Lausitz

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Die Lausitz (lat. Lusatia) ist eine Region in Deutschland. Sie umfaßt den Süden des heutigen Brandenburgs, den Osten des Freistaates Sachsen sowie Teile der derzeit immer noch von Polen besetzten Provinzen Schlesien und (Ost)brandenburg. Die Lausitz gliedert sich von Nord nach Süd in Niederlausitz, Oberlausitz und Lausitzer Bergland. Ursprünglich reichte die Lausitz im Norden bis hinauf zur Müggelspree.

Lage

Die Lausitz liegt zwischen Schlesien, Böhmen, Sachsen und Brandenburg. Die Lausitz ist im Osten durch den Verlauf der Flüsse Bober und Queis begrenzt. Die Grenze folgt im weiteren etwa der Verbindungslinie der Städte Marktlissa, Neustadt, Kratzau, Deutsch Gabel, Steinschönau, Kreibitz, Nixdorf, Sebnitz, Neustadt, Bischofswerda, Königsbrück, Ortrand und Lauchhammer.

Der weitere Grenzverlauf entspricht etwa den Flüssen Schwarze Elster, Dahme und Spree, sodann der Verbindung von Beeskow nach Eisenhüttenstadt. Von Eisenhüttenstadt bis zum Bober ist die Nordgrenze der Lausitz die Oder bis Krossen.

Die Lausitz bedeckt eine Fläche von etwa 11.000 km² und hat rund 1,4 Mio. Einwohner. Die Lausitz unterteilt sich in zwei landschaftlich recht unterschiedliche Teile, die Ober- und Niederlausitz.

Niederlausitz

Die Niederlausitz ist größtenteils ein Tiefland, das ursprünglich von ausgedehnten Mooren, Bruchwäldern und Buchen/Eichenwäldern bedeckt war. Im 19. Jahrhundert wurden verbreitet Kiefernforste angepflanzt.

Oberlausitz

Die Grenze zwischen Ober- und Niederlausitz verläuft entlang der Linie Hoyerswerda – Weißwasser und deckt sich dann nahezu mit dem Verlauf der Schwarzen Elster.

Die Oberlausitz zeigt ein ganz anderes Bild als die Niederlausitz, sie führt vom Oberlausitzer Heideland nördlich von Kamenz, Bautzen und Görlitz über das Oberlausitzer Gefilde sowie das Oberlausitzer Bergland (etwa südlich der Linie BischofswerdaLöbau) bis hoch zum Lausitzer Gebirge mit dem Zittauer und dem Jeschkengebirge.

Naturräume

Landschaften bzw. Naturräume der Lausitz sind der Spreewald, Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, Lausitzer Becken- und Heideland, Oberlausitzer Heideland, Oberlausitzer Bergland, Westlausitzer Hügel- und Bergland einschließlich Dresdner Heide, Sächsisch-Böhmisches Kreidesandsteingebiet mit dem dazugehörigen Zittauer Gebirge. Auf böhmischer Seite schließt sich das Lausitzer Gebirge an. Seit Beginn der 1990er Jahre entsteht durch die Rekultivierung des Lausitzer Braunkohlerevieres das Lausitzer Seenland.

Orte in der Lausitz

Hauptorte sind für die Niederlausitz Cottbus, Eisenhüttenstadt (ehemaliges Fürstenberg bzw. Stalinstadt), Guben, Forst, Luckau – die historische Hauptstadt der Niederlausitz, Finsterwalde, Senftenberg, Spremberg, Bad Muskau, Sorau, im Spreewald Vetschau/Spreewald, Lübben, Verwaltungszentrum des Markgraftums Niederlausitz, Lübbenau/Spreewald.

Für die Oberlausitz sind die Sechsstädtebundorte Bautzen als Verwaltungszentrum, Görlitz als größte Stadt, Lauban, Zittau, Löbau und Kamenz bedeutend, des weiteren auch Bischofswerda, Niesky, Hoyerswerda und Weißwasser/O.L. In der Oberlausitz sind auch die im äußersten Süden gelegenen Dörfer mit ihrem reichen architektonischen Schatz an historischen Umgebindehäusern interessant, u. a. Ebersbach/Sa., Wehrsdorf, Sohland an der Spree, Taubenheim (Spree) und Oberkunnersdorf.

Bevölkerung, Brauchtum und Sprache

In der Frühphase der Völkerwanderungszeit wanderten germanische Hermunduren in die Lausitz ein, die wiederum dort ansässige Kelten assimilierten. Nach weiterer germanischer Zuwanderung im 10. Jahrhundert blieb die alteingesessene Bevölkerung in der Lausitz wohnen. Nach der zweiten, endgültigen Angliederung an das ostfränkische Reich 1031 kam es dann langsam zur Ansiedlung deutscher Siedler, vor allem dort, wo Platz war, also im Lausitzer Bergland und in freien Gefildestellen. Es kam zu häufiger Vermischung der Bevölkerung, und dementsprechend ist das heutige Siedlungsbild entstanden.

Die Gebirgsgebiete sind durchgängig deutsch besiedelt. Die deutsche Bevölkerung ist in der Oberlausitz überwiegend thüringischer, meißnischer und fränkischer, in der Niederlausitz überwiegend niedersächsischer Herkunft. Auf dem Lande außerhalb von Bautzen und Cottbus stellten Sorben einen gewissen Bevölkerungsanteil und somit einen Bestandteil der Lausitzer Tradition und Identität. Im Zuge der Industrialisierung gerieten sie in die Minderheit und leben heute vorwiegend im Raum nordwestlich von Bautzen (Gemeinden am Klosterwasser) und in Teilen des Spreewaldes.

Kriegsbedingt mußte die Lausitz einen großen Bevölkerungsandrang vor allem aus Schlesien verkraften, welcher in etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachte. Durch die verstärkte Industrialisierung der Nieder- und Oberlausitz in den Jahren von 1955 bis 1989 verzeichneten die Räume Cottbus, Hoyerswerda, Weißwasser, Guben, Eisenhüttenstadt und Senftenberg ein rasantes Bevölkerungswachstum. Insbesondere Fachkräfte aus Mecklenburg, dem Erzgebirge und Thüringen wurden seßhaft.

Geschichte

Als „Lausitz“ wurden im Laufe der Zeit zwei verschiedene aneinandergrenzende Länder bezeichnet (daher auch der früher gebräuchliche Plural „die Lausitzen“), von denen die Niederlausitz diesen Namen zuerst führte (Mark Lausitz), wogegen die Oberlausitz erst seit Ende des 15. Jahrhunderts den Namen „Lausitz“ trägt.

Wenigen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland dürfte heute noch bekannt sein, daß Spremberg von 1871 bis zum Inkrafttreten des Versailler Vertrages 1920 der geographische Mittelpunkt des Deutschen Reiches war. Ein Gedenkstein im Ort gibt Auskunft darüber.

Frühgeschichte

Die Lausitzer Kultur dokumentiert eine erste Siedlungsphase in der Lausitz. Zwischen den heutigen Städten Kamenz und Löbau siedelten die „Milzener“. Ihr Zentrum war die Burgsiedlung an der Stelle der heutigen Ortenburg in Bautzen.

Die Mark Lausitz, auch Markgrafschaft Lausitz, entstand im Jahr 965 als östliche Grenzmark im Ostfränkischen Reich durch die Teilung der großen Sächsischen Ostmark des Markgrafen Gero im Bereich der heutigen Niederlausitz. Noch Jahrhunderte nach der Auflösung der eigentlichen Ostmark wurde die Mark Lausitz auch als „Ostmark“ bezeichnet. Sie wurde während der Jahrhunderte durch verschiedene sächsische Adelsgeschlechter verwaltet, darunter die Wettiner. Erster Markgraf der Mark Lausitz wurde Hodo, der die Mark im Namen der deutsch-sächsischen Könige und Kaiser der Ottonen bis 993 verwaltete.

König Heinrich I. gelang es in seinen Kriegszügen von 921/922 und 928/929, die Lausitz an das damalige Ostfränkische Reich anzuschließen. Diese Eingliederung wurde von König Otto I. vollendet. Große Teile der späteren Lausitz wurden Teil der Mark Meißen.

Die Sicherung der Lausitz übernahmen deutsche Burgen wie die Ortenburg in Bautzen, die Burg von Doberschau und die Burg von Göda. Im Jahre 1002 erwähnte Thietmar von Merseburg erstmals die Stadt Bautzen. Kirchlich wurde die Oberlausitz dem 968 gegründeten Bistum Meißen zugeordnet. Im Jahr 1007 erhielt das Bistum die erste Schenkung im Milzenerland, die Burgen Ostrusna (vermutlich Ostritz) und Godobi (Göda). Für 1091 ist eine weitere Schenkung an die Meißner Kirche bezeugt. Kaiser Heinrich IV. übereignete ihr fünf weitere Dörfer im Gau Milsca (Milzenerland), vier davon südlich von Göda.

Frühes Mittelalter

Bis ins 12. Jahrhundert beanspruchten auch die polnischen Könige das Lausitzer Gebiet für ihr Reich und konnten zeitweise bestimmte Teile des Landes auch tatsächlich beherrschen. Anfang des 14. Jahrhunderts war die Mark Lausitz zwischen den Wettinern aus der Mark Meißen und den Askaniern der Sachsen-Wittenberger- und der Brandenburger Linie umkämpft.

1156 belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den böhmischen Herzog Ladislaus II. mit Burg und Land Budissin. Damit begann die erste dauerhafte böhmische Periode in der Geschichte der Oberlausitz, die sich für die Entwicklung des Landes als folgenreich erweisen sollte.

Im ersten Jahrhundert der böhmischen Herrschaft entstanden abgesehen vom älteren Bautzen alle bedeutenden Städte der Oberlausitz, und auch alle bedeutenden kirchlichen Institutionen des Landes wurden in dieser Zeit gegründet. Bischof Bruno II. richtete zwischen 1213 und 1218 das Kollegiatstift St. Petri in Bautzen ein, das auch von König Premysl Ottokar I. und seinen Nachfolgern reich dotiert wurde; Königin Kunigunde stiftete 1234 das Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal, das 1244 der Diözese Prag unterstellt wurde, und Bernhard von Kamenz gründete 1248 das zweite Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern.

Markgraf Dietrich IV. verkaufte die Mark Lausitz 1303 an die brandenburgische Linie der Askanier. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier, 1319, gerieten Teile der Mark Lausitz an Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg und Heinrich I. von Jauer, Herzog von Jauer in Schlesien, der Hauptteil war 1323–1328 von den Wittelsbachern, die mit Ludwig dem Bayern ab 1314 den römisch-deutschen Kaiser stellten und damit reichsrechtlich die eigentlichen Lehnsherren der Mark Lausitz waren, an die Wettiner verpfändet. Eine erneute wettinische Pfandschaft von 1353 endete 1364, anschließend verkaufte Kurfürst Otto von Wittelsbach die Mark Lausitz 1367 an das Königreich Böhmen.

Der römisch-deutsche Kaiser und böhmische König Karl IV. inkorporierte die Mark Lausitz 1367 in die böhmische Krone, deren Nebenland die Markgrafschaft bis zum Prager Frieden von 1635 blieb. Auch die böhmischen Könige konnten in dem abgelegenen Gebiet keine starke Landesherrschaft etablieren, denn die Lausitz regelte ihre internen Angelegenheiten weitestgehend selbst.

Von 1413 bis 1437 war Hans von Polenz Landvogt der Niederlausitz, eventuell war er sogar bereits 1406/1408 in diesem Amt tätig. Die Niederlausitz wurde von Kaiser Sigismund an den wohlhabenden Landvogt 1422 für ein Darlehen von 7.854 Schock Böhmische Groschen verpfändet. Im Spätmittelalter erfuhr die Mark Lausitz beträchtliche Verluste an territorialer Substanz. An die ab 1415 hohenzollernsche Mark Brandenburg fielen Teupitz 1431, Cottbus 1445/55, Zossen 1478 und an das wettinische Kurfürstentum Sachsen (die ehemalige Mark Meißen, die durch dynastische Namenswanderung ab 1425 so genannt wurde), die Städte Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow und Sonnewalde 1477.

Spätes Mittelalter

Als in Böhmen Anfang des 15. Jahrhunderts die hussitische Revolte ausbrach, stellte sich die Oberlausitz gegen die antideutschen Aufständischen. Im Bündnis mit Kaiser Sigismund und den Niederlausitzern führte man Krieg gegen die Heere der Hussiten. Kamenz, Reichenbach, Löbau, Zittau und Lauban wurden von den Hussiten erobert und verwüstet. Nur die beiden größten Städte Bautzen und Görlitz konnten der Belagerung standhalten.

Im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen um den Erwerb der Länder der böhmischen Krone zwischen dem Jagellonen Ladislaus II. und dem Ungarnkönig Matthias Corvinus kam die Niederlausitz gemeinsam mit der Oberlausitz, der Markgrafschaft Mähren, Schlesien und dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer unter die Herrschaft des Ungarnkönigs. 1478 wurden Ladislaus II. und Matthias nach langwierigen Verhandlungen im Februar/März in Ofen und im September/Oktober in Brünn gemeinsam als Könige von Böhmen und Erbherren des Reiches benannt. Nach dem Tode eines der beiden Herren sollte die Nebenländer wieder mit Böhmen unter einem Herren vereinigt werden. Dies geschah 1490 mit dem Tod König Matthias’. Auf einem Fürstentag in Olmütz am 21. Juli 1479 wurde die bereits am 7. November 1478 unterzeichnete Vereinbarung feierlich bestätigt.

1474 untertitelte man erstmals in der Kanzlei des Ungarnkönigs Matthias Corvinus das Sechsstädteland als Lusatia superior, also Oberlausitz. Erst in der Mitte des folgenden Jahrhunderts wurde nach und nach der Landesname von den Einwohnern, den regionalen Identitätsträgern, selbst gebraucht, denn bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde die heutige Niederlausitz lediglich Lausitz genannt; erst ab da wurde – zur Unterscheidung von der Oberlausitz, wie die Länder Bautzen und Görlitz oder kurz „Sechsstädteland“ fortan genannt wurden – die Bezeichnung Niederlausitz gebräuchlich.

Vor allem im 15. Jahrhundert, aber auch im 16. Jahrhundert gingen bedeutende Teile der Lausitz durch Verkauf und Verpfändung an die benachbarten Kurfürstentümer Sachsen und Brandenburg verloren. Im 15. Jahrhundert hatten auch mehrere Heerzüge der böhmischen Hussiten große Teile der Lausitz verwüstet. In jener Zeit entstand auch der Lausitzer Landtag. Die in vier Kurien gegliederte Ständeversammlung war die wichtigste politische Kraft im Land. Daneben nahm der Landvogt die Belange des böhmischen Königs wahr.

Zwischen 1520 und 1540 breitete sich die Reformation im Land aus. Der Adel und die Städte hatten für die neue Bewegung wenig übrig und setzten sich energisch gegen die gewaltsamen Verbreitungsversuche zur Wehr. Die Niederlausitz war allerdings das einzige Land im habsburgischen Machtbereich, in dem den evangelischen Ständen die Gründung eines Konsistoriums gelang, und sie bekamen damit landesweit die Kirchenhoheit in ihre Hand. Bis auf das Kloster Neuzelle wurden alle anderen Klöster aufgelöst.

1546 wurde die Oberlausitz in den Schmalkaldischen Krieg hineingezogen, an dem König Ferdinand I. auf seiten seines Bruders Karl V. teilnahm. Durch einen Zufall zogen sich die Sechsstädte den Zorn König Ferdinands zu. Sie hatten ihre Truppen nur für zwei Monate bewilligt und diese zogen, als die Zeit um war, aus dem Heerlager an der Elbe ab. Das war nun gerade am Vorabend der Entscheidungsschlacht bei Mühlberg. Der Befehl, die Söldner weiter bereitzuhalten, hatte die Städte nicht rechtzeitig erreicht.

Als der Krieg gegen die Fürsten des Schmalkaldischen Bundes gewonnen war, lud Ferdinand I. die Vertreter der Sechsstädte nach Prag vor, wo sie sich vor ihm zu verantworten hatten. Die Städte wurden verurteilt und verloren all ihre Privilegien sowie ihren gesamten Landbesitz. Überdies mußten sie die enorme Summe von 100.000 Gulden Strafe an den König zahlen. Dieses Ereignis ging als der Oberlausitzer Pönfall in die Geschichte ein. Die große Macht der Städte war gebrochen, von nun an hatten sie kein Übergewicht über den Landstand mehr.

Später konnte der königliche Landvogt Albrecht von Schlick das Gebiet des Stifts Doberlugk zurückerobern, das 1541 vom sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich besetzt worden war.

Neuzeit

Als 1618 reichsfeindliche Unruhen in Böhmen begannen, verhielten sich die Niederlausitzer Stände zunächst passiv. Erst nach dem Tod von Kaiser Matthias im März 1619 änderten sie ihre Politik. Sie traten der Böhmischen Konföderation bei und waren an der Absetzung Ferdinands II. und der Wahl des sogenannten Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen beteiligt. Später versuchten sie, die katholischen Positionen in der Lausitz zu beseitigen und die gesamte Lausitz gewaltsam zu reformieren.

Gemäß den Bestimmungen des Prager Friedens von 1635 wurde der sächsische Kurfürst für seine Unterstützung des Kaisers mit der Markgrafschaft Nieder- und Oberlausitz belehnt, welche allerdings territorial selbständig blieb, wobei der Kurfürst von Sachsen in Personalunion zugleich der Markgraf der Niederlausitz war. Dieser Zustand behielt Gültigkeit bis zum Friedensvertrag zwischen Preußen und Sachsen vom 18. Mai 1815, mit dem die Niederlausitz und der Norden und Osten der Oberlausitz an Preußen fielen und für die bei Sachsen verbliebene Oberlausitz bis zur sächsischen Verfassung vom 4. September 1831, die die Sonderstellung aufhob, indem sie Sachsen zum unteilbaren Staat des Deutschen Bundes erklärte. Nach dem Anfall der Lausitz an Sachsen kamen viele Flüchtlinge aus Böhmen in die Oberlausitz. Sie siedelten sich vor allem in Zittau und den benachbarten Weberdörfern im Lausitzer Bergland an und sorgten dort durch ihren Gewerbefleiß für einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Der Wiener Kongreß

Der Wiener Kongreß brachte die Katastrophe für die Lausitz. Das deutschfeindliche Königreich Sachsen mußte große Gebietsverluste zugunsten Preußens hinnehmen. Unter anderem mußte die Hälfte der Oberlausitz mit Görlitz abgetreten werden. Die Oberlausitzer Stände hatten bis zuletzt versucht, die Teilung des Landes zu verhindern. Unter anderem hatten sie sich mit einer Bittschrift an den österreichischen Kanzler Metternich gewandt. Jedoch blieb diese Initiative ohne Erfolg.

Die neue Grenze durchschnitt das Land von Nordwesten nach Südosten. Sie verlief südlich von Ruhland und Wittichenau in Richtung Reichenbach/Oberlausitz, traf südlich von Görlitz auf die Lausitzer Neiße und verlief entlang der Wittig bis zur böhmischen Grenze. (Alle hier genannten Orte fielen an Preußen.)

Die willkürlich gezogene Grenze zerschnitt eine in 800 Jahren gewachsene politische, wirtschaftliche, kulturelle und kirchliche Einheit: Von den Sechsstädten gehörten nunmehr zwei (Görlitz und Lauban) zum preußischen Staat. Die kirchliche Autonomie der Protestanten fand in der Oberlausitz ihr Ende, und sie wurden in die Kirche der preußischen Union, Kirchenprovinz Schlesien eingegliedert.

Durch Beschluß des Wiener Kongresses von 1815 wurde die Niederlausitz preußisch, das Markgraftum wurde aufgelöst und das Gebiet der Niederlausitz der Provinz Brandenburg angeschlossen, und Lübben verlor seine Funktion als Hauptstadt der jahrhundertelang autonom gewesenen Region. Die Autonomierechte der Stände wurden danach schrittweise aufgehoben. Um 1816 begann die Reorganisation der Territorialverwaltung, indem man die sieben Landkreise Cottbus, Sorau, Spremberg, Kalau, Luckau, Lübben und Guben einführte. Die neue Territorialorganisation war insofern erfolgreich, als sie fast 150 Jahre stabil blieb.

Die wenigen Katholiken der Lausitzer Administratur wurden ebenfalls geteilt. Die Dörfer der beiden Klöster St. Marienstern und Marienthal lagen nun beiderseits der Grenze. Die katholischen Pfarreien der preußischen Oberlausitz wurden schließlich 1821 dem Fürstbistum Breslau unterstellt. Die preußische Regierung begann nach 1815 in ihrem Teil der Oberlausitz sofort mit der dringend notwendigen Modernisierung der Verwaltung.

Nach einigen Experimenten wurden in den zwanziger Jahren vier Landkreise gebildet, die alle in die Provinz Schlesien integriert wurden. Erst seit diesem verhältnismäßig späten Zeitpunkt dehnte sich das schlesische Gebiet über den Queis nach Westen aus. Vorher hatte die Oberlausitz nie zu Schlesien gehört, wenngleich beide Länder vom 13. bis 17. Jahrhundert zumeist von einem gemeinsamen Landesherren, dem böhmischen König, regiert worden waren.

Nach dem Wiener Kongreß

In der preußischen Oberlausitz profitierte vor allem Görlitz nach 1815 von der Integration in den größten deutschen Teilstaat. Eine breite Palette von Industriebetrieben siedelte sich an. Zu den größten Absatzmärkten Berlin und Breslau entstanden gute Bahnverbindungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Lausitz links der Neiße zur SBZ, DDR und hier zunächst zu den Ländern Brandenburg und Sachsen. Die östlich der Neiße gelegenen Teile der Lausitz wurden 1945 von Polen geraubt. Im Zuge der Gebietsreform von 1952 wurde der größte Teil der Niederlausitz zum Bezirk Cottbus zusammengefaßt, wodurch ungewollt das Niederlausitzer Regionalbewußtsein befördert und zugleich Cottbus als regionales Zentrum der Niederlausitz etabliert wurde.

Dadurch wurde ein Lausitzer Bewußtsein auch über die eigentliche Ausdehnung der Niederlausitz hinaus geschaffen (Landkreise Herzberg, Bad Liebenwerda und Jessen: alle drei ursprünglich Kursachsen), was teilweise bis heute anhält. Andererseits wurden mit der Ausgliederung des Landkreises Fürstenberg (später Eisenhüttenstadt, Stadt- und Landkreis) aus dem Landkreis Guben und mit seiner Zuordnung zum Bezirk Frankfurt historische Gebiete der Niederlausitz abgetrennt.

Verkehr

Hauptverkehrsachse der Lausitz war die Via Regia, die zwischen Königsbrück und Lauban die Lausitz von West nach Ost durchzog. Während der industriellen Revolution entwickelten sich drei die durch die Lausitz führenden Bahnlinien zu wichtigen Hauptverkehrsachsen in Deutschland:

Nord-Süd

BerlinLübbenCottbusForstSorauSaganLiegnitzBreslau

West-Ost

DresdenBautzenGörlitzBunzlauLiegnitz – Breslau

West-Nordost

Leipzig – Cottbus – GubenKrossenPosen

Im neuen europäischen Verkehrssystem erhalten sie nach den Planungen der EU und gemäß dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan ihre alte Bedeutung zurück.

Völkerrechtswidrige Ansprüche von Polen und der Tschechei auf die Lausitz

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es Bestrebungen für einen Lausitzer Freistaat; nach dem Zweiten Weltkrieg forderte der in Prag ansässige Sorbische Nationalausschuß den Anschluß der Oberlausitz an die Tschechoslowakei. Der deutschfeindliche Publizist und Politiker Jan Cyž, der ab Mai 1945 als erster Sorbe Landrat des Kreises Bautzen war, forderte die staatliche Unabhängigkeit der Lausitz von Deutschland.

In Polen wurde damals die Behauptung aufgestellt, daß die Wiege des Slawentums in der Lausitz zu finden sei. Germanische Bodenfunde und Siedlungsspuren sowie die gesamte Lausitzer Bronzekultur wurden als „slawisch“ bezeichnet, um damit Gebietsansprüche zu rechtfertigen, was jedoch in jeder Hinsicht verfehlt war. In der Lausitz siedelten stets nur germanische Stämme, die teils sprachlich und kulturell zum Sorbentum überfremdet wurden. Um eine „slawische“ Kultur nachträglich zu simulieren und um die Beweise für die germanische Kultur der Lausitz zu vernichten, wurden Ausgrabungen, die nicht ins Bild paßten, zerstört.[1]

Verweis

Fußnoten

  1. Bolko Freiherr von Richthofen / Reinhold R. Oheim: Die polnische Legende, 2007, S. 10