Schumann, Conrad
Hans Conrad Schumann (* 28. März 1942 in Zschochau, Sachsen; † 20. Juni 1998 in Kipfenberg, Bayern) war der erste uniformierte Grenzflüchtling nur drei Tage nach dem Baubeginn der Berliner Grenzsperranlage - der späteren Berliner Mauer.
Sein Leben
Schumann wurde im Dorf Zschochau in der Nähe von Döbeln geboren und lernte in Leutewitz bei Meißen den Beruf des Schäfers. Zu Beginn der 1960er-Jahre diente er in der Bereitschaftspolizei - dem kasernierten und bewaffneten Teil des MfS. Nach der dreimonatigen Grundausbildung in Dresden, wurde er in eine Unteroffiziersschule in Potsdam versetzt. Anschließend meldete er sich von dort freiwillig für den Dienst in Berlin.
Am 15. August 1961 war er zur Bewachung der Sperranlage im Bereich der Kreuzung Ruppiner Straße und Bernauer Straße abkommandiert. In diesem Bereich bestand die Absperrung aus nur sehr niedrigen und relativ weitmaschigen Stacheldrahtrollen. Schumann nahm dies zum Anlaß, mit schnellem Laufschritt und einem beherzten Sprung den Stacheldraht Richtung West-Berlin zu überwinden. Während des Sprunges streifte er den Trageriemen seiner Maschinenpistole sowjetrussischer Bauweise ab, um sie fallenzulassen. Er rannte weiter zu einem in etwa zehn Meter entfernt stehenden Polizeikleinbus der West-Berliner Polizei, dessen geöffnete Tür ihn als Schutz ermutigt hatte, das Wagnis einzugehen.
Einige Zeit nach der erfolgreichen Flucht zog Schumann ins bayerische Günzburg, wo er seine spätere Frau Kunigunde kennenlernte. Dort ging er diversen Hilfsarbeitertätigkeiten nach.
Nach dem Fall der Mauer sagte Conrad Schumann, daß er erst seit diesem Datum im November 1989, sich wirklich frei fühle. Dennoch bekannte er sich mehr zu Bayern als Heimat als zu seiner Herkunft aus Sachsen, wo er immer noch Repressalien aufgrund seiner damaligen Flucht befürchtete. Er zögerte sogar, seine Angehörigen dort zu besuchen. Er fürchtete zeitlebens die Rache früherer, aber immer noch aktiver Mitarbeiter des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit.
Schumann lebte zuletzt in Oberbayern und war dort beim Autohersteller Audi in Ingolstadt tätig. Oben genannte Ängste sowie persönliche Probleme sollen die Gründe gewesen sein, weswegen er im Sommer 1998 in einem Gartenschuppen auf seinem Grundstück, durch Erhängen den Freitod suchte.