Strigel, Bernhard

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Bernhard Strigel (Lebensrune.png um 1460 in Memmingen; Todesrune.png 4. Mai 1528 ebenda) war ein deutscher Maler am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Er entstammt der süddeutschen Künstlerfamilie Strigel.

Namensgeschichte

Die schwäbische Malerei der Spätgotik, deren Mittelpunkte Augsburg und Ulm waren, erfuhr eine nicht unbeträchtliche Bereicherung durch die Tätigkeit einer seit Generationen in dem kleinen Memmingen ansässigen vielgliedrigen Malerfamilie, deren bedeutendster Spross Bernhard Strigel war. Name, Herkunft und Daten dieses lange vergessenen Meisters wurden erst 1880 zufällig bei der Entzifferung einer lateinischen Inschrift auf der Rückseite eines bis dahin wenig beachteten Gruppenbildnisses von 1520 im Berliner Museum (seit 1913 durch Tausch in österreichischem Privatbesitz) wieder entdeckt; das Gemälde stellt laut dieser Inschrift den kaiserlichen Geschichtsschreiber Johannes Cuspinian in Wien mit seiner Familie dar, trug aber im Bilde Beischriften zu den einzelnen Personen, die dadurch als Mitglieder der Sippe der holländische Anna gekennzeichnet waren. Der Künstler nennt sich in den ausführlichen Schriftzeilen der Rückseite mit vollem Namen, gibt sein Alter und seinen Geburtsort an und bezeichnet sich als Linkshänder, als den einzigen Hofmaler des Kaisers Maximilian und als Schöpfer auch des wenig früher gemalten Familienbildes des Kaisers. Hieraus ergab sich in Verbindung mit neuen stylkritischen Untersuchungen und Archivfunden alsbald die Möglichkeit, die zahlreichen Werke des Malers zusammenzustellen, von denen man vordem nur einige einem Unbekannten, dem sog. Meister der Sammlung Hirscher, hatte zuschreiben können.

Malerei

Bei seinem mutmaßlichen Vater, dem Bildschnitzer und Maler Ivo Strigel in Memmingen, dürfte er zunächst gelernt, dann nach der Gesellenzeit in den neunziger Jahren in der Werkstatt des Ulmer Meisters Bartholomäus Zeitblom (um 1460 bis um 1520) gearbeitet haben. Am Anfang seines selbständigen Schaffens stehen Altarbilder, die früheste Arbeit dürfte ein als Bruchstück erhaltenes Bild von etwa 1485 sein. Als sein kirchliches Hauptwerk gilt der Mindelheimer Altar von etwa 1505, von dem sich zehn Tafeln mit Sippendarstellungen befinden. Manche Gestalten von Heiligen und Zuschauern auf den an Zahl nicht geringen Altarbildern des Meisters weisen porträthafte Züge auf, seine Hauptbedeutung aber liegt in seinen selbständigen Bildnissen. Die frühesten Porträts, die um 1507 entstanden, schildern den Kaiser Maximilian, zunächst auf Grund fremder Zeichnungen, später nach eigenen Skizzen. Die schönsten Früchte dieses Schaffens, das den Künstler, den Hochangesehenen Bürger und Ratsherrn der kleinen Reichsstadt Memmingen, zeitweilig nach Augsburg, Nürnberg, Innsbruck und Wien, vielleicht auch mit Maximilian nach den Niederlanden rief, sind die farbenprächtigen, Renaissancehaften Bildnisse adliger Herren und Damen, sowie von Gelehrten und Patriziern. Zu ihnen gehören die Porträts der Sibylle von Freyberg von etwa 1513 (München), des Grafen Johann H. von Montfort von 1520 (Donaueschingen), die wie Altarflügel als Gegenstücke gemalten Ganzfiguren-Bildnisse des Augsburger Patriziers Konrad Rehlingen und seiner Kinderschar von 1517 (München) und das erst 1934 im Kunsthandel wieder aufgetauchte Porträt des Apothekers Huldreich Wolfhardt von 1526, das als einziges neben dem Cuspinianbild Strigels Namen trägt. Was diese Menschendarstellungen vor allem auszeichnet, ist die vornehme Art der Auffassung, die in der Wiedergabe persönlicher Züge und familiärer Ähnlichkeiten eine erstaunliche Naturnähe erreicht, selten jedoch psychologische Tiefe erstrebt. Die stärkste Wirkung erzielt der Künstler durch die ausführliche und farbenfrohe Schilderung prächtiger Gewänder und ihres Beiwerks an Spitzen, Stickereien, goldenen Ketten und anderem Schmuck, sowie eines dekorativen Landschaftsausblicks. Nicht zu seinen besten Leistungen, aber doch zu seinen eigenartigsten Darstellungen gehören die nach Art der Sippenbilder gemalten Gruppenbildnisse der Familien des Dr. Cuspinian und des Kaisers Maximilian die er 1520 als Gegenstücke für den Wiener Gelehrten ausführt. Das hier wiedergegebene Familienbild des Kaisers (71 x 63 cm) ist ein rechtes Repräsentationsbild, das in seiner dekorativen Flächenhaftigkeit ein eigentliches Gefühl von Raumtiefe trotz der weiten Ideallandschaft nicht aufkommen lässt.

Bildnis des Kaisers Maximilian und seiner Familie.

Die Figuren sind nicht hintereinander, sondern in altertumelnder Weise übereinander geordnet, die Richtungsgegensätze der fast schattenlosen Köpfe und der nicht glücklich gestalteten Oberkörper und Hände sind stark betont. Man hat den Eindruck, daß der Meister, dem sonst so ausgeglichene Bildnisse gelungen sind, hier absichtlich altertümlich wirken will, weil die Hauptpersonen nicht mehr am Leben sind. Dargestellt ist links in scharfem Profil der soeben 1519 verstorbene Kaiser Maximilian I., hier als jener Cleophas bezeichnet, der als zweiter Gatte der hl. Anna die Maria Cleophae zeugte. Mit dieser Bezeichnung ist das streng von vorn gegebene Porträt der ersten Gemahlin Maximilians versehen, der bereits 1482 bei einem Sturz vom Pferde verstorbenen Maria von Burgund. Auch der zwischen seinen Eltern in Dreiviertelansicht dargestellte Philipp I. der Schöne, König von Kastilien, war seit vierzehn Jahren nicht mehr am Leben. Das Kind unten in der Mitte ist dessen Sohn Karl V. , der gerade mit nenn-zehn Jahren Kaiser geworden war, links von ihm sein Bruder Ferdinand I., der 1556 Kaiser wurde, und rechts der Schwager Ferdinands, der spätere ungarische König Ludwig II.. Die vier Prinzen tragen hier die Namen der vier Söhne der Maria Cleophae, der Name Ludwigs auf dem Papierblatt ist nicht deutlich sichtbar. Der Meister selbst scheint diese nach einer sonderbaren scholastischen Legendenkonstruktion gebildeten Bezeichnungen später durch die wirklichen Namen ersetzt zu haben, eine Reinigung des Bildes hat sie wieder hervorgeholt.

Siehe auch