Murdoch, James
James Murdoch (* 13. Dezember 1972 in London) ist ein britischer Medienunternehmer jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
James Murdoch wurde am 13. Dezember 1972 in London als jüngstes von drei Kindern des jüdischen Medienmoguls Rupert Murdoch aus dessen Ehe mit Anna Murdoch (geschieden 1999) geboren. Insgesamt hat sein Vater sechs Kinder aus drei Ehen. Rupert Murdoch, Sohn eines australischen Zeitungsverlegers, hatte nach seinem Oxford-Studium zunächst eine Zeitung aus dem Erbe seines Vaters übernommen, um dann in alle Welt zu expandieren, weitere Unternehmen aufzukaufen und mit seiner in Neu York ansässigen News Corporation das viertgrößte Medienimperium der Welt aufzubauen. Der Konzern umfasst Dutzende Zeitungen wie „Sun“, „News of the World“, „The Times of London“, „The Sunday Times“ und „Wall Street Journal“, das Filmstudio „20th Century Fox“, den (Bezahl-) Pay-TV-Sender „BSkyB“ und die Weltnetzplattform „MySpace“ und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2005/06 einen Umsatz von 25,33 Mrd. US$. News Corporation verdiente aus fortgeführtem Geschäft 2,8 Mrd. US$, während der operative Gewinn 3,9 Mrd. US$ betrug.[1]
Ausbildung
Nach dem High-School-Abschluss 1991 ging James Murdoch auf die Harvard Universität, studierte dort bis zu seinem vorzeitigen Abgang 1995 Film und Geschichte und war nebenbei Mitherausgeber eines satirischen Studentenblatts.
Wirken
Der als intelligent, aber aufmüpfig und als Enfant terrible der Familie geltende James Murdoch verließ 1995 Harvard ohne Abschluss, um mit zwei College-Freunden die Hip-Hop-Plattenfirma Rawkus Records zu gründen, welche 1998 von News Corporation gekauft wurde. 1996 trat James Murdoch dann doch in den Konzern des Vaters ein, in dem er zunächst das Geschäft für Musik und Neue Medien verantwortete. Diese einstigen Nischenmärkte rückten durch die Hochkonjunkturphase im Weltnetz Ende der 1990er Jahre plötzlich in den Vordergrund und machten Murdoch, nachdem er anfangs für millionenschwere Fehlinvestitionen gesorgt hatte, zum wichtigsten Berater seines Vaters für die neuen Technologien. 1999 wurde Murdoch nach Hongkong entsandt, wo er die Leitung des Senders „Star TV“ übernahm, diesen aus der Verlustzone führte und in ein profitables Unternehmen verwandelte, und zwar „nicht mit Papas Hilfe, sondern mit eigenen Ideen“.[2]
2003 wurde der erst 30-jährige James Murdoch überraschend zum Chef des börsennotierten britischen Pay-TV-Senders British Sky Broadcasting (BSkyB) berufen, der zu einem der größten Bezahlsender Europas zählte. Diese von Vater Rupert durchgesetzte Personalie stieß bei den Anlegern verbreitet auf Kritik und Skepsis, da viele dem relativ unerfahrenen Sohn als „Chef von Vaters Gnaden“[3] trotz der Erfolge mit „Star TV“ die Bewältigung dieser Aufgabe nicht zutrauten. James Murdoch zeigte sich jedoch als risikofreudiger Unternehmer, setzte auf ein Zusammenwachsen der Felder Fernsehen, Telefon und Weltnetz und sorgte so für eine Verdoppelung des Gewinns und eine 40%ige Umsatzsteigerung von BSkyB. Mit dem Überraschungserfolg, quasi über Nacht Aktien des vor einer Übernahme durch Konkurrent „Virgin“ stehenden britischen Privatsenders Independent Television (ITV) zu kaufen, sicherte Murdoch seiner Firma 2007 die Marktführerschaft.[4]
Mit einer umfangreichen Reorganisation seines Unternehmens stellte der inzwischen 76-jährige Rupert Murdoch Ende 2007 die Weichen für seine Nachfolge. So rückte James Murdoch nach vierjähriger Abstinenz wieder in den Vorstand von News Corporation, wurde zum neuen Europa- und Asien-Chef des Konzerns ernannt und übernahm damit die direkte Verantwortung für die strategische und operative Entwicklung des Medienriesen in weiten Teilen der Welt. Als seine Aufgabenschwerpunkte galten das britische Zeitungsgeschäft sowie das Management von „Sky“ in Italien und des asiatischen Pay-TV-Kanals „Star Television“. Damit „steigt er endgültig zum Kronprinzen seines berühmten Vaters auf“.[5] Als aussichtsreichster Kandidat für das Erbe des Medienmoguls war lange sein älterer Bruder Lachlan gehandelt worden, bevor dieser aber 2005 überraschend von seinem Vorstandsposten zurückgetreten und in seine australische Heimat gegangen war. Da die beiden jüngsten Kinder aus Rupert Murdochs dritter Ehe zu jung waren und die zwei Töchter aus den ersten beiden Ehen nicht im Konzern arbeiteten, war James Murdoch für den künftigen Sprung an die Spitze des Imperiums prädestiniert.[4]
Mit dem Wechsel in die Vorstandsetage von News Corporation gab James Murdoch zwar den Vorstandsvorsitz bei BSkyB ab, übernahm aber gleichzeitig von seinem Vater den Posten des Aufsichtsratschefs beim britischen Bezahlsender.
James Murdoch gehört dem Board of Directors der News Corporation an und fungiert in dieser als Chief Executive Officer für Europa und Asien mit Verantwortung unter anderem für die englische Zeitungsgruppe News International, die Fernsehsender „Sky Italia“ und „Sky Deutschland“ sowie das asiatische Fernseh-Unternehmen Satellite Television Asia Region (STAR Group Ltd.). Zuvor hat er unter anderem bei der „News Datacom“ dem Board of Directors angehört.
- Januar 2011: In Großbritannien sorgen Informationen zu einer großen Handy-Abhöraffäre für Aufregung. Mitarbeiter der Sonntagszeitung „News of the World“ haben demnach jahrelang in großem Umfang Prominente abgehört. Bereits 2007 war es in diesem Zusammenhang zu juristischen Schritten gegen einen Reporter gekommen, der jedoch zunächst als Einzeltäter dargestellt wurde. In den folgenden Jahren kamen weitere Untersuchungen hinzu. Politische Brisanz erhielten die Berichte durch die Tatsache, daß der damalige Chefredakteur Andrew Coulson später Regierungssprecher unter Premierminister David Cameron wurde. Coulson, der bestritt von den Abhöraktionen gewusst zu haben, tritt am 26. Januar 2011 von seinem Amt zurück.
- 30. März 2011: James Murdoch steigt zum Vize des Chief Operating Officer der News Corporation, Chase Carey, auf. Außerdem wird James Murdoch Chairman und CEO des Bereichs International, wobei er die direkte Zuständigkeit für die Regionen Europa und Asien behält.
- 6. Juli 2011: Der britische Premierminister David Cameron kündigt im Parlament die unabhängige Untersuchung des Medienskandals um die Boulevardzeitung „News of the World“ an. Im Auftrag der 168 Jahre alten, meistgelesenen britischen Zeitung sollen u. a. Telefone von Politikern und Prominenten, aber auch von Verbrechensopfern und Familien gefallener Soldaten illegal abgehört worden sein. Außerdem gibt es Hinweise darauf, daß die Londoner Polizei systematisch für Informationen bezahlt worden sein soll. In der Kritik steht auch der ausgeschiedene langjährige Kommunikationschef Camerons, Andy Coulson, als ehemaliger Chefredakteur von „News of the World“. Am 7. Juli gibt der Murdoch-Konzern bekannt, daß „News of the World“ wegen des Skandals eingestellt wird. Am 8. Juli wird Coulson verhaftet. Am 13. Juli ziehen Murdoch und sein Medienkonzern News Corp. unter dem massiven Druck der Öffentlichkeit ihre Pläne zurück, den britischen Sender BSkyB voll zu übernehmen. Die bisherige Beteiligung von 39 % soll jedoch gehalten werden. Am 14. Juli entschuldigt sich die Chefin des britischen Tochterunternehmens von News Corp., Rebekah Brooks, für die illegalen Abhörpraktiken und tritt zurück.
- 17. Juli 2011: Der britische Medienskandal weitet sich aus. Der Chef der Londoner Polizei, Paul Stephenson, erklärt wegen Korruptionsvorwürfen seinen Rücktritt. Am selben Tag wird Rebekah Brooks, die zurückgetretene Chefin des britischen Medienimperiums News International von Rupert Murdoch, vorübergehend verhaftet, kurz darauf allerdings gegen Kaution wieder entlassen. Am 18. Juli muss auch der für die Terrorismusbekämpfung zuständige Polizeioffizier John Yates wegen des Skandals Scotland Yard verlassen. Bei einer Anhörung Murdochs und seines Sohns James vor einem britischen Parlamentsausschuss am 19. Juli entschuldigen diese sich, bestreiten jedoch eine persönliche Verantwortung.
- 29. Juli 2011: James Murdoch behält seinen Chefposten beim britischen Satelliten-Fernsehsender BSkyB. Ihm wird vorgeworfen, von den illegalen Abhörpraktiken bei der Boulevardzeitung „News of the World“ gewusst zu haben. Er bestreitet dies.
Familie
Murdoch heiratete im Juni 2000 das amerikanische Ex-Model Kathryn Hufschmid, die für die Clinton Climate Initiative arbeitet, mit der er zwei gemeinsame Kinder hat, Tochter Anneka (* 2003) und Sohn Walter (* 2005).