Ritterlichkeit (Gedicht)
Ritterlichkeit ist ein Gedicht des deutschen Dichters Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg.
Text
- Sohn, da hast du meinen Speer;
- meinem Arm wird er zu schwer!
- Nimm den Schild und dies Geschoß;
- tummle du forthin mein Roß!
- Siehe, dies nun weiße Haar
- deckt der Helm schon fünfzig Jahr;
- jedes Jahr hat eine Schlacht
- Schwert und Streitaxt stumpf gemacht!
- Herzog Rudolf hat dies Schwert,
- Axt und Kolbe mir verehrt,
- denn ich blieb dem Herzog hold
- und verschmähte Heinrichs Sold!
- Für die Freiheit floß das Blut
- seiner Rechten! Rudolfs Mut
- tat mir seiner linken Hand
- noch des Franken Widerstand!
- Nimm die Wehr und wappne dich!
- Kaiser Konrad rüstet sich!
- Sohn, entlasse mich des Harms
- ob der Schwäche meines Arms!
- Zücke nie umsonst dies Schwert
- für der Väter freien Herd!
- Sei behutsam auf der Wacht!
- Sei ein Wetter in der Schlacht!
- Immer sei zum Kampf bereit!
- Suche stets den wärmsten Streit!
- Schone des, der wehrlos fleht!
- Haue den, der widersteht!
- Wenn dein Haufe wankend steht,
- ihm umsonst das Fähnlein weht,
- trotze dann, ein fester Turm,
- der vereinten Feinde Sturm!
- Deine Brüder fraß das Schwert,
- sieben Knaben, Deutschlands wert!
- Deine Mutter härmte sich
- stumm und starrend, und verblich.
- Einsam bin ich nun und schwach;
- aber, Knabe, deine Schmach
- wär mir herber siebenmal
- denn der sieben andern Fall.
- Drum so scheue nicht den Tod
- und vertraue deinem Gott!
- So du kämpfest ritterlich
- freut dein alter Vater sich!