Eyring, Raymund

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Ansichtskarte Raimund Eyring fliegt das Flugzeug.jpg

Raymund H. Eyring (zuweilen auch Raimund; Lebensrune.png 2. September 1868 in Gompertshausen, Kreis Hildburghausen, Herzogtum Sachsen-Meiningen; Todesrune.png 9. September 1911 in Weil am Neckar bei Esslingen, Königreich Württemberg) war ein deutscher Flugpionier, Alter Adler und zuletzt Fluglehrer. Ob der Flieger Joachim Eyring, der 1929 auf der Wasserkuppe mit einem Segelflugzeug „Professor“ tödlich verunglückte, mit ihm verwandt war (ggf. ein Sohn), konnte nicht ermittelt werden.

Werdegang

Ein Wright-Doppeldecker über dem Flugplatz Johannisthal,Raimund Eyring ganz links mit Feuerlöscher.png
Raymund Eyrings Flugmaschine am 11. Oktober 1910 nach seiner Bruchlandung, Johannisthal, Internationale Flugwoche.jpg
The Sunday Star zum Fliegertod von Raimund Eyring II.jpg

Das frühe Leben von Raymund Eyring liegt in Dunkeln. Sicher erscheint nur die Vermutung, daß er finanziell gut situiert war, denn der Erwerb einer Fluglizenz und erst recht der Besitz einer eigenen Flugmaschine, waren schon damals für Durchschnittsbürger undenkbar. 1909 wurde die deutsche Flugmaschine Wright GmbH auf dem zweiten deutschen Motorflugplatz, dem Flugplatz Johannisthal, zur erfolgreichsten Wright-Flugzeugfabrik der Welt. Vom Verleger des Berliner Lokal-Anzeigers August Scherl eingeladen, führte Orville Wright vom 4. bis zum 20. September auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Demonstrationsflüge durch. Er bildete, wie mit der Motorluftschiff-Studiengesellschaft vereinbart, Paul Engelhard als ersten Flieger für die Flugmaschine Wright Gesellschaft aus.

Im ersten Geschäftsjahr wurden 22 Flugzeuge gebaut und in der Flugschule Johannisthal und auf dem Bornstedter Feld bei Potsdam 25 Flugschüler ausgebildet. Zu den ersten unter der persönlichen Leitung von Orville Wright gehörten Paul Engelhard und der Wright-Fahrer Fridolin Keidel (1882–1960), der am 27. April 1910 das Flugmaschinenführer-Zeugnis Nr. 5 erhielt, der wiederum schon ab Herbst 1909 als inoffizieller Fluglehrer (nach dem 27. April 1910 dann offiziell) die Flugschüler Dipl.-Ing. Robert Thelen, Theodor Schauenburg,[1] Oskar Heim, Dipl.-Ing. Josef Sablatnig,[2] Orla Arntzen und Raymund Eyring betreute. Keidel gehörte auch zu den Fluglehrern von Melli Beese (später auch Robert Thelen und Hellmuth Hirth) und Käthe Paulus, zwei Königinnen der Lüfte.

Alter Adler

Am 13. Dezember 1910 erwarb Eyring auf einer Dr. Huth-Flugmaschine (Zweidecker) in Johannisthal das Flugmaschinenführer-Zeugnis Nr. 42, wenngleich vereinzelte Quellen den 23. November 1910 und die Nr. 39. angeben. Anschließend war er dann bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft m. b. H. angestellt. Er wohnte in dieser Zeit mit seiner Familie in der Parkstraße 20 (seit 20. Oktober 1932 nach der Umbenennung Königsheideweg 280) im Johannisthaler Ortsteil Treptow (1912 erfolgte die Umbenennung der Landgemeinde Johannisthal in Berlin-Johannisthal). Im Hausnummer 20 wohnte auch Melli Beese von 1910 bis 1913. Nach seinem Tode wohnte seine Witwe in der Kaiser-Wilhelm-Straße 50. In diesem Haus wohnten auch die Flieger Paul Lange und Bruno Langer. Insgesamt hatten im Jahre 1913 25 Alte Adler eine Wohnung in der Kaiser-Wilhelm-Straße (ab 5. Januar 1950 Sterndamm).

Bei zahlreichen Schauflügen in ganz Deutschland 1910 und 1911 flog er zuweilen auf Albatros, auch mit Passagier.[3] Am 11. Oktober 1910 überlebte Raymund eine Bruchlandung bei der Internationalen Flugwoche in Johannisthal. An der Flugwoche zu Johannisthal am 9. bis 16. Oktober 1910 nahmen 22 Flieger mit 34 Maschinen teil, darunter auch Eyring auf Dr. Huth. Am 13. Dezember 1910 gewann er den 6. Lanz-Preis der Lüfte dotiert mit 1.000 Mark (Zusatzpreis). Vom 11. Juni bis zum 10. Juli 1911 fand der „Deutsche Rundflug“ statt. Start und Ziel waren Berlin-Johannisthal. Am Rundflug selbst, der 13 Etappen und eine Gesamtstrecke von mehr als 1.850 Kilometern umfaßte.

Beim Schaufliegen am 29. Juni 1911 in Köln stieg Bruno Werntgen bis in etwa 800 Meter Höhe auf und gewann den 1. Preis im Höhenflug. Den 2. Preis im Höhenflug erhielt der Raymund Eyring. Beim Dauerflug dagegen war Eyring Erster und Werntgen Zweiter. Bei den Passagierflügen nahm Werntgen den Rechtsanwalt Heymann und Eyring eine Frau Wallerberg mit. Eyring flog 40 Minuten, Werntgen 32. Außer ihnen starteten viele andere Flieger in Köln.

Bei den Schauflügen in Münster Sohauflüge statt. Die Flüge konnten aber erst gegen Abend beginnen, da am Nachmittag ein ziemlich starker Regen niederging. An den Wettbewerben beteiligten sich von den Rundfliegern nur Vollmöller, der um den Höhenpreis startete. Von anderen Fliegern nahmen teil: der Albatros-Flieger Eyring, Heidenreich und der Grade-Flieger Schwandt. Eyring flog mit Passagier. Er gewann den Dauerpreis, den zweiten Höhenpreis und den Passagierpreis, Vollmöller den ersten Höhenpreis.

Raymund nahm auch am ersten „Deutschen Rundflug“ um den „B. Z.-Preis der Lüfte 1911“ (Überlandflug-Konkurrenz über 13 Etappen) vom 11. Juni bis 10. Juli 1911 teil. 1. Preis: Benno König (1885–1912) mit einem Albatros-Zweidecker, 2. Hans Vollmöller, 3. Bruno Büchner.

Fliegertod

Am Vorabend des Schwabenflugs (10. bis 13. September 1911) zeigte einmal wieder das „schwarze Gespenst“ seine wahre Gefährlichkeit. Flüge bei Tageslicht waren risikoreich, bei Wind und Regen fahrlässig, aber bei Einbruch der Nacht selbstmörderisch. Die Radrennbahn in Weil, die für die kommenden Schauflüge ausersehen war, eignete sich aber sehr schlecht dazu (viele der Flieger hatten sich als Ausgangspunkt den Canstatter Truppenübungsplatz „Wasen“ gewünscht[4]), einen Probeflug in der Abenddämmerung zu unternehmen, was Raymund Eyring am 9. September 1911, nachdem er einen nicht entfernten Signalpfosten rammte, mit einem Todessturz bezahlen mußte.

„Der bekannte deutsche Flieger Raimund Eyring stieg am 9. September 1911 trotz Warnung bei Anbruch der Dunkelheit zur Erprobung seines Doppeldeckers noch zu einem kurzen Probeflug auf. Beim Anlauf geriet er mit der Maschine an einen versehentlich stehengebliebenen Pfahl, und dieser beschädigte den linken Flügel so, daß die obere Fläche herunterhing. Eyring schien dies aber nicht zu bemerken und flog ruhig weiter; dabei drehte sich das Flugzeug. Emile Jeannin und Eugen Wiencziers bemühten sich vergeblich, den Piloten durch Winken mit den Hüten auf den gefährlichen Defekt aufmerksam zu machen und ihn zur Landung zu veranlassen. Eyring schien diese Zeichen nicht zu sehen, denn er flog weiter. Alle Zuschauer sahen den bösen Absturz voraus; nur der Mann auf dem bedrohten Apparat, den die Sache am meisten anging, war vollständig ahnungslos. Nun nahm die Flugmaschine eine schräge Lage an. Um einigen Bäumen auszuweichen, zog Eyring schnell das Höhensteuer; dabei rutschte der Apparat nach rückwärts ab und stürzte senkrecht in die Tiefe. Eyring wurde in einem Graben mit zertrümmertem Schädel aufgefunden; außerdem hatte er schwere innere Verletzungen davongetragen. Das Flugzeug lag, vollständig zerstört, über ihm. Der Motor war neben ihn hingefallen, so daß die schweren Verletzungen nur durch den Aufprall auf die Erde erfolgt sein müssen.“[5]

Auch die Auslandspresse meldete den Tod des verunglückten Fliegers.

Der schwäbische Überlandflug

„Über die Einzelheiten des Schwabenfluges haben die Tageszeitungen bereits in ausführlicher Weise berichtet und im Nachstehenden soll daher nur das Wissenswerteste nochmals erwähnt werden. Gemeldet hatten 17 deutsche Flieger, davon kamen 2 nicht an den Start und zwar waren es Dr. Wittenstein und Eugen Wiencziers, sodaß also immer noch 15 in den Wettkampf treten konnten. Interessant ist es, daß nur 2 Doppeldecker vertreten waren, und die bekanntesten Flieger, die früher den Zweidecker gesteuert hatten, waren zu dem schnelleren Eindecker übergegangen. Die Motore wiesen fast alle sehr viele PS auf und die Geschwindigkeit der Apparate dürfte im Durchschnitt ca. 90 km betragen haben. […] Die Bedingungen für den Schwabenflug waren kurz folgende: Es durften nur reichsdeutsche Flieger mit in Deutschland hergestellten Apparaten starten, jedoch konnte der Motor aus dem Auslande bezogen sein. Maßgebend für die Verteilung der Preise für die Gesamtstrecke war die zwischen Start und Landung liegende Zeit. An Preisen für die Gesamtstrecke waren 37 000 Mark ausgeschrieben, davon hatte Graf Zeppelin den 1. Preis im Betrage von 20 000 Mark gestiftet. Auch das Königlich Preußische Kriegsministerium hatte wieder reges Interesse an der Veranstaltung gezeigt und stellte einen Preis in Höhe von 3000 Mark zur Verfügung. Als Strecke war folgende Route gewählt worden: Weil — Stuttgart — Eßlingen — Reutlingen — Ulm — Aulendorf — Friedrichshafen, was einer Zurücklegung von 212 km entsprach. Die erste Etappe ging bis Ulm, und die zweite endigte am Ziel in Friedrichshafen. Die Terrainverhältnisse waren nicht sehr günstig und besonders das Überfliegen der Rauhen Alb stellte an die Flieger große Anforderungen.“

Fußnoten

  1. Als die Gebrüder Wright im Herbst 1909 in Berlin erschienen und erste Flüge vorführten, trat Schauenburg mit ihnen in Verbindung. Schon im Dezember 1909 wird er als Flugschüler von Fridolin Keidel zu den ersten deutschen Wrightfliegern gezählt.
  2. Sablatnig begann im Spätherbst 1909 bei der Flugmaschine Wright GmbH auf dem Flugplatz Johannisthal eine Ausbildung zum Flugzeugführer, die er in seinem Heimatland fortsetzte und am 24. August 1910 als zwölfter Österreicher abschloß.
  3. Luftfahrt (Chronik und Geschichte) – Zeitschrift Flugsport Heft 15/1911
  4. Hellmuth Hirth: Meine Flugerlebnisse – 20 000 Kilometer im Luftmeer, 2. erweiterte Auflage, 1915
  5. Hermann Hoernes: Buch des Fluges, 1911, S. 390