Preußisches Kriegsministerium
Das Königlich Preußische Kriegsministerium (auch Kriegs-Ministerium) war die oberste Staatsbehörde der Preußischen Armee des Konigreichs Preußen. Seine Funktion bestand in der zentralen Verwaltung des Heeres. Das Kriegsministerium existierte von 1808 bis zum Übergang der Wehrhoheit auf das Reichswehrministerium der Weimarer Republik (→ Reichswehr) nach Untergang des Kaiserreichs 1918 und der Auflösung des Kontingentsheers im Oktober 1919.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kriegsministerium wurde ab dem 25. Dezember 1808 an Stelle des ehemaligen Oberkriegskollegiums gebildet und ab 1810 in zwei Abteilungen gegliedert. Die erste Abteilung sollte für die Verfassung und das Kommando der Armee, die zweite Abteilung für die ökonomische Verwaltung der Armee zuständig sein.
Das Pendant für die Kaiserliche Marine war ab dem 1. Januar 1872 die Kaiserliche Admiralität (Nachfolger des Marineministeriums der Preußischen Marine von 1861 bis 1871), die von Kaiser Wilhelm II. mit Wirkung zum 1. April 1889 in Reichsmarineamt umbenannt wurde, um die Trennung des Oberkommandos der Marine von der Verwaltung derselben zu gewährleisten (Allerhöchster Erlaß vom 30. März 1889: „Die Verwaltung der Marine wird unter der Verantwortlichkeit des Reichskanzlers von dem Staatssekretär des Reichs-Marine-Amts mit den Befugnissen einer obersten Reichsbehörde geführt.“).
18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert wurde die eigentliche Aufgabe eines Kriegsministers nach heutigem Verständnis von den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. selbst wahrgenommen, danach von königlichen Prinzen und von Generälen, die nicht in eine Ministerialverwaltung eingebunden waren. Gleichwohl wurden die Titel „Kriegsminister“ und „Kriegsrat“ vergeben – diese hatten aber eher mit der Finanzierung des Krieges zu tun; sie trieben Steuern ein und verwalteten die königlichen Domänen:
- Joachim Christian von Blumenthal
- Friedrich Wilhelm von Grumbkow
- Ewald Friedrich von Hertzberg
- Heinrich Graf von Podewils
- Friedrich Wilhelm von Rohdich
- Adam Otto von Viereck
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es noch kein einheitliches Kriegsministerium, sondern zwei Abteilungen (Departements):
- Allgemeines Kriegsdepartement
- Militär-Ökonomie Departement
Aufteilung (1908)
- Zentral-Departement (ZD)
- 1. Ministerial-Abteilung (Z1)
- 2. Intendantur-Abteilung (Z2)
- Allgemeines Kriegs-Departement (AD)
- 1. Armee-Abteilung (A1)
- 2. Infanterie-Abteilung (A2)
- 3. Kavallerie-Abteilung (A3)
- 4. Feldartillerie-Abteilung (A4)
- 5. Fußartillerie-Abteilung (A5)
- 6. Ingenieur- und Pionier-Abteilung (A6)
- 7. Verkehrs-Abteilung (A7)
Bundesarchiv
- „Das 1809 von Scharnhorst als oberste Zentralbehörde der preußischen Armee geschaffene Kriegsministerium wurde ab 1867 auch für die Kontingente des Norddeutschen Bundes, nach 1871 auch für die Truppen im Südteil Hessens und in Baden zuständig. Der preußische Kriegsminister vertrat im Reichstag die Heeresverwaltung, insbesondere in Etatfragen. Seit den achtziger Jahren für die Militärverwaltung im weiteren Sinne verantwortlich, erließ das Kriegsministerium in Zusammenarbeit mit dem Generalstab, den Waffeninspektionen und Prüfungskommissionen Anordnungen über Organisation, Ausrüstung, Bewaffnung und Unterhalt des Heeres und legte die Ausbildungsgrundsätze für Mannschaften und Unteroffiziere fest. Unter Mitwirkung des Generalstabes und der zivilen Behörden hatte der Kriegsminister jährlich den Mobilmachungsplan aufzustellen. Im Laufe des Ersten Weltkriegs trat die Bedeutung des Kriegsministeriums hinter der Führungsinstitution des Generalstabes des Feldheeres zurück. Erhebliches Gewicht gewann allerdings seit November 1916 das ihm unterstellte Kriegsamt, in dem die kriegswirtschaftlichen Abteilungen des Kriegsministeriums, vor allem die Rohstoff- und Ersatzabteilung, zusammengefasst wurden. Ihm nachgeordnet waren das Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt (Wumba) sowie Kriegsamtsstellen in den Bezirken der (Stellvertretenden) Generalkommandos.“[1]
Berlin Lexikon
- „1736 ließ sich Kriegsminister Franz Wilhelm von Happe ein Palais in der Leipziger Straße 5 bauen. 1819 erwarb der preußische Fiskus das Gebäude. 1845/46 hat Wilhelm Louis Drewitz (1806–1888) es nach Plänen von Friedrich August Kontext: Stüler, Friedrich August Stüler umgebaut, erweitert und um ein Stockwerk erhöht. In den folgenden Jahren wurden mehrere zusammenhängende Grundstücke in der Wilhelmstraße angekauft. 1865–1867 bauten August Ferdinand Fleischinger (1804–1885) und Gustav Voigtel (1834–1914) das Gebäude Wilhelmstraße 81 aus und stockten es ebenfalls um eine Etage auf. 1888–1890 wurden die Gebäude Wilhelmstraße 82–85 angekauft, abgerissen und durch einen fünfstöckigen Neubau von Gottlieb Kontext: La Pierre, Gottlieb Henri Richard La Pierre (1842–1893) ersetzt. Etwa in jenen Jahren fügte man auch die Gebäude Wilhelmstraße 86–87 in den Komplex ein. Ihre beiden Untergeschosse waren gequadert, die zwei breiten Einfahrtstore schmückten Soldatenfiguren. Über einem Fries aus Laubwerk und Helmen folgte das obere Stockwerk, das durch korinthische Pilaster gegliedert war. Den Abschluß bildete eine Attika mit Trophäenaufsätzen. Die Fassaden an den Bauten Wilhelmstraße 81–85 lehnten sich architektonisch einander an. Genutzt wurde alles vom P., der obersten Verwaltungsbehörde für das preußische Heer und die ihm angeschlossenen Kontingente. 1919 wurde gemäß Versailler Vertrag das P. aufgelöst. Daraufhin übernahm das Reichswehrministerium die Gebäudeteile Leipziger Straße 5 und Wilhelmstraße 81–82. In die Wilhelmstraße 83–87 zog das Arbeitsgericht Berlin ein. Im Mai 1933 erhielt das neugegründete Reichsluftfahrtministerium den gesamten Komplex, der im Februar 1935 für den Bau des Reichsluftfahrtministeriums (heute Kontext: Detlev-Rohwedder-Haus Detlev-Rohwedder-Haus) abgerissen wurde.“[2]
Liste der preußischen Kriegsminister
- Generalmajor Gerhard von Scharnhorst Juli 1807 bis 17. Juni 1810 (1. Abteilung)
- Oberst Carl Friedrich Heinrich von Wylich und Lottum Dezember 1808 bis Januar 1809 (2. Abteilung)
- Oberst/Generalmajor Karl Georg Albrecht Ernst von Hake 16. Juni 1810 bis Juli 1813
- Generalmajor/Generalleutnant Hermann von Boyen August 1813 bis 26. Dezember 1819
- Generalleutnant/General der Infanterie Karl Georg Albrecht Ernst von Hake 26. Dezember 1819 bis 20. Oktober 1833
- Generalleutnant Job von Witzleben 25. April 1835 bis April 1837
- General der Infanterie Gustav von Rauch 30. Juli 1837 bis 28. Februar 1841
- General der Infanterie Hermann von Boyen 28. Februar 1841 bis 7. Oktober 1847
- Generalleutnant Ferdinand von Rohr 7. Oktober 1847 bis 1. April 1848
- Generalleutnant Karl von Reyher 2. bis 26. April 1848
- Generalleutnant August von Kanitz 1. Mai bis 16. Juni 1848
- Generalleutnant Ludwig Roth von Schreckenstein 25. Juni bis 7. September 1848
- General der Infanterie Ernst von Pfuel 20. September bis 1. November 1848
- Generalmajor Karl Adolf von Strotha 8. November 1848 bis 27. Februar 1850
- Generalleutnant August von Stockhausen 27. Februar 1850 bis 31. Dezember 1851
- Generalmajor Alexander von Wangenheim 31. Dezember 1851 bis 13. Januar 1852 (m. d. W. d. G. b.)
- Generalleutnant Eduard von Bonin 13. Januar 1852 bis 5. Mai 1854
- Generalmajor/Generalleutnant Friedrich von Waldersee 5. Mai 1854 bis 6. November 1858
- Generalleutnant/General der Infanterie Eduard von Bonin 6. November 1858 bis 27. November 1859
- Generalleutnant/General der Infanterie/Generalfeldmarschall Albrecht von Roon 5. Dezember 1859 bis 9. September 1873
- Generalleutnant Georg von Kameke 1. Januar bis 9. November 1873 (in Vertretung)
- Generalleutnant/General der Infanterie Georg von Kameke 9. November 1873 bis 3. März 1883
- Generalleutnant/General der Infanterie Paul Bronsart von Schellendorff 3. März 1883 bis 8. April 1889
- General der Infanterie Julius von Verdy du Vernois 8. April 1889 bis 3. Oktober 1890
- Generalleutnant/General der Infanterie Hans von Kaltenborn-Stachau 4. Oktober 1890 bis 12. Oktober 1893
- General der Infanterie Walther Bronsart von Schellendorff 17. Oktober 1893 bis 14. August 1896
- Generalleutnant/General der Infanterie Heinrich von Goßler 14. August 1896 bis 14. August 1903
- Generalleutnant Karl von Einem 16. Mai bis 14. August 1903 (mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
- Generalleutnant/General der Kavallerie Karl von Einem 14. August 1903 bis 11. August 1909
- General der Infanterie Josias von Heeringen 19. August 1909 bis 4. Juli 1913
- Generalleutnant Erich von Falkenhayn 8. Juli 1913 bis 20. Januar 1915
- Generalleutnant Adolf Wild von Hohenborn 20. Januar 1915 bis 29. Oktober 1916
- General der Artillerie Hermann von Stein 4. November 1916 bis 9. Oktober 1918
- Generalleutnant Heinrich Schëuch 9. Oktober 1918 bis 2. Januar 1919 (Abschiedsgesuch vom 15. Dezember 1918)
- Oberst Walther Reinhardt 2. Januar bis 13. September 1919
Siehe auch
Literatur
- Das Königlich Preußische Kriegsministerium, Kommissions-Verlag Invalidendank, Berlin 1909