Sekte

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Der Ausdruck Sekte bedeutet Schulmeinung, Lehre, Glaubenspartei und wird wortgeschichtlich oft mit dem lateinischen Tätigkeitswort secare (= schneiden, abtrennen) verbunden. Mutmaßlich aber folgt der Ausdruck dem lateinischen Hauptwort „secta“ (= Gefolgschaft) von lateinisch sequi (= folgen).

Nicht allein religiöse Festlegungen, sondern ursprünglich gehen überhaupt alle medizinischen, technischen, ideologischen und rechtlichen Hervorbringungen jeder Zivilisation auf eine sektiererische Festlegung zurück. So kann der epochemachende Einfluß des Lebenslehrers, Mathematikers und Philosophen Pythagoras nicht hinsichtlich religiöser und nicht-religiöser Bestandteile getrennt werden, sondern seine süditalienische Gemeindegründung war faktisch ein Sektenereignis (Platon besuchte diese strenge Gemeinschaft circa einhundert Jahre nach dem Tod ihres Begründers und war voller Bewunderung für dessen Werk).

Auch die Entstehung des Christentums erklärt sich aus kleinsten und geringsten Anfängen. Der Apostel Paulus hätte nicht im halben Mittelmeerraum unablässig neue Christengemeinden gründen können, wenn er – als Jude – nicht in jeder Küstenstadt Zugang gehabt hätte zur örtlichen Synagoge, und wenn er außerdem dort nicht verläßlich auf einen abtrünnigen, wutbereiten, gegen den jüdischen Priesterstand opponierenden Gemeindeteil angetroffen hätte, aus dem er dann seine „Christen“-Gemeinden überhaupt erst erschuf. Daß diese frühen Christen aus dem Blickwinkel orthodoxer Juden als eine Verschwörung von Unbelehrbaren erschienen, belegt sogar das Neue Testament selber.[1]

Im Unterschied zu den Begriffen Denomination (= Sonderbekenntnis) und Kult (einem Ausdruck, der durch die Verwendung als „destructive cult“ im anglo-amerikanischen Sprachraum eine radikal abschätzige Bedeutung erlangt hat), erneuert sich das Wort „Sekte“ gegenwärtig wieder von den vielen pejorativen Verwendungen, die es erfahren hat. Gäbe es nicht die Unart christlicher Theologen, umstandslos fast alle religiösen Erscheinungen der gegenwärtigen Spätmoderne mit dem Etikett „Pseudoreligion“ / „pseudoreligiös“ zu versehen, dann könnte das Wort „Sekte“ allerdings vergessen werden. Unter den herrschenden Verhältnissen aber – die gesellschaftlich festlegen, daß die christliche Dogmatik als Maßstab und als eigentlicher Rahmen für das, was Religion genannt werden darf, fungiert – kommt der Tatsache, daß Menschen schon immer dasjenige, was sie in ihren Anschauungen von anderen unterscheidet, überragend wichtig genommen haben, eine Schlüsselfunktion zu.

„Sekte“ zu sein, diese Titulierung soll beschmutzen und verächtlich machen; sie beschmutzt aber nicht, sondern sie stellt vielmehr eine schroffe Verweigerung gut sichtbar heraus. Die kriminellen Vorgänge, die sich mit den Gruppierungen Aum Shinrikyo (Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn 1995) und The People's Temple of the Disciples of Christ (Massensuizid der „Volkstempel“-Gemeinschaft in Guayana 1978) verbinden, ändern nichts an der anthropologischen Grundkonstante, wie Ideen entstehen und wie sie sich langfristig ausbreiten.

Siehe auch

Literatur

  • Gerald Willms: Die wunderbare Welt der Sekten. Von Paulus bis Scientology. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-56013-6
  • Colin Wilson: Tanz der Teufel. Scharlatane – Gurus – Sektenführer. Aus dem Englischen von Almuth Reich (englische Originalausgabe: The Devils Party – a History of Charlatan Messiahs), Komet Verlag, Köln 2000, ISBN 3-89836-509-3
  • Margit Dahlke / Rüdiger Dahlke: Okkultismus. Der Esoterik-Boom – Ursachen • Gefahren • Chancen, Heyne-Verlag, München 1995, ISBN 978-3-453-04014-4 [199 Seiten]
  • Colin Goldner: Psycho. Therapien zwischen Seriosität und Scharlatanerie, Pattloch Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-629-00816-X [424 S.]
  • Tobias Kurfer: Unter Gurus. Ein Trip in die Welt der Esoterik. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-19503-9
  • Henry Nannen (Hg.): Die himmlischen Verführer. Sekten in Deutschland. Ein stern-Buch. Gruner + Jahr, Hamburg 1979, ISBN 978-3-570-02962-6 [zahlreiche Abb.; 262 S.]
  • Hermann-Josef Beckers / Hubert Kohle (Hgg.): Kulte, Sekten, Religionen. Von Astrologie bis Zeugen Jehovas, Pattloch-Verlag, Augsburg 1994, ISBN 978-3-629-00636-3 [zahlreiche Abb.; 381 S.]
  • Ken Wilber / Bruce Ecker / Dick Anthony (Hgg.): Meister, Gurus, Menschenfänger. Über die Integrität spiritueller Wege, Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag 1998 (zuerst: Wolfgang Krüger Verlag, 1987), ISBN 3-596-13825-6
  • Robert Jay Lifton: Terror für die Unsterblichkeit. Erlösungssekten proben den Weltuntergang, Carl Hanser Verlag, München/Wien 2000, ISBN 3-446-19879-2
  • Hubertus Mynarek: Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland. Mentalität – Motivation – Methoden kirchlicher und staatlicher Sektenbeauftragter. Das Weiße Pferd, Marktheidenfeld 1999, ISBN 3-9808322-1-X
  • Rolf Nobel: Falschspieler Gottes – die Wahrheit über Jehovas Zeugen, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg/Zürich 1985, ISBN 3-89136-013-4 [239 S.]
  • Christopher Evans: Kulte des Irrationalen. Sekten, Schwindler, Seelenfänger. Deutsch von Mark W. Rien. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1979, ISBN 3-49917-297-6
  • Frank Nordhausen / Liane von Billerbeck: Psycho-Sekten. Die Praktiken der Seelenfänger, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-14240-7 [zahlreiche s/w-Abbildungen, 607 S.]
  • Hans Gasper / Joachim Müller / Friederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 6., durchgesehene und überarbeitete Auflage, 2000, ISBN 978-3-451-05528-7 [VIII S., 1256 Sp.]
  • Pöhlmann, Matthias / Jahn, Christine (Hgg.): Handbuch Weltanschauungen, religiöse Gemeinschaften, Freikirchen. Im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD [Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands], Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-08224-0 [1079 S., Illustrationen]
  • Georg Schmid / Georg Otto Schmid (Hgg.): Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. Ein Handbuch (begründet von Oswald Eggenberger), TVZ – Theol. Verl., Zürich, 7., überarbeitete und ergänzte Auflage, 2003, ISBN 3-290-17215-5 [528 S.]

Fußnoten

  1. Vgl. etwa die Apostelgeschichte, besonders: Apg. 24,5 und 28,22