Mohrenstraße (Berlin)

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Ecke Mohrenstraße und Charlottenstraße.jpg

Die Mohrenstraße ist eine Straße der ehemaligen Friedrichstadt und dem heutigen Berliner Ortsteil Mitte. Sie verläuft von West nach Ost zwischen der Wilhelmstraße und dem Hausvogteiplatz und bildet an einem Teilabschnitt die südliche Grenze des Gendarmenmarkts. Trotz des Bombenterrors des Zweiten Weltkrieges konnten viele der Gebäude der Gründerzeit gerettet bzw. in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut werden und stehen unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die Straße, lange Zeit Hauptzentrum der deutschen Textilkonfektion, entstand Ende des 17. Jahrhunderts noch als Gasse (die ursprünglich an der Mauerstraße endete) und erhielt im Mai 1707[1] ihren Namen zu Ehren der ersten Reichsneger, die 1684 aus der kurbrandenburgischen Kolonie „Groß Friedrichsburg“ auf Einladung des Großen Kurfürsten als huldigende Abordnung anläßlich der Unterzeichnung der Schutzverträge per Schiff nach Friedrichstadt reisten.

Die Stammesältesten aus Westafrika unter dem Häuptling Janke aus der Siedlung Poqueso (Pokesu) wurden vor den Toren der damaligen Festungsanlagen einquartiert. Janke führte ein Schriftstück mit sich, in dem ihre Verbundenheit mit dem brandenburgischen Kurfürsten ausgedrückt wurde und sie sich freuten, unter seinem Schutz und seiner Protektion zu leben, sie entschlossen seien, alle Verträge einzuhalten. Keinesfalls würden sie sich unter eine andere europäische Herrschaft stellen.

Beinahe täglich im Verlauf des viermonatigen Aufenthaltes ging die Gesandtschaft der Mohren zu Fuß vom Quartier zum Schloß, die Residenz des Herrschers. Im Berliner Volksmund wurde aus dem unbefestigten Weg, den sie nahmen, der „Mohrenweg“. Dieser Name blieb haften, auch als aus Brandenburg-Preußen das Königreich Preußen wurde. Sicherlich kannte auch der erste „König in PreußenFriedrich I. diese Bezeichnung, und als 1707 die Gassen und Wege um den heutigen Hausvogteiplatz einen Namen erhalten sollten, erhielt eine Teilstrecke des Delegiertenweges den Namen „Mohren-Straße“.[2]

Umbenennung 2020

Am 20. August 2020 beschloß die Bezirksverordnetenversammlung auf Antrag von SPD und Grünen, mit Unterstützung der Linkspartei, ohne Beteilung oder gar Befragung des Volkes resp. Steuerzahlers, die Straße nach dem schwarzafrikanischen Kammermohr Anton Wilhelm Amo (Lebensrune.png um 1703) umzubenennen, der einst von Anton Ulrich Herzog von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel und seinem Sohn August Wilhelm eingehend protegiert wurde. Später, weiter durch Deutsche gefördert, studierte er und wurde der erste bekannte promovierte (Dr. phil.) Reichsneger auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.[3]

Siehe auch

Fußnoten

  1. Joachim Ernst Berger: Kernn aller Fridrichs-Städtschen Begebenheiten, ca. 1730, Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung, Ms Boruss. Quart 124, S. 30
  2. Ulrich van der Heyden: Auf Afrikas Spuren in Berlin. Die Mohrenstraße und andere koloniale Erblasten, Berlin 2008
  3. 1708 wurde Amo in der Schloßkapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft und erhielt den Namen „Anton Wilhelm Amo“. 1721 wurde er ebenfalls in der Schloßkapelle konfirmiert. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und sein Sohn August Wilhelm. Amo erhielt am humanistisch geprägten Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel eine hervorragende Bildung. Von 1717 bis 1721 besuchte er die Ritterakademie „Rudolph-Antoniana“ in Wolfenbüttel und von 1721 bis 1727 die protestantische Universität Helmstedt. Neben Deutsch erlernte er Französisch, Griechisch, Hebräisch, Niederländisch und Latein. Ab 1727 studierte er an der Universität Halle Philosophie und Rechtswissenschaften. 1729 verfaßte er seine erste Disputation unter dem Titel „De iure Maurorum in Europa“ in lateinischer Sprache (deutsch Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa). 1730 immatrikulierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg und erhielt schon nach einem Monat den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie und Freien Künste, was ihm erlaubte, Vorlesungen anzubieten, während der er gleichzeitig seine Studien fortsetzte. Wie angesehen er war, läßt sich daraus erschließen, daß er die Prozession anführte, mit der die Universität 1733 den neuen Kurfürsten August II. bei seinem Besuch begrüßte. 1734 promovierte er in Wittenberg mit seiner Dissertation über das geistesphilosophische Leib-Seele-Problem mit dem Titel „De humanae mentis apatheia“ (deutsch Über die Empfindungslosigkeit des menschlichen Geistes). 1736 wechselte er wieder an die Philosophische Fakultät der Universität Halle und unterrichtete dort als Privatdozent. 1739 lehrte er laut einer Vorlesungsankündigung aus seiner Feder an der Universität Jena.