Pirch, Georg Dubislav Ludwig von

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Generalleutnant Georg von Pirch

Georg Dubislav Ludwig von Pirch (Lebensrune.png 13. Dezember 1763 in Magdeburg; Todesrune.png 3. April 1838 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Königlich Preußischer Generalleutnant und Chef einer Brigade beim mobilen Armeekorps in Frankreich. In militärhistorische Publikationen, insbesondere über den Sommerfeldzug von 1815, wird er häufig zur Unterscheidung Pirch I genannt, während sein jüngerer Bruder Otto als Pirch II bezeichnet wird.

Leben

Zwei Portraits des Vaters Franz Otto von Pirch (1733–1813)

Familie

Georg Dubislav Ludwig von Pirch entstammte der uradligen pommerschen Soldaten-Familie Pirch und war einer von neun Söhnen. Sein Vater war der Königlich Preußische General der Infanterie Franz Otto von Pirch (1733–1813), Generalinspekteur in Pommern und Gouverneur von Kolberg, seine Mutter dessen erste Ehefrau Charlotte Friederike von Winckelmann (1740–1781). Sein Bruder war der Königlich Preußische Generalleutnant Otto von Pirch (Pirch II; 1765–1824).

Beginn der militärischen Karriere

Am 1775 trat Pirch als Gefreiterkorporal in das altpreußische Infanterie-Regiment No. 45 (Regimentschef der Füsiliere war der Erbprinz von Hessen-Cassel) ein. 1777 wurde er zum Portepeefähnrich ernannt und 1780 zum Fähnrich. 1782 wurde Pirch Bataillonsadjutant. 1786 wurde er zum Sekondeleutnant im Infanterieregiment von Eckartsberg (Nr. 45) ernannt.

Im Feldzug in Holland (1787) nahm der Regimentschef, General von Eckartsberg den Leutnant zum Adjutanten. In dieser Stellung blieb er auch in den Jahren 1789/90 bei der Besetzung Lüttichs unter dem Kommando des Generals Martin Ernst von Schlieffen.

Befreiungskriege

Von Pirch zählte nicht zu den schillernden Persönlichkeiten der deutschen Erhebung, galt aber als erfahrener, geradliniger, fähiger, mutiger und vor allem pflichttreuer Offizier, weshalb er vom Feldmarschall von Blücher geschätzt wurde. Er wurde in den Koalitionskriegen mehrfach verwundet, diente als Adjutant und Stabsoffizier, geriet 1806 durch die Kapitulation von Prenzlau in französische Kriegsgefangenschaft (bis 1808), erlebte die Niederlegung der Reichskrone, wurde 1809 als Oberstleutnant zum Kommandeur des 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments in Breslau ernannt und mußte nach Berlin, um im Dienste des Generalmajors von Stutterheim (Georgs Bruder Otto war von Stutterheims Adjutant) den „Fall“ Ferdinand Schill zu untersuchen, der sich zu den teutschen Patrioten der Preußischen Armee bekannt hatte, und nun Repressalien durch den König von Preußen (der sich Napoleon zwangsverpflichtet hatte) ausgesetzt war. Generalleutnant Bogislav Friedrich Emanuel von Tauentzien (Kommandeur der Brandenburgischen Brigade) und Generalleutnant Anton Wilhelm von L’Estocq, die wie so viele preußische Offiziere mit Schill sympathisierten, wurden von dem Fall abgezogen und vorläufig vom Dienst suspendiert (beide dürften am 22. Juli 1809 zum Dienst zurückkehren, besonders hart hatte der preußische König nicht geurteilt). Ritter des Königlich Preußischen Ordens „Pour le Mérite“ Generalmajor Ludwig August von Stutterheim (1751-1826), seit November 1808 Kommandeur der Ostpreußischen Brigade, mußte widerwillig „interimistisch“ übernehmen, erhielt das Oberkommando über die Truppen der Kurmark und sollte Major von Schill und alle, die mit ihm gegangen sind, einem „strengen Militärgericht“ unterwerfen:

„Mein lieber General v. Stutterheim! Ich trage Euch hierdurch auf, sofort nach Berlin abzureisen, dort den Gouverneur General-Lieutenant v. Lestocq und den Brigade-General Grafen von Tauentzien bekannt zu machen, daß ich sie beide von ihren Funktionen so lange suspendiere, bis daß die von Euch einzuleitende Untersuchung geprüft haben wird, in wiefern beide für die unerhörte That des Majors v. Schill, worüber Ich von Euch noch besondere Aufklärung erwarte, sich verantwortlich gemacht haben, oder nicht. Ich befehle Euch das Gouvernement und zugleich das Commando über die Truppen als Brigade-General, interimistisch zu übernehmen und mache Euch verantwortlich dafür, daß die Ordnung und Ruh ein dem Bezirk Eures Gouvernements ungestört bleibe. Zu dem Ende gebe Ich Euch Vollmacht, alle diejenigen Mittel anzuwenden, welche Ihr für nöthig erachten möget, Meinen Willen zu erfüllen, erwarte aber, daß Ihr Mir posttäglich und in dringenden Fällen noch überdies per Efstafette von dem was sich zuträgt Bericht erstatten werdet. Gleich nach Eurer Ankunft in Berlin werdet Ihr die dortigen Truppen versammeln und ihnen den beiliegenden Parol-Befehl öffentlich und bis zur Kenntnis eines jeden Gemeinen Soldaten bekannt machen. Auch muß dies bei allen Truppen-Abtheilungen in der Churmark von Euch veranlaßt werden. [...]“ — AKO Friedrich Wilhelm III. an General-Major von Stutterheim vom 7. Mai 1809

Befreiungskriege

1812 wurde von Pirch zum Oberst befördert und wähnte sich glücklich, nicht zum preußischen Kontingent Napoleons für dessen Rußlandfeldzug zu gehören. Mit Beginn der Befreiungskriege (Frühjahrsfeldzug 1813) wurde von Pirch Kommandeur der aus 7 Bataillone bestehende Infanterie (zwei Regimenter) der Oberschlesischen Brigade unter Generalmajor von Zieten im Armee-Korps des Generals der Kavallerie von Blücher. Er zeichnete sich bei den Schlachten von Groß-Görschen und Bautzen und dem Gefechte von Haynau aus.

Während des Waffenstillstandes wurde die Preußische Armee neu organisiert und von Pirch kam zum II. preußischen Armee-Korps unter Generalleutnant Friedrich von Kleist nach Böhmen. Während Generalmajor von Zieten das Kommando über die 11. Brigade bekam (Zieten'sche Brigade) erhielt nun auch der zum Generalmajor beförderte von Pirch seine eigene Brigade, nämlich die 10. (10 Bataillone, 4 Schwadronen, 1 Batterie). Er zeichnete sich weiter in den Schlachten Dresden, Kulm und Leipzig (Völkerschlacht) aus. Hier setzte er sich am 18. Oktober an die Spitze des 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments, dessen Kommandeur er einst war, das trotz mörderischen Kartätschenfeuers den Infanterieangriff (unterstützt von der schweren Batterie der 12. Brigade) auf Probstheida vorträgt. Probstheida war mit 8.000 Mann auserlesener Truppen besetzt, die hinter Gartenmauern und massiven Häusern in guter Sicherheit standen, und hinterwärts stand die Garde zur Unterstützung. Am 19. Oktober rückten die ersten Bataillone der 10. in Probstheida ein, dann die ganze Brigade. Die 9. Brigade unter Generalmajor Joseph Friedrich Karl von Klüx (1774–1816) deckte die linke Flanke, die 12. Brigade unter Prinz August von Preußen beiden Brigaden zum Soutien (Unterstützung, Deckung), während die 11. Brigade von Zietens von Zuckelhausen her auf den rechten Flügel vorrückte. Der Weg nach Leipzig war nun frei, das gesamte II. Korps stand um 14 Uhr vor dem Tor der Stadt, bereit zum Einrücken und später an der Einschließung von Erfurt teilnahm.

Anfang 1814 folgte das II. Korps der Armee über den Rhein und focht vom Februar an bis Ende März wieder im Verbande der Schlesischen Armee. Als der Erster Pariser Frieden geschlossen war, führte von Pirch seine Brigade in die Gegend von Aachen.

Siebter Koalitionskrieg

Als Napoleon von Elba flüchtete und erneut die Macht ergriff, wurde auch Generalmajor von Pirch mobilisiert. Seine Brigade unterstand dem II. Korps der Blücher-Armee unter Generalleutnant Ludwig von Borstell. Nach der Teilung Sachsens und somit der sächsischen Truppen kam es zu Aufstände. In den Wirren konnte und wollte Generalleutnant von Borstell einen Befehl des Feldmarschalls von Blücher nicht ausführen, weshalb er am 8. Mai 1815 seines Kommandos enthoben. Am 9. Mai erhielt von Pirch das Kommando und war nun Kommandierender General des II. Korps.

Mit dem II. Korps hatte er rühmlichen teil an der Schlacht bei Ligny und bei Belle Alliance. Am 19. Juni erhielt von Pirch von Generalleutnant von Gneisenau, von Blüchers Erster General-Quartiermeister, den Auftrag, die Franzosen bei Wavre mit seinem II. Armee-Korps anzugreifen, um das III. Korps des Generalleutnants Johann Adolf von Thielmann zu entlasten und Marschall Grouchy gefangenzunehmen. Von Pirch konnte nicht mehr eingreifen, sein Korps war noch von Belle Alliance abgekämpft und Grouchy den Weg zu verlegen, war letztendlich nicht möglich. Nur noch die Kavallerie-Brigade „von Marwitz“ konnte die Nachhut Grouchys einholen, sie aufreiben und zahlreiche Geschütze erbeuten.

Am 23./24. Juni 1815 wurde er erneut Brigade-Kommandeur, denn es war von vornherein klar gewesen, daß sein Kommando nur vorübergehend war. Das II. Korps übernahm nun General der Infanterie August Prinz von Preußen (offiziell zum 30. Juni), der schon zuvor mit von Pirch zusammenkämpfte. Der Prinz beauftragte von Pirch zuerst mit der Belagerung von Maubeuge, und, nachdem diese Festung am 12. Juli kapituliert hatte, entsandte ihn mit seiner Brigade zur Einschließung von Philippeville, die Kapitulation erfolgte am 8. August 1815.

Besatzungstruppe

Nach dem Zweiten Pariser Frieden wurde von Pirch zum Generalleutnant befördert[1] und Kommandeur einer Brigade beim mobilen Armeekorps der Besatzungstruppen in Frankreich.

Im Frühjahr 1816 bat der gesundheitlich angeschlagene von Pirch um seinen Abschied. Sein Gehör hatte erheblich gelitten. König Friedrich Wilhelm III., der nicht auf ihn verzichten wollte, forderte ihn zu einer Kur auf, die jedoch erfolglos geblieben war. Im Herbst 1816 wurde Generalleutnant von Pirch aus dem Militärdienst verabschiedet.

Privatleben und Tod

Grabmal des Generalleutnants a. D. Georg Dubislav Ludwig von Pirch auf dem Invalidenfriedhof, Berlin.jpg

Generalleutnant a. D. von Pirch lebte nunmehr unverheiratet in Berlin im Kreise seiner Verwandten und Freunde still und zurückgezogen. Er las viel und beschäftigte sich mit Musik. Er blieb bis ins hohe Alter geistig frisch und starb im Jahre 1838 in Berlin. Er wurde von seinen Geschwister neben seinem Bruder Otto auf dem dortigen Invalidenfriedhof feierlich beigesetzt.

Grabmale der Gebrüder von Pirch

Das älteste noch erhaltene Grabmal, das Karl Friedrich Schinkel für den Invalidenfriedhof entwarf, entstand nach Auftrag der Geschwister von Generalleutnant Otto Carl Lorenz von Pirch (1765–1824), Teilnehmer der Befreiungskriege und seit 1819 Oberdirektor der Preußischen Kriegsakademie und des Kadettenkorps. Schinkel hatte ein gußeisernes Grabmal zu gestalten, das in der Königlich Preußischen Eisengießerei hergestellt werden sollte.

Schinkels Entwurf entsprach im Sockelbereich weitgehend dem Grabdenkmal, das er für den 1819 auf dem Friedhof Alt-Schöneberg beigesetzten General Friedrich Otto von Diericke gestaltet hatte. Allerdings wählte Schinkel bei von Pirch statt der konventionelleren Schmuckbekrönung mit Urne militärische Insignien. Möglicherweise orientierte er sich dabei formal an dem nahe von Pirchs Grabstätte im heutigen Grabfeld A gelegenen Grabmonument von Diezelsky. Die gegossenen Einzelbestandteile wie Sockel- und Schriftplatten wurden zusammengesetzt, kleinere Schmuckelemente teilweise mit Dübeln befestigt.

Das dreistufige Postament besitzt einen quadratischen Grundriß. Auf einem Untersockel ruht der zippusförmige Hauptsockel, der die Inschriften in Frakturlettern und das Familienwappen des Toten trägt. Er wird oben von einem applizierten Ornamentfriesband mit Mittelrosetten abgeschlossen. Auf der Deckplatte sitzen ein antikisierender Helm mit Federbusch, ein Ehrenkranz aus Lorbeer- und Eichenblättern und ein Schwert auf. Das Grabdenkmal wurde mit grüner Farbe abgedeckt, die an Bronze erinnert.

Generalleutnant Georg Dubislav Ludwig von Pirch erhielt 1838 ein analoges Denkmal neben dem Bruder. Der Schmuckhelm wurde dabei spiegelverkehrt ausgerichtet, so daß ein symmetrischer Eindruck entsteht. Der Ehrenkranz ist bei Georg von Pirch jedoch nur aus stilisierten Eichenblättern gebildet. Möglicherweise waren beide Grabdenkmale zeitweise von einem Eisengitter umgeben, das aber bereits vor 1897 entfernt wurde.

Die gefährdeten Grabdenkmale wurden 1990 zur Sicherung abgebaut und eingelagert. Bei der im Jahr 1997 durchgeführten Restaurierung, die die Stiftung Deutsche Klassenlotterie finanzierte, wurden zahlreiche Fehlstellen im Schweißverfahren beseitigt. Die Originalplatten des Grabmals von Georg von Pirch waren in so schlechtem Zustand, daß sie durch Neugüsse ersetzt werden mußten. Gleiches galt für verlorene und beschädigte Teile der Schmuckbekrönung bei beiden Grabdenkmalen. Statt der originalen Verschraubung durch Eisenwinkel wählte man ein eigens konstruiertes Edelstahlgerüst. Die anschließende Bemalung erfolgte mit einem Speziallack, der farblich der ursprünglichen Fassung entspricht.[2]

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Militärhistorisch ist es umstritten, ob von Pirch kurz vor dem Sommerfeldzug von 1815 oder kurz danach zum Generalleutnant (ggf. als Charakter) befördert wurde.
  2. Krosigk (Hrsg.): Der Invalidenfriedhof. S. 42.