, dass die in Deutschland und Österreich befindenden estnischen Soldaten nicht an die Sowjetunion übergeben werden und dass man sie von Alliierter Seite aus nicht verfolgt werden. Er nahm die wolle Verantwortung auf sich indem er bezeugte, dass viele der Männer auf seinen Befehl Zwangsmobilisert wurden. Sein Schreiben wurde entgegen genommen er selbst aber verhaftet. Er war in den Internierungslager in Freising, Moosburg, Darmstadt und Ludwigsburg, Dr. Mäe wurde Anfang des Jahres 1947 freigelassen. Er sagte auch als Zeuge in den Nürnberger Prozessen aus.

Danach zog er nach Österreich, arbeitete als Publizist und hielt Vorträge. Unter anderem veröffentlichte er die Schrift Drei Reden gegen den Kommunismus bei der Bundeszentrale für Heimatdienst, der heutigen Bundeszentrale für politische Bildung. Später arbeitete er bis zu seiner Pensionierung als Staatsangestellter in der Steiermark.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Hjalmar Mäe: Kuidas kõik teostus : minu mälestusi. Välis-Eesti & EMP, Stockholm 1993. ISBN 9186116681. (Biographie, Neuauflage bei Matrix Kirjastus, Tallinn 2005. ISBN 9949-13-038-7.)
  • Hjalmar Mäe: Ich war Zeuge eines kommunistischen Umsturzes. NIZ-Verlag, Bern 1961. (Abdruck eines Vortrags, Datierung unsicher.)
  • Hjalmar Mae, Stefan C. Stolte und Nikolai Galay: Probleme deutscher Ostpolitik. In: „Schriften des Arbeitskreises für Ostfragen“, Vol. 3, München 1958.
  • Hjalmar Mäe: Drei Reden gegen den Kommunismus. Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1955. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Heft 16. Neuauflagen erschienen 1957 und 1958.)
  • Hjalmar Mäe: Dritter Weltkrieg droht? Eine politische Analyse unserer Zeit. Karl Trummer, Graz 1955.
  • Hjalmar Mäe: Ein Blick in die Taktik Sowjetrusslands. In: „Schweizer Monatshefte“, Vol. 35 (1955), Heft 2, S. 88-95.

Fußnoten

  1. Seppo Myllyniemi: Die Neuordnung der Baltischen Länder 1941–1944. Akateeminen Kirjakauppa, 1973, S. 30.
    Hjalmar Mäe: Über die Temperatursprünge in der Ostsee. Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1928. (Dissertationsschrift vorgelegt in der Sitzung am 12. Jänner 1928.)
    Hjalmar Mäe: Das Verfassungsrecht der Randstaaten. Insbesondere die Stellung des Präsidenten. Universität Graz, 1929.
  2. Udo Kissenkoetter: Gregor Straßer und die NSDAP, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Stuttgart 1978, S. 152, ISBN 3-421-01881-2.
  3. PA AA, R 105190, 249850, Hjalmar Mäe an Reichsminister für Auswärtige Angelegenheiten Joachim von Ribbentrop, 22. Juni 1941.