Münchhausen, Gerlach Adolph von

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Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (* 14. Oktober 1688 in Berlin; † 26. November 1770 in Hannover) war unter Kurfürst Georg II. braunschweig-lüneburgischer Minister und Geheimrat. In diesem Amt war er 1734 Mitbegründer, erster Kurator und großer Förderer der Georg-August-Universität Göttingen. Er ist ein Vetter des als „Lügenbaron“ berühmten Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen.

Wirken

Eine der feinsten Köpfe, einer der edelsten Menschen, einer der überragendsten Geister des 18. Jahrhunderts überhaupt ist Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen. Selbst von hoher wissenschaftlicher Begabung, verband er eine umfassende Vertrautheit mit den Personen und Verhältnissen des deutschen Universitätslebens mit ungewöhnlicher Blickweite und einem unbeirrbaren Willen den Geist von jeder Bevormundung zu befreien. Er ist der eigentliche Vater der Universität Göttingen. Die Universität ist bis zum Ende des Hochichzeit in Deutschland der Spiegel des geistigen Lebens gewesen. In ihren Bereich fallen von Luther bis zur Paulskirche die großen Entscheidungen des Glaubens und des Denkens. Für die Hochichzeit sind drei Universitäten das getreue Abbild der geistigen Entwicklung, zunächst Halle, dann Göttingen und schließlich Berlin. Gibt der Universität Halle das Hohe Ich des absoluten Fürsten, der Universität Berlin das hohe ich des Geistesfürsten das Gepräge, so dient in Göttingen das hohe ich des Geistes in Freiheit dem hohen ich des Fürsten. Hier zum ersten Mal konnte sich deutsche Wissenschaft unbehelligt von staatlichen und kirchlichen Herrschaftsanspruch frei entfalten. Es war der Grundsatz Münchhausens, nach Göttingen Männer zu berufen, nicht weil sie eine bestimmte Richtung vertraten, sondern einzig um ihrer hohen wissenschaftlichen Leistungen willen. In der Rechtswissenschaft, in der er selbst ein auf eigenes Wissen gegründetes Urteil besaß, brachten besonders Pütter und Selchow die Universität zu hohen Ansehen, in den Naturwissenschaften Haller, Tobias Mayer und Lichtenberg, in der Philologie Gesner, Michaelis und Heyne, in der Theologie der Kirchenhistoriker Mosheim. Während in Preußen das Staatsrecht seine Bestimmung darin sah, die praktischen Notwendigkeiten der Politik wissenschaftlich zu unterbauen, vertrat Münchhausen ebenso wie seine Kurfürst, König Georg II von England, den Standpunkt, dass die Staatsrechtwissenschaft nur dann fruchtbar arbeiten könne, wenn sie unbeeinflusst von den Wünschen der Obrigkeit in strenge Bindung an die in ihr selbst liegenden Maßstäbe der Forschung der Gegenwart aus den Entwicklungsgesetzen der Vergangenheit zu begreifen lehre. Im Gegensatz zu der gesamten übrigen Staatsrechtswissenschaft lenken Johann Stepfan Pütter und Heinrich Christian Freiherr von Selchow zum ersten Mal die Aufmerksamkeit auf die germanischen Bestandteile des Rechts und geben von dieser neuen deutschrechtlichen Auffassung her ein umfassendes Geschichtsbild. Den großartigen Auftrieb gab dem Ansehen Göttingens in der wissenschaftlichen Welt die Berufung Hallers. Diesem gelang es zusammen mit Münchhausen und Mosheim, der seit 1747 Kanzler der Universität war, im Jahre 1751 die Göttinger Akademie der Wissenschaften ins Leben zu rufen. Durch die hier zum ersten Mal verwirklichten Verbindungen von Universität und Akademie rückte Göttingen mit einem Schlage an die Spitze der deutschen Universitäten. Nicht wenig trug hierzu bei, daß Haller als Präsident der Akademie gleichzeitig die Herausgabe der Göttinger Gelehrten Anzeigen besorgte, für die er sich ungeheure Fülle seiner Besprechungen, nicht zuletzt auch aller wichtigen ausländischen Neuerscheinungen selbst schrieb. Tobias Mayer hat vor allem der Seefahrt wertvollste Dienste geleistet durch Verbesserung des Sextanten und durch Herstellung nautische Tafeln, die eine Berechnung der geographischen Länge auf See bis auf einen halben Grad genau ermöglichten. In Lichtenberg hatte er einen Nachfolger, der durch seine geistigen Vielseitigkeit und die Schärfe seines Witzes mehr noch als gefürchteter Zeitkritiker sich einen Namen machte als durch seine Sachleistungen. Durch die Berufung des hervorragendsten Schulmanns seiner Zeit, des Rektors des Thomasgymnasiums in Leipzig, Johann Matthias Gesner, wurde Göttingen für Deutschland zum Ausgangspunkt der Reform des humanistischen Gymnasiums, die im Wirken Wilhelm von Humboldts ihre Krönung fand. Als Hersteller mustergültiger Textausgaben, der die durch Winkelmann entzündete antiken Begeisterung in die klassische Altertumswissenschaft einführte, wie als Sekretär der Akademie ist Heyne in der Wissenschaft der Erbe Gesners, in der Universitätsverwaltung durch das Übergewicht seiner Persönlichkeit der Erbe Münchhausens. Es ist bezeichnend, dass die theologische Fakultät einzig auf dem Gebiet der Philologie in dem orientalischen Mechaelis und der Kirchengeschichtsschreibung in Mosheim Bedeutendes geleistet hat. Das Dogma war keine geistige Macht mehr, und die Theologie konnte sich neben den weltlichen Wissenschaften nur halten, indem sie mit der gleichen Vorraussetzunslosigkeitg wie der Nichttheologie an ihren Gegenstand herangehen, als sie ihr eigen Recht im Grunde ausgab. Als hundert Jahre nach der Gründung der Universität Göttingen sich König Ernst August von Hannover die Göttinger Sieben des Landes verwies, weil sie sich dem Bruch der Verfassung nicht fügen wollten, da ist dies Ereignis im dreifachen Sinn symbolisch: der Hochichfürst setzt zum letzten Mal seinen absoluten Willen durch, der in den Professoren verkörperte Geist des Hohen Ich ist nun noch einmal, im Unterliegend fliegend, eine Macht im öffentliches Leben. Aber mit den aus wandernden verlässt der selbstherrliche Geist die Universität, die fortan auch ihren großen nur soweit bestimmend hineinwirkt in die Wirklichkeit, als sie sich tragen lässt von dem außerhalb der Universität pulsenden Leben im Staat Wirtschaft und Technik.

Literatur