Schmidt-Cabanis, Otto Richard

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O. R. Schmidt-Cabanis.jpg

Otto Richard Schmidt, später Schmidt-Cabanis (Lebensrune.png 22. Juni 1838 in Berlin; Todesrune.png 12. November 1903 ebenda), war ein deutscher Schauspieler und humoristischer Schriftsteller.

Leben

Richard Schmidt-Cabanis, 1879.jpg
Allerlei nette Pflanzen, R. Schmidt-Cabanis.jpg
Skat-Album, R. Schmidt-Cabanis und O. Andres.jpg

Richards Vater war Kanzleirat in Berlin, seine Mutter entstammte der durch Willibald Alexis berühmt gewordenen französischen Familie Cabanis. Er besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin und später das Gymnasium in Dessau. Im Alter von 16 Jahren begann er eine Buchhändlerlehre. 1855 trat er als Volontär in ein Berliner Bankgeschäft ein. Schließlich wurde er bis 1867 Schauspieler. Hierauf Mitarbeiter an verschiedene Zeitungen. Auf Grund einer eintretenden Lähmung seines rechten Armes wandte er sich dann der Schriftstellerei, speziell der Satire zu. Er war Mitglied in der Freimaurerloge „Zur siegenden Wahrheit“.[1] Zu seinen Pseudonymen gehörte vor allem „August Niesemeischel“.

Kurzbiographie

Quelle
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Richard Schmidt-Cabanis heißt mit seinem eigentlichen Namen: Otto Richard Schmidt. Da dieser Name nicht eben eine scharf ausgeprägte Physiognomie besitzt, so benutzte der Autor den glücklichen Umstand, daß seine Mutter aus der französischen Familie der durch Wilibald Alexis berühmt gewordenen Cabanis stammte, um sich durch diesen Zusatznamen eine individuellere Färbung zu verleihen. Schmidt-Cabanis wurde am 22. Jan. 1838 zu Berlin geboren, wo er die königliche Realschule und das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium besuchte. Seines Faches eigentlich Buchhändler, ging er im Jahre 1860 zur Bühne über. Fünf Jahre später warf ihn eine Lähmung für längere Zeit aufs Krankenlager.

Während dieser Leidensperiode begann er, oft von den furchtbarsten Schmerzen gepeinigt, seine Thätigkeit als Humorist — zunächst in Beiträgen für die „Fliegenden Blätter“. Im Jahre 1866 endlich genesen, kehrte er an das Rostocker Stadttheater zurück, um kurze Zeit darauf eine Stellung an der Meininger Hofbühne anzunehmen. Ein heftiger Rückfall zwang ihn jedoch schon nach kurzer Frist, der Schauspielerlaufbahn ein für allemal zu entsagen, und so finden wir ihn denn im Jahre 1869 als Mitredacteur der Glaßbrenner'schen „Montagszeitung“ — ein Posten, den er noch heute bekleidet.

Richard Schmidt-Cabanis verdient als Feuilletonist vorzugsweise um deswillen genannt zu werden, weil er eine specifische Richtung repräsentirt, die in der Geschichte des Feuilletons eine ähnliche Rolle spielt wie die Jobsiade in der Geschichte der Epik. Was seine concreten Leistungen angeht, so scheint uns der Autor vielfach über die Grenze des guten Geschmacks und der innern Wahrheit hinauszugehen. Hier begegnen wir dem Einfluß des Journalisten, der mitunter die Feder ergreift, ohne daß die Stimmung ihm günstig ist. Neben einzelnen Stellen von großer Ursprünglichkeit findet sich daher mancher Passus, der den Stempel des Forcirten und Angeklügelten trägt. Man hat das Gefühl, als habe der Autor sich hier den Witz um jeden Preis aus der versagenden Seele hervorgequetscht.

Der Schwerpunkt der Schmidt'schen Begabung liegt überhaupt nicht in der Prosa. Sein Talent entfaltet sich erst vollständig, wenn es im Gewande des Reimes und des Rhythmus austritt. Die köstliche Sammlung komischer Gedichte „Was die Spottdrossel pfiff“ ist mir trotz einzelner Trivialitäten lieber als des Autors beste Leistungen aus dem Gebiete des Feuilletons. Hier sprudelt in der That eine unerschöpfliche Fülle von Laune und Uebermuth; der Witz ist schlagfertig, die Form gewandt, das Colorit von unwiderstehlicher Komik. Einzelne Nummern möchte ich geradezu als classisch bezeichnen. In der Prosa aber, die nicht so wie die gebundene Rede zur Concentration nöthigt, wird Schmidt-Cabanis mitunter etwas allzu redselig; und schon dieser Umstand genügt, um die Wirkung selbst der bestgemeinten Komik zu schwächen.

Quelle: Unsere Zeit - Deutsche Revue der Gegenwart, 11. Jahrgang, 2. Hälfte, 1875, S. 675f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Werke (Auswahl)

  • Verstimmte Akkorde. Zum Besten einer Klein-Dichter-Bewahr-Anstalt. Geseufzt von Richard Schmidt. Conrad, Berlin 1868.
  • Nur aus Liebe. Possenspiel in zwei Aufzügen. Frei nach einer Winterfelsschen Novelle. Michaelson, Berlin 1872.
  • Allerlei Humore. 1872.
  • Was die Spottdrossel pfiff. Politisch-satirische Zeitgedichte. Janke, Berlin 1874.
  • Der grosse Struwwelpeter für Kinder von 17 bis 77 Jahren. Mit Illustrationen von Julius Ehrentraut. Janke, Berlin 1876.
  • Veilchen und Meerrettig. Ein Strauss neuer Humore. Denicke, Berlin 1876.
  • Zoolyrische Ergüsse. Ein Album zwei-, vier- und mehrfüssiger Dichtungen. Mit Illustrationen von Gustav Mützel. Denicke, Berlin 1876.
  • Irren ist menschlich. Lustspiel in einem Akt. Michaelson, Berlin 1876.
  • Der kleine Nibelungen-Knigge oder: Genus-reguläre Anweisung, wie man sich als Bayreuther Patron zu benehmen habe. Denicke, Berlin 1876.
  • Wenn Frauen lächeln. Humoristische Novellen und Skizzen für und über die schönere Hälfte des Menschengeschlechts. Denicke, Berlin 1876.
  • Buntes Nichts. Heitere Skizzen und Lebenerinnerungen. Hoffmann & Ohnstein, Leipzig 1879.
  • Wechselnde Lichter. Gesammelte Gedichte und poetische Vorträge, Moeser, Berlin 1881.
  • Adolf Glaßbrenner. Eine biographisch-literarhistorische Skizze. Hofmann, Berlin 1881.
  • Allerlei nette Pflanzen. Heitere Kinderlieder aus Wald und Feld, von Wiesenflur und Garten. Illustrationen von Lothar Meggendorfer. Braun & Schneider, München 1882.
    • Neuausgabe Pawlak, Herrsching 1987. ISBN 9783881993661
  • Die Jungfernrede. Eine tragische Reichstagswahlgeschichte ohne Politik. Illustrationen von Hermann Scherenberg. Eckstein, Berlin 1883.
  • Auf der Bazillenschau. Zeitgleiche Forschungen durchs satyrische Mikroskop. Steffens, Leipzig 1885.
  • Brumm-Stimmen der Zeit. Lustiges und Unlustiges aus Papa Kronos' Liederfibel. Eckstein, Berlin 1886.
  • Pessimistbeetblüten jüngstdeutscher Lyrik. Pfeilstücker, Berlin 1887.
  • Die Frau von Mehreren. Psychiatrisch-atavistisch-bigamisch-metaphysisch-maritimes Ur-Schauspiel in fünf Abtheilungen für Unheilbare, nach Henrik Ibsen's "Frau vom Meere". Lazarus, Berlin 1889.
  • Nervöse Humoresken. Mit Illustrationen von Wilhelm Sprenger. Lazarus, Berlin 1889.
  • Vollständiger humoristisch-poetischer Führer durch Berlin. Levy & Müller, Stuttgart 1890. Neuausgabe Zentralantiquariat, Leipzig 1985.
  • Lachende Lieder. Neue Gedichte. Boll, Berlin 1892.
  • Pythia-Kalender. Politisch-social-artistische Wetterprophezeiungen für das gemeine Jahr 1882. Freund, Berlin 1882.
  • Skat-Album. Zwölf Originalzeichnungen von Otto Andres. Mit Dichtungen von Richard Schmidt-Cabanis. J. J. Weber, Leipzig 1896.
  • Humoristisch-satirischer Krimskrams aus dem Bazar der Kunst und der Marktbude des Lebens. Freund & Jeckel, Berlin 1896.
    • Digitalisiert von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2020
  • Geheimraths-Jette's Poesie-Album. Vom Dichter-Herd einer Berliner 'Dienenden für Alles'. Steinitz, Berlin 1896.
  • Stechpalmenzweige. Bewaffnete Friedensdichtungen. Boll, Berlin 1899.

Literatur

  • Kurzer Lebenslauf in: Deutsches Dichter-Lexicon - Biographische und bibliographische Mittheilungen Von Franz Brümmer, S. 302f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Verweise

Fußnoten

  1. Allgemeines Handbuch der Freimaurerei: Bd. M-Z, S. 323 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!