Sankt-Andreas-Orden

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St. Andreas-Orden mit Kette und Stern.jpg

Der Sankt-Andreas-Orden war der höchste Orden des russischen Zaren- und Kaiserreiches von 1698 bis 1917. Ihn gab es nur in einer Klasse, die der Großkreuzritter. Gleichzeitig ist er Hausorden der Romanow-Dynastie und seit 1998, in einer leicht abgeänderten Form, wieder höchster russischer Staatsorden. Alexander Solschenizyn, der am 11. Dezember 1998 derart geehrt wurde, verweigerte die Annahme des Ordens,[1] da er die Regierung unter Boris Jelzin beschuldigte, für die ärmliche Situation der Bevölkerung verantwortlich zu sein und nicht ernsthaft an einer Aufarbeiten der Verbrechen der Sowjetunion sowie des KGB interessiert zu sein.[2]

Geschichte

Wappen-Schale aus dem „von Münnich-Service“ der Porzellan-Manufaktur Meissen, um 1738. Im Spiegel das prächtige große Wappen des Grafen Burkhard Christoph von Münnich, umgeben von der Kette des russischen St. Andreas-Ordens. Darunter eine Kartusche mit der Inschrift des Familien-Wahlspruches „Obsequio Et Candore“ (In Gehorsam und Redlichkeit)

Der Orden wurde am 10. Dezember 1698 durch Zar (später Kaiser) Peter I. als Auszeichnung im Türkenkrieg gestiftet und an Personen vom Generalleutnantsrang aufwärts verliehen, auch Ausländer, darunter mehrere Generäle und Feldherrn der Preußischen Armee nach der Befreiungskriege.

Als höchster Orden war der Besitz des Alexander-Newski-Ordens und des Ordens vom Weißen Adler Voraussetzung, wer direkt den St. Andreas-Orden verliehen bekam, erhielt automatisch die niederen Orden, da diese nach den Statuten miteingeschlossen waren. Diese Regelung schlug sich auch in den Ranglisten nieder.

Für Kriegsverdienste wurde der Orden mit gekreuzten Schwertern unter der Aufhängung (der Krone) verliehen. Der Orden wurde von der rechten Schulter zur linken Hüfte getragen, der Stern auf der linken Brust. Das von der Kaiserin Anna I. vorgeschriebene Ordenskleid war ein grünsamtener Mantel, mit Weiß gefüttert und mit Silber besetzt, ein Samthut mit roten Federn. Bei großen Feierlichkeiten trugen die Ritter eine Ordenskette (Kollane) aus drei abwechselnden Gliedern. Der Ordenstag war der 30. November. Für besondere Verdienste wurde der Andreasorden mit Brillanten verliehen, so z. B. an Reichskanzler Leo von Caprivi und Reichskanzler Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst.

Neustiftung 1998

Die heutigen Insignien sind mit denen der Zarenzeit identisch, indessen ist der Doppeladler des Ordenszeichens nicht schwarz emailliert, sondern ganz in Gold gehalten.

Künker

„Die Geschichte des „Ordens des Heiligen Andreas des Erstberufenen“ nimmt ihren Anfang bei Zar Peter I. (‚der Große‘ - 1672-1725). Der Zar wurde auf seinen Reisen auf die westeuropäische Praxis der Ordensverleihung für außergewöhnliche militärische Verdienste aufmerksam. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Zarenreich als Wertschätzung für derartige Erfolge Ländereien oder Geldwerte vergeben. Der Zar war laut Überlieferungen von der emotionalen Tragweite einer solchen Verleihung tief beeindruckt. Die Loyalität, die die Träger der verliehenen Orden ihren jeweiligen Stiftern entgegenbrachten, imponierte ihm. So trug es sich zu, dass der ‚Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen‘ am 30. November 1698 gestiftet wurde. Es handelte sich dabei um den einklassigen und höchsten russischen Orden, der auch nach der Einführung weiterer russischer Orden seinen Rang als höchste Auszeichnung nicht verlor. Gewidmet wurde er dem ersten von Christus berufenen Apostel Andreas, dem Patron Russlands. Neben der Ausführung in Gold konnte der Orden als besonderer Gnadenerweis des Zaren ‚in Brillanten‘ verliehen werden. Seit 1804 konnten durch eine persönliche Entscheidung des Zaren diejenigen Ritter des St. Andreas-Ordens, die die entsprechenden Orden noch nicht erhalten hatten, bei der Verleihung gleichzeitig auch noch den St. Alexander Newsky-Orden (siehe Kat.-Nr. 1123-1125) und die 1. Klasse des St. Annen-Ordens erhalten. Ab 1831 war es darüber hinaus möglich, den Weißen Adler-Orden, und ab ca. 1857 auch die 1. Klasse des St. Stanislaus-Ordens zusätzlich zu verleihen. Blickt man auf die Liste der Träger des St. Andreas-Ordens, fallen neben den hochrangigen russischen Personen eine Reihe bedeutender ausländischer Persönlichkeiten ins Auge, denen der Orden über die Jahrhunderte verliehen wurde. Eine derartige Verleihung der Kollane an Ausländer war ab 1842 möglich. 1846 wurden zusätzlich die Bruststerne für Nichtchristen eingeführt. Ab dem Jahr 1855 wurde die Verleihung von Bruststernen in Metall offiziell eingeführt. 1855 kamen gekreuzte Schwerter auf den Insignien ‚für Tapferkeit im Kampf‘ dazu. Von der Provisorischen Regierung 1917 übernommen, jedoch nie verliehen, wurde er von den Bolschewiki nach der Revolution abgeschafft. Aus Anlass des 300. Stiftungsjubiläums wurde der Orden vom russischen Präsidenten Boris N. Jelzin am 1. Juli 1998 erneuert. Die wieder ins Leben gerufene Auszeichnung ist heute, genau wie in der Zarenzeit, der höchste zu vergebende Orden der Russischen Föderation. Unter den sehr wenigen Persönlichkeiten, denen der Orden seit 1998 verliehen wurde, sind beispielsweise Alexander Solschenizyn (1918-2008), Sergei Michalkow (1913-2009), Schriftsteller und Komponist der Hymne der Russischen Föderation, und Michail Gorbatschow (geb. 1931).“[3]

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Was macht Alexander Solschenizyn?, Cicero, 1. Juni 2004
  2. Später, während der Präsidentschaft Wladimir Putins, nahm Solschenizyn einige kleinere Auszeichnungen entgegen, darunter den Staatspreis der Russischen Föderation, blieb aber dennoch gegenüber den meisten Aktionen der russischen Regierung kritisch.
  3. Kaiserlicher Orden des hl. Apostels Andreas des Erstberufenen