Allende, Salvador
Salvador Allende Gossens (* 26. Juni 1908 in Valparaiso; † 11. September 1973 in Santiago de Chile) war ein jüdischer[1] promovierter Arzt, Freimaurer und von 1970 bis 1973 kommunistischer Präsident Chiles. Nach seiner Absetzung als Präsident soll Allende Selbstmord begangen haben.
Die westeuropäische Linke stilisierte Allende später zum Idealbild des „demokratischen Sozialisten“. Schließlich war er der erste frei gewählte Präsident einer Demokratie, der sich zu marxistischem Gedankengut bekannte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Salvador Allende Gossens wurde 1908 in Valparaiso geboren. Er entstammt einer bürgerlichen Familie. Väterlicherseits stammte die Familie aus dem Baskenland. Allendes Mutter, Laura Gossens Uribe, war eine Jüdin aus Belgien.
Allende soll in seiner Doktorarbeit deutlich gemacht haben, wofür er die Juden hielt, für ein genetisch geprägtes Verbrechervolk. In der Arbeit, die lange als verschollen galt, „habe Allende die Meinung vertreten, daß das jüdische Volk durch eine 'allgemeine verbrecherische Anlage' charakterisiert sei.“[2] Es handelte sich jedoch um zitierte Thesen des italienischen Kriminologen Cesare Lombroso über den Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit zu einer Rasse und dem Hang zu bestimmten kriminellen Delikten.
Allende besuchte Gymnasien in Tacna, Valdivia und Valparaiso und studierte Medizin an der Universität von Valparaiso, wo er 1932 seine Approbation als Arzt erwarb und promovierte. Als Studentenführer kämpfte er gegen die Diktatur von Staatspräsident Carlos Ibáñez del Campo (1927-1931), wurde mehrfach inhaftiert und schließlich von der Universität relegiert.
Wirken
Allende arbeitete als Arzt bei verschiedenen staatlichen Gesundheitsorganisationen Chiles, wirkte an der Universität Santiago und an der Zahnärztlichen Hochschule. Fünf Jahre war Allende Präsident der chilenischen Ärztekammer, zehn Jahre Vorsitzender der Abteilung für Öffentliche Gesundheit der Ärztekammer. Mit anderen prominenten Linken gründete er 1933 die Sozialistische Partei (Partido Socialista) als marxistische Alternative zur Kommunistischen Partei.[3] 1937-1941 war er Abgeordneter für Valparaiso und 1939-1942 Gesundheitsminister in der Volksfrontregierung von Präsident Pedro Aguirre Cerda.[4] Seine politischen Freunde nannten ihn damals „Minister der Armen“. 1945 wurde er Senator und 1964 Führer der vereinigten oppositionellen Linksparteien.
Präsident
Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1952 scheiterte Salvador Allende, aber zwei Jahre später avancierte er zum stellvertretenden Senatspräsidenten. 1958 kandidierte er erneut für das Amt des Staatspräsidenten und unterlag nur knapp seinem von den Rechtsparteien aufgestellten Konkurrenten Jorge Alessandri Rodríguez. Beim nächsten Versuch sechs Jahre später musste sich Salvador Allende dem Christdemokraten Eduardo Frei Montalva geschlagen geben. 1966 rückte er allerdings zum Senatspräsidenten auf.
Als Präsidentschaftskandidat der 1969 von Kommunisten, Sozialisten und kleineren Linksparteien gebildeten Unidad Popular (UP) schlug Salvador Allende am 4. September 1970 seine Gegner Jorge Alessandri Rodríguez und Radomiro Tomic Romero mit 36,3 gegen 34,9 bzw. 27,9 Prozent der Stimmen. Damit fehlte ihm zwar die erforderliche absolute Mehrheit, aber das Parlament wählte Salvador Allende danach mit den Stimmen der Volksfront und der Christdemokraten zum Staatspräsidenten.[5] Daraufhin folgte unmittelbar ein vier Wochen langer Besuch des kubanischen Staatspräsidenten Fidel Castro in Chile.
Salvador Allende verstaatlichte die zum großen Teil im Besitz VS-amerikanischer Firmen befindliche Grundstoffindustrie, besonders die Kupferminen, geriet aber auch in Konflikt mit dem starken chilenischen Mittelstand. Außenpolitisch strebte er Unabhängigkeit von Washington an.
Einige mächtige Konzerne (besonders ITT, Pepsi Cola und die Chase Manhattan Bank) wollten Allende nicht an der Macht sehen. VS-Präsident Richard Nixon war dem Präsidenten von Pepsi Cola persönlich verpflichtet und auch er machte klar, daß er Allende nicht im Amt haben wolle. Eines der Probleme bei dem Versuch, Allende aufzuhalten, war General Rene Schneider, der daraufhin mit Hilfe der CIA ermordet worden sein soll. Henry Kissinger wird vorgeworfen, den Befehl zur Beseitigung von Schneider gegeben zu haben, da sich der General weigerte, den später von der US-Regierung unterstützten Militärputsch zu unterstützen. Das Attentat auf Schneider war Teil von Project FUBELT, dessen Ziel die Beseitigung der chilenischen Regierung unter Salvador Allende durch einen Militärputsch war.[6] Ebenfalls in den Putsch involviert war Theodore Shackley.
Allende soll auch das Ansinnen Simon Wiesenthals abgelehnt haben, den als „Kriegsverbrecher“ gesuchten Walter Rauff auszuliefern.[7]
- Zwar lehnt Allende unter Bezug auf eine Entscheidung des obersten chilenischen Gerichtshofs die Auslieferung Rauffs ab. Dem Präsidenten sei es durch die Verfassung untersagt, abgeschlossene Verfahren wieder zu eröffnen. Allende drückt aber deutlich sein Bedauern aus und versichert, dies bedeute nicht, "dass ich als Bürger und als Staatschef nicht vollkommen Ihre Gefühle teile und die schrecklichen Verbrechen verurteile, die der Nationalsozialismus und seine Handlanger begangen haben". Er bewundere die Arbeit von Wiesenthal und seine "Hartnäckigkeit bei der Verfolgung der Täter der schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit".[8]
Die folgende Wirtschaftspolitik trug dazu bei, die Inflation von 29 Prozent im Jahr 1970 innerhalb von zwei Jahren auf 500 Prozent hochzutreiben.[9] Von den VSA durchgesetzte Handels- und Kreditembargos gegen Chile verschärften diese Entwicklung. Als Streiks im Herbst 1972 zu Straßenschlachten eskalierten, rief Salvador Allende den Notstand aus. Seine Regierung verlor ihren rechtlichen Charakter, als sie wiederholt die Verfassung verletzte. Im Winter 1972/73 wurden die politischen und wirtschaftlichen Spannungen so gravierend, daß der Kongreß am 22. August 1973 dem Präsidenten mit großer Mehrheit Verfassungsbruch vorwarf. Außerdem gab es eine dementsprechende Verlautbarung des obersten chilenischen Gerichtes, der Corte Suprema.
In diesem Parlamentsbeschluß wurden die Verfassungsbrüche und Gesetzesmißachtungen der Regierung des Präsidenten Allende aufgelistet und man vereinbarte, diese „schwerwiegenden Zerstörungen der verfassungsmäßigen und gesetzlichen Ordnungen der Republik“ neben anderen Institutionen auch „den militärischen Streitkräften“ darzustellen. Außerdem wurde vereinbart, ihnen „vor Augen zu halten, daß sie auf Grund des geleisteten Eides, die Verfassung und die Gesetze treu zu befolgen ... dazu verpflichtet sind, alle tatsächlich hier aufgeführten gegen die Verfassung verstoßenden de facto-Situationen sofort zu beenden“.
Allende arbeitete dem KGB gegen private Zahlungen zu
- Zerstört wurde der Mythos vom selbstlosen Patrioten Allende, dem eine von der CIA gesteuerte Junta das Grab geschaufelt habe, durch die Geheimdiensthistoriker Christopher Andrew und Kristian Gustafson, wobei diese sich maßgeblich auf die Unterlagen stützten, welche der KGB-Überläufer Wassili Mitrochin im November 1992 aus Rußland herausgeschmuggelt hatte. Aus diesen Papieren geht zweifelsfrei hervor, daß Allende, der seit 1943 als Generalsekretär der Sozialistischen Partei Chiles (PS) fungierte, mit dem sowjetischen Geheimdienst KGB kollaborierte. Diese Zusammenarbeit begann im Jahre 1953 nach einem ersten Treffen mit Swjatoslaw Fedorowitsch Kusnezow (Deckname „Leonid") von der KGB-Gruppe PR (Politische Aufklärung). Allende erhielt den Decknamen „Leader" und wurde ab diesem Zeitpunkt als „Geheimkontakt" des KGB geführt, womit er formell nicht als Agent galt und auch keine regelmäßigen Zahlungen aus Moskau erwarten konnte. Das hinderte den ambitionierten Sozialistenführer aber nicht daran, Kusnezows Hintermännern seine uneingeschränkte Bereitschaft zu signalisieren, „auf vertraulicher Basis zu kooperieren und jede erforderliche Hilfe zu leisten, da er sich als Freund der Sowjetunion betrachte".[10]
Putsch
Weil in der chilenischen Verfassung kein anwendbarer Mechanismus zur Absetzung eines Präsidenten existierte, hielt die Abgeordnetenkammer mit den Stimmen aller christdemokratischen Abgeordneten den militärischen Streitkräften vor Augen, daß es ihre Pflicht sei, diese schlimme Situation sofort zu beenden. Dies war ohne jeden Zweifel ein unmißverständlicher Aufruf zum Sturz des Präsidenten Allende. Die militärischen Streitkräfte, angeführt von dem in diesem Augenblick Oberkommandierenden des Heeres, dem General Augusto Pinochet, erfüllten 18 Tage später den Beschluß des Abgeordnetenhauses. Aus diesem Grunde ist der Ursprung der Militärregierung so „demokratisch“, wie der einer revolutionären Regierung, die nur die einzige Alternative hat, mit Gewalt einen Tyrannen zu stürzen.[11]
Er soll sich bei der Einnahme des Präsidentenpalastes mit einer Kalaschnikow selbst erschossen haben.
Angeblicher Selbstmord
Er soll sich mit einer ihm von Fidel Castro geschenkten Kalaschnikow erschossen haben. Ein mögliches Motiv für den angeblichen Selbstmord existiert jedoch nicht. Er war verheiratet, hatte eine Familie, war International bekannt. Große Teile der Bewohner von Chile hatte er ebenso hinter sich. Bilder zeigen ihn sitzend mit der Waffe auf dem Körper. Dies ist jedoch physikalisch unmöglich. Der Rückstoß der Waffe hätte ihm diese aus der Hand gerissen und vom Körper weggeschleudert, wäre jedoch unter keinen Umständen auf ihm liegengeblieben. Ein angeblicher „Augenzeuge“, der sich 40 Jahre nach dessen Tod plötzlich zu Wort meldete, schilderte den Vorgang dergestalt, daß sich Allende die Waffe unter das Kinn gehalten und abgedrückt hätte. Auch bei dieser These wäre die Waffe unter ihm weggerutscht und hätte nicht auf ihm gelegen. Es wäre für Allende allerdings leichter gewesen, beim vorherigen Beschuß des Präsidentenpalastes ins gegnerische Feuer zu laufen und als Märtyrer zu sterben. Gelegenheiten dazu gab es genug. Aufnahmen des Toten deuten darauf hin, daß er von hinten seitlich durch den Kopf geschossen, dann auf die Bank gesetzt und die Waffe anschließend auf ihn gelegt wurde. Der damalige jüdische Botschafter der VSA in Chile Edward Korry soll für den wahrscheinlichen Mord mit verantwortlich gewesen sein.
Bedeutung in der DDR
Als Bolschewist wurde Allende von der DDR-Führung verehrt. Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt.
Verweise
- Spiegel-Online, 20/2005: Ein Buch über Salvador Allende sorgt für Wirbel: War die Ikone der Linken ein Antisemit und Rassist?
- NZZ-Online, 25. Januar 2011: Victor Farías' Vorwürfe gegen Salvador Allende halten einer Überprüfung nicht stand
- Was Salvador Allende Assassinated? (Fox news)
- Allende und der Antisemitismus, Der Tagesspiegel, 12. Mai 2005