Langobarden
Die Langobarden (in alten Aufzeichnungen auch Winiler und Winulern genannt) sind ein germanischer Volksstamm. In der neueren Forschung der Philologie wird die Herleitung Langobarden von Langbärte für wahrscheinlich, wenn auch nicht gesichert gehalten. Der Name ist in der Bezeichnung Lombardei (ital. Lombardia) für eine norditalienische Region bis heute erhalten geblieben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Langobarden waren ein Teilstamm der Stammesgruppe der Sueben, eng mit den Semnonen verwandt, und damit ein elbgermanischer Stamm, der ursprünglich seit dem 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung an der unteren Elbe siedelte.
In der Mitte des 2. Jahrhunderts war der Name auch an der mittleren Donau bekannt. Sie hatten die römische Provinz Noricum erobert, ebenso befreiten sie das „Rugiland“ (heute Niederösterreich) von den Besatzern des Römischen Reiches und füllten so das Machtvakuum, das nach der Zerschlagung des Rugierreiches an der mittleren Donau entstanden war. Die Langobarden konnten sich in „Rugorum Patria“ festsetzen, löschten die fremde römische Reichsgewalt aus und blieben dort viele Jahre. Unter König Tato zogen sie dann aus Rugiland in die weiten Ebenen südlich der Donau (zwischen Tulln und Westungarn-Pannonia I.). Nach drei Jahren kam es zum Konflikt mit dem Herulerkönig Rodulf.
Die Heruler erklärten den Langobarden den Krieg und mußten trotz zahlenmäßiger Überlegenheit eine große Niederlage einstecken, wonach ihre Macht für immer gebrochen war. Ihr König war gefallen und sie konnten sich nicht in ihren Wohnsitzen halten. Ein Teil schloß sich den Langobarden an. Die Langobarden traten die Nachfolge der Heruler als Großmacht an der mittleren Donau an. Zugute kam ihnen dabei das Spannungsverhältnis zwischen Byzanz, Ostgoten und Franken.
Nach dem Tod Theoderichs des Großen (526) nutzte König Wacho sofort die Gunst der Stunde, die Sueben, die seit 395 n. d. Z. in den Provinzen Pannonia I. und Valeria als Föderaten saßen, seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wacho schloß hintereinander drei politisch gute Ehen. Seine erste Frau war Radegunde, Tochter Bisins, des Königs des Thüringerreiches an der Nordwestseite der langobardischen Machtbasis. Seine zweite Frau war die Gepidin Austrigusa, die Ehe mit ihr sollte die Einmischung der Nachbarn im Osten in die Dynastiestreitereien mit Hildigis verhindern und ein weiteres Vorrücken in Pannonien ermöglichen. Letztendlich heiratete er Silinga, Tochter des letzten Herulerkönigs Rodulf, die ihm seinen Sohn und Thronfolger Walthari gebar. Durch diese Ehe wurde die Eingliederung der gebliebenen Heruler gefördert und die dynastische Verbindung zu den bei den Gepiden und im Römischen Reich lebenden Volksteilen hergestellt.
Die große Stunde der Langobarden schlug schließlich unter ihrem König Alboin. Die Art und Weise, wie Alboin Politik betrieb, entsprach dann auch dem Bild, das man von den Langobarden hatte. Er verbündete sich mit dem westasiatischen Reitervolk der Awaren und besiegte das benachbarte Volk der Gepiden, mit dem es schon seit Jahrhunderten Krieg führte. Als politischen Akt nahm er die Tochter (Rosamunda) des Gepidenkönigs Kunimund zur Frau, was zu einer Verschmelzung der Germanen führte.
Nachdem die Langobarden 567 gemeinsam mit den Awaren das ostgermanische Gepidenreich endgültig vernichtet hatten, zogen sie nach Süden (ab 568), besiegten die Besatzungstruppen des oströmischen Reiches und siedelten in Italien, wo sie über 200 Jahre, bis zur Eroberung durch den germanischen König der Franken Karl dem Großen und die Ablösung durch das römisch-deutsche Reich, die herrschende Kaste wurden.
Feldzug König Alboins
Alboin erkannte, daß er sein Volk aus der Nähe des hunnischen Khagans führen mußte, da die neuen Nachbarn existenzbedrohend werden konnten. Von Pannonien ging es nach Westen, nach Italien, welches zu erobern schon seit längerem auf dem Plan der Langobarden stand, da sie sich in der Zeit als Söldner des oströmischen Reiches in Italien (als Kampftruppen gegen die Goten vornahmen, eines Tages von der Donau zurückzukehren und das Land einzunehmen. Die nicht vertrauenswürdigen, bestialischen und gierigen Awaren waren gefährlich für die Langobarden, aber noch viel gefährlicher für Byzanz, da sie dem oströmischen Kaiser durch ihre ständigen Raub- und Eroberungszüge auf dem Balkan militärische Fesseln anlegten. Aber zunächst ließ sich Kaiser Justinus in einen neuen Krieg mit den Persern verwickeln.
Im Frühjahr des Jahres 568 versammelte Alboin seine Langobarden, um am 2. April mit seinem Troß (Heer, Frauen, Kinder und Gesinde/Bedienstete) nach Italien aufzubrechen. Das Land, in dem sie 42 Jahre gelebt hatten, und das sie nun verließen, erhielten die Awaren unter der Bedingung, daß die Langobarden jederzeit zurückkehren könnten. Das Heer war zuvor noch durch befreundete Sachsen verstärkt worden. Sie nahmen mit 20.000 Kriegern, die Frauen und Kinder mitbrachten, an dem Unternehmen teil, auch manche Sueben und Gepiden schlossen sich an – insgesamt machten sich 150.000 bis 200.000 germanische Krieger mit ihren Familien und Personal (in einem Troß aus bis zu 500.000) auf den Weg.
Im Juli/August 568 eroberten sie Venetien. In Forojuli, dem alten Zentrum Friauls, setzte Alboin seinen Neffen Marpahis als Doux/Dux (Kommandeur/Herzog) ein, da er sich der strategischen Bedeutung Friauls im östlichen Venetien bewußt war. Aquileia wurde eingenommen, bis zum Einbruch des Winters hatte Alboin alle Städte Venetiens mit Ausnahme Paduas, Monselices und Mantuas erobert.
Nach der Überwinterung setzten sie sich nach Westen in Marsch, um die ligurischen Städte zu erobern. Am 3. Oktober 569 zog Alboin in Mailand ein. Die übrigen ligurischen Städte bis auf die an der Küste, ergaben sich mehr oder weniger kampflos. Das Dukat (Herrschaftsgebiet) Pawei (Pavia) bildete eine Ausnahme, denn es mußte drei Jahre belagert werden. Statt die Stadt Ende 570 n. d. Z. zu zerstören und die Bewohner zu bestrafen, entschied sich Alboin, da er Mut achtete, Pawei zu verschonen und zu seiner Hauptstadt zu machen. Inzwischen wurden Tuscien und große Teile der Emilia erobert und in Süditalien die Herzogtümer Spoleto und Benevent gegründet. Am Ende von Alboins kurzer Regierungszeit in Italien waren bis auf Rom, Ravenna und eine Reihe von Küstenstädten die wichtigsten Civitates in langobardischer Hand.
Alboin soll durch ein Mordkomplott der stolzen und immer noch auf Vergeltung für ihren entehrten Vater sinnende ostgermanischen Prinzessin, nun Königin Rosamunda, zum Opfer gefallen sein.
König Liutprand
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König Aistulf
Der tatkräftige Aistulf (749–756 König) kündigte die Eroberung ganz Italiens an, was er auch bald in die Tat umsetzte. Voraussetzung für seine Eroberungspolitik war die Heeresreform. Die Wehrpflichtigen, d. h. alle Stammesmitglieder mit langobardischem Personalrecht, wurden nach ihrem Besitz geschätzt. Die erste Kategorie, reiche Grundbesitzer mit mehr als sieben Hintersassen oder vergleichbar wohlhabende Händler, mußte voll gepanzert und beritten zum Heerbann stoßen. Die zweite Kategorie, Besitzer von 40 Joch Land oder entsprechend reiche Händler, hatte mit Pferd, Lanze und Schild anzutreten. Und selbst die Ärmsten mußten sich mit Schild, Ger, Pfeil und Bogen dem Heeresaufgebot anschließen. Damit griff er die alte Heeresordnung wieder auf. Alle Freien, egal ob langobardischer oder romanischer Abstammung, waren aufgrund ihrer Rechte wehrpflichtig. So entstand ein zahlenmäßig großes Volksheer, in dem allerdings die schwerbewaffneten germanischen Berufskrieger den Kern bildeten.
751 eroberte König Aistulf Ravenna und machte es zur zweiten Hauptstadt des Langobardenreiches. Auch Spoleto und Benevent, die sich wieder mal mit dem Papst gegen den König verbündet hatten, unterwarf er, so daß das Langobardenreich 751 auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. In diesem Jahr wurde auch Pippin vom Papst ermutigt, sich selbst zum König zu erheben, da die Merowinger längst nicht mehr regierungsfähig waren und die fränkischen Hausmeier – Arnulfinger und späteren Pippiniden bzw. Karolinger – seit 700 die Reichsgewalt im Frankenreich wahrnahmen.
Karl der Große
Als Karl der Große 774 Italien eroberte, gliederte er große Teile der Halbinsel an sein bestehendes germanisches Reich an. Das war das Ende des unabhängigen Langobardenreiches und das Ende der langobardischen Herrscherdynastie, die nahtlos durch die Franken ersetzt wurde.
Mythologie
Die Sage von Gambara und den Langbärten
Als das Los geworfen war und der dritte Teil der Winiler aus der Heimat in die Fremde ziehen mußte, führten den Haufen zwei Brüder an, Ibor und Ayo (Bei Gotfr. viterb.: Hibor et Hangio.) mit Namen, junge und frische Männer. Ihre Mutter aber hieß Gambara (diese Gambara ist merkwürdigerweise die Cambra des Hunibald.), eine schlaue und kluge Frau, auf deren weisen Rat in Nöten sie ihr Vertrauen setzten. Wie sie sich nun auf ihrem Zug ein anderes Land suchten, das ihnen zur Niederlassung gefiele, langten sie in die Gegend, die Schoringen hieß; da weilten sie einige Jahre. Nah dabei wohnten die Vandalen, ein rauhes und siegstolzes Volk, die hörten ihrer Ankunft und sandten Boten an sie: daß die Winiler entweder den Vandalen Zoll gäben oder sich zum Streit rüsteten.
Da ratschlagten Ibor und Ayo mit Gambara, ihrer Mutter, und wurden eins, daß es besser sei, die Freiheit zu verfechten, als sie mit dem Zoll zu beflecken, und ließen das den Vandalen sagen. Es waren die Winiler zwar mutige und kräftige Helden, an Zahl aber gering. Nun traten die Wandalen vor Wodan und flehten um Sieg über die Winiler. Der Gott antwortete: „Denen will ich Sieg verleihen, die ich bei Sonnenaufgang zuerst sehe.“ Gambara aber trat vor Frea, Wodans Gemahlin, und flehte um Sieg für die Winiler. Da gab Frea den Rat: Die Winilerfrauen sollten ihre Haare auflösen und um das Gesicht in Bartes Weise zurichten, dann aber frühmorgens mit ihren Männern sich dem Wodan zu Gesicht stellen, vor das Fenster gen Morgen hin, aus dem er zu schauen pflegte. Sie stellten sich also dahin, und als Wodan ausschaute bei Sonnenaufgang, rief er: „Was sind das für Langbärte?“ Frea fügte hinzu: „Wem du Namen gabst, dem mußt du auch Sieg geben.“ Auf diese Art verlieh Wodan den Winilern den Sieg, und seit der Zeit nannten sich die Winiler Langbärte (Langobarden).[1]
Der Ausgang der Langobarden
Die Winiler, hernachmals Langobarden genannt, als sie sich in dem Eiland Skandinavien so vermehrt hatten, daß sie nicht länger zusammen wohnen konnten, teilten sich in drei Haufen ab und losten. Wer nun das Los zog, der Haufen sollte das Vaterland verlassen und sich eine fremde Heimat suchen. Als nun das Los auf einen Teil gefallen war, so zog dieser unter zwei Heerführern, den Brüdern Ibor und Ayo (oder Agio) samt ihrer weisen Mutter Gambara aus. Sie langten zuerst in Skoringen an, schlugen die Vandalen und deren Könige Ambri und Aßy; zogen sodann nach Moringen und dann nach Goland.
Nachdem sie da eine Zeitlang verweilt, besetzten sie die Striche Anthaib, Banthaib und Wurgenthaib, wo sie auch noch nicht blieben, sondern durch Rugiland zogen, eine Zeit über im offenen Felde wohnten, mit den Herulern, Gepiden und Goten Händel hatten.
Ankunft der Langobarden in Italien
Narses, weil er seiner Mannheit beraubt worden war, wurde von der Kaiserin verhöhnt, indem sie ihm ein goldenes Spinnrad sandte: mit den Weibern solle er spinnen, aber nicht unter den Männern befehlen. Da antwortete Narses: „So will ich ihr ein solches Gewebe spinnen, aus dem sie zeitlebens ihren Hals nicht wieder wird loswickeln können.“ Darauf lockte er die Langobarden und leitete sie mit ihrem König Alboin aus Pannonien nach Italien.
Die altdeutsche Weltchronik erzählt dieses nicht von Narses, sondern von Aetius, dem die Königin spottweise entbieten ließ, in ihrer Frauenstube Wolle zu zeisen.
Entstehung des Stammesnamens
Ihren Namen sollen die Langobarden der Legende nach von einer Schlacht haben. Dabei hatten sich die kämpfenden Schildmädel des Stammes die Haare ums Gesicht gebunden, um wie Männer auszusehen und die Gesamtstärke des Heeres größer erscheinen zu lassen. Als der Hauptgott Wodan erstaunt gefragt haben soll, wer denn diese „Langbärte“ seien, hatte der Stamm so seinen Namen erhalten.
Obwohl sich dieser Mythos einiger Beliebtheit erfreute, ist die Deutung, daß der Name sich von einer langstieligen Axt ableitet – ähnlich der Hellebarde – allerdings geschichtswissenschaftlich wahrscheinlicher.
Siehe auch
- Langobardische Sprache
- Eroberung Roms (Germanen)
- Paul Warnefried: langobardischer Historiker
Literatur
- Nils Fritiof Aberg: Die Goten und Langobarden in Italien (1923) (PDF-Datei)
- Carl Meyer: Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden, Quellen, Grammatik, Glossar (1877) (PDF-Datei)
- Alexander Flegler: Das Königreich der Langobarden in Italien (1851) (PDF-Datei)
- Ludwig Schmidt: Zur Geschichte der Langobarden (1885) (PDF-Datei)
- Carl-Heinz Boettcher: Europas Weg in die Neuzeit, Röhrig (2005), ISBN 978-3861103905
- Simone Janson: Karl der Große und die Langobarden, Grin Verlag (2013), ISBN 978-3638919210
- Marianne Schwebel: Die Langobarden – Ihre Spuren in der Lüneburger Heide und nördlichen Altmark, Hauschild (2011), ISBN 978-3897575066