Weiße Armee
Die Weiße Armee (auch Weiße Truppen, Weiße Garden, russ. belaja armija, Белая армия) war eine russische Befreiungsbewegung, die in den Jahren des russischen Bürgerkrieges für die Erhaltung eines freien Rußlands und gegen eine verbrecherische bolschewistische Machtergreifung kämpfte. Am Ende des Ersten Weltkrieges bekämpften die Weißen sowohl die Rote Armee als auch die deutschen Armeen des Kaiserlichen Heeres sowie der k. u. k. Armee. Es gibt zahlreiche Berichte, auch von der berühmten Krankenschwester Elsa Brandström, daß die Weiße Armee (insbesondere die Kosakenverbände) im Ersten Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene teilweise noch schlimmer behandelte als die Rote Armee dies schon tat.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste Truppen der weißen Armee wurden bald nach der Oktoberrevolution von 1917 in der Stadt Nowotscherkassk vom Infanteriegeneral Michail Wassiljewitsch Alexejew zur Jahreswende 1917/1918 aus Teile der Kaiserlich-Russischen Armee gebildet und unter dem Namen „die Freiwilligenarmee“ bekannt. Erster Kommandeur wurde Infanteriegeneral Kornilow, während Alexejew oberster Leiter aller Truppenteile wurde. Zu dieser Zeit zählte die Freiwilligenarmee 2.000 Kämpfer und wuchs später auf 100.000 an, denn bereits im Sommer 1918 entstanden ähnliche militärische Einheiten im Osten von Rußland und ein Jahr später im Norden und Nordwesten. Die größten von ihnen waren:
- Bewaffnete Kräfte des Süden Rußlands unter dem Kommando von General Denikin,
- Armee unter dem Kommando des Admirals Koltschak und die
- Russische Armee auf der Krim.
Die weiße Farbe als Symbol der orthodoxen Kirche sollte die Reinheit der Idee und die Gerechtigkeit signalisieren.
Bei der Bildung wurde zum größten Teil die Organisationsstruktur der alten russischen Armee übernommen. Üblicherweise bildete bei der Infanterie ein Bataillon den Grundstein einer Einheit, während es sich bei der Kavallerie um eine Schwadron handelte. Eine Ausnahme bildeten nur die Kosaken, bei denen an die Stelle der Schwadron eine Hundertschaft trat. Alle Truppenteile bildeten Regimenter, die dann zu Divisionen verbunden waren. Ein Korps bestand aus zwei bis drei Divisionen. Die Armeen von Koltschak und Pjotr Nikolajewitsch Wrangel zählten durchschnittlich zwei bis drei Korps. Bewaffnet waren die Weißgardisten mit Gewehren, Maschinengewehren und Artillerie und besaßen etliche Panzerzüge.
Zusammenbruch
Der Zusammenbruch erfolgte 1920, als Anton Iwanowitsch Denikin vor Moskau gegen die Bolschewisten eine Niederlage erlitt. Wrangel versuchte dann in den Gebieten im Süden Rußlands und auf der Krim eine unabhängige Staatsmacht zu gründen. Im November 1920 wurden jedoch die letzten Truppen der Weißen Armee von der Halbinsel Krim vertrieben, wobei es zu bestialischen Racheakten der Rotarmisten an den gefangenen und verwundeten weißen Soldaten kam. Fast ein Jahr länger hielten die weißen Truppen unter der Führung von Grigorij Semjonow und Michail Diterichs im Fernen Osten durch. Mit Unterstützung japanischer Truppen versuchten sie vergeblich einen eigenständigen Fernost-Staat zu bilden. Mit der Einnahme von Wladiwostok durch die Bolschewisten Ende Oktober 1922 war Rußlands Schicksal endgültig besiegelt.
Bekannte Kommandeure
- Theodor Alexander Graf von Keller
- Alexander Iljitsch Dutow
- Pawel Bermondt-Awalow
- Wladimir Oskarowitsch Kappel
- Stanislaw Nikodimowitsch Bulak-Balachowitsch
- Alexander Pawlowitsch Kutepow
- Konstantin Konstantinowitsch Mamontow
- Wladimir Sergejewitsch Tolstow
- Boris Wladimirowitsch Annenkow
- Radola Gajda
- Wiktor Leonidowitsch Pokrowski
- Andrej Grigorjewitsch Schkuro
- Robert von Ungern-Sternberg
- Grigori Michailowitsch Semjonow
- Sergei Georgijewitsch Ulagai
- Nikolai Iudowitsch Iwanow
- Anton Iwanowitsch Denikin
- Alexander Wassiljewitsch Koltschak
- Lawr Georgijewitsch Kornilow
- Michail Wassiljewitsch Alexejew
- Jewgeni Karlowitsch Miller
- Pjotr Nikolajewitsch Krasnow
- Pjotr Nikolajewitsch Wrangel
- Nikolai Nikolajewitsch Judenitsch
- Anatoli Nikolajewitsch Pepeljajew
- Michail Konstantinowitsch Diterichs
- Alexei Nikolajewitsch Grischin-Almasow
- Alexei Maximowitsch Kaledin
Siehe auch
Literatur
- Edwin Erich Dwinger: Zwischen Weiß und Rot. Die russische Tragödie 1919-1920, 1930 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
- Rudolf Karmann: Der Freiheitskampf der Kosaken. Die Weisse Armee in der Russischen Revolution 1917-1920, Idea-Verlag 1985