Neustrien
Neustrien (auch: Neustria) war in der Zeit von 511 bis 737 der nordwestliche Teil des germanischen fränkischen Reiches zwischen Loire und Schelde. Durchgehend beherrschte das Geschlecht der Merowinger diesen Vorläufer des Westfränkischen Reiches. Neustrien hatte in der Zeit seines Bestehens oftmals Kriege mit seinem östlichen Nachbarn Austrasien (Vorläufer des Ostfrankenreiches) auszufechten, wobei diese beiden Reichsteile aber auch häufig in Personalunion miteinander verbunden waren.
Lexika
- Neustrien (Neustrasien, d. i. Westreich, im Gegensatz von Austrasien, Ostreich),
- 1) zur Zeit des Fränkischen Reichs der westliche Theil von Gallien zwischen der Maas, der Loire u. dem Meere, s. u. Franken II. A) bb). Die Bewohner hießen Neustrier od. Neustrasier. Um die Zeit Karls d. Gr. wurde N. auf das Gebiet des alten Armorica (das Land zwischen der Seine u. Loire) beschränkt;
- 2) seit 805 so v. w. Normandie; nachdem Karl der Einfältige diesen Landstrich Rollo, Fürsten der Normannen, eingeräumt hatte; im weitern Sinne aber verstand man unter N.
- 3) Frankreich, sowie unter Austrasien Deutschland.
- 4) Auch die Longobarden theilten das von ihnen eroberte Italien in N. (den westlichen Theil), Austrasien (den östlichen Theil) u. Tuscien (Toscana). — Pierer’s Lexicon, 1857–1865
- Neustrīen (Neustrasien, Westfrancien, Francia occidentalis), im frühen Mittelalter der westliche Teil des Frankenreiches (s. d.), der sich von den Mündungen der Schelde südlich bis zur Loire erstreckte und südlich an Aquitanien, östlich an Burgund und Austrasien (Francia orientalis) grenzte. Es bildete zur Zeit der Merowinger wiederholt ein selbständiges Reich. Im weitern Sinne verstand man unter N. Frankreich, unter Austrasien Deutschland. — Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905–1909
- Neustrĭen, Westfranzien, seit 511 Name des westl. Teils des Frankenreichs, im Gegensatz zu Austrasien (siehe da). — Brockhaus, 1911
- Neustrien [„Neu-(West)land“?], Neuster, seit dem 7. Jahrhundert belegter (wahrscheinlich schon um 600 aufgekommener) Name des Westteils des Merowingerreiches, ursprünglich wohl nur auf das Kleinreich Chlothars II. mit der Hauptstadt Rouen bezogen, dann auch auf die Francia des Teilreiches von Soissons und die Gebiete zwischen Seine und Loire. Neustrien übernahm zeitweise die Führung des merowingischen Gesamtreiches, die mit dem Aufstieg der Karolinger im austrasischen Hausmeieramt an das Ostreich (Austrasien) verloren ging. — Universal-Lexikon, 2012
Könige Neustriens
- 584–629 Chlothar II. der Junge
- 629–639 Dagobert I. Der Gute (in Personalunion)
- 639–657 Chlodwig II.
- 657–673 Chlothar III.
- 673–673 Theuderich III.
- 673–675 Childerich II. (in Personalunion)
- 675–691 Theuderich III. (2. Mal)
- 691–695 Chlodwig III.
- 695–711 Childebert III.
- 711–715 Dagobert III.
- 715–721 Chilperich II. (Bruder Daniel)
- 721–737 Theuderich IV.
- 737–741 Karl Martell (als Hausmeier und in Personalunion)
- 741–743 Pippin III. (als Hausmeier)
- 743–751 Childerich III.