Züchner, Rudolf

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Rudolf Züchner

Rudolf Züchner (Lebensrune.png 1846; Todesrune.png 1890) war ein deutscher Unternehmer und entwickelte die erste Dosen-Verschließmaschine.

Leben

Rudolf Züchner mußte nach dem Tod seines Vaters Heinrich ein schweres Erbe antreten und hatte nicht das Glück, sich in ein von seinen Vorfahren gemachtes Bett legen zu können. Unmittelbar nach seinem Geschäftsübernahme zerstörte ein gewaltige Feuerbrunst den westlichen Teil der Stadt Seesen. Mit zahlreichen Gebäuden wurde auch das Seesener Stammhaus der Familie Züchner ein Opfer der Flammen und mit dem durch die Feuerbrunst vernichteten Hause war aller Besitz der Familie verloren gegangen. Eine kleine Versicherungssumme schützte den jungen Handwerksmeister zwar vor der allergrößten Not, sie reichte aber nicht in entferntesten aus, um sorglos an den Bau eines neuen Hauses gehen zu können, der nur nach Aufnahme einer drückenden Schuldenlast in Angriff genommen und vollendet werden konnte. Aber nicht Verzagtheit und Unentschlossenheit kennzeichneten den Berufsweg Rudolf Züchners, sondern Wagemut und Tatkraft und mutiges Zugreifen, wenn es sich um die Verwirklichung neuer Pläne handelte, und Jahre glücklicher wirtschaftlicher Entwicklung in Deutschland waren sein Aufstieg eine wirksamer Stütze.

Um dieser Zeit vollzog sich ein vollständiger Umschwung, der hervorgerufen wurde durch den mit dem siegreichem Ausgang des deutsch-französischen Krieges verbundenen wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands. Die bald nach Friedensschluß einsetzende ungewöhnlich zunehmende Bautätigkeit wirkte sich auch in der Werkstatt Rudolf Züchners außerordentlich günstig aus. Von großer Tragweite für ihn war ferner eine um 1885 für Seesen erlassene Verfügung, die anordnete, daß sämtliche nach der Straßenseite gelegenen Häuser mit Dachrinnen versehen sein müssen.

Durch diese Verfügung sollte dem von den Bewohnern der Stadt notgedrungen in Kauf genommenen Mißstand abgeholfen werden, daß im Sommer bei Regenwetter die Bürgersteige von den Dächern der Häuser mit Wassergüssen überflutet wurden, so daß die Einwohner sich genötigt sahen, den Fahrweg zu benutzen, und daß sie im Winter der Gefahr ausgesetzt waren, durch die bei Frostwetter von den Dächern reihenweise herabhängenden spitzen Eiszapfen, wie es häufig vorkam, schwere körperliche Verletzungen zu erleiden. Da sich bis zu dieser Zeit Dachrinnen vorwiegend nur an Kirchen, öffentlichen Gebäuden und besseren Bürgerhäusern befanden, mußte die Mehrzahl der Bürger wohl oder übel in den Beutel greifen, für den jungen Klempnermeister Rudolf Züchner bedeutete diese Verfügung aber einen ungeahnten Aufschwung seines Geschäftes.

Noch günstiger wirkte sich für ihn ein anderer glücklicher Zufall aus. Das vorzügliche weiche Wasser der Stadt veranlaßte die Eisenbahndirektion, in Seesen einen Maschinenschuppen zu bauen und zu Speisung der Lokomotiven eine Wasserleitung bis kurz vor die Stadt zu legen. Diese Maßnahme erweckte naturgemäß bei den Bürgern den Wunsch, auch für den Hausbedarf die Vorteile einer eigenen Leitung zu genießen.

Wenn man sich zunächst auch nur mit einer Zapfstelle begnügte, die entweder auf dem Hofe, in der Küche oder auf dem Flur angebracht wurde, so brate das Legen der Rohre dem Geschäft Rudolf Züchners doch einen derartigen Aufschwung, daß er in seiner Werkstatt mehrere Gellen Brot und Arbeit geben konnte.[1]

Durch diese neuartige Belebung des Klempnerhandwerkes vollzug sich nach einer über ein Jahrhundert dauernden gleichförmigen Tätigkeit in der Zunft eine Spaltung. Der Klempner war von jetzt an nicht mehr ausschließlich Blechemballagenfachmann, sondern gleichzeitig Bauhandwerker und Installateur. Während sich nun alle anderen Züchner dem letzten Berufszweige zuwandten, lenkte Rudolf Züchner neben seiner gleichzeitigen Anpassung an die günstigen Erwerbsmöglichkeiten der neuen Zeit seine besondere Aufmerksamkeit auf die bereits von seinem Vater ausgeübte Herstellung von Konservendosen und die Konservierung von Gemüse.

Denn die bald von sich reden machende neue Erfindung hatte naturgemäß schnell das lebhafte Interesse der Hausfrauen erweckt, die sich nun von den Klempnern Dosen anfertigen ließen und ihre Gartenerzeugnisse selbst einmachten. Strebsame Familien begnügten sich aber nicht mit der Herstellung des eigenen Bedarfs, sondern stellen Konserven bereits in etwas größeren Mengen her, die zum Verkauf gebracht wurden. Auf diese Weise ist manche Konservenfabrik entstanden.

Es würde für die heutige Zeit für untragbar gehalten werden, wenn der Preis der Verpackung höher wäre, als der des Inhalts. Damals war es der Fall. Der Herstellungswert der Dosen belief sich auf ungefähr 75 Pfennig, und dieser hohe Preis ergab sich aus der mühelosen Arbeit, die ausschließlich mit der Hand erfolgte, so daß eine Tagesproduktion von 20 Dosen durch einen Gesellen schon als eine beträchtliche Leistung angegeben gesehen wurde. Das Material kam ausschließlich das teure englische Blech zur Verarbeitung, wurde in flache Platten zugeschnitten und diesen die erforderlichen Rundung auf dem Knie mit der Hand oder auf dem Sperrhorn oder Sperrhaken mit dem Hammer gegeben. Darauf wurde die Naht gebörtelt und angesprengt. Nach Füllung der Dose wurde der Deckel gelötet und der Inhalt gekocht.

Häufige Bombagen, die bei dieser Art der Herstellung unvermeidlich waren, veranlaßten später den Klempner, den Deckel innerhalb der Dosen festzulöten, ein Verfahren, das seitens der Hausfrauen, die bislang den Lötzinn durch die glühenden Bolzen ihre Plätteisen zum Schmelzen gebracht hatten und so den Deckel leicht hatten lösen können, nicht mit ungeteilter Freude begrüßt wurde, da sie bei dem neuen Verfahren gezwungen waren, den Deckel mit ein Beil zu zerschlagen und ihn so gebrauchsuntauglich zu machen, was ihnen nur ungern die in Kauf genommene Kosten verursachte.

Die im Privathaushalt im kleinen aufgenommene Konservierungsversuche hatten aber den Vorteil, daß weite Kreise der Bevölkerung die Vorzüge der neuartigen Frischerhaltung ihrer Gartenerzeugnisse erkannten und später dazu übergingen, sich durch Kauf der im großen und weit billiger hergestellten Erzeugnisse der Konservenfabriken für den Winter einzudecken.

Diese günstige Konjunktur machte sich Rudolf Züchner zunutze und er schritt neben der geschäftsmäßigen Herstellung von Dosen nun auch zur selbständigen Konservierung von Gemüse, so daß er als Klempnermeister nicht nur Dosen – sondern auch Konservenfabrikant war, einen Beruf, der in der ersten Zeit der Konservenkonservenfabrik fast immer mit dem Klempnerhandwerk verbunden war, da die Konserven bei den erwähnten hohen Gestehungskosten der Dosen für die verbrauchende Bevölkerung nur dann erschwinglich waren, wenn sie in fachmännische Arbeit in einem größeren Betriebe hergestellt wurden.

So kehrte Rudolf Züchner der alten Tradition des Handwerks den Rücken und beschritt ein Neuland, ein für die deutsche Wirtschaft damals noch unbedeutendes Gebiet, auf dem sein weitschauender Blick eine schnelle Entwicklungsmöglichkeit voraussah. Sein Ziel war die fabrikmäßige Herstellung von Konservendosen und gleichzeitig die Konservierung von Gemüse im Großen.

Da Rudolf Züchner aber nicht über die erforderlichen Mittel verfügte, seinen Plan allein auszuführen, mußte er nach Männern Ausschau halten, die bereit waren, seine Pläne zu unterstützen. 1886 schloß er sich mit Heinrich Sieburg und dem aus Bremen stammenden Kaufmann Beermann zusammen, mit denen die erste Seesener Konservenfabrik in dem Sieburgschen Hause auf der Bismarckstraße gründete.

Das Unternehmen würde sich heute wohl kaum mit gutem Recht als Fabrik bezeichnen können, es war mehr als bescheiden eingerichtet und wie man zu sagen pflegte ein Waschküchenbetrieb, für den ein großer Teil der Arbeit, im besonderen das Putzen von Gemüsen, von den Bewohnern der Nachbarschaft geleistet wurde. Trotzdem war es für den damaligen Zeit eine bedeutender Fortschritte, und wenn die auch nur in Ausnahmefällen erreichte Produktionsziffer von 1.0000 Dosen an einem Tag, für deren Herstellung allerdings auch die Nacht mit zur Hilfe genommen werden mußte, war ein Ereignis von großer Bedeutung.

Nachdem im Jahre 1890 erfolgten Tode Rudolfs erlosch wegen Erbauseinandersetzung in der Familie Züchner die von ihm ins Leben gerufene Firma, seine Ideen aber wurden von zwei Männern weitergetragen, die obwohl sie später verschiedene Wege gingen, beide das Werk Rudolf Züchners fortsetzen. Das war sein ältester Sohn Fritz und der Mitbegründet der Fabrik, Heinrich Sieburg, der mit seinem Schwiegersohn Karl Pförtner die in ersten Seesener Konservenfabrik gesammelten Erfahrungen in einer von ihm neu gegründete Firma verwertete, die nach unseren heutigen Begriffen zwar zunächst unbedeutend war, sich unter Anpassung an die sich an die sich entwickelten Verhältnisse dank der Zähigkeit und dem großen Fleiße der Inhaber im Laufe der Jahre aber zu einer in Deutschland führenden Fabrik entwickelte und unter der Firma „Sieburg & Pförtner“ weiter leebte unter der Handelsmarke „Sonne“ industriell produzierte. Ab 1924 gab es dann neben den „Sonnen Conserven“ auch die „Sonnen Eier-Nudeln“ neu im Sortiment. Im Jahr 1931 schloß man sich mit der gleichfalls angesehenen Konservenfabrik „M. Bassermann & Cie“ zusammen. Die anfänglich getrennte Vermarktung wurde 1967 zur gemeinsamen Vertriebsmarke „Sonnen-Bassermann“ zusammengelegt. Heute gehört das Unternehmen zum Lebensmittelkonzern „H. J. Heinz Company“.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Die Züchners – Werden und Wachsen einer deutschen Industrie, E. Appelhaus & Co., Braunschweig 1936