Schmidt, Otto (1896)

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Otto Schmidt

Otto Schmidt (Lebensrune.png 6. Februar 1896 in Gehren bei Luckau in der Niederlausitz; Todesrune.png 12. April 1964 in Dortmund) war ein deutscher Jockey im Galopprennsport.

Werdegang

Jockey Schmidt in St. Leger im Grunewald, 1926; Gemälde von Hermann Capellmann (1886–1967).

Otto Schmidt hatte früh seine Eltern verloren. Im Heimatdort Gehren in der Niederlausitz ergaben sich keine großen Berufsmöglichkeiten, dazu kamen seine schwächliche Konstitution - also fuhr er an einem Mai-Tag des Jahres 1912 nach Berlin. Und hier war es, wo ich jenen Tip bekam, der sich dann später als richtig erweisen sollte.

Draußen in Hoppegarten versuchte er sein Glück, lief von einem Rennstall zum andern, bis ich zum Stall Weinberg gelangte. In den Stallungen stieß ich auf den Trainer Taral, der nach Art des Amerikaners stumm da stand und nur ab und zu an einer mächtigen Zigarre sog.

„Ich nahm mir ein Herz: ‚Können Sie einen Stalljungen gebrauchen?‘ - Taral musterte mich, dann deutete er auf die Waage: ‚Go on!‘ 31 Kilo für einen Fünfzehnjährigen waren ein ungewöhnliches Gewicht, also wurde ich angenommen und konnte bleiben. Das monatliche Taschengeld betrug drei Mark, dafür waren Wohnung. Essen und Kleidung frei. Da war damals der Jockei Shaw, der gerade eine kleine Hilfskraft brauchte; gegen eine Entschädigung von weiteren zwei Mark im Monat war ich bereit, ihm in der Freizeit die Sachen in Ordnung zu bringen. Diese Tätigkeit fand jedoch ein jähes Ende. Einmal nämlich drückte mir Shaws Gattin ein Fläschchen Putzzeug in die Hand mit der Weisung, den Klinken an der Tür, am Fenster und am Ofen neuen Glanz zu verleihen. Ich meinte es gleich so gut, daß bald alles völlig verschmiert war. Frau Shaw raufte sich fast die Haare aus und forderte meinen Abtritt.“[1]

Im dritten Jahr seiner Lehrzeit erhielt Otto Schmidt die Reitlizenz und durfte nun offiziell in den Sattel steigen. So sehr war er auf das Reiten erpicht, daß er abends in den anderen Ställen herumfragte, ob man nicht für ihn einen Ritt hätte. Und es glückte. Mit dem Stolz eines Jungen trat er also sein erstes Rennen an. Das Pferd, ein vierjähriger großer Fuchs namens „Adamand“, trug 59 Kilo; da sein Gewicht aber nur 45 Kilo ausmachte, so mußte eine entsprechende Menge Blei hinzugenommen werden.

In diesem Lehrlingsrennen wurde Otto Schmidt Zweiter, immerhin ein Erfolg, da zwölf Pferde liefen. Der erste Sieg kam einige Wochen später, am 7. Oktober 1915: die Stute „Omaha“ trug ihn durchs Ziel. Im vierten Rennen des Tages bestieg er abermals „Adamand“ und gewann. Wohl mußte er weiterhin seine Stallarbeiten verrichten; doch nun stiegen seine Chancen, und er erhielt des Öfteren Ritte. Sein erster großer Erfolg aber war der Derbysieg 1916 in Hamburg.

Weder das Pferd „Amorino“, noch der Stalljunge Otto Schmidt waren bekannt, kein Wunder also, daß kaum jemand auf sie setzte. Als er dann Sieger wurde, zahlte man 284 RM für 10 RM am Totalisator. Sein damaliger Erfolg war doch wohl mehr ein Glückszufall; denn es hatte acht Tage lang in Hamburg geregnet, der Boden war feucht und so gab es Überraschungen. „Amorino“ hatte jedenfalls nach seinem Derbysieg nie mehr etwas gemacht. 1918 gewann Otto Schmidt mit „Marmor“ nochmals das Derby und 1923 kam mit „Augias“ der dritte Derbysieg.

Wahrscheinlich wurde Otto Schmidt erst im Jahre 1917 mit „Pergolese" in weiten Kreisen bekannt, denn er errang mit diesem Pferd innerhalb der Jahresfrist nicht weniger als elf Siege.

„Jedes Rennen hat so seine kleine Geschichte, und da ich über sechstausend Rennen geritten habe, wüßte ich nicht. wo ich beginnen sollte. In Baden-Baden stieg ich einmal an vier Renntagen innerhalb einer Woche vierzehnmal in den Sattel und errang dreizehn Siege. Ein unvergeßlicher Augenblick war es, als ich in Hoppegarten unter den Augen des ehrwürdigen Reichspräsidenten fünfmal siegte und nachdem mir der Generalfeldmarschall bereits die Siegerplakette des Hindenburg-Rennens überreicht hatte, nochmals in seine Loge gerufen wurde. ‚Wie machen Sie das nur?‘ fragte er. Ich vermochte keine Antwort zu geben, da klopfte mir Hindenburg auf die Schulter und meinte: ‚Nur weiter so!‘“[1]

In seiner aktiven Zeit als Jockey gewann er siebenmal das Deutsche Derby und errang insgesamt 2.218 Siege. Otto Schmidt wurde vierzehnmal Champion der Jockeys. 1952 beendete er seine Laufbahn als Jockey und war als Trainer für das Gestüt Mydlinghoven und das Gestüt Ebbesloh tätig. Er verstarb am 12. April 1964 in Dortmund, wo er auch beigesetzt wurde. Bis heute gilt er als einer der erfolgreichsten deutschen Jockeys.

Gedenken 2014

„Am 12. April 1964 verstarb Otto Schmidt, er war einer der erfolgreichsten deutschen Jockeys, ein waschechter Berliner, der die letzten Jahre seines Lebens jedoch in Dortmund verbrachte und dort auf dem Zentralfriedhof beigesetzt ist. […] Er war ein Fliegengewicht, wurde für andere Lehrberufe mit seinen 32 Kilo für zu leicht befunden und machte aus der Not ein Tugend: So landete der am 6. Februar 1896 in Gehren bei Luckau in der Niederlausitz geborene Otto Schmidt im Hoppegartener Rennstall von Fred Taral, der das Talent des jungen Schmidts erkannte und förderte. Aus dem jüngsten von vier Kindern eines früh verstorbenen Arbeiters wurde ein Jahrhundertjockey, der in einer Welt, die jahrzehntelang eine Domäne der zumeist adligen Herrenreiter und ausländischen Jockeys war, zu einem der ersten deutschen Stars im Rennsattel avancierte. Er selbst bezeichnete sich als waschechter Berliner, blieb stets bodenständig und ritt selbst in den kleinsten Rennen so, als ob es um das Derby ging. ‚Otto-Otto‘, wie er auf den Rennbahnen gerufen wurde, wurde zum Publikumsliebling. Der ‚Lehrling namens Schmidt‘ schrieb Galoppgeschichte, sammelte 2218 Siege, wurde 14mal Champion und gewann siebenmal das Derby: 1916 mit Amorino, 1918 mit Marmor, 1923 mit Augias, 1942 mit Ticino, 1944 mit Nordlicht, 1950 Niederländer und 1951 mit Neckar. 17 Jahre lang war er Stalljockey für die Gebrüder Weinberg, danach lange für Ebbesloh und bis in die fünfziger Jahre bei Erlenhof. Am 18. Oktober 1952 hängte er seinen Jockeystiefel an den Nagel und begann als Trainer in Dortmund zu arbeiten. 160 Sieger konnte er satteln. Otto Schmidt starb 68jährig am 12. April in Dortmund und wurde dort auf dem Zentralfriedhof, nahe der Rennbahn beigesetzt. Die Totenwache hielten unter anderem die Jockeys Peter und Harro Remmert sowie Horst Horwart und Manfred Prinzinger.“[2]

Verweise

Fußnoten