Messerschmitt Me 262
Die Messerschmitt Me 262 (Abk. Me 262) war das erste strahlgetriebene Jagdflugzeug bzw. Jagdbomber der Welt. Nach einem richtungsweisenden und hochmodernen Entwurf war sie das modernste Kampfflugzeug, das bei der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Die potentiell bedeutende Rolle der „Schwalbe“, des „Schneidbrenners“ oder auch „Sturmvogels“, wie sie inoffiziell getauft wurde, im Luftkrieg wurde jedoch durch Entwicklungsverzögerungen und Fehleinschätzungen geschwächt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Die Entwicklung dieses Strahlflugzeuges begann im Herbst 1938 bei der Firma Messerschmitt AG, die durch das Reichsluftfahrtministerium den Auftrag erhielt, ein luftstrahlgetriebenes Jagdflugzeug zu entwickeln. Das Projekt erhielt die Bezeichnung P 1065. Projektleiter war Dr. Woldemar Voigt. Bis November/Dezember 1939 wurde eine Holzattrappe erstellt, die von Mitarbeitern des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) positiv bewertet wurde und im März 1940 zum Auftrag für den Bau von drei Prototypen führte.
Erprobung und Erstflug
Der Erstflug des Prototyps Me 262 V1 in dieser Konfiguration fand am 18. April 1941 statt. Der erste Flug mit zwei BMW-Versuchstriebwerken vom Typ P 3302 wurde am 25. März 1942 durchgeführt. Am 18. Juli 1942 gelang Versuchsflieger Fritz Wendel vom Fliegerhorst Leipheim aus, wo auch eine Flugzeugwerft der Messerschmitt AG beheimatet war, mit der Me 262 V3 der erste Flug mit den für die Serienmodelle vorgesehenen Strahltriebwerken vom Typ Jumo 004 der Junkerswerke, die größer und schwerer, aber auch erheblich leistungsstärker als die BMW-Triebwerke waren.
Me 262 im Einsatz
Die Leistungsmöglichkeit des Strahljägers im Luftkampf war unerreicht, z. B. konnte am 10. April 1945 der Jagdflieger und Fliegeras Walter Schuck mit diesem Jäger in einem Durchflug vier Feindbomber vom Typ B-17 abschießen.
Hans Guido Mutke durchbrach am 9. April 1945 mit seiner Messerschmitt Me 262 über Innsbruck die Schallmauer, als er einem von alliierten Flugzeugen attackierten Kameraden helfen wollte und dazu einen Sturzflug durchführte. Mutke hielt es stets für möglich, daß anderen Flugzeugführern der Me 262 dies vor ihm gelungen sein könnte, behauptete also nie ausdrücklich, der erste Mensch gewesen zu sein, der mit einem Flugzeug die Schallmauer durchbrochen hatte.
Oskar Heinz Heinrich Bär erzielte 16 Abschüsse mit der Me 262, was ihn mindestens zum zweiterfolgreichsten Strahljägerführer des Krieges macht. Franz Schall soll bis zu 17 Feindflieger mit der Me 262 und Kurt Welter über 20 (bis 29; 25 Mosquitos und zwei Großbomber nachts, zwei weitere Mosquitos am Tage) abgeschossen haben, beide lassen sich jedoch aufgrund der Kriegswirren nicht hundertprozentig bestätigen.
Spezifikationen und Produktion
Technische Daten:
- Flugzeugart: Kampfdüsenflieger
- Besatzung: 1 Flugzeugführer
- Länge: 10,60 m
- Flügelweite: 12,5 m
- Flügelfläche: 21,68 m²
- Höhe: 3,83 m
- Gewicht: 4.000 kg
- Fluggewicht betankt: 6.775 kg
- Antrieb: 2 × Junkers Jumo 004B Strahltriebwerk
- Schubkraft: jeweils bis 900 kg
- Höchstgeschwindigkeit offiziell: 868 km/h
- Reichweite: 845 Kilometer
- max. Flughöhe offizell: 11.000 m
- Bewaffnung: 4 × 30 mm MK 108 Kanonen, 24 × 55 mm R4/M Luftraketen
- Bombenlast: bis 2 × 250 kg
Varianten:
- Me 262A
- Me 262 A-0
- Me 262 A-1a Schwalbe
- Me 262 A-1a/R-1
- Me 262 A-1a/U1
- Me 262 A-1a/U2
- Me 262 A-1a/U3
- Me 262 A-1a/U4
- Me 262 A-1a/U5
- Me 262 A-1b
- Me 262 A-2a Sturmvogel
- Me 262 A-2a/U1
- Me 262 A-2a/U2
- Me 262 A-3a
- Me 262 A-4a
- Me 262 A-5a
- Me 262 B
- Me 262 C
Bauzahlen der Me 262 bis zum 10. April 1945[1]:
Monat | MttA | MttL | LBB | div. | Summe |
---|---|---|---|---|---|
April 1944 | 16 | 16 | |||
Mai 1944 | 7 | 7 | |||
Juni 1944 | 28 | 28 | |||
Juli 1944 | 59 | 59 | |||
August 1944 | 20 | 20 | |||
September 1944 | 91 | 91 | |||
Oktober 1944 | 117 | 117 | |||
November 1944 | 20 | 81 | 101 | ||
Dezember 1944 | 102 | 23 | 125 | ||
Januar 1945 | 43 | 117 | 6 | 166 | |
Februar 1945 | 296 | 296 | |||
März 1945 | 295 | 295 | |||
bis 10. April 1945 | 47 | 47 | |||
Summe | 503 | 221 | 6 | 638 | 1.368 |
Verbände
- Erprobungskommando 262 (Ekdo.-262) III./ZG 26
- Einsatzkommando Schenk (E-51) 3./KG 51 „Edelweiß“
- Kampfgeschwader (Jagd) 51 – KG(J)51
- I./KG(J) 51
- II./KG(J) 51
- IV./(Erg.)51
- Kommando Nowotny III./Jagdgeschwader 6
- Ergänzungsjagdgeschwader 2 – EJG 2
- Kampfgeschwader (Jagd) 54 – KG(J)54
- I./KG(J)54
- II./KG(J)54
- III./KG(J)54
- Kommando Welter 10./NJG 11
- Nahaufklärungsgruppe 6 – NAGr.6
- Jagdgeschwader 7 – JG 7
- I./JG 7
- II./JG 7
- III./JG 7
- Jagdverband 44 – JV 44 (Gallands „Experten“)
Siehe auch
Literatur
- Manfred Boehme: Jagdgeschwader 7 – Die Chronik eines Me 262-Geschwaders. 1944/45. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 978-3613030909
- Hans-Peter Diedrich: Die deutschen Strahlflugzeuge bis 1945, Aviatic Verlag 1999, ISBN 3925505510
- Mano Ziegler: Turbinenjäger Me 262. Die Geschichte des ersten einsatzfähigen Düsenjägers der Welt. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 978-3879435425
Verweise
- Einige Bilder
- Zeitschrift Luftfahrt-Geschichte: Die Me 262 als Bomberumbau
- Durchbrach die Me 262 als erstes Flugzeug die Schallmauer?