Posse, Hans (1879)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Pfeil 1 start metapedia.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum gleichnamigen deutschen Staatssekretär siehe Hans Posse (1886).
Direktor des Hauptstaatsarchivs Dresden Dr. phil. Hans Posse studierte an der Universität in Wien, wo er 1903 seine Doktorprüfung bestand. Anschließend assistierte er am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin unter Wilhelm von Bode. Im Jahre 1910 wurde er nach Dresden als Direktor der Gemälde-Galerie berufen. Er hat in dieser Zeit sich besonders mit der Reorganisation der berühmten Dresdner Sammlung befaßt.

Hans Posse (Lebensrune.png 6. Februar 1879 in Dresden; Todesrune.png 7. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Reserveoffizier (Leutnant d. R.;[1] Kriegsdient vom 14. August 1914 bis 7. September 1918) der Sächsischen Armee (Königlich Sächsisches 1. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100) sowie Kunsthistoriker, Museumsdirektor und Sonderbeauftragter Hitlers für den Aufbau der Sammlung des Sonderauftrages „Linz“ (Führermuseum).

Werdegang

Die Kunsthistoriker Posse (links) und Eduard Plietzsch vor der Hofkirche Dresden
Hans Posse.jpg
Dr. phil. Hans Posse II.jpg
Als Kenner der italienischen Malerei war P. über drei Jahrzehnte Direktor der Gemäldegalerie in Dresden. Seine Kennerschaft und sein strategisches Handeln ließen ihn zu einem einflussreichen und international anerkannten Museumsdirektor werden. Von Adolf Hitler persönlich 1939 zum „Sonderbeauftragten für Linz“ ernannt war P. einer der Hauptverantwortlichen des nationalsozialistischen Kunstraubs. – In bildungsbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen hatte P. nach der Reifeprüfung am Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Dresden zunächst seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger absolviert. Ab 1899 studierte er an der Universität Marburg Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Germanistik. Im Herbst 1900 wechselte er für ein Studium der Kunstgeschichte bei Franz Wickhoff, Alois Riegl, Julius von Schlosser und Max Dvořák an die Universität Wien. Nach einer längeren Studienreise durch Italien wurde P. 1903 mit einer Arbeit über den römischen Barockmaler Andrea Sacchi in Wien als Schüler von Wickhoff promoviert. Ab Oktober 1903 arbeitete P. als Freiwilliger Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, ein Jahr später als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Gemäldegalerie in Berlin. 1905 verbrachte er einen einjährigen Studienaufenthalt am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Italien). Nach seiner Rückkehr bearbeitete er für das Kaiser-Friedrich-Museum das Gemäldeverzeichnis und für das Galeriewerk der Königlichen Museen die italienische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Während seiner damaligen Berliner Tätigkeit wurde P. maßgeblich durch Wilhelm Bode, Generaldirektor der Königlichen Museen, gefördert, der ihn 1909 zum Direktorialassistenten beförderte. – Zum 1.4.1910 wurde P. zum Direktor der Dresdner Gemäldegalerie ernannt. Während des Ersten Weltkriegs konnte er, obwohl er im aktiven Heeresdienst stand, die Direktionsgeschäfte der Gemäldegalerie aufgrund von Beurlaubungen phasenweise selbst weiterführen. Er überlebte den Einsatz an der Ost- und Westfront und kehrte im September 1918 nach Dresden zurück. Im Zuge der reichsweiten Museumsreformbewegung engagierte sich P. für eine Neugestaltung der Gemäldegalerie; seine Pläne für einen Neubau wurden allerdings in der Weimarer Republik aus finanziellen Gründen gestoppt. Dennoch konnten moderne Werke ab 1924 in einem Palais in der Parkstraße präsentiert werden, bevor ab 1931 die „Moderne Abteilung“ mit Werken des 19. Jahrhunderts im Gebäude der Sekundogenitur auf der Brühlschen Terrasse gezeigt wurde. Die von P. getätigten Ankäufe waren eher konservativ. So erwarb er u.a. Werke von Caspar David Friedrich, Lovis Corinth, Ferdinand von Rayski, aber auch von Oskar Kokoschka. Bei Erwerbungen zeitgenössischer Kunst agierte P. taktisch abwartend. Seine Entscheidungen ergaben sich aus der Beobachtung der reichsweiten musealen Kanonbildung.
Als erfahrenem, im europäischen Museumswesen bestens vernetztem Ausstellungsmacher wurde ihm 1922 und 1930 das Kommissariat für den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig (Italien) übertragen. In Dresden übernahm P. den Vorsitz der Künstlerischen Leitung der Internationalen Kunstausstellung 1926. – Schon im Umfeld der Biennale 1930 hatte es in der Presse heftige Angriffe gegen P. gegeben. In Dresden setzten sich diese im Frühjahr 1933 fort und er wurde u. a. von Walther Gasch, dem Vorsitzenden der NS-Gaufachgruppe der bildenden Künste Dresden, als Galeriedirektor als „untragbar“ bezeichnet. P. gelang es, die sachlich unbegründeten Angriffe durch eine Denkschrift zu entkräften und sich im Amt zu halten. Im April 1933 beantragte er eine NSDAP-Mitgliedschaft, die aus bisher unbekannten Gründen 1934 wieder gestrichen wurde. Im März 1938 wurde P. vom Kommissarischem Leiter des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung, Arthur Göpfert, gedrängt, seine Versetzung in den Ruhestand zu beantragen. Doch P. stellte nur seine vorzeitige Pensionierung in Aussicht und war ab Mitte April 1938 wieder in der Galerie tätig, allerdings nominell nicht mehr als Direktor. Als Adolf Hitler bei einem Dresden-Aufenthalt am 18.6.1938 sich von P. durch die Gemäldegalerie führen lassen wollte, war dieser nicht anwesend, was zu einem Eklat führte. Hitler intervenierte persönlich: P. wurde herbeizitiert, um ihn zu begleiten. Wenig später, im Juli 1938, wurde P. wieder in das Amt als Galeriedirektor eingesetzt. Ein Jahr später, am 26.6.1939, berief ihn Hitler zum „Sonderbeauftragten“, um das in Linz geplante „Führermuseum“ aufzubauen und ein europaweites (Um-)Verteilungsprogramm beschlagnahmter, aber auch angekaufter Kunstwerke zu realisieren. P. wurde damit zu einem Hauptverantwortlichen des nationalsozialistischen Kunstraubs, in dessen Netzwerke er bis zu seinem Tod eingebunden blieb. Ab April 1942 musste sich P. aufgrund seiner schweren Krebserkrankung zunächst in München, dann in der Landhausklinik in Berlin-Wilmersdorf einer Behandlung unterziehen. Im Juli 1942 nahm der bereits Todkranke vorübergehend seine Tätigkeit als Galeriedirektor und „Sonderbeauftragter“ wieder auf, wobei er meist von zu Hause arbeitete. Doch ab August 1942 folgten weitere stationäre Behandlungen in Berlin, wo P. am 7.12.1942 starb. Sein Leichnam wurde nach Dresden überführt. Dort fand auf Anordnung Hitlers, der selbst nicht anwesend war, am 11.12.1942 ein Staatsakt für P. statt.[2]

Bundesarchiv

Hans Posse, der Sohn des Historikers, Direktors des sächsischen Hauptstaatsarchivs und Geheimrats Otto Adalbert Posse wurde nach einem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Marburg und Wien 1903 bei Julius von Schlosser in Wien mit einer Arbeit über den italienischen Maler Andrea Sacchi promoviert. Seine Museumslaufbahn begann er 1903 als Volontär am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, wo er bald zum Assistenten des Direktors Wilhelm von Bode aufstieg. In der kunsthistorischen Welt machte er sich einen Namen durch die Bearbeitung der deutschen, niederländischen und englischen Gemäldebestände des Kaiser-Friedrich-Museums, deren zweibändiger Bestandskatalog 1911 erschien. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Florenz als Assistent am dortigen Deutschen Kunsthistorischen Institut und einem Forschungsaufenthalt an der Bibliotheca Hertziana in Rom, dessen Ergebnis eine Arbeit über Pietro da Cortona und die Deckenmalerei in Rom war, wurde er 1910, nicht zuletzt dank Bodes Protektion, mit erst 31 Jahren als Direktor der Gemäldegalerie nach Dresden berufen. Posse ordnete die Dresdner Galerie neu und baute in der Folgezeit die Bestände an deutscher Malerei vor allem des 19. Jahrhunderts aus. Sein besonderes Engagement galt dabei den Dresdner Romantikern. Seit Sommer 1919 nahm er auch expressionistische Gemälde in die Sammlung auf. Als Ausstellungsmacher der Internationalen Kunstausstellung 1926 in Dresden und zweimaliger Kurator des deutschen Beitrags für die Biennale in Venedig (1922 und 1930) führte er die Avantgarde als die gültige deutsche Kunst vor. 1931 eröffnete er auf der Brühlschen Terrasse die Neue Staatliche Gemäldegalerie mit Beständen bis hin zu den deutschen Impressionisten und im Jahr darauf die Moderne Galerie mit Werken der neueren Kunst seit 1900. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 starteten lokale Parteimitglieder eine Hetzkampagne gegen Posse. Im April 1933, gleichzeitig mit den massiven Angriffen, stellte er den Antrag zur Aufnahme in die NSDAP, im Dezember 1933 erhielt er die Interimskarte, doch wurde die endgültige Aufnahme von seinen Gegnern in der Partei verhindert. Im Dezember 1937 wurden mehr als 50 Gemälde der modernen Galerie als sogenannte "entartete Kunst" beschlagnahmt; am 7. März 1938 wurde Posse in der Angelegenheit der „entarteten Kunst“ ins Ministerium einbestellt. Es wurde ihm nahegelegt, seine Pensionierung zu beantragen, was er nach kurzer Bedenkzeit auch tat. Am 18. Juni 1938 besuchte Hitler, auf der Suche nach einem geeigneten Fachmann für den Aufbau seines Linzer Führermuseums, die Dresdner Gemäldegalerie und ließ sich von Posse durch die Sammlung führen. In der Folge rehabilitierte er den Dresdner Galeriedirektor und setzte ihn wieder in sein Amt ein. Ab 1. Juli 1939 war Posse als Sonderbeauftragter Hitlers mit dem Aufbau der Sammlung des „Sonderauftrages Linz“ betraut. Gut drei Jahre lang trug er höchst engagiert die Sammlung für dieses Museum zusammen, die sich aus Hitlers eigener Gemäldesammlung, beschlagnahmten jüdischen Kunstwerken und Ankäufen auf dem europäischen Kunstmarkt zusammensetzte. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Verteilung von umfangreichen Raubkunstbeständen auf Museen des Großdeutschen Reiches, welche die Nationalsozialisten in Österreich, in Deutschland und dem besetzten Ausland konfisziert hatten. Anfang 1942 wurde bei Posse Krebs diagnostiziert; am 7. Dezember 1942 starb er in einer Klinik in Berlin und erhielt ein Staatsbegräbnis.[3]

Tod

Anfang 1942 wurde bei Posse Krebs diagnostiziert; am 7. Dezember 1942 verstarb er in einer Klinik in Berlin und erhielt ein Staatsbegräbnis. Er ruht auf dem Urnenhain Tolkewitz. Der Bestand des Kunsthistorikers kam durch Schenkungen verschiedener Privatpersonen in den Jahren 1984 bis 2011 in das Deutsche Kunstarchiv (DKA) und umfaßt neben persönlichen Aufzeichnungen auch Drucksachen und Korrespondenz Dritter aus den Jahren 1916 bis 2011.

Familie

Abstammung

Hans war der Sohn des Historikers Geheimrat Otto Adalbert Posse (1847-1921), Direktor des Hauptstaatsarchivs Dresden, und dessen Frau Helene, geb. Tischer. Seine Brüder waren Kurt (1881-1918), Architekt, und Horst (Lebensrune.png 1887), Tierarzt.

Ehe

1933 heiratete Hans Posse seine Verlobte Frida Elise Käpernick (1880-1950).

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Die Gemäldegallerie des Kaiser-Friedrich-Museums (1909)
  • P. da Cortona und die Deckenmalerei in Rom (1919)
  • Die Sixtinische Madonna (1922)
  • Die Altargemälde des Antonio da Correggio (1923)
  • Andrea Sacchi (1925)
  • Die Staatliche Gemäldegalerie zu Dresden I (1929)
  • Robert Sterl (1929)
  • Die Briefe des Grafen Francesco Algarotti (1931)

Literatur

Fußnoten

  1. Kennerschaft zwischen Macht und Moral: Annäherungen an Hans Posse (1879-1942), Böhlau Verlag, Köln / Weimar 2015, S. 83
  2. Hans Posse, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.
  3. Hans Posse, Bundesarchiv