Volcker, Paul

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Paul Adolph Volcker (geb. 5. September 1927 in Cape May, NJ, USA; gest. 8. Dezember 2019) war ein Jude[1], der sich in den USA als Bank- und Währungsfachmann betätigte. Unter anderem berief man ihn zum US-Notenbankchef (1979–1987).[2]

Werdegang

Paul Adolph (A.) Volcker wurde am 5. September 1927 als Sohn eines gleichnamigen Stadtdirektors in der Kleinstadt Cape May (New Jersey) an der Atlantikküste geboren. Er wuchs in Teaneck in New Jersey auf.[3] Paul Volcker schloß 1945 die Teaneck High School ab und studierte dann an der Princeton University, wo er 1949 den Grad eines Bachelor of Arts (B.A.) erwarb. 1951 folgte der Master-Grad an der Harvard Graduate School of Public Administration, 1951/1952 qualifizierte er sich noch an der London School of Economics weiter.[3]

Wirken

Paul Volcker hatte schon 1951 in einem Volontariat das US-Finanzministerium (Treasury) kennen gelernt und wurde 1953 Mitarbeiter am Board of Governors des Federal Reserve System, der zentralen Institution der US-Notenbank. Der 1913 eingerichtete damalige Federal Reserve Board entstand als übergeordnete, regierungsunabhängige Institution des Bundes. 1935 folgte die Umbenennung der Zentralbank in Board of the Governors of the Federal Reserve System (kurz: „Fed“) mit seither zwölf operativen Federal Reserve Banks auf regionaler Ebene. Volcker begann 1953 als Assistent in der Forschungsabteilung der „Fed“ und trat dann auch als Autor über das Thema Geldmarktentwicklung in deren Monatsschrift hervor. 1953-1957 wirkte er auch für die Fakultät des Neu York Institute of Finance. 1957 verließ Volcker die „Fed“ und wechselte in die Privatwirtschaft zur Chase Manhattan Bank in Neu York, die 1955 aus der Fusion zweier Traditionshäuser als damals zweitgrößte US-Handelsbank hervorgegangen war.[3]

Im Januar 1962 kehrte Paul Volcker in die Treasury zurück und wurde Leiter der Abteilung für Finanzanalysen. Noch Präsident John F. Kennedy (Demokrat) ernannte seinen Parteifreund Volcker im November 1963 zum Deputy Under Secretary for Money Affairs und damit zum stellvertretender Leiter des Währungs-Ressorts im Finanzministerium. 1965–1969 wirkte Volcker nochmals bei der seit Jahrzehnten von der Rockefeller-Dynastie geprägten Chase Manhattan, und zwar als Vice President für die Unternehmensplanung. Er blieb aber der Regierung verbunden, darunter 1966/1967 als Chef eines Beraterstabes im Handelsministerium in Fragen des Zahlungsausgleichs.

Paul Volcker nahm bei Bildung der Regierung Richard Nixon (Republikaner) im Januar 1969 die Berufung zum Under Secretary for Money Affairs an und verantwortete damit die US-Währungspolitik unter den Finanzministern David M. Kennedy, John B. Connally (ab Dezember 1970) und George P. Shultz (ab Juni 1972). Dabei spielte er eine Schlüsselrolle bei der notwendig gewordenen Neuordnung des Dollar. 1944 hatten die westlichen Industriestaaten in Bretton Woods (USA) vereinbart, die nationalen Währungen an den Dollar zu binden (feste Wechselkursparitäten), während die VSA die Goldeinlöslichkeit des Dollar garantierten (Gold-Dollar-Standard). Dieses „Bretton-Woods-System“ kam 1971 infolge einer Rezession in den VSA, gestiegener Regierungsausgaben und des Dollarabflusses im Zuge des Vietnamkriegs aus dem Gleichgewicht. Volcker begründete im August 1971 die Aufhebung der Goldkonvertibilität des Dollar sowie im Dezember - um so die US-Zahlungsbilanz aufzubessern - die erste Dollar-Abwertung seit 1944. Wegen der Rolle des Dollar als Leitwährung war dies bis dahin ein Tabu. Als 1973 eine weitere Spekulationswelle den Dollar destabilisierte, erwies sich die Dollar-Bindung der anderen Währungen als nicht mehr haltbar, weshalb die Industrieländer zu einer Freigabe der Wechselkurse gegenüber dem Dollar übergingen (Floating). Während dieser Turbulenzen bewährte sich Volcker als berechenbarer Partner, wie etwa der damalige Bundesbankdirektor Otmar Emminger 1986 in seinen Erinnerungen festhielt. Im Frühjahr 1974 verließ Volcker die US Treasury, nachdem schon Shultz kurz zuvor wegen des sich ausweitenden Watergate-Skandals zurückgetreten war.

An der Princeton University lehrte Volcker anschließend 1974/1975 als Senior Fellow der Woodrow Wilson School of Public and International Affairs.

Im August 1975 trat Volcker als Präsident an die Spitze der Neu Yorker Federal Reserve Bank, der größten der zwölf regionalen Institutionen des Federal Reserve System, und zeichnete dort zusätzlich für das Interventionsmanagement verantwortlich.

Im Juli 1979 berief Präsident Jimmy Carter (Demokrat) Volcker zum neuen Zentralbankchef (Chairman des Board of Governors des Federal Reserve System). Er folgte auf den erst seit 1978 amtierenden G. William Miller, der Finanzminister wurde.

Paul Volcker war bis August 1987 Vorsitzender (Chairman) des Federal Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika, nachdem er von 1975 an bereits der Federal Reserve Bank of New York vorgestanden hatte. Als Vorsitzender des „Economic Recovery Advisory Board“ beriet er Obama.

Neben Austan Goolsbee, Jason Furman, Jeffrey Liebman und Robert Rubin gehörte Volcker zum wirtschaftspolitischen Beraterstab Obamas.[4]

Volcker war regelmäßiger Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen.

Auszeichnungen

Arthur S. Fleming Award, US Treasury Dept. Exceptional Service Award, Alexander Hamilton Award, Public Service Award, Großes Verdienstkreuz (1988; Bundesrepublik Deutschland), Courage Award, Hon. LLD (Adelphi University, Notre Dame University, Princeton University) und weitere akademische Ehrentitel.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaft bei der „Group of 30“ (G30).[5]

Familie

Paul Volcker war ab 1954 mit Barbara Marie, geb. Bahnson, verheiratet, die 1998 verstarb. Volcker hatte zwei erwachsene Kinder.

Fußnoten

  1. Obama mulls naming Jewish economist secretary of treasuryY-Net-News, 11. September 2008
  2. Internationales Biographisches Archiv 07/2006
  3. 3,0 3,1 3,2 Munzinger-Archiv GmbH, 2006
  4. Vgl. Ingar Solty (2008): Das Obama-Projekt: Krise und charismatische Herrschaft. Hamburg: USA
  5. Finanziert wird die »G30« unter anderem von Unternehmen, Banken, Stiftungen, Zentralbanken und Fonds. Mitglieder der G30 waren neben Mario Draghi beispielsweise auch der Gouverneur der kanadischen Notenbank, Mark Carney und Bank-of-England-Chef Mervyn King sowie der ehemalige Fed-Chef Paul Volcker.