Sehnsucht nach Afrika

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Sehnsucht nach Afrika
Filmdaten
Deutscher Titel: Sehnsucht nach Afrika
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1938
Stab
Regie: Georg Zoch
Drehbuch: Georg Zoch
Kamera: Günther L. Arko, Inger Berg, Bengt Berg (Tiere und Tropen)
Standfotos: Heinz-Joachim Henning
Bauten: Jack Winter
Schnitt: Marcel Cleinow
Ton: Alfred Norkus
Dirigent: Viktor Corzilius
Produktion: Tobis-Filmkunst GmbH
Produktionsleitung: Hans Vietzke
Aufnahmeleitung: Erich Roehl
Mitwirkung
Bengt Berg (seine Frau und ihre Kinder Bolette und Jensemann)
Kapitän Ingwersen: Kurt Felden
Abteilungsführer: Heinz Jungklaus
Hans: Karlheinz Horn
Emil: Helmut Focke
Werner: Bernd Rußbült
Hellmuth: Wolfgang Lohmeyer
Karl: Klaus Detlef Sierck
Dieter: Hans Schulz

Sehnsucht nach Afrika ist ein 82minütiger Kulturfilm von 1938. Die Uraufführung war am 13. Januar 1939 in Berlin (Marmorhaus).

Auszeichnungen

Prädikate
  • künstlerisch wertvoll
  • volksbildend

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

„Jawohl“, antwortet Bengt Berg auf die Frage des Interviewers, „ich spiele in dem Film sozusagen eine ‚tragende‘ Rolle, und zwar – mich selbst. Daß ich mich als Darsteller in einem Film überhaupt bewegen kann, verdanke ich wohl den vielen Vortragsreisen, auf denen ich ausspionieren konnte, was die Zuschauer packt. Dieser Film bringt eine Spielfilmhandlung als Rahmen für die Tierfilme, die ich von meinen Kamerajagden nach Hause brachte. Ja ‚Sehnsucht nach Afrika‘ gibt einerseits einen Querschnitt durch mein dem Tierleben gewidmetes Kulturschaffen und schildert andererseits einen Tag in meinem ‚Wildgansnest‘ in Südschweden.“

„Sechs deutsche Jungen, die sich als Austauschschüler in Schweden aufhalten, kommen ausgerechnet am Tage ihrer Abreise auf die Idee, dem Dr. Bengt Berg einen Besuch abzustatten. Nachdem sie stundenlang getippelt sind, erreichen sie den Zaun, der meine Besitzung auf Kilometer vor der Umwelt abschließt. Gleitenden Indianern gleich, wie sie es ja aus meinen Büchern gelernt haben, schleichen sie sich durch unseren Wald und bekommen – was Indianern allerdings gar nicht ähnlich sieht – vor harmlosem Wild, das aus dem Unterholz hervorbricht, ziemliche Angst. Ja, sie müssen noch manches Abenteuer mit den bei mir freilebenden ‚wilden‘ Tieren bestehen, ehe sie, von meiner Frau und meinen Kindern Bolette und Jensemann geführt, zu mir gelangen. Nun gibt es aber für sie so viel zu sehen und zu fragen, daß sie ganz ihr Schiff vergessen, das am Nachmittag von Kalmar abgeht.

Und nun erleben die Filmbesucher sozusagen mit den Jungen ein paar fröhliche Stunden in Halltorp. Während ich den Jungen vor einem ausgestopften Tiger meine Abenteuer mit den Riesenkatzen erzähle, blendet für die Filmbesucher derselbe Tiger im Film ein, während ich zu ihnen von den Zugvögeln spreche, die vor dem Fenster in dunklen Wolken vorüberziehen, geht diese Unterhaltung wieder unmittelbar in den Film über. Mit den Jungen erfahren die Filmbesucher, was ich unter Riesenstörchen und Elefanten erlebte, sind Zeuge, wie klug die ‚dummen‘ Vögel sind, die an meinem Strand frei leben. Bis plötzlich der Abteilungsführer der deutschen Jungen bei mir anruft und entsetzt fragt, ob die Bengels denn immer noch ... und mir mitteilt, daß das Schiff in einer Viertelstunde von Kalmar abfährt. Ich lasse mir, weil mir die hilflos dreinschauenden Jungen leid tun, also den Kapitän des KdF-Schiffes ‚Heimat‘ geben und bitte ihn, bei mir vorbeizukommen, damit ich die Jungen zum Schiff hinausrudern kann.

Und so stehen sie denn, eine Stunde später, an der Reling ihres Dampfers, glücklich, geborgen zu sein und doch ein wenig sehnsüchtig mir nachblickend. ‚Auf Wiedersehen, Herr Berg‘, rufen und winken sie mir nach, ‚in Afrika!‘. Und ich winke und rufe zurück: ‚Ja, darauf müssen wir wohl noch ein paar Jahre warten ...!‘“

Der lebenslängliche Gast der Tierwelt

Dankbar hört man Bengt Berg zu, wie er mir mit dem warmen schwedischen Klang in der Stimme pausenlos erzählte. Von der deutschen Sprache, die er – der lange in Deutschland gereist ist und gearbeitet hat – so liebt und die er auch für seine schwedischen Landsleute in seinem Film spricht. Von der Erfüllung seines schönsten Wunsches, mit dem er – wie er sagte – geboren wurde: daß nämlich die scheuen wilden Vögel aus den Wolken herunterschwebten, um aus seiner Hand Brot zu nehmen. Von dem Auftrag, den er sich mit seien Büchern selbst gestellt hat und der eigentlich nur darin besteht, allen denen, die in den Städten gefangen sind, etwas von der Schönheit des verlorenen Paradieses der Tierwelt zurückzuschenken.

Und er sprach auch davon, wie er überhaupt der Bengt Berg geworden ist, den wir heute als einen der ganz wenigen verehren, die uns Wegweiser zur Natur geworden sind. „Meine Reisen in die menschenferne Welt der Tiere hängen damit zusammen, daß ich im Schwedischen, in der Mathematik und Naturgeschichte ‚ungenügend‘ bekam und somit meine Schullaufbahn beenden mußte. Der Mathematiklehrer riet meiner armen Mutter, mich zu einem Schuster in die Lehre zu stecken. Meine Zukunft war unrettbar vernichtet. Was hatte es für einen Sinn, daß ich Vögel ausstopfte und alle mir erreichbaren Bücher über Tiere und fremde Länder verschlang? Die klugen Leute schüttelten den Kopf und bedauerten die Familie. Ich war ein Taugenichts, der einem jeden ein Dorn im Auge war.

Es kam aber eines schönen Tages ein Brief von Alexander König, dem berühmten Professor der Universität in Bonn. Er hatte einige Vögel gesehen, die ich für ein Museum geliefert hatte. Mein Gedanke, mit Hilfe von an Ort und Stelle aufgenommenen Skizzen und Fotografien biologische Museumsgruppen ausgewählter Szenen aus dem Leben eigenartiger Vögel darzustellen, hatte ihm gefallen. Und so bekam ich von ihm den Auftrag, das Material für eine Sammlung ‚Vogelwelt des Nordens‘ zusammenzubringen. Von dem Augenblick an, da ich als ganz junger Mensch zwischen den Steinen von Lapplands Bergen und in den Sümpfen Finnmarkens den Vögeln auflauerte, war ich ein ständiger Gast in der Tierwelt, der ich alles verdanke, was ich heute bin.“

Was den Menschen unserer Zeit immer so gefehlt und wonach ihre Sehnsucht immer wieder geht, einen lebendigen Mythus zu haben, in dem sie sich erkennen können, bei Bengt Berg finden sie ihn. Und darum geht von seien Büchern jene geistige und sittliche Macht aus, die den verwandelt, der ihrem Rufe folgt. Als ich dies, so gut ich konnte, Bengt Berg zum Abschied sagte, faßte er meine Hand und meinte: „Wir müssen den Mut haben, wieder wie unschuldige, starke, frohe Tiere zu leben, aber wie wissende Tiere. Glauben Sie mir, eine Wildgans, die auf dem Rasen von meinem Bootshaus aufwächst, sagt mir mehr, als es viele geschichtliche Daten vermögen. Warum bewahren wir in uns auf, was schon Goethe ‚unnützes Erinnern‘ nannte? In den Geschichtsbüchern steht wohl, wie andere gewesen sind, aber jedes Tier lehrt uns, wie wir sind und werden. Und darum müssen wir Bekanntschaft machen mit dem Tier, damit wir sehen, was das Leben ist, und erkennen, was uns schon Goethe gesagt hat: ‚Wißt, verfälscht ist alles, was uns von der Natur trennt.‘“

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 2, 13. Januar 1939