Treuhandanstalt
Die Treuhandanstalt (Abk.: THA, auch kurz „Treuhand“) war eine 1990 auf Betreiben der DDR-Regierung gegründete Anstalt des öffentlichen Rechts für Mitteldeutschland, deren Aufgabe es war, die Volkseigenen Betriebe der DDR nach den Grundsätzen der kapitalistischen Marktwirtschaft zu privatisieren oder, wenn das nicht möglich war, stillzulegen — „Abzuwickeln“. Im Umfeld der Privatisierung kam es zu Fällen von Fördermittelmissbrauch und Wirtschaftskriminalität. 1994 wurde die Anstalt aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Wesen
Mit einem von Horst Köhler unterschriebenen Freibrief, machte sich in der Spätphase der DDR die Treuhand an die Zerschlagung der Industrie, die Privatisierung des Volkseigentums und an die Abwicklung von Forschungseinrichtungen in Mitteldeutschland.
Geschichte
Die Teilvereinigung brachte eine besonders fragwürdige Institution hervor – die Teuhandanstalt. Per Beschluß vom 1. März 1990, noch in der Modrow-Regierung als Treuhänderin des Volksvermögens und mit Maßgabe der Beteiligung der DDR-Bürger (Jeder sollte ein 16-Millionstel des Ertrages/Wertes bekommen.), gründete der DDR-Ministerrat die «Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums», eine Treuhandgesellschaft, die die volkseigenen Betriebe und Kombinate in Kapitalgesellschaften umwandeln sollte. Spätestens unter der letzten DDR-Regierung unter Lothar de Maizière wurde die Treuhandanstalt mehr und mehr zu einem Ausverkaufs- und Abwicklungsorgan im Dienste einflußreicher Wirtschafts- und Kapitalgesellschaften. Nach dem Beitritt der DDR zur BRD unterstand die Anstalt fortan dem BRD-Finanzministerium. Im Interesse der Bundesregierung unter Helmut Kohl und ausgesuchter Konzerne der jeweiligen Bundesländer wurden wiederholt kriminelle Machenschaften abgewickelt, um Konkurrenz auszuschalten und zu verscherbeln. Ziel war hierbei, diesen Profitunternehmen – insbesondere auch Banken – maximale Gewinne zu verschaffen. Die Schulden für die Treuhandanstalt sind bis heute ein maßgeblicher Anteil des Staatshaushaltes und werden somit vom deutschen Steuerzahler finanziert.
Personen
Präsidenten und Vorsitzende der Treuhandanstalt
- Peter Moreth: erster Vorsitzender (1. März 1990)
- Reiner Maria Gohlke: Präsident der Treuhandanstalt (16. Juli 1990)
- Detlev Karsten Rohwedder: Präsident der Treuhandanstalt (20. August 1990) (nach Gohlkes Rücktritt), wurde ermordet
- Birgit Breuel: Präsidentin der Treuhandanstalt (13. April 1991) (nach Ermordung Rohwedders)
Mitglieder des Vorstands
- Hero Brahms, Stellvertreter von Birgit Breuel seit 1. Juni 1992
- Birgit Breuel (19. August 1990 bis 13. April 1991, danach Präsidentin)
- Horst Föhr
- Heinrich Hornef (Finanzen) (Vizepräsident ab 1. Juni 1992)
- Alexander Koch (Personal)
- Hans Krämer
- Wolfram Krause (Finanzen bis 1. Juni 1992, danach Ressort Osteuropa)
- Wolf Klinz
- Günter Rexrodt (1. September 1991 bis 31. März 1993 (Privatisierung der Land- und Bauwirtschaft sowie von DDR-Außenhandelsbetrieben)
- Klaus Schucht
- Klaus-Peter Wild (ab 9. August 1990)
Literatur
- Wolfgang Hackert: Verschleuderung des Volksvermögens durch die Treuhand, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 884–889
- Klaus Huhn: Raubzug Ost. Wie die Treuhand die DDR plünderte. Das Neue Berlin, Berlin 2010, ISBN 978-3-360-01808-3.
- Dirk Laabs: Der deutsche Goldrausch - Die wahre Geschichte der Treuhand, Pantheon-Verlag 2012
Filmbeiträge
Verweise
- Höcke will Untersuchungsausschuss zur Treuhand, Die Welt, 1. Mai 2019
- Bischofferode: Das Treuhand-Trauma, Mitteldeutscher Rundfunk, 5. Juli 2018