Rößler, Rudolf

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Rudolf Rößler (* 22. November 1897 in Kaufbeuren; † 11. Dezember 1958 in der Schweiz) war ein deutscher Verräter im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland. Sein Deckname war „Lucy“.

Leben

1915 zog der damals 17jährige Rößler als Freiwilliger In den Ersten Weltkrieg. Er kämpfte an der Somme und an der Siegfriedlinie, bei Arras und in Flandern. Nach dem Kriege stellte ihn die „Augsburger Allgemeine“ als Redakteur ein. 1923 veröffentlichte er eine Sammlung von Feuilletons über die Romantik. Er verkehrte zu dieser Zeit im Münchner Hause Thomas Manns, der ihn bat, die Erziehung seiner Kinder zu übernehmen. Rößler lehnte ab und wurde 1928 Generalsekretär des Bühnenvolksbundes in Berlin, einer Organisation von Theaterbesuchern. Nach seiner Übersiedlung in die Schweiz übernahm er die Leitung des Luzerner „Vita Nova“-Verlages. 1937 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Er arbeitete dann zunächst nur für den Schweizer Nachrichtendienst (ND). Anschließend knüpfte er Kontakte zu höchsten Kreisen der deutschen Wehrmacht und verriet alles, was er in Erfahung bringen konnte, den Sowjets.

Übereinstimmend bescheinigten ihm andere Verräter höchste Effektivität bei seiner Arbeit als Spion:[1]

  • Ex-Agentenchef Hans Hausamann: „Rößler war eine ... sehr wichtige Nachrichtenquelle ... Rößlers Informationen (trafen) erstaunlich zu.“
  • Ex-Agent Otto Pünter: „Rößlers Informationen waren ... von einer erstaunlichen Präzision“.
  • Ex-Agent Alexander Foote: Rößler „hielt in seinen Händen Fäden, die zu den drei Oberkommandos in Deutschland führten ... Lucie versorgte Moskau täglich mit dem neuesten Lagebild der deutschen Truppen an der Ostfront.“

Für ausgezeichnete Verbindungen Rößlers bis in höchste deutsche Kommandostellen spricht, daß er von seinen russischen Auftraggebern häufig gelobt wurde. So funkte der „Direktor“ (der sowjetische Geheimdienst-Chef Fjodor Kusnezow) am 22. Februar 1943 an „Rado“ (Alexander Radolfi): „Sprechen Sie „Lucie“ unseren Dank für gute Arbeit aus. Letzte Information ... war wichtig und wertvoll.“

Am 1. Juli 1943 lobte Moskau die Rößler-Quellen „Olga“ (Allgemeines Heeresamt) und „Anna“ (Auswärtiges Amt): „Olgas und Annas Informationen sind als Regel interessant und wertvoll, insbesondere über Neuformierung der Einheiten, Bombenschäden und über militärpolitische Fragen Deutschlands und seiner Verbündeten.“

Im Spätherbst 1943 wurde das Netz von der Schweizer Bundespolizei, die im Gegensatz zum Schweizer Nachrichtendienst das Dogma der eidgenössischen Neutralität zu wahren suchte, ausgehoben. Die Sowjet-Agenten Alexander Foote, Rachel Dübendorfer, Paul Böttcher, Christian Schneider, Marguerite Bolli und das Ehepaar Edmond Hamel und Olga Hamel wurden verhaftet. Alexander Radolfi tauchte unter.

Sowjet-Agent Rößler blieb unbehelligt in der Schweiz. Er war nur noch für sein Gastland tätig. Als die Wehrmacht 1945 kapitulieren mußte, hatte Rößler sein Spionage-Ziel erreicht. Aber schon zwei Jahre später trat er erneut gegen Deutschland an. Wieder nahm er Kontakt zum Osten auf, diesmal zur Tschechoslowakei. Zusammen mit seinem Freund Xaver Schnieper forschte er militärische Geheimnisse in der Bundesrepublik aus. Ob diese Informationen auch an die Russen weitergegeben wurden — direkt von Rößler oder via Prag — ist nicht bekannt. Einer der Rößler-Informanten war der 1961 vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe wegen Landesverrats zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Alfred Frenzel, was die Karlsruher Richter damals allerdings noch nicht wußten. Am 5. November 1953 verurteilte das Bundesstrafgericht in Luzern Rößler zu zwölf Monaten Gefängnis, der danach wieder nach Luzern zurückkehrte.

Die lange gesperrte CIA-Zeitschrift «Studies in Intelligence» veröffentlichte 1969 und 1972 zwei Artikel über die geheimen Quellen Roesslers. Eine zunächst ebenfalls unzugängliche CIA-Buchpublikation 1979 über die «Rote Kapelle» identifizierte fast gleichlautend einen Mann namens Hans Bernd Gisevius als einen von vier möglichen Hauptinformanten von Rudolf Roessler.

Verweise

Fußnoten

  1. Spiegel.png  Umerziehungsliteratur: ArtikelVerräter im Führerhauptquartier, Der Spiegel 4/1967,