Mohr (Völkerkunde)

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Idealisierte Darstellung des Kammermohrs und Prinzenerziehers Angelo Soliman (1721–1796) um 1750; Stich von Gottfried Haid nach Johann Nepomuk Steiner (1725–1793); Soliman war der „hochfürstliche Mohr“ und „Cammerdiener“ des Fürsten von Liechtenstein und begleitete diesen auf Audienzen und Feldzügen. Er erhielt für alle seine Dienste ein entsprechendes Gehalt, das ausreichte, um die Witwe eines gräflichen Sekretärs zu heiraten und mit ihr Kinder zu zeugen. Er sprach neben seiner unbekannten Muttersprache auch Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch, Latein und Tschechisch und hatte ein so angenehmes Auftreten, daß der Sohn Kaiser Josephs II. mit ihm Arm in Arm spazieren ging. Soliman wurde 1781 sogar in die elitäre Wiener Freimaurer-Loge „Zur wahren Eintracht“ aufgenommen, zu deren Mitgliedern unter anderem Mozart und Haydn gehörten. Zwei Jahre später war er in der Loge schon der Vertreter des Zeremonienmeisters.

Mohr ist die älteste deutschsprachige Bezeichnung für einen nichtweißen Menschen. Die Bezeichnung entbehrt, ähnlich dem „Reichsneger“, jedweder negativen oder gar „rassistischen“ Konnotation. An der Bezeichnung hat sich jahrhundertelang kein Afrikaner gestört. Den Begriff negativ zu konnotieren, trifft schon hinsichtlich seiner etymologischen Bedeutung nicht zu.

Bis zum 16. Jahrhundert wurde der Begriff „„Mohr““ grundsätzlich für alle Afrikaner ohne der grundsätzlichen Unterscheidung in hellere und dunklere Afrikaner verwendet, erst ab dem 17. Jahrhundert setzte sich in Deutschland zunehmend der aus dem Französischen übernommene und ebenso wertfreie Ausdruck „Neger“ für die erheblich dunkleren Eingeborenen südlich der Sahara durch.

Geschichte

Hofmohr zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Königreich Preußen, Stich nach einem Gemälde von Antoine Pesne von 1716; wie hier zu sehen, wurden Hofmohren vielfach liebevoll in Szene gesetzt.
Zwei Hofmohren, Kammertürke, Inselindianer.jpg

Mohr wird vom lateinischen Maurus, aber auch vom griechischen Μαῦρος („mauros“) abgeleitet. Das daraus abgeleitete Wort „Mohr“ benutzte man zunächst nur für die Bewohner Äthiopiens, später für die dunkelhäutigen Bewohner von Mauretanien in Nordwestafrika (das Gebiet stellt etwa das heutige Marokko dar). Das Wort ist im Althochdeutschen des 8. Jahrhunderts in der Form mōr belegt, im Mittelhochdeutschen als mōr oder mōre.

Im mittelalterlichen Spanien nannte man die muslimischen Bewohner der iberischen Halbinsel und des westlichen Maghreb „Moros“, wobei von den Christen zwischen Berbern, Arabern und Sarazenen bald nicht mehr unterschieden wurde: „Moro“/„Maure“ verwendete man zunehmend synonym mit „Mohammedaner“. Im 16. bis 18. Jahrhundert wurde im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation „Mohr“ zu einem allgemeinen Begriff, der dunkelhäutige Fremdlinge benannte. Man nutzte ihn in Bezug auf Afrikaner genauso, wie auf die Bewohner Südamerikas, der karibischen Inseln, sogar für Zigeuner.

Das Wort wird heute nur noch selten gebraucht, und wenn, dann im historischen und literarischen Kontext oder als Teil von Bezeichnungen, z. B. als Wappenfigur in der Heraldik (z. B. seit ca. 1380 das bekannte Stadtwappen „Coburger Mohr“, das Stadtwappen von Möhringen bis zur Eingemeindung nach Stuttgart 1942 uvm.). Die Bezeichnung und das Bild des Mohren fand außerdem Eingang in zahlreiche Folgebezeichnungen, zum Beispiel im Bereich der Fauna und Flora.

Wenngleich das Wort nicht negativ belegt ist, sind es die Erfahrungen mit den Mohren vor, während und nach den Kreuzzügen sehr wohl. Der Professor für „Europäische Ethnologie“ (seit 1992) an der Humboldt-Universität zu Berlin und Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, Dr. phil. Wolfgang Kabuscha (Lebensrune.png 1950), sagte am 13. Juni 2020 in einem Gespräch mit dem Sender „Deutschlandfunk“:

„Ich will jetzt keine Vorlesung halten über die Geschichte des Wortbegriffs ‚Mohren‘, aber ‚der Mohr‘ steht in der europäischen Geschichte vor tausend Jahren für den Täter, der ganz Südeuropa – Spanien, Italien, Griechenland – erobert hat. Sie finden heute noch ungefähr 150 Gemeinden in Italien, die Gedenktage abhalten für ermordete Christen vor tausend Jahren, die nicht zum Islam übertreten wollten.“

Hofmohren, Kammertürken und Inselindianer

Kammertürke, Hofmohr, Inselindianer und andere Berufsexoten gehörten nicht selten zum Gefolge von europäischen Fürsten. Die Kammertürken waren meist „Beutetürken“, osmanische Soldaten und ihr Anhang, die bei den Schlachten um Wien, Belgrad und Budapest im ausgehenden 17. Jahrhundert von den europäischen Kriegsherren gefangengenommen wurden. Alleine in Deutschland sollen 600 Türken gedient haben. Ihnen ging es gut, sie wurden fürstlich belohnt und sie versuchten nicht zu fliehen. Sie wollten nicht in das Osmanische Reich zurück, wo sie als Feiglingen galten, da sie statt zu fallen in die Hände der „Ungläubigen“ gerieten. Sie wurden zunächst eingestellt als Lakaien, als Diener bei Hofe. Es stand ein eigenes Budget zur Verfügung, um sie osmanische auszustaffieren, mit Pluderhosen, Kaftan und Schnurrbart. Für die Kammertürken gehörten das Sieden von Kaffee, das Bedienen bei Tisch, Botengänge und Reinigungsarbeiten zu den Hauptarbeitsfeldern. Sie konnten auch aufsteigen und zu einer Vertrauensperson des Fürsten werden: Dazu gehörte

„die Begleitung des Fürsten auf Reisen, die Sicherheit der persönlichen Gemächer garantieren, die Gelder für kleine Wareneinkäufe verwalten und die Einkäufe zu tätigen, die kostbare Garderobe und Juwelen zu verwahren, Bittschriften abzuweisen oder weiterzuleiten, andere Lakaien zu beaufsichtigen, über die Beleuchtung zu wachen und die Luxusgüter Tee, Kaffee, Schokolade und Zucker zu verwalten“.

Wenn der Regent einen Ausflug machte, so liefen die zumeist zum Christentum konvertierten Kammerdiener hinter ihm her, die Taschen voller Geld, und verteilten es an das Volk. Auch türkische, arabische und erbeutete slawische Frauen gelangten so in das Heilige Römische Reich, auch sie waren glücklich, da sie im Lager der Türken zumeist als Sklaven und Prostituierte dienen mußten. Sie arbeiteten zunächst in den Waschküchen der Fürsten oder in deren Backstuben und heirateten später deutsche Männer mit handwerklich-mittelständischen Berufen wie Müller, Böttcher oder Schuhmacher und gründeten ganz normal Familien.

Die Hofmohren waren entweder sehr dunkle „Beutetürken“ oder von Sklavenhändlern befreite afrikanische Kinder (nicht selten durch Zwischenhändler), denen dann auf diese Weise ein Schicksal auf den Baumwollplantagen in den Südstaaten Nordamerikas erspart blieb. Dankbar und zuerst ungläubig erlebten sie liebevolle Behandlung an deutschen Höfen. Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel schätze seine Mohren überaus, dies zeugt auch die Geschichte von Anton Wilhelm Amo, den er als Knabe aus der Sklaverei befreite und der später Philosoph und Rechtswissenschaftler wurde. Herzog Anton Ulrich schrieb schon 1681 in einem Singballett:

Hier aus Africa die Mohren
Sind gebohren
Wo sich schwellt des Nilus Fluth
Ihr Gesicht ist von der Sonnen
Zwar entbronnen
Dennoch ist das Herze gut. […]
Bey Entrée der Mohren:
Wie braun und schwartz wir sind an Farb und an Geblüth
So sind wir doch schneeweiß an Hertz und an Gemüth;
Es liegt nicht jederzeit an euserlichem Schein
Die Muscheln schließen auch die weißen Perlen ein.

Die „Inselindianer“ unter den Berufsexoten stammten von Hawaii, der Südsee usw. und fanden ihren Weg nach Deutschland auf Handelsschiffen. Das Leben in der Heimat war oft schwer, Hunger und Krankheit allgegenwärtig, eine Anstellung in Deutschland erschien wie ein Traum. Der preußische Finanzminister, Chef der Seehandlung und erster Präsident der Preußischen Bank Christian von Rother (1778–1849) schrieb über seinen tätowierten Tischdiener Heinrich Wilhelm Maitey, der als 16jähriger Waise die Reise nach Deutschland (über Swinemünde nach Berlin, wo er 1824 ankam) antrat und schließlich 1830 getauft wurde:

„Die Menschenrasse, von der er stammt, gehört nicht zu den Negern, steht ihnen jedoch durch die schwärzliche Hautfarbe und etwas platte Nase ziemlich nah, unterscheidet sich jedoch durch wohlgebildete Lippen und glattes langwachsendes Haar; sein Teint scheint etwas brouilliert, am Arm und im Gesicht ist er tätowiert. Er ist sehr gelehrig, freundlich, munter, arbeitsam. […] Wenn er zum Singen eingeladen wird, ziert er sich fast eben so sehr wie unsere jungen Damen, und hat auch die andere böse Gewohnheit, daß man ihm, wenn er erst angefangen hat zu singen, gute Worte geben muß, ehe er aufhört.“

Maitey bekam dann eine Anstellung auf der Pfaueninsel, wo es das „Otaheitische Kabinett“ gab, daß dem Inneren einer Südseehütte mit Bambus nachgebaut war. Mittlerweile war es an den Fürstenhäusern Europas in Mode gekommen, sich mit Requisiten aus der Südsee zu schmücken. Auf der Pfaueninsel gab es neben den Pfauen hawaiianische Enten und eine Zwergin. Es waren für Maitey Jahre des Glücks und er heiratete seine große Liebe, die Tochter des Tierwärtergehilfen. Der Elfenbeinschnitzer (inzwischen in Potsdam ausgestellt) und seine Frau bekamen drei Kinder. nach seinem Tode wurde er mit allen Ehren auf dem kleinsten Friedhof Berlins auf Nikolskoe beigesetzt. Auf seinem Grabstein, der heute der besterhaltene Grabstein eines Hawaiianers außerhalb Hawaiis ist, steht in goldenen Buchstaben:

„Hier ruht in Gott der Sandwichinsulaner Maitey 1872.“

Zitate

  • „Kann etwa ein Mohr seine Haut wandeln oder ein Panther seine Flecken? So wenig könnt auch ihr Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid.“[1]Martin Luther, 1545

Siehe auch

Fußnoten

  1. Original: „KAn auch ein Mohr seine haut wandeln / oder ein Parder seine flecken? So könnet jr auch guts thun / weil jr des bösen gewonet seist.“