U-Bahn-Überfall in München

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Videostandbild der Tat

Beim U-Bahn-Überfall in München wurde am 20. Dezember 2007 ein deutscher Rentner in einer Münchener U-Bahnstation von zwei Ausländern, einem 20jährigern Türken und einem 17 Jahre alten Griechen, brutalst zusammengeschlagen und lebensgefährlich verletzt. Der Vorfall war kein Einzelfall, sondern Teil einer Kette von Übergriffen in der Münchener U-Bahn.[1] [2] [3][4] [5] [6] [7] [8]

Tathergang

Der 76-jährige Mann war am Max-Weber-Platz in die Linie U4 eingestiegen. Mit im Waggon saßen junge, dunkel gekleidete Männer, die er bat in der U-Bahn das Rauchverbot einzuhalten. Daraufhin wurde er von den Unbekannten, die gebrochen Deutsch sprachen und eindeutig ausländischer Herkunft waren, übel beschimpft und bespuckt. Der Rentner begab sich daraufhin im Waggon weiter nach vorne, um weitere Konflikte zu vermeiden. Keiner der etwa 15 bis 20 weiteren anwesenden Fahrgäste brachte den Mut auf, gegen das skandalöse Verhalten zu protestieren. An der Endhaltestelle Arabellapark stieg der alte Mann aus. Die beiden Männer verfolgten ihn. Im menschenleeren Zwischengeschoss der U-Bahnstation schließlich griffen sie den Rentner an und streckten ihn durch einen gezielten Faustschlag von hinten gegen den kopf zu Boden. Das ganze Verbrechen wurde auf einem Überwachungsvideo festgehalten. Als ihr Opfer am Boden lag, schlugen und traten die Kriminellen auf den am Boden liegenden Mann ein, prügelten mehrfach gegen Kopf und Gesicht. „Schließlich nahm einer der Täter Anlauf und trat so kräftig gegen den Kopf des Mannes, daß er anschließend humpelte“, hieß es im Polizeibericht. Am Ende stahl einer der Kerle den Rucksack des Rentners, dann flüchteten die feigen Schläger. Ein kurz darauf zufällig vorbeikommender Passant verständigte wenigstens noch die Polizei.

Der Rentner erlitt einen mehrfachen Schädelbruch mit Einblutungen ins Gehirn, einen Jochbeinbruch, Prellungen an Brust und Rücken und zwei Zähne wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Das Opfer sagte aus, einer von beiden habe sich im U-Bahn-Wagen eine Zigarette angezündet und ihn „provozierend und haßerfüllt angesehen und mich mit dem Zigarettenrauch angeblasen“. Da habe er gesagt: „In der U-Bahn wird nicht geraucht.“ Beide hätten dann „losgeschimpft: Deutsches Arschloch, Sau, Schwein und andere Tiere. Dann hat mich einer angespuckt.“ Daraufhin habe er sich woanders hingesetzt, und erst im U-Bahnhof habe er „trippelnde Schritte“ hinter sich gehört.

Die Unmenschen wurden gefaßt und haben das Verbrechen gestanden. Beide gelten als Serientäter und sind Polizeiangaben zufolge schon Dutzende Male mit verschiedenen Straftaten aufgefallen. Eine andere Straftat wurde den beiden jungen Männern zum Verhängnis. Kurz bevor sie den Rentner überfielen, hatten sie einem flüchtigen Bekannten das Handy gestohlen. Den 20-Jährigen aus dem Raum Göttingen hatten sie zuvor kennengelernt, sie waren mit ihm durch verschiedene Kneipen in der Münchner Innenstadt gezogen, hatten Alkohol und andere Drogen konsumiert. Der Jüngere der beiden nahm ihm dann das Handy ab, rief Bekannte an und versetzte ihm einen Tritt. Dabei habe er zu seinem Gesprächspartner gesagt: „Jetzt wirst du gerade Zeuge, wie ich einen Deutschen umbringe!“ Aufgrund der ähnlichen Täterbeschreibungen in beiden Fällen nahmen die Beamten Ermittlungen in diese Richtung auf. Über die Telefonate, die der 20-jährige Türke mit dem gestohlenen Handy geführt hatte, kam ihm die Polizei schließlich auf die Schliche. Ein halbes Dutzend Zeugen, die er angerufen hatte, wurde befragt. Am Sonntagmorgen wurde er dann in der Wohnung seiner Freundin festgenommen. Wenige Stunden später wurde auch der 17-Jährige bei seinen Eltern gefaßt. In der anschließenden Vernehmung bei der Polizei zeigte er keine Spur von Reue, vielmehr sagte er nach Angaben von Wilfling sinngemäß: „Was labert mich der (Rentner) an, der muß doch gesehen haben, daß wir besoffen sind. Da sind doch alle aggressiv.“

Reaktionen

Natürlich kam es zu keiner großen Medienkampagne, zu keinen Lichterketten oder gar zu Entschuldigungen und Schambezeugungen des griechischen Präsidenten oder des türkischen Volkes, eben Dingen, die unvermeidlich gewesen wären, wenn Deutsche einen Ausländer wirklich oder angeblich derart brutal angefallen hätten. Teilweise wurde die Nationalität der Täter auch einfach unterschlagen, ganz die übliche Praxis der Massenmedien, im absoluten Gegenteil zu derjenigen, wenn Ausländer die Opfer sind, oder sein sollen.

Debatte auf Bundesebene

Der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch forderte daraufhin einen strengeren Strafvollzug für Täter im Alter von 18 bis 21 Jahren, sprach sich indirekt für eine Abschiebung krimineller Ausländer aus und benutzte beide Themen auch in seinem Wahlkampf. „Wer sich als Ausländer nicht an unsere Regeln hält, ist hier fehl am Platz“ sagte er der Bild-Zeitung.[9] Koch warnte vor der kriminellen Energie jugendlicher Ausländer und zeigte sich besorgt: „Wir haben zu viele kriminelle Ausländer“, sagte Koch der „Bild“-Zeitung. Niemand dürfe sich hinter seinem Migrationsstatus verschanzen. Koch machte die verfehlte Integrationspolitik mit verantwortlich für Gewaltausbrüche jugendlicher Ausländer. „Null Toleranz gegen Gewalt muss ganz früh beginnen und Bestandteil unserer Integrationspolitik sein“, sagte Koch der Zeitung. „Bis vor kurzem wurden in multi-kultureller Verblendung Verhaltensweisen toleriert, die inzwischen zu hochexplosiven Gruppen-Aggressionen führen können.“

Frank-Walter Steinmeier (SPD) diffamierte die Bemerkungen Kochs als „brutalstmöglichen Populismus“. Er forderte Koch auf, eine „bessere Integrationspolitik“ zu betreiben, „statt die Menschen gegeneinander aufzubringen“. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) faselte von „Unfug“ und „Irreführung“. Der SPD-Ministerin warf Koch daraufhin in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ eine Blockadehaltung beim Jugendstrafrecht vor. „Die Union hat im Bundesrat viele Vorschläge für ein effektiveres und härteres Jugendstrafrecht gemacht. Bundesjustizministerin Zypries hat sie alle verhindert“, sagte der CDU-Politiker. „Ich führe diese Debatte schon seit vielen Jahren und nicht erst im Wahlkampf und lasse mir es auch nicht zum Tabu erklären, nur weil Wahlkampf ist“, betonte Koch. Zugleich äußerte Koch grundsätzliche Kritik am Umgang der SPD mit jugendlichen Straftätern: „Die Sozialdemokraten tragen die Verantwortung dafür, daß in den 1980er- und 1990er-Jahren nicht konsequent gegen ausländische jugendliche Kriminelle vorgegangen wurde“, sagte er. „Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, daß wir das Problem in zehn Jahren immer noch nicht gelöst haben.“

Unterstützung für seinen Vorstoß erhielt Koch auch vom Weißen Ring, der Migrantenverbänden Verharmlosung vorhielt.

Der Generalsekretär des Zentralrat der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, versuchte Koch in „NPD-Nähe“ zu rücken. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wies die unsachliche Kritik zurück. Der Vorwurf, Kochs Wahlkampf unterscheide sich kaum noch von dem der NPD, sei „an Absurdität gar nicht mehr zu überbieten“. Pofalla verteidigte Kochs Äußerungen. „Wenn unter den jugendlichen Straftätern überproportional viele Ausländer zu finden sind, dürfen Staat und Politik nicht darüber hinwegsehen“, sagte er. „Ich warne die Kritiker aus den Reihen von SPD und Grünen davor, mit absurden Argumenten wie dem der Ausländerfeindlichkeit eine wirklich notwendige Debatte abzuwürgen. Wer so handelt, setzt auch die Akzeptanz der Bevölkerung in einen handelnden Rechtsstaat aufs Spiel“, betonte Pofalla.

Nachdem die Türkischen Gemeinden in Deutschland (TGD) - wie zuvor bereits der Zentralrat der Juden in Deutschland - den CDU-Wahlkampf in Hessen mit den Kampagnen der rechtsextremen NPD verglichen hatten, gaben die Christdemokraten Kontra: Ihre Fachpolitikerin für Extremismusfragen im Bundestag, Kristina Köhler, warf den TGD in einer Pressemitteilung vor, diese „fütterten schon seit Jahren gemeinsam mit islamistischen Verbänden den wachsenden deutschenfeindlichen Rassismus“. Köhler sprach sich für ein hartes Vorgehen gegen jugendliche Gewalttäter aus. „Dieser erschütternde Fall belegt: Wir brauchen dringend Mittel und Wege, um jugendliche Intensivtäter aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie jemanden fast totschlagen“, sagte sie.

Jens Jessen, Feuilletonchef der „Zeit“, verstieg sich in einem Videoblog seiner Zeitung, mit Blick auf den U-Bahn-Überfall in München, zu der unglaublichen Behauptung ob der Rentner, der in der U-Bahn sich das Rauchen verbat, nicht nur das letzte Glied einer Kette „unzähliger Gängelungen und Ermahnungen“ sei, die Ausländer in Deutschland zu erleiden haben und in diesem Fall das Fass zum Überlaufen brachte. Er stelle die Frage, so Jessen, ob unser Problem in Wahrheit nicht darin bestehe, „daß es zu viele besserwisserische deutsche Rentner gibt, die den Ausländern hier das Leben zur Hölle machen und vielen Deutschen auch“.

Debatte in Bayern

Die U-Bahn-Schläger: Serkan A. (li.) und Spyridon L.

Bayerns Innenminister Herrmann fordert härtere Gesetze und plante, einen der beiden Tatverdächtigen in die Türkei zurückzuschicken.

„Wenn es rechtlich möglich ist, werden wir den türkischen Straftäter ausweisen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) laut „Bild“-Zeitung. „Bei dem anderen haben wir keine Handhabe, weil er EU-Bürger ist.“

Herrmann forderte die Anhebung der Höchststrafe für solche Gewaltverbrechen von 10 auf 15 Jahre. Der CSU-Politiker bemängelte, daß die Justiz bei früheren Straftaten zu milde mit den beiden geständigen Tätern umgegangen sei. „Die beiden hätten längst hinter Schloss und Riegel gehört. Bloß weil es sich um Jugendliche handelt, können wir nicht so nachsichtig sein“, sagte er. „Wir müssen die Bevölkerung vor solchen Gewalttätern schützen.“

CSU-Chef Erwin Huber unterstützte die Forderung nach einem schärferen Jugendstrafrecht: „Das hat eine abschreckende Wirkung.“ Er wies den Vorwurf zurück, seine Partei verlange aus populistischen Gründen härtere Strafen. Die CSU tritt dafür ein, die Höchststrafe für jugendliche Täter von 10 auf 15 Jahre zu erhöhen.

Auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein sprach sich dafür aus, den türkischen Schwerverbrecher abzuschieben. CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid stellte hinter diese Forderung. „Wer sich in Deutschland außerhalb der Rechtsordnung stellt, hat in unserem Land nichts zu suchen“, erklärte Schmid. „Wer sich nicht in unsere Gesellschaft integrieren, die Gesetze befolgen und unsere Werte beachten will, der kann nicht bei uns bleiben.“ Er habe hunderte E-Mails besorgter Bürger erhalten, sagte Schmid.

„Das ist keine jugendtypische Schlägerei gewesen, sondern ein unglaublich feiger und gefährlicher Anschlag“, sagte auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Eine Verschärfung des Strafrahmens für Jugendliche lehnte er dagegen aber ab. Wenn es überhaupt ein Problem gebe bei der Frage des Strafrahmens, dann liege es daran, daß Tätern zwischen 18 und 20 Jahren noch häufig Jugendstrafrecht zugebilligt werde. Es gebe eine „Engelsgeduld bei Anwendung von Jugendstrafrecht“. In diesem Fall gehe die Justiz aber von sich aus mit der erforderlichen Konsequenz vor. Obwohl der Türke schon länger polizeibekannt war, lehnte der Oberbürgermeister eine sofortige Ausweisung ab. Der junge Mann sollte vielmehr erst seine Strafe verbüßen.

„Es ist ein unerträglicher Gedanke, daß man sich der Strafe entziehen kann, indem man abgeschoben wird.“

Verurteilung

Das Landgericht München verurteilte den 21-jährige Serkan A. wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Gefängnis. Auch bei dem 18-jährigen Spyridon L. sah der Richter versuchten Mord als erwiesen an, verhängte aber in seinem Fall eine Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten. Der Vorsitzende Richter der Jugendkammer, Reinhold Baier, folgte damit fast vollständig der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung kündigte Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) an. Serkan und Spyridon zeigten sich nach der Urteilsverkündigung alles andere als geknickt oder schuldbewußt. Aus einem Polizeibus heraus streckten sie Passanten und Fotografen die Mittelfinger entgegen.

Serkan A. hat beantragt, seine deutsche Freundin Natascha, mit der er ein gemeinsames Kind (Samira) hat, im Gefängnis heiraten zu dürfen. Dadurch wird er sich vor der Abschiebung wahrscheinlich drücken können.[10]

Siehe auch

Verweise

Filmbeiträge
Karikaturen

Fußnoten