Abraham, Paul

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Paul Abraham oder Pál Ábrahám (* 2. November 1892 in Apatin, Österreich-Ungarn; † 6. Mai 1960 in Hamburg) war ein jüdischer Operettenkomponist.[1]

Werdegang

Paul Abraham wurde am 2. November 1892 in Apatin (Österreich-Ungarn; heute zu Serbien) geboren und komponierte zunächst 10 Jahre lang ernste Musik. U. a. wurde im Jahre 1922 ein Streichquartett von ihm bei den Salzburger Festspielen aufgeführt, eine Serenade und ein Cellokonzert brachten etwas später die Budapester Symphoniker zu Gehör. Durch einige kleine Einlagen, die er für ein ungarisches Lustspiel schrieb, kam Abraham zur Operettenmusik, in der er besonderen Erfolg hatte. Gegen Ende der zwanziger Jahre kam Abraham nach Deutschland, wo er in der Weimarer Zeit einen raschen Aufstieg erlebte und Erfolge über Erfolge errang. Seine bekanntesten Operetten waren „Der Gatte der Fräuleins“, „Viktoria und ihr Husar“ (1930) und „Die Blume von Hawaii“ (1931). Abraham ließ sich in Berlin nieder, wo 1932 seine Operette „Ball im Savoy” Premiere hatte. Von ihm stammen auch Filmmusiken, z.B. für „Die singende Stadt” (1930), „Das Blaue vom Himmel”, „Zigeuner der Nacht” (1932).[2]

1933 ging Paul Abraham zunächst nach Paris und von dort nach dem französischen Zusammenbruch (Zweite Weltkrieg) im Jahre 1940 über London und Kuba nach Amerika. Dort fiel er in geistige Umnachtung.[2]

Erfolglosigkeit und Geldnot brachten ihn dann soweit, daß er 1946 in ein Irrenhaus bei Neu York eingeliefert werden mußte, wo er bis 1955 ein kärgliches Dasein fristete, obwohl sich sein Geisteszustand inzwischen erheblich besserte. Außerdem galt er als staatenlos, seitdem er durch die Nachkriegsentwicklung die ungarische Staatsbürgerschaft verloren hatte. Sein einstiges Besuchervisum für die VSA, das nur befristet war, lief bereits 1951 ab. Wiederholt hatte er den Wunsch geäußert, nach Deutschland zurückzukehren und hier setzten sich seit 1955 als sein trauriges Schicksal bekannt wurde, der Filmproduzent Alexander Paal, der Journalist Anatole Persich, die zu diesem Zweck gegründete „Paul-Abraham-Gesellschaft“ in Hamburg und der Hessische Rundfunk für eine „moralische Wiedergutmachung“ an dem Komponisten ein. Seiner Rückkehr standen neben seiner Erknankung aber die politisch-rechtlichen Überlegungen (Abraham war nie Deutscher) und die Frage seiner künftigen Existenz entgegen. Da nach Auffassung der Paul-Abraham-Gesellschaft ausreichende Mittel für eine Versorgung Abrahams vorhanden waren, gaben die Bundesbehörden im Frühjahr 1956 die Genehmigung zur einreise in die BRD.[3]

Am 30. April 1956 („wurde er nach Deutschland zurückgebracht“[2]) traf Paul Abraham nach 23 Jahren Abwesenheit auf dem Frankfurter Flughafen ein und wurde in die Hamburger Universitätsnervenklinik eingeliefert.[2] Sein Zustand hatte sich so weit gebessert, daß er in den letzten Jahren unter der Obhut seiner (inzwischen aus der Volksrepublik Ungarn ausgereisten) Frau die er nach 17-jähriger Trennung in Hamburg wiedergetroffen hatte, in einer eigenen Wohnung leben konnte. Nachdem die Urheberrechtsgesellschaft GEMA wiederaufgenommen hat, war sein Unterhalt durch die Tantiemen gesichert. Außerdem bezog er eine monatliche Wiedergutmachungsrente von 500,- DM.[3]

Paul Abraham starb am 6. Mai 1960 im Alter von 67 Jahren an einer Herz- und Kreislaufschwäche in Hamburg.

Werke

  • Zenebona Operette in 3 Akten (zusammen mit anderen Komponisten). Uraufführung 2. März 1928 Budapest. Libretto: Lakatos László/Bródy István
  • Az utolsó Verebély lány (Der Gatte des Fräuleins) Harmath Imre-Drégely Gábor. Uraufführung 13. Oktober 1928 (auch u.d. Titel Az elsö Verebély lány und Der Gatte des Fräuleins)
  • Szeretem a felségem (Es geschehen noch Wunder) Birabeau André-Dolley Georges (nach: Stella Adorján) Magyar Színház 15. Juni 1929
  • Viktoria und ihr Husar, Operette, 3 Akte und Vorspiel. Uraufführung 21. Februar 1930 Budapest, Hauptstädt. Operettentheater. Libretto: Földes, Imre / Harmath, Imre dt.: Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda
  • Die Blume von Hawaii, Operette 3 Akte. Uraufführung 24. Juli 1931 Leipzig, Neues Theater. Libretto: Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda, nach Imre Földes
  • Ball im Savoy, Operette 3 Akte und Vorspiel. Uraufführung 23. Dezember 1932 Berlin, Großes Schauspielhaus. Libretto: Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda. Englisch: Ball At The Savoy, 8. September 1933 London, Drury Lane Theatre
  • Märchen im Grand-Hotel, Lustspieloperette 3 Akte Uraufführung 29. März 1934 Wien, Theater an der Wien. Libretto: Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda
  • Viki Harmath Imre-Adorján Bónyi Uraufführung 26. Januar 1935 Magyar Színház
  • Történnek még csodák Halász Imre-Békeffi István Uraufführung 20. April 1935 Magyar Színház
  • Dschainah, das Mädchen aus dem Tanzhaus, Operette 3 Akte. Uraufführung 21. Dezember 1935 Wien, Theater an der Wien. Libretto: Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda (Auftragsarbeit von Julius Meinl II. für seine Frau Michiko Meinl)[4]
  • 3:1 a szerelem javára Harmath Imre-Kellér Dezső-Szilágyi László Uraufführung 18. Dezember 1936 Király Színház
  • Roxy und ihr Wunderteam (Musikalischer Fußballschwank), deutsche Fassung von 3:1 a szerelem javára (von Hans Weigel und Alfred Grünwald); Erstaufführung bei Anwesenheit der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am 25. März 1937 Theater an der Wien
  • Julia Operette in 2 Teilen und einem Nachspiel – Harmath Imre-Földes Imre - Uraufführung 23. Dezember 1937 Városi Színház Budapest; dt. Fassung von Georg Kövary
  • A Fehér hattyu (Der weiße Schwan), 1938
  • Zwei glückliche Herzen Libretto von Robert Gilbert und Armin L.Robinson. Aufführungsdatum nicht bekannt
  • Tambourin Musical in 2 Teilen (unaufgeführt) Libretto: Alfred Grünwald
  • Wintermelodie Musical in 2 Teilen von Henryk Roberts (nach: Ladislaus Fodor „Wiegenlied“) musikalische Bearbeitung und Gesangstexte: Günther Leopold

Pasticcio mit Melodien aus „Zenebona“, “Der Gatte des Fräuleins“ und „Es geschehen noch Wunder“ – Uraufführung 18. Februar 1978, Salzburger Landestheater

Filmmusiken/Verfilmungen

Film

  • Bin nur ein Jonny. Der Operettenkomponist Paul Abraham - Ein Film von János Darvas - Arte/WDR 2008 - 60 Minuten

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 28/1960 vom 4. Juli 1960
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  3. 3,0 3,1 Munzinger-Archiv GmbH, 1960
  4. Lieber bin ich unter den vieren in Hollywood, als unter den vierzigtausend am Friedhof. Paul Ábraháms Fußballoperette Roxy und ihr Wunderteam