Sternheim, Carl

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Carl Sternheim (* 1. April 1878 in Leipzig; gest. 3. November 1942 in Brüssel) war ein jüdischer Schriftsteller, der zeitweise in Deutschland lebte.

Werdegang

Carl Sternheim wurde am 1. April 1878 in Leipzig als Sohn einer nichtjüdischen Ballettänzerin und eines jüdischen Bankiers geboren,[1] der zugleich auch Theaterkritiker und Besitzer einer Tageszeitung war. Über seinen Vater soll Sternheim entfernt mit Heinrich Heine verwandt gewesen sein.[1]

Carl Sternheim verbrachte seine Kindheit in Hannover, ab 1894 lebte die Familie in Berlin. Nach dem Gymnasium studierte Sternheim von 1897 bis 1902 Literaturgeschichte, Philosophie, Psychologie und Jura in München, Göttingen, Leipzig, Freiburg und Berlin. Danach war Sternheim freier Schriftsteller. Er führte seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein unstetes Leben mit häufig wechselndem Aufenthaltsort. Ab 1903 lebte er in München, wo er mit Franz Blei die Zeitschrift „Hyperion“ (1908-1910) gründete. In zweiter Ehe war er ab 1907 mit Thea Sternheim geb. Bauer verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Thea, Tochter eines vermögenden Fabrikanten, ermöglichte ihm den Bau des Schlosses Bellemaison bei München. Er führte dann ein unruhiges Leben, wohnte 1912-1913 in Belgien, 1914 in Harzburg, 1915 in Königstein im Taunus, 1916 in Brüssel, 1917 in Scheveningen, ab 1920 in Uttwill am Bodensee, 1921 in Dresden und 1924 am Bodensee und in Berlin. 1930 blieb er in Brüssel.[2] Bis 1934 war er in dritter Ehe mit Pamela Wedekind, der Tochter von Frank Wedekind, verheiratet. 1934 scheiterte er beim Versuch, sich in London zu etablieren. Nach Angaben des „Biographischen Handbuchs der Emigration“ wurde er in Belgien zur Zeit der deutschen Besatzung von der italienischen Botschaft und vom deutschen General von Falkenhausen geschützt.[1]

Carl Sternheim war sozialkritischer expressionistischer Dramatiker und Erzähler. In seinen karikierenden Komödien tritt er als verbissener Satiriker, der bourgeoisen Gesellschaft der wilhelmischen Zeit („juste milieu“) und der Geld-, Macht- und Ruhmsucht der Weimarer Zeit auf. Bis 1928 waren seine Stücke teilweise verboten.[3] „Er ist heute der am meisten gespielte deutsche Dramatiker seiner Generation“, heißt es in Manfred Braunecks „Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts“ über den zeitlebens an Geistes- und Gemütskrankheiten leidenden Literaten Carl Sternheim. Seine bekanntesten Bühnenstücke sind „Die Hose“ und „Der Snob“.[1] Seine 1921 geschriebene Komödie „Der Nebbich“ arbeiteten Peter Zadek und Wilfried Minks im Herbst 1965 zu einem künstlerisch bemerkenswerten Fernsehfilm für den Saarländischen Rundfunk um. Dem Stück selbst war allerdings wenig zu helfen, es erwies sich, daß Sternheims Attacken auf die wilhelminische und die Weimarer Kleinbürgerlichkeit heute tatsächlich überholt sind.[3]

Folgende Auszüge von Adolf Bartels aus „Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Die Jüngsten“ (1921) zeigen, daß er der Ansicht ist, daß der Jude naturgemäß nichts zur deutschen Literatur beitragen kann:[4]

Es (...) braucht kaum nachgewiesen zu werden, daß und warum der Jude als „deutscher“ Dichter in dieser Zeit auch seine große Rolle spielt. In der Tat, er spielt sie, nach Hauptmann und Dehmel (Liliencron war ja 1909 gestorben) sind Hugo von Hofmannsthal, Georg Hermann, Jakob Wassermann, Bernhard Kellermann, beinahe auch die Unterhalter Georg Engel und Georg Hirschfeld und mit ihnen die dem Judentum sympathischen Heinrich und Thomas Mann, Ernst Hardt, später Gustav Meyrink, ja sogar schon Karl Sternheim und manche Expressionisten große Namen geworden. Daß ein Jude kein deutscher Dichter werden kann, und daß ein Deutscher, der mit den Juden geht, sein Bestes verliert, steht für so beschränkte Leute, wie wir Deutsch- völkischen sind, ja nun freilich fest, aber das deutsche Volk des Durchschnitts hat sich ja zu solcher bornierter Auffassung nie bekennen wollen und die jüdischen Erfolgreichen verschlungen und erhoben wie die andern auch(...)“.

Sternheim starb 1942 in Brüssel, er war zuletzt nervenkrank, einsam und vergessen.[3]

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum? FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Dann ging Carl Sternheim endgültig nach Brüssel, wo er am 3. November 1942 gestorben ist.
  3. 3,0 3,1 3,2 Munzinger-Archiv GmbH, 1966
  4. (vgl.: Adolf Bartels: „Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Die Jüngsten“ PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!