Mistelschlepp

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Mistelschleppverfahren)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Mistelschlepp-Methode: Me 109 E-4 schleppt den Lastensegler DFS 230 A-1 als Transportmöglichkeit für Fallschirmjäger; Erprobungsflieger: Weltkriegsflieger Fritz Stamer.

Mistelschlepp bezeichnet ein Schleppverfahren für Lastensegler, bei dem ein kleineres Motorflugzeug huckepack über eine zumeist lösbare Verbindung auf einen größeren Lastensegler aufgesetzt wurde. Im Laufe der Entwicklung des Mistelschlepps wurde der Lastensegler als Unterteil dieser Kombination durch umgerüstete Bomber mit eigenem Antrieb ersetzt.

Geschichte und Einsatz

Mistel M1 der Einsatz-Staffel des Kampfgeschwaders 101
Beethoven-Gerät mit TSA 1-Visier für den Totaleinsatz

Der Mistelschlepp entstand in Deutschland zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Ziel war es damals, einen Lastensegler über eine größere Strecke zum Einsatzort zu transportieren. Bis April 1944 gab es Pläne und Vorbereitungen für Mistelangriffe gegen Gibraltar, Leningrad und den Marinestützpunkt der Royal NavyScapa Flow“.

Der erste Feindeinsatz mit einem umgerüsteten Bomber erfolgte von St. Dizier aus erst am 14. Juni 1944 mit einem Angriff auf die Invasionsflotte. Erstes Opfer der Mistelkombination (Bf 109 F/Ju 88) wurde Oberleutnant Albert Otto Rheker von der I. Gruppe/Kampf-Geschwader 30 (Adler-Geschwader unter anderem mit Werner Baumbach), er wurde von der Mannschaft eines Flugzeuges der Royal Canadian Air Force – Mosquito MK XIII-0 – abgeschossen und schlug um 23.40 Uhr südöstlich von Caen hinter den deutschen Linien auf. Es folgten durch die Einsatzstaffel/Kampfgeschwader 101 jedoch weitere Angriffe mit mehr Erfolg.

Die fliegenden Bomben waren ursprünglich für Einsätze gegen schwere britische Flottenverbände gedacht (z. B. bei Scapa Flow oder Gibraltar), jedoch verhinderte immer wieder schlechtes Wetter den langen Flug über See. Nach der Versenkung des Schlachtschiffes „Tirpitz“ am 12. November 1944 verließ die britische Flotte den Stützpunkt und der Mistelangriff wurde eingestellt, da das Ziel nicht mehr existierte. Scharfe Einsätze wurden weiterhin zur Behinderung des Vormarsches der Roten Armee gegen die Oderbrücken (→ Unternehmen „Samurai“) geflogen. In den letzten vier Monaten des Krieges erfolgten um die 200 Mistelangriffe gegen den Feind.

Ju 88 „Mistel“

Mistel S2, Frühjahr 1945

Die Junkers Ju 88 als Mistel (amtlicher Tarnname: „Beethoven“ bzw. „Beethoven-Gerät“) wurde auch Vati und Sohn bzw. Huckepack genannt. Ab Mitte 1944 wurden ca. 250 Ju-88-Zellen zu unbemannten fliegenden Bomben umgebaut, die von einer aufmontierten Führungsmaschine auf das Ziel gesteuert werden sollten. Kurz vor dem Ziel sollten sich beide Maschinen trennen. Die mit Sprengstoff (er ersetzte den Besatzungsraum) beladene Ju 88 sollte dann mit Hilfe der automatischen Kurssteuerung ins Ziel stürzen, während das Führungsflugzeug, ein Jagdflugzeug, zur Basis zurückkehrte. Die Zündung erfolgte mittels Aufschlagzünder. Es gab eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten. So wurden verschiedene Aufschlagzünder bei den Gefechtsköpfen verwandt und auch als Leitflugzeuge kamen hauptsächlich Bf 109 F und Fw 190 A zum Einsatz. Insgesamt wurden mehr als 200 solcher Mistelgespanne gebaut. Folgende Mistel-Gespanne sind bekannt:

  • Mistel M1 Ju 88 A-4 und Bf 109 F-4
  • Mistel S1 Schulungs-/Übungsgespann der M1
  • Mistel M2 Ju 88 G-1 und Fw 190 A-6/A-8
  • Mistel S2 Schulungs-/Übungsgespann der M2
  • Mistel M3A Ju 88 G-10 und Fw 190 F-8
  • Mistel S3A Schulungs-/Übungsgespann der M3A
  • Mistel M3B Ju 88 H-4 und Fw 190 A-8
  • Mistel M3C Ju 88 H-4 (die Kanzel wurde durch einen Gefechtskopf mit einer Hohlladung ersetzt) und Fw 190 A-8
  • Mistel M4 Ju 188 und Me 262 (nur geplant)
  • Mistel M5 Ju 88 G-7 und Ta 152 H (nur Erprobung)

Projekte

Projektiert waren auch Mistelkombinationen mit der He 177 und der Ta 154 jeweils als Mistel und eine Focke-Wulff 190 Führungsflugzeug. Einmal in der Luft, sollte sich z. B. die Ta 154 im Zielanflug vom Leitflugzeug trennen und im Bahnneigungsflug als Lufttorpedo in die einfliegenden Bomberverbände stürzen. Dort sollte die Sprengladung dann mittels Funksignal ferngezündet werden, wobei der Totalverlust der Maschine einkalkuliert wurde.

Planungen für das Mistel-Prinzip
Focke-Wulf Ta 154
Bezeichnung Entwurf 1 Entwurf 2 Entwurf 3
Gewicht Ta 154 9.920 kg 10.430 kg 11.030 kg
Gewicht Sprengladung 2.500 kg 3.000 kg 3.500 kg
Gewicht Fw 190 A-8 4.100 kg 4.100 kg 4.100 kg
Gesamtgewicht 14.030 kg 14.630 kg 15.130 kg

Bildergalerie

Siehe auch