Züchner sen., Fritz
Fritz Züchner sen. ( 1870; 1950) war ein deutscher Unternehmer und baute seine Firma zum Unternehmensverbund mit mehreren Werken und bis zu 1.500 Mitarbeitern aus.
Leben
Fritz Züchner (der Ältere) hatte in dem Betrieb seines Vaters Rudolf nicht nur das Klempnerhandwerk erlernt, sondern auch in der Konservenfabrik mitgearbeitet und sich mit der Konservierung von Gemüse vertraut gemacht. Sobald er seine Lehrzeit beendet hatte, begab es sich auf die Wanderschaft und verbrachte seine Wanderjahre in Bückeburger Land und in Westfalen. Mit 19 Jahren wurde er Soldat bei den Goslarer Jäger, wurde aber infolge des plötzlichen Todes seines Vaters vor Beendigung seiner Dienstzeit vom Militär entlassen und trat in das von seiner Mutter weitergeführte Geschäft, in dem er die von seinem Vater begonnen Konservierung von Gemüse aller Art sofort wieder aufnahm und die dazu erforderlichen Dosen zunächst mit mehreren Gesellen in der eigenen Werkstatt anfertigte.
Aber schon bald entsprach die Enge des Betriebes nicht mehr den weitgestreckten Zielen des jungen Inhabers. Er trat seine Bau – und Installationsklempnerei, sowie die damals bedeutenden Fabrikation von Blechschindeln zur Hausbekleidung an seinen Bruder Otto ab und baute auf der Langen Straße in Seesen eine neue Konservenfabrik.
Von dieser Zeit an entfaltete Fritz Züchner eine ungeahnte Energie. Sein Schaffensdrang und seine Schaffensfreude kannten keine Grenzen. Sie gaben dem kleinen im Dornröschenschlaf liegenden Harzstädtchen ein ganz neues Gepräge und enrweckten in ihn ein außergewöhnlich reges Wirtschaftsleben, das nicht nur die Einheimischen Brot und Arbeit gab, sondern auch zahllosen Familien, die von den wirtschaftlichen Aufschwung angelockt nach Seesen kamen, eine neue Heimat schaffte, so daß die Einwohnerzahl des Ortes sich in wenigen Jahrzehnten verdoppeln konnte.
Fritz Züchner war eine ausgesprochene, weit über die Grenzen seines Vaterlandes bekannte Persönlichkeit geworden. Er besaß Eigenschaften, die den großen Wirtschaftsgestalten seines Zeitalters nachgesagt werden: neben unermüdlichen Fleiß und rastlosen Schaffen, neben weitem Blick, großem Können und schneller Initiative für schwer zu entscheidende Fragen zeichnete ihn trotz aller Erfolge eine bewundernswerte persönliche Anspruchslosigkeit aus, und der von ihm geprägte Satz[1]: „Ich habe nie die Freude am Gelde empfunden, sondern die Freude am Schaffen“, charakterisiert ihn besser als alle Worte. Seine ganze Größe aber zeigt sich in der unbeugsamen Tapferkeit, mit der er die die Kraft der Menschen übersteigenden und unabwendbar über sie hereinbrechenden Schicksalsschläge zu tragen verstanden hat und die ihn niemals klein und verzagt gemacht, sondern ihm immer nur wieder Anregung und Kraft gegeben haben, mit den aus den Niederschlägen gesammelten Erfahrungen in unvermindertem Schaffensdrang neue Pläne zu verwirklichen.
Sein erster Kompagnon Schoof in gründete auf der Frankfurter Straße eine neue Konservenfabrik, die später auf Umwegen wieder in den Besitz der Familie Fritz Züchner überging. Während des Ersten Weltkrieges wurde die am Fritz Illemann aus Braunschweig und den späteren Besitzer, Hermann Bosse aus Bockenem verkauft.
Sein zweiter Geschäftsteilhaber Blasneck gründete nach seinem Ausscheiden ebenfalls eine Konservenfabrik an der Frankfurter Straße, in der später die Seesener Central-Molkerei ihren Sitz hatte, die im ganzen Deutschen Reich bekannt war wegen ihrer bahnbrechenden Vorarbeiten für die Sauermilchkäserei und mehr als tausend Käsereien des In– und Auslandes mit in eigener Brutstätte erzeugten Kulturen versorgte.
Im Jahre 1907 überließ Fritz Züchner die Fabrik seinem dritten Teilhaber, Karl Dröge, der sie paar Jahrzehnte geführt hatte.
Fritz Züchner selbst aber widmete sich von diesem Zeitpunkt an fast ausschließlich der Herstellung von Dosen, ohne allerdings sein lebhaftes Interesse für die Konservenindustrie zu verlieren und ohne es zu versäumen, seine auf vielseitigen Gebieten liegenden Kenntnisse werden das Ersten Weltkrieges in den Dienst der Überwindung der Rohstoffknappheit zu stellen.
Es erweckt den Anschein, als ob er zur vollen Entfaltung seiner Kräfte erst mit der im Jahre 1907 gegründeten Seesener Blechwarenfabrik, Fritz Züchner, gekommen ist; denn dieses Unternehmen, dass als erstes aller Seesener Fabriken Bahnanschluß erhielt, hatte eine ungeahnte schnelle und glückliche Entwicklung.
Wie sich die Zahl bei der Eröffnung des Betriebes auf rund 50 Arbeiter belaufenden Gefolgschaft von Jahr zu Jahr erhöhte und schließlich über 1.500 Mitarbeiter betrug, so erfuhr auch die Vielseitigkeit der erzeugten Güter eine dauernde Steigung. 1908 stellte er in seinem Betriebe als einer der ersten fabrikmäßigen Marmeladeneimer her, von denen während des Ersten Weltkrieges bis zu 30.000 Stück täglich angefertigt wurden. Neben Konservendosen und Marmeladeneimern wurden im Laufe der Zeit Kanister, bedruckte Packungen, Eimer, Blechschachteln für die chemische Industrie und viele andere ins Fach schlagende Gegenstände hinzugenommen, die den Namen Fritz Züchner in alle Welt trugen.
Neben dieser vierseitigen Fabrikation nahm Fritz Züchner im Jahre 1912 auch noch die neuartige Erzeugung von Aluminium–Kochgeschirr auf und gliederte zu diesem Zwecke seinem Seesener Unternehmen eine Aluminiumfabrik an. Als aber der Ausbruch des Ersten Weltkrieg sämtliche in Deutschland vorhandenen Aluminiumwaren beschlagnahmt worden und die Fabrikation eingestellt werden mußte, stellte sich auch dieser Betrieb auf die Lieferung von Kriegsgut um und wurde von besonderer Bedeutung durch die Herstellung von Papierdichtungsringen für Konservendosen, die einen bewährten Ersatz für Gummiringe bildeten. Dieses Verfahren hatte Fritz Züchner aufgrund seiner Kenntnisse in der Klempnerei erprobt, in der schon außer der Verwendung von Metallen durch Löten Abdichtungen durch Papier dadurch ermöglicht man, daß das Material gefalzt oder zusammen genietet und als Zwischenlage Papier verwandt wurde. Diese Papierabdichtung hatte sich in die der Kriegszeit, in der Gummi nicht zur Verfügung stand, als sehr brauchbar erwiesen und ist bei vielen Betrieben des Deutschen Reiches bei Millionen von Dosen zur Anwendung gekommen.
Das Anrollverfahren, durch das das Papier an den Deckel befestigt wurde, war geschützt, wurde aber während des Krieges aus vaterländlichen Interesse von Fritz Züchner für die Allgemeinheit freigegeben und wird heute von der gesamten großen Dosenindustrie als selbstverständlich angewandt. So stand das Werk bei Ausbruch des Krieges gerüstet da, um die vom Vaterlande an die Unternehmung gleicher Art gestellten Erwartungen zu erfüllen, denn zum ersten Mal seit ihrer Entstehung mußten Dosen – und Konservenfabriken den Beweis liefern, daß sie nicht nur im Frieden Bedeutung hatten, sondern auch im Kriege für die sichere Versorgung des Heeres und der Zivilbevölkerung unentbehrlich und den an sie gestellten Anforderungen, die mit Beginn und im Verlaufe der Blockade ins Ungeheure stiegen, voll und ganz gewachsen waren.
Mit der Erfüllung dieser schweren Aufgabe begnügte sich Fritz Züchner aber nicht, sondern er hatte neben den rastlosen Schaffen in seinen vielseitigen Betrieben auch die vornehmste Aufgabe des Betriebsführers und wohlhabenden Bürgers, für seine Gefolgschaft und die Bevölkerung seiner Heimatstadt mit Rat und Tat zu sorgen, nicht vernachlässigte. Unermüdlich war er bestrebt, die sich während des Krieges auf allen Gebieten zeigende Knappheit an Rohtoffen zu bekämpfen. Im Jahre 1915 richte er eine Ölmühle ein, die mit ihrer automatischen Ölpressen weit und breit das bedeutendste Unternehmen ihre Art war. Mit modernen Walzenstühlen wurden hier vorwiegend im Walde gesammelte Bucheckern zu Buchöl und Raps und andere Ölfrüchte zu Speiseöl bearbeitet, um der ungeheuren Fettnot der Zeit zu steuern.
Er legte ferner eine Darre zum Trocknen von Obst, Nahrungs– und Futtermittel aller Art an, mit der er nicht nur der eigene Bedarf gedeckt, sondern auch für die Regierung fortlaufend Aufträge ausgeführt wurden. So schützt du er den Überfluß des Sommers vor dem Verderben und stellte ihn für den Winterverbrauch sicher. In dem seiner Fabrik später angegliederten Sägewerke, in dem er die für den Versand seine Erzeugnisse und für viele Konservenfabriken benötigten Kisten selbst herstellte, wurden die abfallenden Sägespäne zu feinsten Sägemehl vermahlen, das zu Streumehl und zur Herstellung von Holzzementfußböden verwandt wurde.
Schon im Jahre 1915 beabsichtigte er, 100 Einfamilienhäuser zu bauen, um dem sich infolge starken Zuzuges von auswärtigen Arbeitskräften in Seesen stark bemerkbar machenden Wohnungsmangel abzuhelfen und um vor allen Dingen den aus dem Felde heimgekehrten Kriegern eine gesunde und würdige Unterkunft zu schaffen. Er gründete mit ein Aktienkapital von 300.000 Mark die Züchnerdorf-Gesellschaft, in der er mit einer Beteiligung von 200.000 Mark die Mariotät besaß. Das Ministerium hatte bereits 200 Gefangene für die Ausführung von Bauten bewilligt, die Forstverwaltung hatte große Mengen Holz zur Verfügung gestellt und das Bauholz war schon angefahren, da wurde ihm seitens der Stadt aus unzulänglichen Gründen die Genehmigung zum Ausschluß der Siedlung an die Wasserleitung versagt, so daß das gute Werk bis auf eine Siedlung am Bulk mit 80 Familienhäusern.
Die Fürsorge um seine Gefolgschaft entsprang auch der Entschluß, neben den schon bestehenden landwirtschaftlichen Betrieben das alte Amt in Seesen, damals ein Hof von 120 Morgen, das aber so vergrößert wurde, daß es bald circa 900 Morgen umfaßte, zu kaufen. Mit den landwirtschaftlichen Erzeugnissen versuchte er die Ernährungsmöglichkeiten seine Arbeitnehmer zu bessern, das Kasino und die Kantine wurden als Wohlfahrtseinrichtungen geschaffen, in denen täglich ungefähr 800 Mann verpflegt wurden. Das Getreide wurde auf dem Gutshofe vermahlen, eine Bäckerei in der Stadt wurde verpflichtet, nur für diebZüchnerbetriebe zu arbeiten, und in einer eigenen Schuhmacherei wurde die Gefolgschaft mit Schuhzeug versorgt und das dafür erforderliche Leder bei der beherrschenden Rohstoffknappheit von der Firma selbst besorgt.
Die im alten Amt erzeugte Milch aber fand Verwendung in dem mit einer Entbindungsanstalt verbundenen von Fritz Züchner in Seesen gegründeten Säuglingsheim, indem 30 Kinder bedürftiger Eltern, zum Teil mit ihren Müttern, Aufnahme fanden und in der schweren Notzeit der Kriegs– und Nachkriegs Jahre mit der für ihre Entwicklung erforderlichen Nahrung versorgt wurden und eine hygienische einwandfreie Unterkunft erhielten.
Von ungewöhnlicher Bedeutung für die Verpflegung von Herr und Zivilbevölkerung während des Ersten Weltkrieges war die Verwendung von Bandeisenstahl zur Herstellung von Konservendosen. Bei dem fast vollständigen Fehlen des Zinns war die Anfertigung von Blechemballagen jeder Art aufs stärkste gefährdet. Da kam Fritz Züchner auf den Gedanken, das für Marmeladeneimer verwandte Fußreifenstahlband zu einer Stärke auswalzen zu lassen, die für die Herstellung von zunächst 0,5 Kilo und später von Kilodosen erforderlich war.
Durch Kauf aller erreichbaren Zinngegenstände in Deutschland – unter anderem wurden in Bayern Bierkrüge mit Zinndeckeln ladungsweise aufgekauft – gewann
Fritz Züchner das Material zur Verzinnnung der Dosen, und nur auf diese Weise wurden Dosen- und Konservenfabriken während des Ersten Weltkrieges vor dem Erliegen geschützt. Wie überhaupt viele während des Weltkrieges aus der Not der Zeit geborenen Erfindungen sich auch im Frieden bewährten, so wurde auch die Verwendung von verzinken Stahlband nach dem Krieg von sämtlichen Fabriken beibehalten. Nach dem Krieg hatte Fritz Züchner vorübergehend die gesamte Weißbandfabrikation Deutschlands aufgekauft und war somit vorübergehend der Lieferant der Dosenfabriken.
Bei dieser ungeheuren Energieaufspeicherung in seinen schaffensreichen Jahren fand sein Unternehmergeist in seinen ausgedenten Seesner Werken aber noch keine erschöpfende Betätigung. Sein Einfluß machte sich in allen Teilen Deutschlands bemerkbar, und sein Besitz unaufhörlich.
So gründete er neben den Betrieben seiner Heimatstadt im Jahre 1913 mit einem Berufskollegen aus seiner Lehrzeit die Firma Metallwarenfabrik Schreiber & Co. in Braunschweig, in der Petroleum–Glühlampen und Feuerzeuge hergestellt wurden und die bei Ausbruch des Krieges ebenfalls auf Kriegslieferung umgestellt wurde.
Im Jahre 1915 erwarb Fritz Züchner die Germania-Werke in Lauterberg, in denen die Blechwarenfabrik Rudolf Züchner & Co. eingerichtet wurde, und in der dann sein bis dahin in Seesen beschäftigter Bruder Rudolf die Leistung übernahm. In diesen Betriebe wurde die Fabrikation von Emaillewaren und verzinken Blechwaren bevorzugt.
In der um die gleiche Zeit in Leipzig gegründeten Blechwarenfabrik Max Singewald übernahm Fritz Züchner die technische Einrichtung für die Herstellung von Konservendosen. Er führte die in Seesen bereits in großem Umfange als zweckmäßige erprobte Fabrikation von innen lackierten Dosen aus Schwarzblech ein und arbeitete so auch hier dem Weißblechmangel, der während des Krieges durch Fehlen des Zinns entstanden war, erfolgreich entgegen. Seine stetige innere Verbundenheit mit der Konservenindustrie zeigte sich in dem Erwerb der Arneburger Konservenfabrik in Arneburg an der Elbe und die Konservenfabrik Parchim i. M.
In der Schokoladenfabrik Wittekopf AG, Braunschweig, war er Vorsitzender des Aufsichtsrates und gleichzeitig Hauptbeteiligter.
1916 kaufte er das Forstgut Elba bei Lüneburg, das durch Schaffung neuer großzügiger Wirtschaftsgebäude und durch Kultivierung weiter Flächen in einen modernen, landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt wurde. Und die damals in Bayern ziemlich bedeutende Konservenindustrie direkt mit Dosen beliefern zu können und umso die hohen Frachten von Mitteldeutschland aus zu sparen, gründete er die Amberger Blechwarenfabrik AG in Bayern, die den größten Teil des Landes mit Dosen belieferten. Eine weitere große Blechwarenfabrik entstand unter seiner Leitung in Weißenturm a. Rhein, die 1926 in die Rheinische Blechwarenfabrik AG, Weißenturm a. Rh., umgewandelt wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitet er mit aller ihm zum Gebote stehenden Tatkraft mit an der Gründung der „Vereinigten Blechwarrenindustrie“, der sich außer den bedeutendsten Blechwarenfabriken in Deutschlands auch die Walzwerke Remy van der Zypen, Rasselstein, die Vereinigten Stahlwerke AG, Wissen und die Eisengroßhandlung Otto Wolf in Köln anschlossen. In dieser neu gegründeten Gesellschaft war Fritz Züchner einer von den drei Geschäftsführern.
Als ein Wirtschaftskuriosum wohl nie wiederkehrender Art und als eine Erscheinung von besondere Beweiskraft für die zerrüttelten Zustände der Nachkriegsjahre mag an dieser Stelle die der Firma am Ende der Inflationszeit vom Staate zuerkannte Berechtigung Erwähnung finden, eigenes Papiergeld herzustellen, wovon in weitgehenden Maße Gebrauch gemacht wurde. Dieses ursprünglich nur zur Lösung der Arbeiter bestimmte Notgeld erfreute sich bald des Vertrauens weitgehender Kreise, so daß es nicht nur von den Geschäftsleuten der Stadt bereitwillig in Zahlung genommen wurde, sondern dass es auch in eine viele Kilometer und umfassenden Umkreise von Seesen als Zahlungsmittel überall anerkannt wurde und mit dem staatlichen Papiergeld gleichen Kurs hielt. So gewaltig und ausgedient war sein Vermögen geworden, daß es nach den Begriffen früher Wirtschaftsanschauung für unabsehbare Zeit unerschütterlich zu sein schien, und doch wurden auch in diesen Besitz die Verfallserscheinungen der Wirtschaft getragen, der Keim des Ungesunden schlich sich ein, und es wurde krank wie die ganze Zeit, die den Kriegsjahren mit ihren politischen Wirren folgte; denn die Inflationsjahre waren bis dahin das traurigste Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Die Stabilisierung war für die Dosenfabriken, die den Hauptwert unter den Besitzungen Fritz Züchner bildeten, im unglücklichsten Zeitpunkt gekommen. Die Lager waren leer, die Produktion des Jahres war fast restlos verkauft und mit Papiergeld bezahlt worden, die bislang im Übermaß vorhandenen Mittel zur Sicherung der Produktion wann plötzlich versiegt, und Fritz Züchner sah sich gezwungen, Kredite in großer Höhe in Anspruch zu nehmen, die nur gegen untragbare Zinsen bewilligt worden und für die ein Besitz nach dem anderen verpfändet werden mußte, deren hoher Sachwert in keinem Verhältnis zu dem geliehenen Kapital stand. Die Familie Züchner war verarmt, gänzlich verarmt. Keine Fabrik, kein Haus, kein Morgen Land war mehr in ihrem Besitz. Aber nachdem der aufregende und aufreibende Kampf um die Erhaltung des Besitzes zu Ende gekämpft war und sich wie im Sturm folgenden Wogen geglättet hatten, da zeigte es sich, daß sie aus dem alles vernichtenden Schiffbruch doch zwei wertvolle Güter gerettet hatten. Den ungebrochenen „illen zum Wiederaufbau und den unerschütterlichen Glauben an die Zukunft.
Mit einer so natürlichen und bewundernswerten Genugtuung paßte sie sich den gänzlichen neuen und bescheidenden Verhältnissen an, als hätte sie nie über unermeßlichen Reichtümer verfügt. Die Vergangenheit war abgetan und und der Blick nur in die Zukunft gerichtet.
Einsam und verlassen von seinen früheren Freunden, hatte Fritz Züchner nur ein Mann, der sich mit unerschütterlichem Vertrauen in seine Seite stellte, der mit kräftigen Händen in das Rad des Schicksals griff und der ihm durch seine Umsicht und durch seine zielsicheres und planvolles Arbeiten bald eine unentbehrliche Stütze werden sollte. Das war sein einziger Sohn Fritz.