Schlacht bei Wavre

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Die Schlacht bei Wavre war eine der letzten Schlachten der Befreiungskriege. Sie ereignete sich während des Siebten Koalitionskrieges vom 18. Juni bis zum 19. Juni 1815 zwischen der preußischen Nachhut des III. Armee-Korps der Blücher-Armee unter Generalleutnant Johann Adolf von Thielmann (gemeinsam mit dessen Stabschef Carl von Clausewitz) und einer französischen Streitmacht unter Emmanuel de Grouchy. Ihre Bedeutung leitet die Schlacht von Wavre daher, daß die preußischen Truppen letztlich über 30.000 französische Soldaten von der Schlacht bei Belle Alliance fernhielten und damit die vernichtende Niederlage Napoleons mit ermöglichten.

Verlauf

Am 17. Juni 1815 erhielten von Thielmann und von Clausewitz einen Befehl durch General-Quartiermeister Karl Wilhelm Georg von Grolman im Auftrag des Generalstabchefs August Wilhelm Anton Graf Neithardt von Gneisenau, daß das III. Korps als Reserve dienen und gleichzeitig Wavre halten sollte, während die restliche Armee (drei Korps) von den steilen Höhen jenseits Wavres acht Kilometer Richtung Süd/Südwest zu Herzog von Wellington vorstoßen wolle.

Am frühen Nachmittag des 18. Juni hörte das III. Korps den Kanonendonner im Süden. Von Thielmann ließ zum Sammeln und Abmarsch blasen. Als Grouchy mit dem dritten und vierten französischen Armee-Korps und zwei Reiterdivisionen angriff, war der deutsche Generalleutnant überrascht, ging er doch davon aus, daß alle französische Truppen bei der Hauptschlacht sein würden. Er ließ augenblicklich die Verteidigungsstellungen wieder einnehmen und hielt mit seinen 16.000 bis 17.000 Mann die Franzosen über den gesamten Nachmittag und frühen Abend beschäftigt. Zweimal ließ er bei Feldmarschall von Blücher um Unterstützung anfragen, dieser aber befahl von Thielmann, die Stellung mit allen Mittel zu halten.

„Napoleons Bruder hatte die Nacht in einem Gasthaus verbracht, in dem vorher die Engländer abgestiegen waren. Einer der Kellner hatte ein Gespräch aufgeschnappt und erzählt, daß sich die Preußen bei Wavre sammelten und bereit waren sich mit Wellington zu vereinen. Napoleon lachte über diese Information. Er war sich sicher, daß keine Armee der Welt eine Niederlage wie bei Ligny so schnell überwinden konnte.“[1]

Bereits seit 14.00 Uhr am 18. Juni 1815 wußte Napoleon vom Herannahen eines Korps der Blücher-Armee bei Belle Alliance, doch war ihm die Truppenstärke – General der Infanterie von Bülows 15.000 Mann – noch nicht bekannt. Schon um 13 Uhr hatte er Marschall Soult befohlen, einen Befehl an de Grouchy weiterzuleiten, er möge in Wavre abbrechen und von Bülow angreifen. Dieser Befehl erreichte ihn jedoch erst um 18 Uhr, denn aufgrund der Schlacht kam die Meldung nicht durch.

Um 20 Uhr war die Schlacht für Napoleon wegen des Eingreifens des deutschen Korps verloren. Grouchy sammelte seine Divisionen und machte sich auf den Weg zu seinem Kaiser. Als er jedoch Limal um 23 Uhr erreichte, um den Fluß Dijle zu überqueren (die Brücke hatten das französische 19. Infanterie-Regiment und einige Kavallerie-Schwadronen Stunden vorher genommen), wurde er von preußischer Kavallerie der autark operierenden Avantgarde und der preußischen 12. Infanterie-Brigade mit knapp 6.000 Mann (die den Auftrag hatten, Limal zu bewachen, wobei sie bei Wavre zuerst schmerzlich fehlten) unter Oberst Wolf Wilhelm Ferdinand von Stülpnagel (1781–1839) angegriffen.

Die Preußen, zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, pflanzten nach Einbruch der Dunkelheit die Bajonette auf und griffen die französischen Divisionen an. Zur 12. Brigade gehörte auch das 31. (2. Russisch-Deutsche Legion) Infanterie-Regiment unter Major von Ketteloot mit 2.557 Mann. Die Deutschen wurden zwar abgewehrt, aber erneut verlor Grouchy Zeit. Zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht wissen, daß Napoleons Armėe du Nord sich schon auf der Flucht befand und von preußischen Truppen verfolgt wurde. Als Grouchy den Fluß überquerte, befand er sich ebenfalls de facto auf der Flucht.

Aus dem Wald südlich von Limal leiteten die Preußen vor der Morgendämmerung am 19. Juni 1815 einen Überraschungsangriff auf die Franzosen ein. Diese befanden sich in der Übermacht und begannen auf Befehl Marschall Grouchys mit Artillerieunterstützung einen Gegenangriff. Diesem Angriff folgten weitere Angriffe. Insbesondere das Landwehr-Regiment, das an vorderster Front stand, hielt mit höchstem Blutzoll immer wieder stand. Um 10 Uhr erfuhr Generalleutnant von Thielmann vom glänzenden Sieg am Vorabend und befahl den geordneten Rückzug seiner schwer angeschlagenen, aber immer noch standhaltenden Truppe, die um ca. 11 Uhr begann. Ebenfalls erfuhr er, daß Generalleutnant von Gneisenau Generalmajor Georg Dubislav Ludwig von Pirch den Auftrag gegeben hatte, die Franzosen bei Wavre mit seinem II. Armee-Korps anzugreifen, um das III. Korps zu entlasten und Grouchy gefangenzunehmen. Um 10.30 erfuhr Grouchy von Napoleons Niederlage und befahl zum Rückzug der Truppen nach Frankreich. Von Pirch konnte nicht mehr eingreifen, sein Korps war noch von Belle Alliance abgekämpft und Grouchy den Weg zu verlegen letztendlich nicht möglich. Nur noch die Kavallerie-Brigade „von Marwitz“ konnte die Nachhut Grouchys einholen, sie aufreiben und zahlreiche Geschütze erbeuten.

Von Thielmann ließ indessen zwei Stunden Richtung Norden marschieren, um dann erneut Verteidigungsstellungen einnehmen zu lassen, aber vor allem, um die Verwundeten versorgen zu lassen und das Korps neu aufzustellen.

Stärke und Verluste

Marschall Grouchy verfügte je nach Quelle über

  • 33.000 bis 50.000 Infanteristen und Kavalleristen (ca. 10.000) sowie
  • 80 Kanonen.

Die Preußen unter von Thielmann verfügten über

  • 17.000 Infanteristen und Kavalleristen (Kavallerie-Korps unter Generalmajor von Hobe mit 2.850 Reitern) sowie
  • 48 Kanonen.

Verluste

Beide Seiten hatten 2.500 Tote und Verwundete zu beklagen,[2] andere Quellen berichten von ca. 4.000 je Seite.[3]

Wertung

Militärhistorisch wird die Schlacht als taktischer Sieg der Franzosen und strategischer Sieg der Preußen gewertet.

Belletristische Rezeption

Stefan Zweig hat in seinem Werk „Sternstunden der Menschheit“ in der Erzählung „Die Weltminute von Waterloo“ diese Geschehnisse verarbeitet.

Fußnoten

  1. Die letzte Schlacht
  2. David Chandler: Dictionary of the Napoleonic Wars, Ware, UK: Wordsworth Editions, ISBN 978-1-84022-203-6
  3. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816