Speziallager Nr. 5 Ketschendorf

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Das Speziallager Ketschendorf in Ketschendorf bei Fürstenwalde war als Speziallager Nr. 5 eines von zehn Speziallagern der sowjetischen Besatzungsmacht in der Sowjetischen Besatzungszone, das vom sowjetischen Geheimdienst NKWD im April 1945 auf dem Gelände einer früheren Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke eingerichtet wurde. Das Lager bestand bis Februar 1947.

Geschichte

Das Lager wurde Ende April 1945 auf dem Gelände einer früheren, für etwa 500 Bewohner ausgelegten Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke eingerichtet. Im Zuge der Stalinisierung der Sowjetischen Besatzungszone wurden dort zeitweise bis zu 18.000 deutsche Zivilisten und Kriegsgefangene der Russischen Befreiungsarmee (ROA) ohne gerichtliches Urteil interniert. Unter den Zivilisten waren neben früheren NSDAP-Mitgliedern auch bürgerliche Oppositionelle zur sowjetischen Besatzungspolitik und mehr als 1.600 Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren, denen unterstellt worden war, als Partisanen der früheren Hitler-Jugend, sogenannte Werwölfe, gegen die Besatzungsmacht kämpfen zu wollen. Letztere waren in einem Achtfamilienhaus zusammengepfercht.

Nach Auflösung des Lagers Ketschendorf am 17. Februar 1947 mußten die Internierten den Weg in andere sowjetische Lager antreten, darunter das Speziallager Nr. 2 in Buchenwald, das Speziallager Jamlitz, das Speziallager Nr. 1 Mühlberg und in das Speziallager Fünfeichen. 315 Häftlinge wurden im Januar 1947 als Zwangsarbeiter nach Sibirien verfrachtet, von wo sie im Mai 1950 oder erst 1952 in die DDR zurückkehren durften.

Opfer

Rund 4.000 Internierte starben unter unmenschlichen Bedingungen an Unterernährung und Tuberkulose; sie wurden zwischen dem Lager und der Autobahn in Massengräbern verscharrt. 1952 wurden bei Ausschachtungsarbeiten für Wohnhäuser mehrere tausend nackten Leichen gefunden.

Sie wurden auf Initiative des evangelischen Pfarrers Ernst Teichmann auf den Waldfriedhof Halbe umgebettet. Unter Geleitschutz des Ministeriums für Staatssicherheit wurden die sterblichen Überreste auf 30 Lastwagen von Ketschendorf nach Halbe verbracht und dort bestattet. Es wurde dem Pfarrer untersagt, Namen oder Anzahl der Verstorbenen auf Grabsteinen zu nennen. Sie galten zu Zeiten der DDR als „Unbekannt“.

Nach 1990 wurde in Ketschendorf eine Gedenkstätte für die Opfer des stalinistischen Terrors errichtet.

Bekannte Todesopfer

Literatur

  • Jan von Flocken, Michael Klonovsky, Christian Münter: Die Toten vom „Platz der Freiheit“: Lager Ketschendorf und Friedhof Halbe. Zwei Stätten stalinistischer Verbrechen in Deutschland. In: Der Morgen. 24./25. Februar 1990
  • Jan von Flocken, Michael Klonovsky: Stalins Lager in Deutschland 1945–1950. Dokumentation, Zeugenberichte. Ullstein Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-550-07488-3
  • Karl Wilhelm Fricke: Politik und Justiz in der DDR, Wissenschaft und Politik, Köln 1979
  • Renate und Jan Lipinsky: Die Straße die in den Tod führte. Zur Geschichte des Speziallagers Nr. 5 Ketschendorf/Fürstenwalde. Hrsg. Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf e.V.
  • Andreas Weigelt: Totenbuch. Sowjetisches Speziallager Nr. 5. Ketschendorf 1945–1947. Wichern-Verlag, Berlin 2014
Englischsprachig
  • Ulrich Merten: The Gulag in East Germany: Soviet Special Camps 1945–1950, Kindle E-Book, 2018, ASIN‎ B079V4W546

Verweise