Unternehmen „Bruno“

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
5. Dezember 1944: Oberleutnant MA. Hans-Friedrich Prinzhorn (links), der beim Unternehmen „Bruno“ mit neuartigen Kampfmitteln der Kriegsmarine die Kreuzschanzschleuse des Hafens von Antwerpen in die Luft sprengte, berichtet Kapitän zur See Ritterkreuzträger Friedrich Böhme über einen erfolgreichen Einsatz.

Das Unternehmen „Bruno“ war der Deckname einer Geheimoperation, welche die Sprengung der Kreuzschanzschleuse (Kruisschans) von Antwerpen[1] durch zehn deutsche Meereskämpfer (sechs Kampfschmimmer und vier Marine-Einsatz-Kommandosoldaten des M.E.K. 60) der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine zum Ziel hatte. Das Kommandounternehmen erfolgte in der Nacht vom 16. auf den 17. September 1944 und verlief erfolgreich.

Planung und Ausführung

Ende August 1944 war die deutsche Front in Frankreich größtenteils zusammengebrochen. Die Alliierten waren aus ihren Brückenköpfen in der Normandie im Zuge der Operation Neptune ausgebrochen und stießen im Rahmen ihrer Offensive durch Nordfrankreich und Belgien vor. Dort besetzten sie am 4. September nach kurzem, aber heftigem Kampf Antwerpen. Den Alliierten erschloß sich dadurch der wichtigste Umschlagshafen Europas. Obwohl der abgetrennte Seehafen (Dockhafen) relativ weit am Oberlauf der Schelde lag, wurde er dennoch durch die Gezeiten beeinflußt. Daher sorgten Schleusen dafür, daß der Wasserspiegel im Hafenbecken konstant blieb und dieser so ständig von Schiffen, die dieses Nadelöhr passieren mußten, genutzt werden konnte.[2]

Der deutsche Hafenkommandant von Antwerpen, Fregattenkapitän Joachim Syskowitz[3] kam bei der versuchten Zerstörung der Hafenschleusen ums Leben, da er die Sprengung direkt am Objekt selbst vornehmen mußte und sich opferte. Friedrich Böhme, Chef des Kommandostabes West, wandte sich danach an das Kommando der Kleinkampfverbände (KdK). Das KdK entsandte daraufhin das Marine-Einsatz-Kommando 60 (M.E.K. 60) unter dessen Kommandeur Hans-Friedrich Prinzhorn, das wenig später in Utrecht eintraf. Dieses wurde geschickt, da man einen direkten Angriff mittels Kriegsschiffen und Flugzeugen aufgrund der massiven alliierten Sicherheitsvorkehrungen für unmöglich hielt. Daher sollten das M.E.K. und die abkommandierten Meereskämpfer der Kriegsmarine zum Einsatz kommen.

Der Plan Prinzhorns sah vor, mittels zweier Sprengboote vom Typ Linse, die von der K-Flottille 216 gestellt wurden, Kampfschwimmer bei Nacht, von der Scheldemündung kommend, in die Nähe der 35 Meter breiten Schleusentore zu bringen und sie dort abzusetzen. Diese sollten dann die restliche Strecke mit der mitgeführten Torpedomine, kurz To-Mine genannt, schwimmend zurücklegen.[4]

An ihrem Ziel angekommen, sollten die Kampfschwimmer die mit 1.000 Kilogramm Sprengstoff gefüllte Mine auf dem Sohlengrund ablegen und den Zeitzünder aktivieren. Prinzhorn forderte, um seine Chancen auf Erfolg zu erhöhen, zwei To-Minen an und bildete zwei Kommandotrupps. Die Trupps bestanden aus jeweils einem Führer, einem Bootssteuerer sowie drei Kampfschwimmern, die auf einer schallgedämpften Linse aufsaßen. Die To-Mine wurde in Schlepp genommen. Der geplante Einsatz am 12. September 1944 mußte verschoben werden und auch ein am Folgetag wiederholter Einsatz scheiterte aufgrund zu starker Gegenströmung.

Als neuer Angriffstermin wurde die nebelige Nacht vom 16. auf den 17. September bestimmt. Andere Quellen benennen hierfür die Nacht des 15. auf den 16. September. Während sich die Kommandolinse 2 unter Prinzhorn auf ihrem Anmarschweg im Nebel verirrte und die Schleuse nicht fand, konnte die Kommandolinse 1 sich erfolgreich in die Nähe der Schleuse bringen.[5] Truppführer war Erich Dörpinghaus, der später auch Einsatzleiter bei der Zerstörung der Brücke von Remagen[6] war. Sein restliches Kommando bestand aus den Kampfschwimmern Karl Schmidt, Hans Greeten und Rudi Ohrdorf. Der Anmarsch der Linse geschah unbemerkt. Etwa 1.000 Meter vor dem Ziel – die Entfernung konnte aufgrund des Nebels nur geschätzt werden – wurden die Schwimmer ins Wasser gelassen. Nach der Überwindung mehrerer Netzsperren und einer zwischenzeitlichen Orientierungslosigkeit konnte das Schleusentor schließlich gefunden werden. Schmidt und Ohrdorf versenkten die To-Mine am Sohlengrund und aktivierten den 150 Minuten laufenden Zeitzünder. Etwa 90 Minuten [7] beziehungsweise 75 Minuten[8] nach Einsatzbeginn – die Angaben schwanken zwischen diesen beiden Werten – kehrten die Kampfschwimmer zu ihrer Kommandolinse zurück und konnten unentdeckt entkommen.

Erfolg und Auswirkung

Am 17. September 1944 um 5.00 Uhr detonierte die plazierte Mine und beschädigte die Schleusentore so schwer, daß der alliierte Nachschubverkehr für mehrere Wochen stark behindert wurde. Die umgeschlagene Kapazität fiel hierdurch um bis zu 90 Prozent im Vergleich zum Zeitpunkt unmittelbar vor der Sprengung der Schleuse. Dies verschaffte den deutschen Verbänden der Wehrmacht und der Waffen-SS eine Atempause, die sie zur Neugliederung und Aufstellung nach den heftigen Rückzugskämpfen nutzten.

Fußnoten

  1. Lawrence Paterson: Waffen der Verzweiflung - Deutsche Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote im Zweiten Weltkrieg. 2009, S. 132–137.
  2. Cajus Bekker: Einzelkämpfer auf See: Die deutschen Torpedoreiter, Froschmänner und Sprengbootpiloten im Zweiten Weltkrieg. 1968, S. 125–127.
  3. (Lebensrune.png 13. November 1896 in Frankfurt am Main; Todesrune.png 11. September 1944 in Antwerpen) trat am 4. Januar 1915 der kaiserlichen Marine bei. Im Zuge der Demobilisierung nach dem Ersten Weltkrieg wurde er am 14. September 1919 aus der Armee entlassen. Vom 1. Juni 1943 bis zum 4. September 1944 agierte er als Hafenkommandant von Antwerpen. Bei dem Versuch, die Kreuzschanzschleuse zu sprengen, wurde Syskowitz schwer verwundet. Er starb an diesen Verletzungen am 11. September 1944 im Marinelazarett von Antwerpen. Er wurde posthum für diese Tat mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes sowie der Beförderung zum Kapitän zur See geehrt.
  4. Bei der To-Mine handelte es sich um eine sogenannte GS-Mine, welche die Standardtorpedomine der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg war. Ihre Länge betrug, je nach Ausführung, etwa 1 bis 1,50 Meter. Ihre Sprengkapazität lag zwischen 500 und 1.500 Kilogramm. Die modifizierte GS-Mine wurde von einem langgestreckten, aus Aluminium gefertigten Schwimmkörper getragen, der mit Ammoniakgas gefüllt wurde. Dies bewirkte, daß die To-Mine mit zwischen 30 und 40 Gramm erzeugtem Untertrieb dicht unter der Wasseroberfläche schwebte und so relativ mühelos von den Kampfschwimmern gehandhabt werden konnte.
  5. Cajus Bekker: Einzelkämpfer auf See: Die deutschen Torpedoreiter, Froschmänner und Sprengbootpiloten im Zweiten Weltkrieg. 1968, S. 134–135.
  6. Auch die Zerstörung der Ludendorff-Brücke in Remagen spielte eine gewichtige Rolle bei den M.E.K.-Einsätzen an der Westfront. Die 9. VS-Panzerdivision hatte am Nachmittag des 7. März 1945 diese intakt besetzt. Die zuvor um 16.00 Uhr angesetzte Hauptsprengung der Brücke durch deutsche Pioniere scheiterte durch die Kappung der Zündschnüre. Schon 24 Stunden nach ihrer Einnahme hatten 8.000 amerikanische Soldaten den Rhein überschritten. Deutsche Artillerie beschoß die Brücke noch mehrere Stunden lang, ohne sie jedoch zum Einsturz zu bringen. Hitler befahl daraufhin ihre Zerstörung aus der Luft. Doch auch der Luftwaffe gelang es nicht, die Brücke unpassierbar zu machen. Das K.d.K. forderte schließlich den Einsatz der „Maiale-Gruppe Lehmann“ an, des einzigen deutschen K-Verbandes, der auf den italienischen bemannten Torpedos vom Typ SLC aufgestellt worden war. Die Gruppe um Lehmann traf am 17. März 1945 in Remagen ein. An diesem Tag feuerte die SS-Werferabteilung 500 vom niederländischen Hellendoorn aus elf V2 in Richtung der Brücke, die schließlich an diesem Tag auch zusammenbrach; allerdings konnte die Kausalität des Fernbeschusses nie gänzlich bestätigt werden. Nach dem Zusammenbruch der Brücke starteten in der Nacht vom 17. auf den 18. März 1945 sieben SS-Kampfschwimmer des SS-Jagdkommandos „Donau“ unter dem Kommando des Untersturmführers Schreiber zu ihrem Einsatz gegen die 17 km Wasserweg entfernt errichtete Pontonbrücke bei Linz am Rhein. Die Wassertemperatur des Rheins lag gerade bei 7 °C, was zur Folge hatte, daß zwei Kampfschwimmer auf ihrem Weg erfroren. Zwei weitere fielen durch Feindbeschuß und die restlichen drei, darunter auch ihr Einsatzleiter Schreiber, gerieten in Gefangenschaft
  7. V. E. Tarrant: Das letzte Jahr der deutschen Kriegsmarine Mai 1944 bis Mai 1945. 1994, S. 133.
  8. Cajus Bekker: Einzelkämpfer auf See: Die deutschen Torpedoreiter, Froschmänner und Sprengbootpiloten im Zweiten Weltkrieg. 1968, S. 132