Voigt-Diederichs, Helene

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Helene Voigt-Diederichs (Lebensrune.png 26. Mai 1875 in Marienhoff; Todesrune.png 3. Dezember 1961 in Jena) war eine deutsche Schriftstellerin und Mitglied des Eutiner Dichterkreises.

Leben

In all ihrem Schaffen blieb Helene Voigt-Diederichs eng mit den Menschen der norddeutschen Heimat, ihrer Arbeit und dem bäuerlichen Volkstum verbunden. Immer wieder suchte sie das Land ihrer Herkunft auf und machte sein Erbgut in einer Reihe von Skizzen, Erzählungen und Geschichten lebendig.
Die Dichterin wurde am 27. Mai 1875 auf dem Gut Marienhoff in Schleswig-Holstein geboren und verbrachte dort im Kreise von neun Geschwistern eine glückliche und erlebnisreiche Kindheit. Ihre Ahnen waren seit Jahrhunderten landeingesessene Bauern und Handwerker, und erst mit dem Blutserbe der Mutter mischt sich in ihr der Geist der Hamburger Kaufleute und Advokaten.

Von Kind auf verwuchs sie innig mit dem Gang des Alltags, seinen Verrichtungen und kleinen Begebenheiten, dadurch vermochte sie später die schwerblütigen Menschen und das, was sie bewegt, warm und echt zu zeichnen. Ebenso gern, wie sie in der Welt der Bücher untertauchte, träumte und wagte sie sich auf Baumwipfel und Pferderücken. Sie erzählte aus ihrer Kindheit folgende kleine Begebenheit:

„Der aufrichtigste Haß traf die Mädchenkleider. Sie hinderten die Freiheit der Glieder, mußten geschont werden. So lief ich meist in den Hosen meines Bruders. Eines Tages fand meine Mutter, daß ich zu groß sei für das Tragen von Jungenszeug. Es ist überhaupt verboten! so fertigte sie mich ab. Wenn du es durchaus wissen möchtest, mußt du den Kaiser fragen. Das Kind nahm den Rat ernsthaft, schrieb auf eigene Faust nach Berlin einen mühevollen Brief — dessen Antwort heute noch aussteht.“

Das früheste Dokument ihrer schriftstellerischen Neigung war gleichsam ihr Kindheitstagebuch. Es ist bezeichnend, daß sie als Dreizehnjährige uralte, vom Gesinde des Gutes gesungene Lieder sammelte und aufschrieb. Nachdem die kaum Erwachsene auf einem kinderreichen Gut ausgebildet worden war, übertrug man ihr die Pflege des großen Obst- und Gemüsegartens und den Unterricht der jüngeren Geschwister. In dieser Zeit entstanden die ersten Verse und Geschichten, die ihren Weg in große Tageszeitungen fanden. Sie waren Vorläufer der Novellensammlung „Schleswig-Holsteiner Landleute". Reisen führten Helene Voigt-Diederichs nach Hamburg, Berlin, Königsberg und Italien. In Leipzig lernte sie dann den jungen Verleger Eugen Diederichs kennen, den sie kurz darauf heiratete. In schöner Erfüllung ihres frühen Bekenntnisses „Meinem Herzen sind die Kinder am nächsten auf der Erde" lebte die Dichterin im Kreise ihrer Kinder und Kindeskinder in Jena. In dem bekanntesten ihrer Bücher „Auf Marienhoff" hatte sie dem Leben und Wirken ihrer Mutter und damit allen kinderreichen Müttern ein Denkmal gesetzt. Die Dichterin war vor allem Novellistin und verstand es, Landschaftsbilder in wahrhaft suggestiver Kraft zu zeichnen und die Natur stets wieder in neuer Beleuchtung und Abstufung zu zeigen. Sie war aber auch eine Meisterin der Seelenschilderungen. In fast jeder Erzählung schimmerte ein Stück eigene Kindheit durch. In ihrem Roman „Dreiviertel Stund vor Tag" erzählte sie vom Schicksal eines niedersächsischen Bauernmädchens, das sich aus armer Kindheit den Platz in der Gemeinschaft erkämpfte und zeigte den zielsicheren Weg ins Muttersein. Die Sinnbilder reinen Frauentums und edler Menschlichkeit, die in ihren Erzählungen voll innerer Wahrhaftigkeit ausgeprägt waren, wirkten ohne jedes sprachliche Geprange unmittelbar aus kraftvollem, ursprünglichem Verhältnis zu Natur und Schicksal.

Die Schriftstellerin Helen Voigt-Diederich ist mit über 40 veröffentlichten Büchern die produktivste und bekannteste der drei im „Eutiner Dichterkreis“ vertretenen Schriftstellerinnen. Sie gilt bei manchen Literaturwissenschaftlern auch als eine der am meisten geschätzten deutschen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts.

Sie wurde 1944 als eine von zwei Autorinnen in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen.

Schriften (Auswahl)

  • Regine Vosgerau: aus dem Schleswigschen Volksleben (1901) (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Nur ein Gleichnis (1909) (PDF-Datei)
  • Zwischen Himmel und Steinen, Pyrenäenfahrt mit Esel und Schlafsack (1919) (PDF-Datei)
  • Schleswig-Holsteiner Landleute
  • Auf Marienhoff
  • Unterstrom (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Gast in Siebenbürgen
  • Der grüne Papagei
  • Aber der Wald lebt
  • Aus Kinderland (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Vom alten Schlag
  • Ring um Roderich
  • Mann und Frau
  • Dreiviertel Stund vor Tag (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!